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19.12.2018 | (rsn) - Während sich die Fahrer von Gazprom-RusVelo derzeit im spanischen Calpe auf die neue Saison vorbereiten, besprach radsport-news.com mit Team Manager Renat Khamidulin den Ausblick auf 2019. Die russische Mannschaft, die von Gazprom Germania - der deutschen Tochtergesellschaft des weltweit größten Gaskonzerns - gesponsert wird, bleibt auch weiterhin die Schmiede russischer Radsporttalente.
Herr Khamidulin, zum Jahresende wird traditionell Bilanz gezogen. Wie zufrieden sind Sie mit der Saison 2018?
Khamidulin: Licht und Schatten lagen dicht beieinander. Einerseits sind wir ehrgeizige Athleten, die gewinnen wollen. Das hat nicht in dem Maße geklappt, wie wir es uns erhofft haben. Andererseits haben wir auch Zielsetzungen, die jenseits dieser Siegstatistiken liegen. Damit unterscheiden wir uns vielleicht etwas von anderen Teams.
Was zählen Sie zu diesen Erfolgen?
Khamidulin: Wir stellen den russischen Meister im U23- und im Elitebereich. Das ist für Gazprom-RusVelo eine Prestigefrage. Dann hatten wir einen erstklassigen Rennkalender mit 27 Renntagen in der WorldTour und Einladungen zu allen Rennen in Deutschland. Bei den kleineren europäischen Landesrundfahrten im Frühjahr und Sommer waren wir sehr konsistent. Egal, ob in Kroatien, Norwegen, Slowenien, Italien, Rumänien oder Österreich – überall waren wir in den Top10 der Gesamtwertung. Bei der Sibiu Tour haben wir mit zwei jungen Fahrern sogar Platz 2 und 3 belegt.
Ist der Nachwuchs für Sie der Schlüssel zum Erfolg?
Khamidulin: Ganz klar, denn Gazprom-RusVelo ist das Sprungbrett der russischen Nachwuchsfahrer. Sie entwickeln sich bei uns Schritt für Schritt bis zur Weltspitze. Das haben wir in der Vergangenheit mit Fahrern, wie Zakarin gezeigt. Und 2018 haben wir das erneut eindrucksvoll unterstrichen. Mit Alexander Vlasov haben wir den Baby-Giro gewonnen und nur um die Winzigkeit einer einzigen Sekunde das Podium der Tour de l’Avenir verpasst. Mit diesen Ergebnissen gehört Vlasov bereits zu den weltbesten U23-Fahrern.
Viele seiner Konkurrenten sind direkt in die WorldTour gewechselt. Warum fährt er weiterhin im ProContinental-Bereich?
Khamidulin: Alexander ist ein intelligenter Mensch. Er hat seinen Neoprofi-Vertrag, der noch bis 2019 galt, bei uns vorzeitig bis 2020 verlängert. Trotz aller WorldTour-Verlockungen und Angebote. Alexander weiss, dass vor allem im renntaktischen Bereich noch ein großes Entwicklungspotenzial hat. Ein Beispiel: diese eine Sekunde bei der Avenir, die ihn das Podium kostete, hat er nicht verloren, weil er körperlich schwächer war, sondern weil er eine Rennsituation falsch eingeschätzt hat. Ähnlich war es bei den Weltmeisterschaften in Innsbruck. Um aus diesen bitteren Momenten zu lernen, braucht es das passende Umfeld.
Was bieten Sie diesen jungen Fahrern zur Weiterentwicklung?
Khamidulin: Unsere Struktur unterscheidet sich nicht von WorldTour-Teams, vom Material über die Trainer und das Personal bis zu unserer Teambasis am Gardasee, wo das gesamte Team lebt und tagtäglich trainiert, ist bereits heute alles erstklassig. Im Gegensatz zu den WorldTour-Teams profitieren die jungen Fahrer bei Gazprom-RusVelo aber von einem speziellen Rennprogramm. Bei uns können sie die WorldTour- und die U23-Welt kombinieren. Bei WorldTour-Rundfahrten, wie Tirreno-Adriatico, und Monumenten, wie Mailand-Sanremo, fahren sie Mann gegen Mann mit den besten Fahrern der Welt. Und bei den U23-Rennen messen sie sich mit den Konkurrenten, mit denen sie ihre gesamte Karriere verbringen werden.
Ihr Kader für 2019 wird sogar noch jünger. Zwei Drittel der Fahrer sind erst 23 Jahre oder jünger und Sie haben allen drei Stagiaires aus diesem Jahr einen Profivertrag gegeben. Welche Strategie steckt dahinter?
Khamidulin: Jeder Manager steht vor der Frage, wie er sein Team ausrichtet. Ich habe mich vor Jahren für den Talentweg entschieden und immer das Ziel „Olympia 2020“ vor Augen. Auf diesem Weg ist 2019 ein Schlüsseljahr, denn es ist die letzte komplette Saison vor Tokio. Das Durchschnittsalter des Teams wird bei 24 Jahren liegen und damit werden wir im nächsten Jahr eines der jüngsten Profi-Teams im Peloton sein. Jetzt fährt der harte Kern der russischen U23-Nationalmannschaft gemeinsam bei uns in einem Team. Die Jungs waren zusammen sehr erfolgreich beim Baby Giro, der Avenir oder der WM in Innsbruck. Da ist es nur konsequent, sie auch in einem Elite-Team zu sammeln und gemeinsam Profi- Rennen zu fahren. Das kann für sie und uns als Team nur erfolgreich sein.
Welche Ziele haben Sie sich für 2019 gesetzt?
Khamidulin: Wir arbeiten derzeit mit Hochdruck daran, auch im nächsten Jahr einen erstklassigen Rennkalender zu fahren. Das ist die Basis von allem, egal ob es um die körperliche und mentale Entwicklung oder um Siege geht. Wenn wir erneut um die 30 Renntage in der WorldTour haben, ist das für die jungen Fahrer nicht nur Ansporn, sondern auch das richtige Pensum, um Rennhärte aufzubauen. Die zahlt sich dann in kleineren Rennen und vor allem auch langfristig aus. Im nächsten Jahr möchte ich einen klaren Entwicklungsschritt bei unseren jungen Fahrern sehen, der mich optimistisch für 2020 macht. Das kann der Sieg einer kleineren Rundfahrt oder der Gewinn einer Bergetappe genauso sein, wie ein sehr aktiver Auftritt bei einem WorldTour-Rennen.
Apropos Rennkalender: In diesem Jahr waren sie sehr sichtbar auf deutschen Straßen. Woher kommt diese Nähe zu den deutschen Rennen?
Khamidulin: Richtig! 2017 und 2018 wurden wir von den deutschen Veranstaltern zu jedem Rennen eingeladen. Dafür bin ich sehr dankbar, denn wir bemühen wir uns besonders um die deutschen Rennen. Wir wollen unseren Hauptsponsor Gazprom Germania, der in Berlin seine Zentrale hat, auch in der Heimat präsentieren. Dazu passen die deutschen Klassiker sehr gut zu unserer Fahrweise: wir sind in Gruppen und verstecken uns nicht. Damit animieren wir die Rennen und machen sie etwas bunter – das wissen die Veranstalter zu schätzen. Ich würde mich freuen, wenn wir den deutschen Fans auch in 2019 unsere königsblauen Trikots zeigen können.
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