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31.08.2019 | (rsn) - Am Ende eines erneut hektischen Etappen-Finales hatten nach dem dritten Teilstück der Deutschland Tour Kasper Asgreen (Deceuninck - Quick-Step) und Jasper Stuyven (Trek - Segafredo) beide Grund zum Jubel: Der Däne gewann die 189 Kilometer lange Etappe in Eisenach vor dem Belgier im Zwei-Mann-Sprint, der Belgier aber übernahm das Rote Trikot des Gesamtführenden der viertägigen Rundfahrt. 17 Sekunden hinter dem Duo sprintete Sonny Colbrelli (Bahrain - Merida) an der Spitze der knapp 20-köpfigen Verfolgergruppe auf Rang drei. Der Italiener ist mit 13 Sekunden Rückstand auf Stuyven damit nun Gesamtzweiter.
"Das ist wirklich schön", freute sich Stuyven über das Rote Trikot, obwohl er drei Kilometer vor dem Ziel zunächst allein attackiert hatte und man hätte denken können, dass er enttäuscht sein könnte, am Ende trotzdem gegen Asgreen zu unterliegen. Doch der Belgier ging auf den letzten zwei Kilometern bewusst dieses Risiko ein, um die Gesamtführung zu sichern.
"Als Kasper zu mir kam war klar: Er hat drei Teamkollegen in der Gruppe hinter uns. Wenn ich nicht mitführe, dann führt er sicher auch nicht. Und dann hätte ich mit leeren Händen dagestanden. Also habe ich entschieden, dass ich die Situation nutze und aufs Trikot fahre. Er hat die Etappe gewonnen, aber ich kann auch sehr glücklich sein", so Stuyven.
Dass die beiden sich sofort einig waren, als Asgreen knapp zwei Kilometer vor dem Ziel zum Spitzenreiter aufschloss, bestätigte auch der Däne. "Ich wusste, dass er gut sprinten kann, dass er aber auch im Klassement gut platziert ist. Also habe ich ihm geholfen, Kraft zu sparen und den Abstand zu halten, was für ihn gut war. Und dann konnte ich wiederum Kraft sparen hinter ihm, um für den Sprint bereit zu sein", so der Tagessieger, dessen Team die Etappe dominiert hatte: Zunächst saß Julian Alaphilippe in der Ausreißergruppe des Tages, dann machte das Team auf der schweren Schlussrunde um Eisenach geschlossen Dampf und saß schließlich zu viert in der 19-köpfigen Spitzengruppe, die den Sieg unter sich ausmachen sollte.
"Man kann nicht jede Attacke mitgehen"
Dort befanden sich auch die beiden Deutschen Simon Geschke (CCC) und Emanuel Buchmann (Bora - hansgrohe), die nach der letzten Abfahrt unten in Eisenach beide auch selbst noch zu attackieren versuchten. Doch gegen die Quick-Step-Übermacht war kaum etwas auszurichten. "Es sind immer Moment-Entscheidungen, die man trifft. Man kann nicht jede Attacke mitgehen. Aber klar: Asgreen und Stuyven darf man nicht fahren lassen, nur saß ich da gerade weiter hinten in der Gruppe", sagte Geschke etwas enttäuscht am ARD-Mikrofon. Und Buchmann erklärte: "Im Flachen war ich schon ziemlich kaputt, und da braucht man einen Riesenmotor um zu attackieren, so wie die Beiden es eben haben. Da hatte ich keine Chance."
Geschke kam schließlich als Zwölfter, Buchmann als 14. ins Ziel. In der Gesamtwertung sind die Beiden vor der Schlussetappe von Eisenach nach Erfurt mit jeweils 23 Sekunden Rückstand auf das Rote Trikot Zwölfter und 13., der Schweizer U23-Weltmeister Marc Hirschi (Sunweb) liegt 20 Sekunden hinter Stuyven auf dem fünften Platz.
Stuyven ist vor dem großen Finale in Erfurt nun in einer sehr guten Ausgangsposition, um den Gesamtsieg zu feiern. Allerdings kann ihm dank Bonussprint und Bonifikationen im Etappenziel Colbrelli das Rote Trikot sogar noch abnehmen, ohne den Belgier wirklich zu distanzieren - indem er über beide Linien als erster und Stuyven nicht unter den Top 3 fährt. "Es sieht gut aus, aber vor der morgigen Ziellinie ist es nicht vorbei", warnte Stuyven daher. "Es ist an mir dafür zu sorgen, dass ich die Entscheidung heute mit Kasper zu arbeiten und aufs Klassement zu setzen, morgen nicht bereue."
In der Punktewertung verteidigte der bisherige Gesamtführende Alexander Kristoff (UAE Team Emirates) mit 27 Punkten die Führung knapp vor Stuyven (24) und Colbrelli (22). Das Bergtrikot übernahm Vincenzo Nibali (Bahrain - Merida) und die Nachwuchswertung führt weiter Hirschi an.
