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22.01.2019 | (rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.
Teil 8: UAE Team Emirates
Rückblick 2018: Die Erwartungen vor der Saison waren groß. Mit Fabio Aru, Alexander Kristoff und Daniel Martin hatte das Team für 2018 prominente Neuzugänge zu vermelden. Zumindest die Tour de France lief auch ordentlich, Martin und Kristoff - zum Abschluss auf der Champs-Élysées - verbuchten je einen Tagessieg. Eine weitere Etappe gewann Martin beim Critérium du Dauphiné, zudem beendete er die Rundfahrt auf Platz vier. Kristoff holte sich bei Eschborn - Frankfurt den vierten Sieg in Folge, Diego Ulissi feierte einen Etappenerfolg bei der Tour de Suisse.
Das war’s dann aber auch schon an nennenswerten Ergebnissen in 2018 – die Teamleitung dürfte sich deutlich mehr versprochen haben als die insgesamt nur zwölf Saisonsiege. Insbesondere Aru erlebte eine Saison zum Vergessen. Bei seinem großen Saisonziel, dem Giro d’Italia, musste er abgeschlagen und entkräftet auf der 19. Etappe vom Rad steigen, auch später bei der Vuelta a Espana blieb der Gesamtsieger von 2015 weit hinter den Erwartungen zurück. Weitere Leistungsträger wie Rui Costa, Jan Polanc oder Darwin Atapuma blieben wie Aru ebenfalls ohne Sieg.
Die wichtigsten Zu- und Abgänge: Neben den Rücktritten von Przemys?aw Niemiec und Matteo Bono gab es beim UAE-Team die Wechsel von Darwin Atapuma (Cofidis) sowie Ben Swift und Bahnweltmeister Filippo Ganna (beide Sky) zu verzeichnen.
Den insgesamt sechs Abgängen stehen gleich neun Neuverpflichtungen gegenüber, die meisten davon sind Wechsel auf die Zukunft, wie die Zwillinge Rui und Ivo Oliveira (beide Hagens Berman Axeon), Tadej Pogacar (Neo-Profi), Christian Munoz (Neo-Profi) oder Juan Sebastián Molano (Manazana Postobon). In diese Kategorie fällt auch der erst 20-jährige Belgier Jasper Philipsen (Hagens Berman Axeon), dem mit dem Etappensieg bei der Tour Down Under ein sensationeller Einstieg bei den Profis gelang.
Zeitfahrqualitäten bringt der Schweizer Tom Bohli (BMC) ins Team, viel Erfahrung und Kletterqualitäten dagegen der Kolumbianer Sergio Henao (Sky). Königstransfer ist aber unzweifelhaft Henaos Landsmann Fernando Gaviria, dem das Management aus dem noch laufenden Vertrag bei Quick-Step Floors herauskaufte und der für viele Sprintsiege sorgen soll.
In der Sportlichen Leitung kann die Verpflichtung von Allan Peiper einen wichtigen Impuls geben. Der Australier trug zuvor bereits erfolgreich zur Entwicklung von HTC - Highroad und BMC bei. Mit seinem Landsmann Neil Stephens wurde ein weiterer routinierter Sportdirektor ins Team geholt.
Im Fokus: … Fernando Gaviria. Man vergisst schnell, dass der Kolumbianer erst seit drei Jahren Profi ist. Die noch kurze Karriere des 24-Jährigen ist jedoch jetzt schon eine einzige Erfolgsgeschichte: vier Etappensiege beim Giro d’Italia, zwei bei der Tour de France, Rosa Trikot, Gelbes Trikot und ein Sieg bei Paris-Tours schmücken bereits seine sportliche Vita. Nicht unwesentlich profitierte der hoch talentierte Gaviria bisher vom herausragenden Sprintzug bei Quick-Step, der ihn stets perfekt bis zur Ziellinie chauffierte. Doch zur neuen Saison fehlte es der belgischen Equipe zwischenzeitlich an finanziellen Mitteln, Gaviria durfte gehen und entschied sich für UAE – die Verdienstmöglichkeiten in den Vereinigten Arabischen Emiraten dürften bei seiner Entscheidung keine geringe Rolle gespielt haben.
