Pole gewinnt 75. Polen-Rundfahrt vor dem Briten

Simon Yates lässt Kwiatkowski bis zuletzt zittern

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Simon Yates (Mitchelton-Scott) hat die Schlussetappe der Polen-Rundfahrt gewonnen. | Foto: Cor Vos

10.08.2018  |  (rsn) - Michal Kwiatkowski ist seiner Favoritenrolle bei der 75. Polen-Rundfahrt gerecht geworden. Der Straßenweltmeister von 2014 verteidigte auf der Schlussetappe rund um Bukowina Tatrz. sein Gelbes Trikot und konnte sich nach hartem Kampf über den Gesamtsieg freuen. Das letzte Teilstück ging an Simon Yates (Mitchelton-Scott), der als Solist mit je zwölf Sekunden Vorsprung auf Thibaut Pinot (Groupama-FDJ) und Davide Formolo (Bora-hansgrohe) sowie weitere sieben Fahrer triumphierte - darunter auch Kwiatkowski, der Sechster wurde und bis zuletzt zittern musste.

Letztlich setzte sich der 28-Jährige im Schlussklassement mit 17 Sekunden Vorsprung gegenüber Yates durch. Pinot rückte noch auf Rang drei vor, wogegen Emanuel Buchmann (Bora-hansgrohe) vom vierten auf den siebten Platz zurück fiel, aber damit bester deutscher Profi blieb. Freuen konnte sich Bora-hansgrohe über Patrick Konrad, der die Bergwertung gewann

"Ich freue mich ungemein, weil es mein erster Gesamtsieg bei der Polen-Rundfahrt ist. Der Dank geht vor allem an meine Mannschaftskollegen und die polnischen Fans, die mich die ganze Zeit an der Strecke angefeuert hatten. 2012 war ich schon nah dran, damals haben ein paar Sekunden gefehlt. Jetzt es hat geklappt“, sagte Kwiatkowski, nachdem er das Gelbe Trikot knapp verteidigt hatte.

Sorgen darüber, es am letzten Tag doch noch verlieren zu können, machte er sich nach eigenen Worten aber nicht. „Bei meinem Heimrennen entscheiden sehr oft nur Kleinigkeiten, die Zeitunterschiede sind nie groß. Deswegen war es umso wichtiger, dass wir die ganze Zeit versucht haben, dass Rennen als Team zu kontrollieren. Auch als Yates sich abgesetzt hatte, wussten wir, welchen Vorsprung er hat. Alles war im Grünen Bereich. In diesem Jahr verlief die Rundfahrt für mich nach Plan, besser hätte es nicht laufen können.“

Auch wenn es nicht zum Gesamtsieg reichte, zeigte sich auch Yates mit dem Ausgang des Rennens zufrieden. "Das ist eine perfekte Geburtstagsfeier, wenn auch einige Tage zu spät“, freute sich der Etappengewinner, der am Montag 26 Jahre alt geworden war, über seinen sechsten Saisonsieg, allesamt übrigens bei WorldTour-Rennen eingefahren. "Das ist ein fantastischer Sieg - ich attackierte im richtigen Moment, riss ein gutes Loch und konnte den Abstand halten.“

Und auch der Gesamtdritte Pinot konnte sich als Gewinner fühlen, blickte er nämlich auf ein erfolgreiches Comeback zurück. „Auf die Soloattacke von Yates waren wir nicht vorbereitet und er hat bewiesen, dass er am Ende der Etappe stärker als wir. Dennoch bin ich sehr glücklich mit meinem dritten Platz“, sagte der Franzose über sein erstes Rennen seit dem Giro d’Italia, den er wegen einer Lungenentzündung hatte aufgeben müssen.

Zum Abschluss nochmal sechs Anstiege der 1. Kategorie

Am Freitag hatte das Feld zwar nur eine Renndistanz von knapp 137 Kilometern zu absolvieren, dabei jedoch insgesamt sechs Bergwertungen der 1. Kategorie zu bewältigen. Die 68 Kilometer lange technisch anspruchsvolle Runde, die zwei Mal befahren werden musste, verlangte den Profis alles ab.

Konfrontiert wurden die Rennfahrer nicht nur mit den Anstiegen nach Rzepiska, der schon gestern bewältigt werden musste, Sierockie und Gliczarow (maximal 22%), dem polnischen „Zoncolan“, sondern auch mit einigen Schotterpassagen, die das Rennen spannender und machen sollten. Die Naturstraßen-Abschnitte waren umso tückischer, als der Himmel war bewölkt war und es immer wieder leicht regnete.

Schon früh setzte sich eine 18-köpfige Spitzengruppe ab, in der die deutsche Mannschaft Bora-hansgrohe erneut durch Patrik Konrad vertreten war. Der österreichische Kletterer hatte namenhafte Begleiter: Danilo Wyss (BMC Racing), Roman Kreuziger, Carlos Verona (beide Mitchelton-Scott), Jan Bakelants (Ag2r), Rui Costa (Gazprom-RusVelo) und Johannes Fröhlinger (Sunweb).

Zu den Ausreißern gehörten ebenfalls Jorge Arcas (Movistar), Grega Bole, Mark Padun (beide Bahrain-Merida), Alexey Lutsenko (Astana), Mikael Cherel (AG2R La Mondiale), Tom Leezer (LottoNL-Jumbo), Giacomo Nizzolo (Trek-Segafredo), Valerio Conti (UAE Team Emirates), Jhonatan Restrepo (Katusha-Alpecin), José Herrada (Cofidis), Evgeny Shalunov (Gazprom-Rusvelo) sowie Maciej Paterski (Polnische Nationalmannschaft). Die Fluchtgruppe konnte einen Vorsprung von ca. 2.50 Minuten auf das von Team Sky angeführte Feld erarbeiten.

An den Bergwertungen versuchte Konrad zu punkten, um Lukasz Owsian (CCC Sprandi) noch aus dem Trikot des besten Kletterers zu fahren. Das gelang dem 26-Jährigen letztlich, denn Konrad sicherte sich gleich vier Bergpreise und katapultierte sich damit noch vom dritten auf den ersten Platz dieser Sonderwertung.

Auf der zweiten Schleife konnte das Peloton am Rzepiska-Anstieg den Rückstand auf 1:40 Minuten reduzieren. Aus dem Feld griffen Laurens de Plus (Quick Step-Floors) und Fabio Felline (Trek-Segafredo) an, die sich absetzen konnten, aber nicht imstande waren, den Anschluss zu der Fluchtgruppe herzustellen. Vorne beschleunigten Cherel, Bakelants und Lutsenko. Kurze Zeit später konnten auch Konrad, Herrada und Verona die Lücke zu fahren. Vor der „Wand von Bukowina“ schlossen noch Conti, Costa, Restrepo und Shalunov zur Spitze auf.

Conti unermüdlich, Yates erfolgreich

Als Conti mehrmals versuchte, die Ausreißergruppe mit Attacken zu sprengen, zeigte sich im jagenden Feld die Equipe LottoNL-Jumbo, die Sky das Leben schwer machen wollte. In der "Pendlergruppe“ von De Plus befand sich auch Richard Carapaz (Movistar), der für Kwiatkowski eine Gefahr für die Gesamtwertung bildete. Aus diesem Grund setzt Sky alles daran, den Kolumbainer noch einzufangen, was auch 14 Kilometer vor dem Ziel gelang.

Nach einer weiteren Tempoverschärfung begann Conti den Gliczarow-Anstieg mit rund 20 Sekunden Vorsprung vor seinen ehemaligen Mitstreitern, konnte sich jedoch nicht lange über die Führung freuen. Im steilsten Teil der Steigung wurde er gestellt, da vor allem der Gesamtdritte George Bennett (LottoNL-Jumbo) alles gab, um Kwiatkowski in Bedrängnis zu bringen.

Doch der Polnische Meister konnte sich vor allem auf Sergio Henao verlassen, der die Pace für seinen Kapitän machte. Dylan Teuns (BMC) und Simon Yates (Mitchelton-Scott) versteckten sich hinter dem Gelben Trikot, ebenso Conti, der in der Abfahrt ein weiteres Mal angriff. Elf Kilometer vor der Ziellinie wurde er von zunächst Yates und Lutsenko überholt, gefolgt von der Gruppe um Kwiatkowski, die nur noch rund 15 Fahrer umfasste.

Im Finale in Bukowina warteten noch fünf bergauf führenden Kilometer (4,4%). Yates, der Lutsenko hinter sich ließ gelassen hatte, lag am Fuß der Steigung ungef¬ähr 34 Sekunden vor den Verfolgern. Der 25-jährige Brite hatte im Gesamtklassement nur einen Rückstand von 39 Sekunden auf Kwiatkowski, deswegen musste Sky in Gestalt von Henao und Pawel Sivakov kräftig in die Pedale treten, um den besten Nachwuchsfahrer der vorjährigen Frankreich-Rundfahrt unschädlich zu machen. So wurde das Finale zum Sekundenkrimi.

Auf den letzten vier Kilometern sorgte ein über die Straße laufender Hund, der Sergei Chernetski (Astana) zu Fall brachte, für einen Schreckmoment. Zu Angriffen setzten kurz darauf Fabio Aru (UAE Emirates) und Enrico Gasparotto (Bahrain-Merida) an, gekontert von Bennett, der nicht ans Aufgeben dachte. Yates gewann zwar die Etappe, aber dank Thibaut Pinot und Georg Preidler (beide Groupama-FDJ), die nach dem roten Teufelslappen Fahrt aufnahmen, und die Gruppe mit sich zogen, kam Kwiatkowski zwölf Sekunden hinter dem Briten auf Rang sechs ins Ziel und rettete so Gelb.

Yates verbesserte sich noch auf Rang zwei, Pinot wurde Gesamtdritter. 2012 musste sich Kwiatkowski Moreno Moser um ganze fünf Sekunden verlor geschlagen geben. In der Punktewertung überholte Kwiatkowski auch Pascal Ackermann (Bora-hansgrohe), der zwei Etappen gewinnen konnte. Die Teamwertung ging an AG2R-Mondiale.

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