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08.01.2019 | (rsn) - Seit diesem Jahr ist Gilles Kockelmann der neue starke Mann beim Team Differdange. Im Interview mit radsport-news.com spricht der Manager über seine neue Tätigkeit für den luxemburgischen Kontinental-Rennstall, die Besonderheiten seiner Equipe und über seinen Sohn Raphaël, der zum zwölfköpfigen Aufgebot zählt.
Die haben den langjährigen Teamchef Gabriel Gatti abgelöst. Wie kam es dazu?
Kockelmann: Die Tatsache, dass "Gab" über 75 Jahre alt ist, führte dazu, dass die Suche nach einem Nachfolger bereits vor zwei Jahren begann. Damals waren wir, meine Frau und ich, bereits mit den Junioren auf UCI-Level aktiv. Von den damaligen sportlichen Leitern war aber keiner gewillt, diese Last zu übernehmen, so dass dieser Schritt nun eine Weiterführung unserer ursprünglichen Arbeit war.
Wie groß sind die Fußstapfen, in die Sie treten?
Kockelmann: Gab ist immer noch eine bekannte Persönlichkeit. Dies hauptsächlich in Belgien, wo wir jedes Mal auf ihn angesprochen werden. “Was macht er, wie geht es ihm, grüßt ihn von uns“. Dies sogar auf Cross-Rennen, wo er eigentlich nie aktiv war. Gab hat eine enorme Erfahrung und ein fundiertes Wissen, das sicherlich nicht von heute auf morgen ersetzt werden kann. Er bleibt uns aber erhalten und hilft meiner Frau beispielsweise mit der Rennplanung.
Worauf haben Sie dabei geachtet?
Kockelmann: Bei der Rennplanung müssen wir auf viele Dinge achten. So können wir nicht zu viele 1.1- oder 2.1-Rennen fahren, da wir einen sehr jungen Kader haben. Wir müssen also etwas mehr 1.2 oder 2.2 Rennen oder Kriterien fahren. Des Weiteren müssen wir natürlich auf die Kosten schauen. Ein Rennen in Portugal etwa kostet allein an Fahrtkosten etwa 3000 Euro. Wir wollten dieses Jahr an zwei Rennen dort teilnehmen. Diese Kosten werden aber leider vom Veranstalter nicht getragen.
Welche Rennen sollen die Highlights 2019 sein?
Kockelmann: Hauptziele werden die beiden luxemburger Rennen, der Flèche du Sud und die Tour de Luxembourg sein, aber wir versuchen auch dieses Jahr wieder die Ungarn-Rundfahrt, wo Tom Thill bereits 2015 Gesamtsieger war, zu fahren. Auch werden wir eine Anfrage für die zweiwöchige Volta Portugal stellen. Wir müssen uns aber immer darüber bewusst sein, dass die ProKontinental- und WorldTour-Teams Vorrang haben. Deshalb können wir zu diesem Zeitpunkt nur eine Anfrage stellen, müssen aber auf eine definitive Antwort warten.
Wie sieht genau Ihr Aufgabenbereich aus?
Kockelmann: Der Aufgabenbereich meiner Frau und von mir ist sehr vielfältig. So müssen wir für den finanziellen Teil sorgen, die Saisonplanung muss gemacht werden, Hotels buchen, Material besorgen, Kontrakte mit Fahrern, Sponsoren und Lieferanten abschließen. Teilweise werden wir beide auch an Rennen teilnehmen, sei es als sportlicher Leiter oder mit sonstigen Aufgaben. Da wir eine sehr kleine Mannschaft sind, können wir nicht nur eine einzige Aufgabe erledigen, sondern werden überall gefordert.
Was wird sich unter Ihrer Führung beim Team Differdange verändern?
Kockelmann: Hoffentlich nicht allzu viel.
Wo steigt das Team in die Saison ein?
Kockelmann: Unser erster Renntag ist der 10. März, da werden wir in Belgien (die Eintagesrennen) Jean-Pierre Monseré und in Holland Rucphen bestreiten. Wir fahren da mit zwei unterschiedlichen Aufgeboten.