Aber zahlt sich dieser Transfer auch sportlich aus? Mit Kristoff verfügt das Team bereits über einen schnellen Mann, der ähnliches Terrain wie Gaviria bevorzugt. Zudem scheint der Sprintzug mit Roberto Ferrari, Vegard Stake Laengen, Sven Erik Byström, Oliveira Troia oder dem jungen Simone Consonni für zwei Kapitäne recht dünn besetzt und reicht sicher nicht an die Klasse von Quick-Step heran. Gaviria wird zumindest 2019 mit dieser Einschränkung leben müssen. Wie sich das auf die Ergebnisse auswirkt, wird der Saisonverlauf zeigen.
Aufgepasst auf … Tadej Pogacar. Es gibt wohl kaum eine Equipe, die den Slowenen nicht gerne in ihren Reihen gesehen hätte Der 20-Jährige galt 2018 als eine der Offenbarungen im U23-Bereich, gewann mit beeindruckender Konstanz die renommierte Tour de l’Avenir und beendete die prominent besetzte Slowenien-Rundfahrt zwischen etablierten Fahrern wie Matej Mohoric und Rafal Majka auf Position vier. UAE hatte zu jenem Zeitpunkt bereits längst Kontakt zu Pogacar aufgenommen, was am Ende ausschlaggebend war, um das Talent zu verpflichten.
Über welch großes Potenzial ihr Neuzugang verfügt, konnte die Teamleitung gleich bei der Tour Down Under registrieren: Pogacar zeigte kaum Anpassungsschwierigkeiten, beendete fünf der sechs Etappen unter den Top 20 und landete in der Endabrechnung auf Position 13. Pogacar ist das vermeintlich verheißungsvollste unter vielen Talenten im Kader, und an ihm wird sich besonders zeigen, ob das Team junge Talente langfristig zu Leistungsträgern formen kann. Angesichts seiner Anlagen, so scheint es, kann da eigentlich nicht viel schiefgehen.
Ausblick 2019: Die Teamleitung reagierte auf die schwache Saison 2018 wie schon im Jahr zuvor mit prominenten Neuzugängen. Gaviria ist sicherlich einer der bedeutendsten Transfers des Jahres, ob der Südamerikaner auch zum erwarteten Seriensieger bei den großen Rennen wird, bleibt abzuwarten. Bereits bei Aru und Kristoff erwies sich die Rechnung aus großen Namen gleich viele Erfolge als Trugschluss. Ein Problem bleibt dabei der Mangel an herausragenden und erfahrenden Domestiken – die Bedeutung dieses Fahrertyps schlägt sich im aktuellen Kader kaum nieder.
Dennoch unternimmt Aru 2019 einen erneuten Angriff auf den Gesamtsieg beim Giro d’Italia. Zur Vorbereitung absolviert der Italiener ein deutlich abgespecktes Rennprogramm, um erholt und in Bestform am Start der Italien-Rundfahrt zu stehen. Seine Teilnahme bei der Tour de France ist noch unklar. Dort sieht die Teamleitung ohnehin Dan Martin in der Kapitänsrolle, eine Top-Ten-Platzierung, ein Etappensieg und erfolgreiche Auftritte bei den Ardennen-Klassikern stehen ganz oben auf der Prioritätsliste des Iren. Neuzugang Henao verspricht Resultate bei einwöchigen Rundfahrten und kann mit Martin in den Ardennen eine schlagkräftige Doppelspitze bilden.
Die Kopfsteinpflasterklassiker bleiben hingegen die Angelegenheit von Kristoff, die Schwäche an ausgewiesenen Unterstützern für den Norweger dürften die Aussichten auf Spitzenresultate allerdings dämpfen. Interessant bleibt, wie UAE Team Emirates die Rennprogramme von Kristoff und Gaviria kombiniert – beide dürften etwa Ambitionen für die Tour hegen, die Rolle als Anfahrer schloss Kristoff allerdings öffentlich bereits mehrfach aus.
Mit Diego Ulissi, Jan Polanc und Valerio Conti kann das Team einige bewährte Etappenjäger vorweisen, auch Ex-Weltmeister Costa ist trotz mehrerer durchwachsender Jahre nicht zu unterschätzen. Herausragend besetzt ist zudem das Aufgebot an großen Talenten wie Philipsen, Pogacar oder Consonni. Das Potenzial für eine sehr gute Saison ist zweifelsohne vorhanden. Aber das war bereits 2018 nicht anders.
Eckdaten:
Land: Vereinigte Arabische Emirate
Hauptsponsor: Emirates
Branche: Fluggesellschaft
Teamchef: Jose Antonio Fernandez
Radausrüster: Colnago
WorldTour-Ranking 2018: 13
Fahrer im Aufgebot: 29
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