So lief das Rennen:
Noch innerhalb der ersten zehn Rennkilometer bildete sich die Ausreißergruppe des Tages mit Mika Heming vom deutschen Continental-Team Dauner Akkon sowie den WorldTour-Profis Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick-Step) und Mads Pedersen (Trek - Segafredo). Das Trio fuhr schnell innerhalb von 25 Kilometern bereits einen Vorsprung von 5:30 Minuten heraus, während es hinten im Hauptfeld zu einem Sturz kam, in den auch Pascal Ackermann und Rüdiger Selig (beide Bora - hansgrohe) verwickelt waren.
Heming sicherte sich aus der Gruppe heraus den ersten Bergpreis in Heiligenstadt und anschließend auch in Treffurt den ersten Zwischensprint, jeweils vor Alaphilippe und Pedersen. In der Zwischenzeit war der Vorsprung des Trios bereits auf 7:30 Minuten angewachsen, da im Hauptfeld nach der endlosen Tempojagd vom Vortag diesmal zunächst etwas gemächlicher gefahren wurde - mit 38,5 km/h im Schnitt in der ersten Rennstunde, während es am Freitag 46 km/h über den gesamten Tag waren.
Nach dem ersten Zwischensprint begann der Vorsprung der Ausreißer dann aber trotzdem langsam wieder zu schrumpfen, so dass 95 Kilometer vor dem Ziel noch 5:20 Minuten auf der Uhr standen und 20 Kilometer später 4:00 Minuten übrig waren. Im Hauptfeld bestimmten nun hauptsächlich Astana und Ineos sowie Bahrain - Merida mit Marcel Sieberg das deutsche Continental-Team P&S Metalltechnik das Tempo und verkürzten den Abstand kontinuierlich bis 55 Kilometer vor dem Ziel auf 2:30 Minuten.
Nibali holt sich das Bergtrikot
Bald darauf startete Justin Wolf (Bike Aid) einen Gegenangriff und machte sich allein auf die Verfolgung der Spitzenreiter, bei denen Heming 45 Kilometer vor dem Ziel schließlich Alaphilippe und Pedersen ziehen lassen musste. Bei der ersten Passage des Bergpreises an der Hohen Sonne aber waren beide deutschen KT-Fahrer wieder gestellt. Alaphilippe holte sich die Maximalpunktzahl vor Pedersen und dem aus dem Feld heraus auf Rang drei fahrenden Vincenzo Nibali (Bahrain - Merida).
Letzterer war es auch, der 18 Kilometer später beim letzten Bergpreis des Tages am Vachaer Stein hauchdünn vor Remco Evenepoel (Deceuninck - Quick-Step) als Erster über die Linie fuhr und sich so den entscheidenden Punkt sicherte, der ihn zum Träger des Bergtrikots machte - mit sechs Zählern vor Evenepoel und Alaphilippe, die jeweils fünf Punkte auf dem Konto haben. Alaphilippe war zuvor kurz nach der ersten Zielpassage in Eisenach mit Pedersen vom Feld geschluckt worden.
Vorentscheidung fällt am Vachaer Stein
Nach der Bergwertung am Vachaer Stein zogen die bergfesten Akteure voll durch, so dass sich jene knapp 20-köpfige Spitzengruppe bildete, die schließlich den Sieg unter sich ausmachen sollte. Mit vier Mann von Deceuninck - Quick-Step in der Gruppe war klar, dass die Belgier in Blau das Tempo bestimmen mussten, doch das taten sie auch ohne zu zögern. Enric Mas und Pieter Serry arbeiteten hart für einen möglichen Etappensieg von Asgreen oder Yves Lampaert.
Die Gruppe hatte so schnell mehr als eine halbe Minute Vorsprung auf die nächsten Verfolger um den Gesamtführenden Alexander Kristoff (UAE Team Emirates) oder den Vorjahreszweiten Nils Politt (Katusha - Alpecin). Als Alexey Lutsenko (Astana), wie schon am Vortag, kurz vor dem Bonus-Sprint beschleunigte und sich die drei Sekunden elf Kilometer vor Ziel sicherte, war der Vorsprung bereits auf 50 Sekunden angewachsen und es schien klar, dass der Sieger aus der Spitzengruppe kommen würde.
Asgreen und Stuyven: Eine Interessensgemeinschaft
Deceuninck - Quick-Step hielt das Tempo in der Folge weiter hoch und unterband so weitere Angriffe, etwa von Marc Hirschi (Sunweb) oder auch Simon Geschke (CCC) und Emanuel Buchmann (Bora - hansgrohe). Als drei Kilometer vor dem Ziel aber Stuyven angriff, wurde es gefährlich. Der Trek-Segafredo-Profi riss schnell eine recht große Lücke auf, die Serry und Mas nicht mehr schließen konnten.
Deshalb nahm Asgreen allein die Verfolgung auf, kam 1,5 Kilometer vor dem Ziel an Stuyven heran und beide arbeiteten von da an bis zum Ziel gut zusammen - der eine, weil er am Vortag in Göttingen bereits Zeit verloren hatte, mit dem Etappen-, der andere mit dem Gesamtsieg im Kopf. So sprintete Asgreen schließlich von Stuyvens Hinterrad auf den letzten 200 Metern zum Sieg, während der Belgier weiter im Sitzen durchzog, um den Abstand zu den Verfolgern möglichst groß zu halten.
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