Interview mit dem P&S Metalltechnik-Teamchef

Wackernagel: “Weiter mit Ruhe und Spaß zum Erfolg“

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Wackernagel: “Weiter mit Ruhe und Spaß zum Erfolg“"
Lars Wackernagel (P&S Metalltechnik) | Foto: Cor Vos

06.01.2020  |  (rsn) -Wie lief die vergangene Saison, wie lauten die Ziele für das neue Jahr und welche Themen beschäftigen derzeit noch die deutschen Kontinental-Teams? radsport-news.com sprach mit den Verantwortlichen der heimischen Drittdivisionäre.

Teil 3: Lars Wackernagel (P&S Metalltechnik)

Herr Wackernagel, Ihr Team fährt seit dem vergangenen Jahr auf Kontinental-Niveau. Ein Schritt, der sich gelohnt hat?
Lars Wackernagel: Wir und die Sponsoren sind sehr zufrieden mit der Saison 2019. Das gab uns allen sehr viel Selbstvertrauen und lässt uns auch mit der nötigen Ruhe weiter arbeiten.

Was waren die sportlichen Highlights?
Wackernagel: Ich persönlich hatte ein paar wirklich schöne Tage bei der Deutschland Tour. Wir konnten mit Dominik Röber auch zeigen, dass wieder ein deutsches Talent auf dem Weg zu Höherem sein wird. Das hat mich sehr gefreut. Sportlich war auch das Auftreten des ganzen Teams neben den "dicken Jungs" bei der D-Tour sehr wichtig und schön zu sehen. Die guten Ergebnisse in der Bundesliga und das mediale Auftreten beim 2.1 Cro Race in Kroatien waren absolute Highlights.

Welcher Fahrer im Team hat die beste  Entwicklung genommen?
Wackernagel: Besonders wertvoll, für ihn selber und für das Team, war die sportliche Entwicklung von Robert Jägeler in den Sprints und von John Mandrysch auf allen Terrains. John hat sein Talent wirklich mal zeigen können und seinen ersten UCI-Sieg eingefahren. Das lässt hoffen für die Zukunft. Fahrer wie Dominik Röber und Michel Aschenbrenner konnten immer wieder ihr Talent aufblitzen lassen und trotz immer mal wieder krankheitsbedingter Ausfälle weiter an sich und ihrer Entwicklung arbeiten. Das war dann auch in Ergebnissen sichtbar.

Tiefpunkt war sicherlich der schlimme Sturz von Fabian Käßmann beim Fleche du Sud, nach dem er einige Zeit im Koma lag. Wie geht es ihm heute?
Wackernagel: Das war für uns alle eine völlig neue Situation. Für mich persönlich die schwierigste Zeit, die ich bis jetzt als Sportlicher Leiter erlebt habe. Um so schöner zu sehen, wie schnell sein Heilungsprozess verlief  und wie schnell er wieder auf der Höhe ist. Wir werden ihn weiter unterstützen und mit ihm zusammen einen Weg finden, vielleicht doch wieder in den Radsport zurück zu kommen. Ihm selber mangelt es jedenfalls nicht an der nötigen Motivation. Es war auch gut zu beobachten, wie schnell er die Situation akzeptiert hat und das Beste daraus macht.

Die Leistungsträger haben ihre Verträge verlängert. Welche personellen Veränderungen wird es geben?
Wackernagel: Wir haben drei Abgänge und vier Neuzugänge. Und einen Platz halte ich für Fabian Käßmann frei. Das Team wird sich etwas verjüngen. Allein drei Fahrer aus der U19 werden zu uns stoßen, darunter mit Tim Oelke und Tom Lindner zwei wirklich vielversprechende Fahrer. Im Bereich Erfahrung werden wir einen niederländischen Fahrer begrüßen dürfen: Rene Hooghiemster wird zu uns stoßen. Wir haben schon in der Zeit bei NSP Ghost gut zusammen gearbeitet und kennen uns sehr gut. Für ihn wird die Philosophie des Teams nichts Neues sein und ich habe noch einen Mann mehr neben Robert Retschke, der die Verantwortung im Rennen übernehmen wird.

Worauf haben Sie bei der Auswahl der Neuzugänge besonders geachtet?
Wackernagel: Ich wollte weiterhin jungen Talenten die Chance geben, den Radsport in Deutschland weiter voran zu bringen. Hier gibt es die Chance dazu,  sich auf größere Aufgaben behutsam vorzubereiten. Aber Talent hin oder her, sie müssen reinpassen und sich zurecht finden. Der Vorteil unseres Erfolgs der vergangenen Saison ist auch, dass sich die Fahrer schon im Vorfeld mehr mit dem Team P&S Metalltechnik beschäftigt haben. Dem folgte ein langes Kennenlernen und Herausfinden, ob es menschlich passt.

Ist der Kader 2020 auf dem Papier stärker als der der vom letzten Jahr?
Wackernagel: Der Stamm bleibt und wir haben eine gute Alternative zu den Abgängen finden können. Jetzt fangen wir aber von vorne an und die Stärke auf dem Papier ist das eine. Es gilt, diese auf ein Neues wieder auf die Straße zu bringen und mit guten Ergebnissen zu untermauern. Der Anspruch ist natürlich gestiegen und man wird dem nur mit der nötigen Ruhe und richtigen Herangehensweise weiter gerecht werden und erfolgreich sein. Das Motto bleibt also dasselbe: Mit Ruhe und Spaß zum Erfolg.

Wie lauten die Ziele für 2020?
Wackernagel: Das hängt auch etwas davon ab, wie die Organisatoren der Deutschland Tour die Nominierungskriterien für die Kontinentak-Teams festlegen werden. In der Saison 2019 waren sie klar formuliert. Es ging unter anderem um Leistung, die man in der Bundesligaserie bringen musste, um sich rein sportlich zu nominieren. Wir wollen uns auf jedenfalls international weiter entwickeln. Das ist absolut notwendig, um den jungen Fahrern den Sprung in eine höhere Lizenzklasse zu ebnen.

Wann und wo wird das Team in die Saison einsteigen?
Wackernagel: Wir werden wieder nach Kroatien gehen und dort den letzten Schliff und ddie Zusammenführung des ganzen Teams vornehmen. Das geht sehr gut in Trainingsausfahrten und den zusätzlichen ersten UCI-Rennen. Insofern ist die Zeit für mich schon sehr wichtig und das erste Highlight.

Welchem Fahrer trauen Sie perspektivisch den Sprung in ein höherklassiges Team zu?
Wackernagel: Wir haben mit Tobias Nolde einen Fahrer, der in sein letztes U23-Jahr gehen wird. Er hat jetzt im Winter schon zeigen können, dass die Saison 2019 für seine weitere Entwicklung gut war und einen Riesensprung folgen lassen. Jetzt benötigt er auch mal das nötige Glück und den richtigen Instinkt, um es in Ergebnisse umzuwandeln. Auch die etwas älteren Fahrer wie Robert Jägeler und John Mandrysch haben die Fähigkeit, noch mal einen Sprung folgen zu lassen und dann werden wir sehen, wo die Reise hingeht. Dominik Röber ist ein Kandidat, der es schaffen kann. Den ganz jungen Fahrern traue ich eine gute Entwicklung zu, so dass sie sich schnell in der neuen Klasse zurecht finden werden.

Für die ProSeries der UCI wird eine Startgebühr fällig. Was halten Sie davon?
Wackernagel: So weit ich das verstanden habe, sollen jetzt die kleinen Teams die großen Teams dabei unterstützen, ihre Dinge noch besser zu regeln. Ob das im Sinne der kleinen Teams ist und zu was es führen soll, geschweige denn was es für einen Vorteil für die kleinen Teams bringt, dies erschließt sich mir nicht. Aber sicher werden wir darüber noch in Kenntnis gesetzt. Vom Bauchgefühl her gehen wir ganz klar in eine Zweiklassengesellschaft. Damit habe ich, wenn man die Unterschiede sieht zwischen Worldtour- und KT-Teams, keine Probleme. Das ist so, jedes kleine Team hat ja die Chance, da oben an zu kommen und mitzuspielen. Aber wenn man jetzt eine Gebühr veranschlagt, deren Vorteile sich mir nicht erschließen, dann bilden sich große Fragezeichen in meinem Kopf. Die kleinen Teams haben nichts davon. Jedes der kleinen Teams versucht, sich wirtschaftlich zu organisieren. Da ist es nicht von Vorteil, das die wirtschaftlich sehr gut organisierte UCI die kleinen Teams mit einer unnötigen zusätzlichen Gebühr in die knie zwingt.

2019 konnten Sie Markus Fothen als Unterstützung der Sportlichen Leitung gewinnen, wie wird die Zusammenarbeit 2020 aussehen?
Wackernagel: Markus Fothen hat wieder Spaß am Radsport gefunden und wird auch in der Saison 2020 das Team mit seiner Erfahrung unterstützen. Zudem werde ich auch versuchen noch ein, zwei Personen für die Sportliche Leitung zu gewinnen.

Wohin soll die Entwicklung von P&S Metalltechnik in den nächsten Jahren gehen?
Wackernagel: Wir wollen ein Anlaufpunkt für junge Talente bleiben und uns weiter entwickeln. Dazu ist die Unterstützung der Sponsoren elementar. Der Hauptsponsor P&S Metalltechnik hat mir einer weitere Zusammenarbeit über 2020 hinaus zugesichert und somit ist das Team wirtschaftlich weiter gut aufgestellt. Im KT-Bereich ist noch viel zu tun und auch zu verbessern. Eine gewisse Konstanz an Leistung soll mit das Ziel in den nächsten Jahren sein.

Mehr Informationen zu diesem Thema

14.01.2020Curvers: “Wir trauen all unseren Fahrern die WorldTour zu“

(rsn) - Wie lief die vergangene Saison, wie lauten die Ziele für das neue Jahr und welche Themen beschäftigen derzeit noch die deutschen Kontinental-Teams? radsport-news.com sprach mit den Verantwo

13.01.2020Grabsch: “Warum sollen wir kleinere Brötchen backen?“

(rsn) - Wie lief die vergangene Saison, wie lauten die Ziele für das neue Jahr und welche Themen beschäftigen derzeit noch die deutschen Kontinental-Teams? radsport-news.com sprach mit den Verantwo

10.01.2020Blochwitz: “Wollen international als gereiftes Team auftreten“

(rsn) - Wie lief die vergangene Saison, wie lauten die Ziele für das neue Jahr und welche Themen beschäftigen derzeit noch die deutschen Kontinental-Teams? radsport-news.com sprach mit den Verantwo

09.01.2020Grasmann: “Wir träumen vom langfristigen Erfolg“

(rsn) - Wie lief die vergangene Saison, wie lauten die Ziele für das neue Jahr und welche Themen beschäftigen derzeit noch die deutschen Kontinental-Teams? radsport-news.com sprach mit den Verantwo

08.01.2020Ciolek: “Der harte Cut war ein logischer Schritt“

(rsn) - Wie lief die vergangene Saison, wie lauten die Ziele für das neue Jahr und welche Themen beschäftigen derzeit noch die deutschen Kontinental-Teams? radsport-news.com sprach mit den Verantwor

07.01.2020Monreal: “Wir haben einen sehr guten Mix im Team“

(rsn) - Wie lief die vergangenen Saison, wie lauten die Ziele für das neue Jahr und welche Themen beschäftigen derzeit noch die deutschen Kontinental-Teams? radsport-news.com sprach mit den Verantw

03.01.2020Scherf: “Müssen uns abgewöhnen, einfach nur dabei zu sein“

(rsn) - Wie lief die vergangenen Saison, wie lauten die Ziele für das neue Jahr und welche Themen beschäftigen derzeit noch die deutschen Kontinental-Teams? radsport-news.com sprach mit den Verantw

02.01.2020Schäfer: “Wir wollen das beste deutsche KT-Team bleiben“

(rsn) - Wie lief die vergangenen Saison, wie lauten die Ziele für das neue Jahr und welche Themen beschäftigen derzeit noch die deutschen Kontinental-Teams? radsport-news.com sprach mit den Verantw

Weitere Radsportnachrichten

31.03.2025Jakobsen muss unters Messer und steht vor langer Zwangspause

(rsn) – Spätestens nach der Saison 2022 schien der Horror-Sturz von Fabio Jakobsen (Picnic - PoostNL) aus der Polen-Rundfahrt aus dem Jahr 2020 endgültig vergessen, der heute 28-Jährige fuhr mit

31.03.2025Tudor, TotalEnergies und Uno-X bekommen die Tour-Wildcards 2025

(rsn) – Kaum hat die UCI die Bestätigung einer möglichen dritten Wildcard für die Grand Tours im Jahr 2025 bekanntgegeben, ist auch die ASO als Veranstalterin der Tour de France nun bereits vorge

31.03.2025Wiebes‘ unglaubliche Statistiken: Die Zahlen hinter der “100“

(rsn) – Ihren ersten UCI-Sieg feierte Lorena Wiebes im Jahr 2018. Das war damals im Mai beim Dorpenomloop in Aalburg, einem Rennen, das heute nicht mehr ausgetragen wird. Damals war sie 19 Jahre alt

31.03.2025UCI bestätigt Erweiterung der Grand-Tour-Pelotons auf 23 Teams

(rsn) – Nachdem sich das Professional Cycling Council (PCC) bereits für ein zusätzliches 23. Team bei den Grand Tours ausgesprochen hatte, hat nun auch das UCI Management Komitee die Entscheidung

31.03.2025Kool schafft bei Gent-Wevelgem den Befreiungsschlag

(rsn) – Auch wenn die Weltklasse-Sprinterin Charlotte Kool (Picnic – PostNL) beim überlegenen Sieg von Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) bei Gent-Wevelgem (1.UWT) chancenlos aussah, war die 25-

31.03.2025Keßler holt dritten Platz auf Schlussetappe der Olympia´s Tour

(rsn) - Für die Teams Lotto – Kern Haus – PSD Bank und Rembe – rad-net ist mit unterschiedlichen Gefühlen eine insgesamt erfolgreiche Olympia´s Tour zu Ende gegangen und Run & Race - Wibatech

31.03.2025Kooij erleidet Schlüsselbeinbruch bei Gent-Wevelgem

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat sich bei seinem Sturz 72 Kilometer vor dem Ziel bei Gent-Wevelgem (1.UWT) das Schlüsselbein gebrochen. Das bestätigte das niederländische Team vi

31.03.2025Haller fehlte ein halbes PS bei Pedersens Attacke

(rsn) – Durch die immer früheren Attacken der Favoriten bei den belgischen Frühjahresklassikern hat sich die Taktik, über die frühe Ausreißergruppe vor das Rennen zu kommen, in den letzten Jah

31.03.2025Dwars door Vlaanderen im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Dwars door Vlaanderen (1.UWT) ist eines der kürzesten flämischen Eintagesrennen des Frühjahrs. Im vergangenen Jahr etwa betrug die Distanz "nur" 183,7 Kilometer. Für die Fahrer ist das

30.03.2025Pedersen: “Erwartet das nicht immer von mir“

(rsn) – Es war schon eine sehr eindrucksvolle Show, die Mads Pedersen (Lidl – Trek) mit seiner 56 Kilometer langen Soloflucht beim 87. Gent-Wevelgem in Flanders Fields bot. Als wäre nichts weiter

30.03.2025Degenkolb: “Als Mads losfuhr, hatte keiner die Beine“

(rsn) – John Degenkolb (Picnic – PostNL) hat beim 87. Gent-Wevelgem (1.UWT) eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er trotz seiner 36 Jahrebei harten, langen Eintagesrennen immer noch mit der

30.03.2025Clever und stark: Roglic nach Katalonien bereit für den Giro

(rsn) - Primoz Roglic (Red Bull - Bora - hansgrohe) hat mit seinem Gesamtsieg bei der Katalonien-Rundfahrt eindrucksvoll bewiesen, dass er in bestechender Form ist. Der 35-jährige Slowene zeigte nic

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine