Ohne Funk keine Infos im WM-Straßenrennen

Bardet und Woods hatten keine Ahnung, dass sie um Gold fuhren

Von Felix Mattis aus Innsbruck

Foto zu dem Text "Bardet und Woods hatten keine Ahnung, dass sie um Gold fuhren"
Romain Bardet (links) und Michael Woods (rechts) kämpften in Innsbruck gegen Alejandro Valverde (hinten) um Gold. | Foto: Cor Vos

30.09.2018  |  (rsn) - In den steilen Rampen der Höttinger Höll war es 9,5 Kilometer vor dem Ziel um Michael Valgren geschehen. Der Däne, der bei der letzten Passage der Bobbahn von Igls attackiert und als Solist das Finale des WM-Rennens mit bis zu 28 Steigungsprozenten in Angriff genommen hatte, wurde von Romain Bardet, Alejandro Valverde, Michael Woods und Gianni Moscon ein- und überholt. Damit führten die Top-Favoriten nun das Rennen an, und alle Zuschauer am TV wussten: Sie kämpfen jetzt um den WM-Titel.

Doch zwei der Protagonisten war das nicht klar: Woods und Bardet. "Wir hatten keine Informationen und waren nicht sicher, ob noch jemand vor uns war", sagte Woods zur Überraschung der anwesenden Journalisten in der Mixed Zone und erklärte: "Wir haben einige Leute eingeholt, aber es war schwer einzuschätzen, ob wir jetzt um Bronze oder Silber oder Gold fahren. Ich glaube nicht, dass wir uns überhaupt sicher waren, ob wir um eine Medaille fahren."

Bardet bestätigte anschließend auf der Pressekonferenz der Medaillengewinner, dass es ihm genauso ging: "Es waren keine Motorräder oder Autos vor uns zu sehen. Deshalb wussten wir nicht, ob noch jemand da ist. Mein Fokus lag nur auf dem Vordermann", sagte der Franzose.

In anderen Rennen werden Fahrer per Teamfunk auf dem Laufenden gehalten, bei den Weltmeisterschaften von Innsbruck waren Funkverbindungen zum Auto aber verboten - und weil den Fans und Betreuern am Straßenrand die Rennsituation klar war, kam von ihnen wohl auch niemand auf die Idee, dem Trio zuzurufen, dass sie jetzt das Rennen anführten. Doch das war kein Grund für Bardet, sich zu beschweren - im Gegenteil: Dem 27-Jährigen gefiel das Rennen ohne Funk. "Das war eine gute Entscheidung", lobte er die UCI.

Möglich, dass das Unwissen dabei half, auf den folgenden Kilometern gut zusammenzuarbeiten. Denn wer nicht weiß, dass es um das Regenbogentrikot geht, der kann auch nicht nervös werden und deshalb Führungen verweigern. "Bardet und Valverde sind Champions. Das sind keine, die sich einfach nur hinten draufsetzen. Deshalb konnten wir gut zusammenarbeiten", meinte zwar Woods. Doch wer weiß, ob Bardet nicht doch noch attackiert hätte, wenn er nicht den Verdacht gehabt hätte, dass sie zusammenarbeiten müssen, um noch zum vermeintlich letzten Ausreißer vorzukommen?

Spätestens, als Tom Dumoulin knapp 1,5 Kilometer vor dem Ziel beim Überqueren des Inns aber von hinten an das Trio herankam, dürfte es auch Bardet und Woods klar geworden sein, dass es jetzt um den WM-Titel ging. Denn mit dem Niederländer kam auch das rote Auto der Renndirektion hinter die Gruppe vorgerückt - und das hat seinen Platz schließlich genau dort: direkt hinter den Spitzenreitern.

Schließlich aber konnte gegen Valverde im Sprint auf dem Rennweg aber niemand mehr etwas ausrichten. Der Spanier wusste übrigens ganz genau, dass sie führten - schon direkt nach dem Anstieg. Das bestätigte sein Betreuer radsport-news.com. Valverde nahm sein Umfeld bei den extremen Qualen in der Höll wohl noch am besten wahr - auch ein Anzeichen dafür, dass er der Stärkste war.

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.12.2018Sport-Business-Gold für Innsbruck 2018

(rsn) - In sechs Kategorien wurde am vergangenen Dienstag im Haus des Sports in Wien erstmals der VICTOR, der Sport Business Preis 2018 vergeben. Die Straßen-WM 2018 in Innsbruck-Tirol wurde dabei al

06.11.2018Valverdes Äußerungen sind eines Weltmeisters unwürdig

(rsn) – Als Alejandro Valverde in Innsbruck nach zwölf vergeblichen Anläufen die Ziellinie eines WM-Straßenrennens als Erster überquerte, habe ich im ersten Moment Freude verspürt. Es ist immer

27.10.2018Weltmeister Valverde gewinnt auch das “Goldene Rad“

(rsn) - Weltmeister Alejandro ist als dritter Spanier nach Miguel Indurain und Alberto Contador mit dem Vélo d´Or (Goldenes Rad) ausgezeichnet worden. Mit dem Preis belohnt die französische Fachzei

07.10.2018Straßen-WM 2022 findet in Australien statt

(rsn) - Die Straßen-Weltmeisterschaften 2022 werden in Australien ausgetragen. Wie der nationale Radsportverband bekanntgab, wird die Stadt Wollongong im Bundesstaat New South Wales die Welttitelkäm

04.10.2018Zu wenig Gehalt: Spaniens Nationalcoach droht mit Rücktritt

(rsn) - Nur wenige Tage nach Alejandro Valverdes WM-Triumph hat Spaniens Nationalcoach Javier Minguez mit seinem Rücktritt gedroht. Wie der 69-Jährige der Nachrichtenagentur Europa Press erklärte,

02.10.2018Valverde macht noch bis zu den Spielen von Tokio weiter

(rsn) - Alejandro Valverde ist mit dem Gewinn des Weltmeistertitels am Ziel seiner Träume. Ans Aufhören denkt der Spanier trotz seiner 38 Jahre aber noch nicht: Valverde will noch bis 2020 als Profi

02.10.2018Zeitfahrweltmeisterin van Vleuten erfolgreich am Knie operiert

(rsn) - Die im WM-Straßenrennen der Frauen gestürzte Annemiek van Vleuten ist am Montag erfolgreich an ihrem gebrochenen Schienbeinkopf (Tibia) operiert worden und wird mindestens vier Wochen eine S

02.10.2018Tritt Walscheid in Kittels und Degenkolbs Fußstapfen?

(rsn) - Immerhin schon vier Siege gelangen dem Team Sunweb beim Münsterland Giro. Die allerdings holten sich drei Deutsche, die längst nicht mehr für den Rennstall von Manager Iwan Spekenbrink fahr

02.10.2018Kennaugh: “Es war viel schwerer, als ich erwartet hatte“

(rsn) - Nicht die hoch gehandelten Zwillingsbrüder Adam und Simon Yates waren im WM-Straßenrennen von Innsbruck die britischen Trümpfe. Vielmehr war der etatmäßige Edelhelfer Peter Kennaugh für

01.10.2018Evenepoel war die Entdeckung der WM 2018

(rsn) - Alejandro Valverde hat mit sieben Medaillen in den letzten 15 Jahren WM-Geschichte geschrieben. Möglicherweise wird im großen Radsportbuch das Kapitel des 38-Jährigen mit dem ersehnten Gewi

01.10.2018Perfekt, aber auch nachhaltig?

(rsn) – Volksfeststimmung im österreichischen Radsport war es definitiv, die wir in den letzten neun Tagen in der Tiroler Landeshauptstadt erleben durften. Selbst als Österreicher, der viel bei na

01.10.2018WM-Podcast: Holzmedaille für den “Fahrer der Saison“

(rsn) - Im letzten Podcast zur Straßen-WM von Innsbruck wirft Lukas Kruse mit Felix Mattis und Peter Maurer einen Blick zurück auf die Straßenrennen der Frauen und Männer, die beide mit Favoritens

Weitere Radsportnachrichten

24.07.2025Wird am Col de la Loze schon der Toursieger gekrönt?

(rsn) – Die 18. gilt als die Königsetappe der 112. Tour de France. Auf den 171 Kilometern von Vif nach Courchevel müssen mehr als 5.400 Höhenmeter bewältigt werden, gleich drei Anstiege der Eh

24.07.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

24.07.2025Vollering-Team FDJ - Suez mit neuem Trikot zur Tour de France

(rsn) – Das französische Team FDJ – Suez um Top-Favoritin Demi Vollering tritt bei der Tour de France Femmes avec Zwift 2025 im neuen Look an – und zwar überwiegend schwarz. Der Rennstall werd

24.07.2025Provozierter Pogacar, All-In-Vingegaard und Red Bull im Höhenflug

(rsn) - Es wird heiß bei der Tour de France. Nicht unbedingt vom Wetter her. 8 Grad und Regenschauer sind für den Col de la Loze angesagt, dem finalen Anstieg der Königsetappe dieser Tour mit insge

23.07.2025Merlier ärgert sich nach Sturzchaos über Bruchpiloten der Tour

(rsn) - Wieder löste ein Sturz, der wohl vermeidbar gewesen wäre, bei der Tour de France ein Chaos aus. So sieht es jedenfalls Tim Merlier (Soudal – Quick-Step), dem nach der Ziel-Durchfahrt der 1

23.07.2025Lidl - Trek hat den Giro-Spirit nun auch bei der Tour

(rsn) – Jonathan Milan war längst im Ziel und hatte seinen zweiten Sieg bei der diesjährigen Tour de France und einen Riesenschritt im Kampf um das Grüne Trikot bejubeln können, als sich kurz vo

23.07.2025Rabiat durchgegriffen: Polizist holt in Valence Flitzer vom Fahrrad

(rsn) – Um ein Haar hätte die 17. Etappe der Tour de France in Valence mit einem noch größeren Unfall enden können, als es durch den Sturz unter dem Teufelslappen ohnehin der Fall war. Denn wie

23.07.2025Ist für Girmay die Tour nach der 17. Etappe beendet?

(rsn) – Bei der 112. Tour de France läuft bei Intermarché – Wanty um Sprinter Biniam Girmay nichts zusammen. Der Eritreer wartet noch auf seinen ersten Etappenerfolg und lag vor dem Start des Te

23.07.2025Meeus: Perfektes Finale, aber am Ende enttäuscht

(rsn) – Ein achter Platz am Ende der 8. Etappe in Châteauroux war das bisher beste Ergebnis, das Jordi Meeus (Red Bull – Bora – hansgrohe) bei der 112. Tour de France bisher hatte einfahren kö

23.07.2025Nolde gewinnt in Polen Auftakt der Dookola Mazowsza

(rsn) - Tobias Nolde (Benotti - Berthold) hat die 1. Etappe der Dookola Mazowsza (UCI 2.2) für sich entschieden und damit den ersten Saisonsieg für sein Team eingefahren. Der 26-Jährige setzte sich

23.07.2025Verbalattacken gegen Gegner: Politt weist Vorwürfe zurück

(rsn) - Nils Politt (UAE – Emirates – XRG) hat Vorwürfe zurückgewiesen, er habe auf der 16. Etappe der Tour de France 2025 Profis, die versuchten, sich der Ausreißergruppe anzuschließen, verba

23.07.2025Abrahamsen: “Ich habe im Moment Superbeine“

(rsn) – Nachdem mit Jonas Abrahamsen (Uno-X Mobility) gut vier Kilometer vor dem Ziel der letzte Ausreißer eingeholt wurde, kam es auf der 17. Etappe der Tour de France 2025 zum erwarteten Massensp

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de France (2.UWT, FRA)
  • Radrennen Männer

  • Dookola Mazowsza (2.2, POL)