Deutscher Road Captain über das WM-Straßenrennen

Burghardt: “Lieber öfter durch die Hölle als diese lange Anfahrt“

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Marcus Burghardt | Foto: Cor Vos

28.09.2018  |  (rsn) - Mit drei Routiniers und drei hoffnungsvollen Talenten tritt das Aufgebot des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) am Sonntag im WM-Straßenrennen von Innsbruck an. Mit seinen 35 Jahren ist Marcus Burghardt der erfahrenste des deutschen Sextetts, das auf dem schweren Kurs mit seinen mehr als 4.600 Höhenmeter zu den Außenseitern gehört.

Burghardt wird bei seiner sechsten WM die Rolle des Road Captain übernehmen und vor allem im ersten, flacheren Streckenabschnitt viel arbeiten müssen. Auch wenn der Klassikerspezialist kein Mann für die Berge ist, begrüßte er die Streckenauswahl der WM-Planer um Thomas Rohregger. “Es wird die schwerste WM, die wir in den letzten Jahren hatten. Ich bin aber der Meinung, dass man das auch mal braucht, um den absoluten Bergfahrern eine Chance zu geben, einmal Weltmeister zu werden. Nicht nur immer den Klassikerfahrern oder Sprintern. Deshalb ist es richtig, dass Innsbruck das macht“, betonte Burghardt am Donnerstabend beim Pressegespräch.

Dabei hätte es der Samerberger sogar gerne gesehen, wenn der abschließende Rundkurs öfter als nur sieben Mal im Programm stünde. Die "Anfahrt" durch das Inntal dagegen sei zu lang. “Zu einer WM kommen so viele Zuschauer von weit her. Das ist ein besonderes Event. Da sollten sie die Fahrer öfter sehen als nur sieben Mal“, erklärte Burghardt, der die 2,8 Kilometer lange und bis zu 28 Prozent steile "Höttinger Höll“, die in der letzten Runde zusätzlich dazukommt, als den Scharfrichter ansieht. “Dort könnte sich die Spreu vom Weizen trennen.“

Ob dann die beiden aussichtsreichen deutschen Kandidaten Emanuel Buchmann und Maximilian Schachmann noch beim “Weizen“ dabei sein sind, darf bezweifelt werden. Buchmanns Formkurve zeigte nach überragendem Vuelta-Beginn wohl auch wegen den Folgen eines Sturzes nach unten. Allerdings sieht Zemke "Emu" auf einem guten Weg. "Er hat sich gut erholt", glaubt der Ex-Profi.

Für den Debütanten Maximilian Schachmann dürfte vor allem die Distanz von rund 260 Kilometern in Verbindung mit den vielen Höhenmetern noch zu viel des Guten sein. “Maximilian hat eine gute Form, er ist vielleicht der Mann, für den wir fahren können“, sagte Burghardt, im Fall seines Bora-hansgrohe-Teamkollegen Buchmann hinge viel davon ab, “wie er sich erholt. Man hat gesehen, dass es ihm bei der Vuelta am Ende schlechter ging als am Anfang.“

Die Chance des aus nur sechs Fahrern bestehenden deutschen Teams liegt laut Burghardt in frühzeitigen Attacken. “Die beste Taktik wird sein, nicht aufs absolute Finale zu warten, weil es da Fahrer wie Simon Yates gibt, die besser sind als alle anderen“, sagte der Routinier und nannte auch den Vuelta-Sieger aus Großbritannien als seinen Favoriten auf das Regenbogentrikot.

Ein Top-Ergebnis traut er einem weiteren Bora-hansgrohe-Profi zu, und zwar Patrick Konrad, der an der Spitze des österreichischen Aufgebots steht. “Sie werden im eigenen Land extrem motiviert sein. Ich denke, dass Konrad gut fahren kann. Ich würde ihm wünschen, dass er die besten Zehn schafft. Das hat er drauf“, sagte Burghardt über den Siebten des diesjährigen Giro d‘Italia.

Sogar Titelverteidiger Peter Sagan wollte er trotz des brutal schweren Kurses nicht völlig abschreiben. “Wenn alle warten, kann es sein, dass er oben (auf der Kuppe der “Höttinger Höll“) nur 30 Sekunden Rückstand hat und die Lücke in der Abfahrt mit etwas mehr Radbeherrschung wieder zufährt“, nannte der gebürtige Sachse das für seinen Kapitän bei Bora-hansgrohe günstigste Szenario. Sagans Aussage, dass er keine Chance auf den vierten WM-Titel in Folge habe, schien Burghardt dabei nicht so recht zu trauen. “Dass er keine Chance hat, das hat er letztes Jahr in Doha auch gesagt“, meinte Burghardt und lachte dabei.

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