Mit welchen sportlichen Zielen geht Ihr Team in die Saison?
Kockelmann: Da wir eine relativ junge Mannschaft sind, werden wir wohl kaum mit großen Siegen rechnen können. Wir hoffen aber, den erfahrenen Teams das Leben schwer zu machen und werden alles versuchen, um UCI-Punkte zu sammeln.
Von welchem Fahrer erwarten Sie in der kommenden Saison am meisten?
Kockelmann: Persönlich hoffe ich, dass wir Thomas Deruette (Neuzugang von Veranclassic) wieder auf PCT-Level heben können. Wir haben aber auch andere interessante Fahrer: Toni Franz ist ein guter Schlussfahrer, Laurin Winter ein guter Klassikerfahrer, aber auch unser Ami Cameron Beard ist ein starker Fahrer, der im welligen Terrain zurechtkommt. Ich stelle aber keine speziellen Anforderungen an irgendeinen der Fahrer. Ich erwarte nur, dass jeder sein Bestes gibt. Die Jungs wissen schließlich, warum sie sich das antun.
Im Aufgebot steht auch Ihr Sohn Raphaël. Was trauen Sie ihm sportlich zu und wie schwer ist es, mit dem eigenen Sohn zusammenzuarbeiten?
Kockelmann: Raphaël ist ein guter Zeitfahrer und liebt Kopfsteinklassiker. Letzte Saison war er ein typischer Teamplayer. Er war derjenige, der auf Olivier (der letztjährige Kapitän Olivier Pardini) gewartet hat, wenn der einen Plattfuß hatte, er holte Trinkflaschen, er hielt Oli aus dem Wind und fuhr Lücken zu. Ihm war es egal, ob er am Ende aufgeben musste oder nicht. Ich erwarte mir von ihm, dass er diese Saison etwas weniger für die anderen und ein klein wenig mehr für sich fährt. Es ist wichtig, für sein Team zu fahren, aber man sollte auch darauf achten dass man selbst nicht zu kurz kommt. Ich habe drei Kinder - zwei Söhne und eine Tochter -, die in Differdingen fahren. Das Verhältnis ist zu jedem der drei anders. Trainer, sportlicher Leiter, Team-Manager, Vater. Das muss mit sehr viel Feingefühl angegangen werden, und zwar von beiden Seiten aus.
Mit Leopard gibt es in Luxemburg noch ein zweites Kontinental-Team. Wie hart ist da der Kampf um die luxemburgischen Talente?
Kockelmann: Ich sehe Leopard nicht als Konkurrenz, sondern als Bereicherung. Leopard ist ein kommerziell ausgerichtetes Unternehmen, während wir eine kleine, familiäre Mannschaft sind. Bei uns helfen auch die Fahrer mit, wenn Not am Mann ist. Tatsächlich ist das Angebot für den luxemburgischen Fahrer enorm. Ich glaube, dass man in Deutschland glücklich wäre, wenn man diese Möglichkeiten hätte. Wir haben ja nicht nur Differdingen und Leopard, sondern fahren auch noch mit einem Regionalteam in Belgien, Holland und Deutschland. Des Weiteren fährt das Nationalteam auch noch Rennen. Ich glaube, dass jeder U23-Fahrer, der in Luxemburg eine Lizenz hat, international fahren kann. Das ist natürlich schön für die Fahrer, es übersättigt allerdings auch den Markt.
Wie sieht Ihre langfristige Planung mit dem Team Differdange aus?
Kockelmann: Da Differdingen das erste und älteste KT-Team in Luxemburg ist, wünsche ich mir natürlich, dass das Team auch in Zukunft noch Rennen fahren können wird. Dies wird finanziell und personell aber immer schwieriger. Im Augenblick haben wir im Ausland mehr Anklang als in Luxemburg selbst. So haben wir über 150 Fahreranfragen erhalten, alle aus dem Ausland. Wir werden am Ende der Saison erst sehen, ob wir die Quoten an Luxemburgern auch nächstes Jahr halten können oder nicht.
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