Wegen Reichenbach-Sturz

Madiot erwägt Schadensersatz-Klage gegen Moscon

Foto zu dem Text "Madiot erwägt Schadensersatz-Klage gegen Moscon"
FDJ-Teamchef Marc Madiot | Foto: Cor Vos

05.10.2017  |  (rsn) - Zwei Tage nach dem schweren Sturz von Sebastien Reichenbach (FDJ) beim italienischen Herbstklassiker Tre Valli Varesine (Kat. 1.HC) erwägt sein Teamchef Marc Madiot nun eine Schadensersatz-Klage für den Fall, dass polizeiliche Ermittlungen den Vorwurf Reichenbachs bestätigen, der Italiener Gianni Moscon (Sky) habe ihn absichtlich von der Straße gedrängt. Der Schweizer trug einen Ellbogen- und Hüftbruch davon und muss seine Saison daher vorzeitig beenden.

Das Team FDJ gab Moscon bereits am Dienstagabend nach dem Rennen die Schuld für den Unfall, indem es auf Twitter schrieb: “Der Sturz (von Reichenbach, Anm. d. Red.) wurde durch ein gefährliches Verhalten von einem seiner Kontrahenten verursacht, Gianni Moscon.“ Reichenbach bestätigte die Anschuldigung am Mittwoch gegenüber der Schweizer Zeitung Le Nouvelliste und erklärte, dass er bei der italienischen Polizei Anzeige erstattet habe.

Der Beschuldigte schrieb bereits am Dienstagabend auf dem Kurznachrichtendienst: “Es tut mir sehr leid zu hören, dass Sebastien Reichenbach bei einem Unfall im heutigen Rennen verletzt wurde. Ich wünsche ihm die beste Genesung.“ Gegenüber der Gazzetta dello Sport erklärte Moscon, dass der Sturz nichts mit ihm zu tun gehabt habe. “Wir sind auf einem Abschnitt mit schlechter Straße gefahren und Reichenbachs Hand rutschte von seinem Lenker ab“, so die Sicht des Italieners.

Moscons Team Sky kommentierte den Vorfall zunächst nicht, wandte sich aber am Mittwoch in einem kurzen Statement an die britischen Medien, wie cyclingnews.com berichtete. “Zuallererst wünschen wir Sebastien eine schnelle Genesung“, hieß es da. “Im Bezug auf die Umstände um den Sturz ist es richtig und fair, dass alle Fakten erörtert werden und die involvierten Akteure zuerst die Möglichkeit bekommen, ihre Sicht der Dinge darzulegen.“

Nun erklärte Madiot, dass er zwar auch abwarten werde, was die Untersuchungen ergeben, kündigte aber auch bereits eine Schadensersatzklage an. “Wir haben getan, was wir tun mussten. Der Fahrer hat Anzeige erstattet. Ich denke die Polizei wird jetzt Zeugen befragen und es wird einen Bericht der UCI geben“, so der Franzose gegenüber Le Parisien. “Danach wird es Sache der Disziplinarkommission sein zu entscheiden, was passiert. Aber es ist klar: Wenn die Untersuchungen bestätigen, was mein Fahrer gesagt hat, dann werde ich Schadensersatz ersuchen.“

Für das Team FDJ bedeutet das Aus von Reichenbach den Verlust eines hoffnungsvollen Fahrers für die Herbstklassiker - und durch die lange dauernde Genesung von den Brüchen auch eine eingeschränkte Vorbereitung auf die neue Saison. Da es während des Rennens zu dem Vorfall kam, geht Madiot davon aus, dass es genug Fahrer gibt, die gesehen haben müssen, was passiert ist und daher als Zeugen aussagen werden. Reichenbach erklärte ebenfalls bereits, dass es Fahrer gäbe, die seine Version bestätigen könnten. “Das ist kein Spaß“, so Madiot weiter. “Ich kenne Reichenbach und er ist kein Typ, der Lügen erzählt.“

Besondere Brisanz kommt in den Vorfall, weil Moscon bei der Tour de Romandie den dunkelhäutigen FDJ-Profi Kevin Reza rassistisch beleidigt hatte. Der 23-Jährige wurde anschließend von seinem Team für sechs Wochen aus dem Renngeschehen genommen. Reichenbach hatte damals auf die rassistischen Äußerungen aufmerksam gemacht.

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