Die “Killerbiene“ im Porträt

Denise Schindlers Rückkehr nach Rio

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Denise Schindlers Rückkehr nach Rio"
Denise Schindler | Foto: Martin Hoffmann

22.03.2018  |  (rsn) - 2016 hatte sich Denise Schindler für die Paralympischen Spiele viel vorgenommen. Die Radsportlerin wollte in der Einzelverfolgung bei den Damen eine Medaille gewinnen. Doch der Finaltraum platzte aufgrund einer Disqualifikation. Nun kehrt sie zurück nach Rio, denn die Bahn-Weltmeisterschaften werden an diesem Wochenende im Olympic Velodrome ausgetragen.

"Es war eine schwierige Zeit damals. Ich und auch viele andere Menschen haben viel Zeit investiert und mit der Medaille wollte ich vor allem ihnen was zurückgeben", erinnert sich Schindler. Doch anstatt der erhofften Medaille gab es bittere Tränen. Nur die schnellsten beiden Athletinnen der Qualifikation erreichten bei der Einzelverfolgung das Finale. In der Qualifikation traf Schindler auf ihre größte Konkurrentin Megan Giglia. Die Britin startete extrem schnell und fuhr auf die Deutsche, die konstant ihren Rhythmus für das Erreichen des Finales ging, auf. Eine Rücküberholung war nach dem Reglement nicht mehr erlaubt und so musste sich die 32-Jährige zurückfallen lassen. Es folgte die Disqualifikation, da sie nach Ansicht der Kommissare zu lange im Windschatten der Britin verweilte.

Mit zwei Medaillen auf der Straße konnte sich Schindler für das Drama auf der Bahn dann doch noch trösten. Nun möchte sie sich bei den Weltmeisterschaften revanchieren. "Ich bin gut drauf und freue mich auf den Wettkampf. Vor allem in der Verfolgung und im Scratch traue ich mir einiges zu", erklärt die 32-Jährige, die in Rio in der Einzelverfolgung, über 500 Meter und im Scratch antritt.

"Schulsport war nichts Schönes"
Der Weg zum Spitzensport war für Denise Schindler ein langer. Als Zweijährige kam sie in Chemnitz unter eine Straßenbahn. Ihr rechter Unterschenkel musste amputiert werden. Als Kind hatte sie keine Berührungspunkte mit dem Sport. "Eigentlich war der Schulsport nichts Schönes. Mit der Behinderung ist es schwierig, bei Lauf- und Ballsportarten mitzumachen. Eine Inklusion im Schulsport gab es damals nicht. Am Ende blieben fast nur negative Erinnerungen übrig", blickt die jetzige Spitzensportlerin zurück, die sich neben ihrer Karriere auch an Projekten für Sportangebote für Kinder mit Handicap einsetzt.

Nach ihrem Abitur arbeitete sie in einem Fitnessstudio. Durch eine Freundin kam sie zum Spinning. "Eigentlich wollte ich sie beim Abnehmen unterstützen, aber die Kurse haben von Anfang an Spaß gemacht. Und ich hab sogar mit dem Rauchen aufgehört", schmunzelt Schindler. Nach vielen Indoorstunden wagte sie sich dann auf die Straße. Zuerst auf das Mountainbike und später sogar auf das Rennrad. Das erste Rennen ließ nicht lange auf sich warten: "Ich hatte vor dem Start kein gutes Gefühl. Nur nicht Letzte werden war meine Devise“. Doch im Klassement war sie dann ganz oben zu finden. 2011 begann sie mit dem Leistungssport und schon ein Jahr später krönte sie sich zur Weltmeisterin auf der Straße. "Mein großer Vorteil war, dass ich immer mit Männern trainiert habe. Schon beim Spinning war ich in eine starke Trainingsgruppe integriert", erinnert sie sich.

Killerbiene, Social Media und die großen Träume
Durch ihre frühen Erfolge wuchs in ihr der Wunsch nach mehr. Schindler, die Eventmarketing und Sportmanagement studierte, schaffte den Sprung zur Profisportlerin vor den Paralympischen Spielen in Rio. Besonders aktiv zeigt sie sich auf den Social-Media-Kanälen. "Als Individualsportlerin kann man eine gute Visitenkarte hinterlassen. Natürlich muss man dafür schon einige Zeit investieren, aber ich mache es gerne und vor allem auch selbst", erklärt die "Killerbiene". Dieser Spitzname geht zurück auf ihren Teamkollegen Timo Rossberg: "Er meinte, immer erst wenn der Schmerz anfängt, dann lege ich so richtig los".

DasTraumziel ist eine Goldmedaille in Tokio 2020. Dafür steckt Schindler, die im letzten Jahr erfolgreich die TOUR Transalp beendete, ihre weiteren Projekte zurück. "Die Transalp war schon richtig besonders. Vor allem der Zuspruch, den wir von den weiteren Teilnehmern bekamen, war gewaltig", berichtet sie. Gemeinsam mit Martin Hutter bewältigte sie als erstes beinamputiertes Mixed-Team die Alpenüberquerung mit dem Rennrad. Nach Tokio möchte sie nochmals daran teilnehmen und sie bekundete Interesse an einer Teilnahme beim Race Across America.

Als Sportlerin kennt sie auch die schweren Stunden. Deshalb referiert sie auch gerne über die Motivation: "Mein Ansatz ist es, dass man verstehen muss, dass es kein linearer Weg ist. Es ist ein ständiges Auf- und Ab im Sport und im Leben. Wichtig ist es, aber aus jedem Ergebnis die richtigen Schlüsse zu ziehen. Nur mit kleinen Zwischenzielen kommt man zu größeren und es ist immer wichtig sich für Erfolge zu belohnen".

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

06.11.2025Schwarzbacher wird bei EF zum WorldTour-Profi

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

05.11.2025Van Empel verteidigt ihren EM-Titel nicht

(rsn) – Fem van Empel wird ihren EM-Titel dieses Wochenende in Middelkerke nicht verteidigen, wie ihr Team auf seinen Social-Media-Kanälen mitteilte. “Sie ist momentan nicht fit genug, um Rennen

05.11.2025German Cycling ohne Elite Frau nach Middelkerke

(rsn) – Am 8. und 9. November steht in Middelkerke die Cross-EM auf dem Programm. Nachdem die Mixed-Staffel geräuschlos verschwunden ist, werden in der belgischen Küstengemeinde noch sechs Medaill

04.11.2025Aus Meijering wird künftig Meijer

(rsn) - Die Niederländerin Mareille Meijering wird künftig unter dem Namen Mareille Meijer unterwegs sein. Die 30-jährige Teamkollegin von Liane Lippert und Marlen Reusser beim spanischen Movistar-

03.11.2025Das neue Punkteschema der RSN-Jahresranglisten 2025

(rsn) – Seit jeher berechnet sich die Radsport-News-Jahresrangliste der besten Fahrer und Fahrerinnen aus deutschsprachigen Ländern nicht wie die UCI-Weltrangliste, sondern durch ein eigenes Punkte

02.11.2025Brand baut in Lokeren mit einem Sieg ihre Podiumsserie aus

(rsn) – Einen Tag nach ihrem Auftaktsieg bei der X2O Badkamers Trofee auf dem Koppenberg hat Titelverteidigerin Lucinda Brand (Baloise – Glowy Lions) auch das zweite Event der Serie für sich ents

01.11.2025Zoe Bäckstedt: “Der Helm hat mir das Leben gerettet“

(rsn) – Zoe Bäckstedt (Canyon – SRAM) muss nach einem Trainingssturz den Einstieg in die Crosssaison 2025/26 verschieben. Wie die 21-jährige Britin auf Instagram schrieb, habe sie sich bei dem

01.11.2025Brand hält Youngster Gery am Koppenberg mit Mühe in Schach

(rsn) - Lucinda Brand (Baloise – Glowy Lions) hat den Auftakt zur X2O Badkamers Trofee in Oudenaarde gewonnen. Auf dem Koppenberg beendete die Niederländerin das Rennen 19 Sekunden vor der U23-Welt

28.10.2025Nach “Schock-Aus“: Thüringen Ladies Tour doch mit Zukunft?

(rsn) – Nachdem das Land Thüringen eine bereits zugesagte finanzielle Förderung in Höhe von 200.000 Euro rückgängig gemacht hatte, musste die Lotto Thüringen Ladies Tour 2025 abgesagt werden.

26.10.2025Kopfsache: Schweizerinnen kämpften erfolgreich um Rang acht

(rsn) – Viele Stürze, keine Bonusrunden und ein enges Rennen bis zum letzten Sprint bot das Madison der Frauen am Samstagabend bei den Bahn-Weltmeisterschaften in Santiago de Chile. Im Velodromo Pe

26.10.2025Nach Brands Sturz war in Overijse für Casasola der Weg frei

(rsn) – Ein Sturz von Lucinda Brand (Baloise – Glowy Lions) hat den zweiten Lauf der Superprestige in Overijse entschieden. Die Niederländerin war der Konkurrenz gemeinsam mit Sara Casasola (Crel

25.10.2025Van de Wouw sorgt in Chile für neuen Bahn-Weltrekord

(rsn) - In der Qualifikation für die 1.000 Meter bei den Bahn-Weltmeisterschaften in Santiago de Chile sorgte Sprintweltmeisterin Hetty van de Wouw für einen neuen Weltrekord. In 1:03.652 unterbot s

Weitere Radsportnachrichten

06.11.2025CPA-Präsident Hansen: “Die Fahrer sind in Geiselhaft“

(rsn) – Die nötigen Papiere für den Anschluss des sich auflösenden Intermarché-Rennstalls an das belgische Traditionsteam Lotto sind bereits zur UCI geschickt worden und es ist davon auszugehen,

06.11.2025Schwarzbacher wird bei EF zum WorldTour-Profi

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

06.11.2025Bernals gelbes Toursieger-Rad von 2019 gestohlen

(rsn) - Egan Bernal ist in seiner kolumbianischen Heimat Opfer eines Raubes geworden. Wie der 28-Jährige in einer Videobotschaft auf dem X-Kanal des kolumbianischen Sportjournalisten Diego Rueda erkl

06.11.2025Top-Favorit für Cross-EM ist kein Mainstreamer

In einer Videobotschaft seines Teams Baloise - Glowi Lions war von Thibau Nys vor dem Koppenbergcross, das er überlegen für sich entschied, folgendes Statement zu hören: "Ich trainiere nicht, um zu

06.11.2025Paret-Peintre: Evenepoels Transfer “kann gut für das Team sein“

(rsn) – Als er nach dem Ausstieg seines Kapitäns Remco Evenepoel (Soudal - Quick-Step) bei der diesjährigen Tour de France mit seinem Etappensieg am Mont Ventouxauf einmal im Rampenlicht stand, k

06.11.2025Badilatti, Sütterlin, ein MTB-Europameister und drei Club-Fahrer

(rsn) – 139 Fahrer haben sich mit unserem neuen Punktesystem für die Radsport-News-Jahresrangliste 2025 qualifiziert. Nicht alle können wir in den letzten zwei Monaten des Jahres auch mit komple

06.11.2025Copeland: “Haben entschieden, nicht in Sprinter zu investieren“

(rsn) – Brent Copeland, der Team-Manager des WorldTour-Rennstalls Jayco – AlUla, hat im Gespräch mit dem britischen Radsport-Journalisten Daniel Benson für dessen Substack-Seite die Transferpoli

06.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Urvater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt

05.11.2025122 Jahre Tour-Geschichte in einer Karte

(rsn) - Gelbe Linien, die ein sehr exaktes Bild von Frankreich und ein etwas ungenaueres seiner Nachbarländer zeichnen. X-User "Romain" veröffentlicht im November jeden Tag eine Karte zur Geschicht

05.11.2025Van Empel verteidigt ihren EM-Titel nicht

(rsn) – Fem van Empel wird ihren EM-Titel dieses Wochenende in Middelkerke nicht verteidigen, wie ihr Team auf seinen Social-Media-Kanälen mitteilte. “Sie ist momentan nicht fit genug, um Rennen

05.11.2025Bates wird White-Nachfolger bei Jayco - AlUla

(rsn) – Es sind turbulente Zeiten bei Jayco – AlUla. Die Equipe machte in den vergangenen Monaten aus unterschiedlichen Gründen Schlagzeilen – die wenigsten davon waren sportlicher Natur. Nun

05.11.2025Ackermann: ”Immer ein Traum, mich diesem Team anzuschließen”

(rsn) – Nach zwei Saisons bei Israel – Premier Tech wird Pascal Ackermann sich 2026 und 2027 das Trikot des australischen Rennstalles Jayco – AlUla überstreifen. Beim WorldTeam war Dylan Groene

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine