Vorschau WM-Straßenrennen der Männer

Viele mögliche Szenarien und ebenso viele Siegkandidaten

Foto zu dem Text "Viele mögliche Szenarien und ebenso viele Siegkandidaten"
Peter Sagan bei der WM in Doha - gelingt dem Slowaken erneut die Titelverteidigung? | Foto: Cor Vos

24.09.2017  |  rsn) - Zum Abschluss der Weltmeisterschaft im norwegischen Bergen wird am Sonntag im Straßenrennen der Männer das letzte Regenbogentrikot vergeben. Die offiziell 267,5 Kilometer rund um Bergen dürften auf dem Papier vor allem die Klassiker-Spezialisten favorisieren – allen voran Titelverteidiger Peter Sagan. Doch der Star der deutschen Equipe Bora-hansgrohe war zuletzt gesundheitlich leicht angeschlagen und verzichtete auf das Teamzeitfahren. Zudem ist diesmal die Favoritendichte extrem hoch. Und der Kurs könnte sein Übriges zu einem spannenden Abschlussevent dieser Weltmeisterschaft beitragen.

Die Strecke: Die Entscheidung fällt auf einem Rundkurs über 19,1 Kilometer, der insgesamt elf Mal befahren werden muss. Gestartet wird aber zuvor außerhalb Bergens in der Gemeinde Rong, von wo die ersten 39,1 Kilometer bis nach Bergen absolviert werden. Anschließend folgt eine verkürzte Runde über 17,9 Kilometer, ehe es elfmal über die volle Rundendistanz geht.

Die Runde beginnt jeweils mit einem kurzen Tunnel, führt anschließend über die Puddefjords-Brücke und wartet nach zwei und fünf Kilometern jeweils mit zwei kleinen Hügeln auf. Gradmesser wird aber der Anstieg zum Lachshügel (Salmon Hill, 1,4 Kilometer, 6,5 Prozent) sein. Ein kleiner, giftiger Anstieg für Puncheure, der bei insgesamt zwölf Überfahrten seine Wirkung erzielen wird. Die folgende Abfahrt ist kurz und technisch wenig anspruchsvoll – könnte bei Regen aber ebenfalls zum Knackpunkt des Rennens werden. Allerdings sind es vom Gipfel des Salmon Hill noch 10,7 wellige Kilometer bis zum Ziel. Die finalen 2,5 Kilometer sind sogar komplett flach.

Die Favoriten: Die WM-Strecke von Bergen lässt viele Szenarien zu. Einen klassischen Massensprint wird es wohl nicht geben, zu einer ganz großen Selektion wird es an den Anstiegen möglicherweise aber auch nicht kommen. Doch insbesondere bei einer Weltmeisterschaft gilt: Die Fahrer machen das Rennen schwer. Wird entsprechend hart gefahren, kann am Ende auch eine sehr kleine Gruppe das Finale unter sich ausmachen – oder ein Solist. Anderseits kann auch alles wieder zusammenrollen und ein Schlusssprint der bergfesteren Sprinter aus einer größeren Gruppe die Entscheidung bringen. Viele Szenarien, viele mögliche Siegkandidaten.

Und zunächst exzellente Voraussetzungen für Peter Sagan. Der Slowake und Weltmeister der vergangenen beiden Titelkämpfe in Richmond und Doha reiste allerdings aufgrund einer Erkältung erst am Freitag nach Bergen. Dass seine Form zuletzt jedoch stimmte, zeigte sein Sieg beim Grand Prix Cycliste de Québec. Trotzdem bleibt ein kleines Fragezeichen. Nennt man Sagan, müssen mit ähnlichen Fähigkeiten unweigerlich aber auch Greg Van Avermaet (Belgien) und Michael Matthews (Australien) in den ganz engen Favoritenkreis mit einbezogen werden. Letztgenannter konnte bei dieser WM bereits im Mannschaftszeitfahren eine Goldmedaille gewinnen.

Die größte Unterstützung an der Strecke dürfte es jedoch für das norwegische Duo Edvald Boasson Hagen und Alexander Kristoff geben. Beide haben ebenfalls mit Blick auf den Kurs gute Chancen auf einen Heimcoup und bieten dem norwegischen Team gute taktische Möglichkeiten im Finale. Allerdings harmonierten beide im vergangenen Jahr in Doha überhaupt nicht und sprinteten sogar gegeneinander auf die Plätze sechs und sieben.

Mit zuletzt vier Etappensiegen bei der Vuelta a Espana hat sich auch Matteo Trentin (Italien) in den Dunst der Medaillenkandidaten gefahren, mit guten Chancen gehen ebenfalls seine Teamkollege Gianni Moscon und Elia Viviani sowie Julian Alaphilippe (Frankreich), Fernando Gaviria (Kolumbien) und der Pole Michal Kwiatkowski ins Rennen. Bei den Belgiern, in deren Aufgebot fast jeder Fahrer für ein Spitzenergebnis gut ist, hofft Philippe Gilbert auf eine zweite Goldmedaille nach 2012. Der Klassikerspezialist wird sich besonders am Salmon Hill wohlfühlen.

Das deutsche Team: Die großen Hoffnungen ruhten auf John Degenkolb, doch der Kapitän musste krankheitsbedingt seine Teilnahme kurzfristig absagen. Nun fehlt ein klarer Kapitän und Medaillenkandidat im BDR-Aufgebot, am ehesten dürften noch Simon Geschke und Nikias Arndt eine Rolle im Finale spielen. Eine Medaille wäre allerdings eine Sensation.

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.10.2017Straßen-WM in Bergen war ein finanzielles Fiasko

Bergen (dpa) - Eine Woche nach dem Finale der Straßen-WM von Bergen zeichnet sich ein finanzielles Fiasko ab. "Wir kommen definitiv in den Roten Bereich", sagte der zuständige Event-Manager H

30.09.2017Nibali lobt Ex-Teamkollegen: "Sagan bestmöglicher Weltmeister"

(rsn) - Peter Sagans dritter WM-Sieg in Folge hat unter den nicht mehr aktiven Stars wie Mario Cipollini oder Oscar Freire Diskussionen über das allgemeine Niveau im Feld ausgelöst. Vincenzo Nibali

29.09.2017Norwegische Bevölkerung hilft WM-Veranstaltern mit Spenden

(rsn) - Norwegen hat die Straßen-Weltmeisterschaften in Bergen gefeiert. Vor Ort wurde das Event zum Volksfest und das norwegische Fernsehen hat mit Studio-Sendungen bis in die Abendstunden berichte

29.09.2017"Sagans Überlegenheit zeigt, dass das Level nicht hoch ist"

(rsn) - Peter Sagan dominiert den Straßen-Radsport und hat am vergangenen Sonntag zum dritten Mal in Folge das Regenbogentrikot des Weltmeisters erobert. Dafür feiern ihn viele, doch ein Ex-Kollege

28.09.2017Cavendish: "Frauenrennen war das aufregendste der WM"

(rsn) - Mark Cavendish hat die Weltmeisterschaften von Bergen von Zuhause verfolgen müssen. Doch anstatt dem Event, bei dem er gerne selbst gestartet wäre, aus dem Weg zu gehen, schaute sich der Bri

26.09.2017Doumoulin: "Ich habe zu früh attackiert"

(rsn) - Nach zwei Goldmedaillen in den beiden Zeitfahren träumte Tom Dumoulin mit Blick auf das WM-Straßenrennen von Bergen von einem dritten Regenbogentrikot. Nach schweren 267,5 Kilometern kam der

26.09.2017Weltmeister Sagan fährt 2017 keine Rennen mehr

(rsn) - Peter Sagan (Bora-hansgrohe), der am Sonntag im norwegischen Bergen seinen dritten Weltmeistertitel in Folge einfuhr und damit Radsportgeschichte schrieb, wird dieser Saison keine Rennen mehr

25.09.2017"Ich war nicht der Stärkste, weil ich nicht gewonnen habe"

(rsn) - Für Cyril Guimard war die Angelegenheit klar: Julian Alaphilippe hätte seiner Meinung nach im WM-Straßenrennen von Bergen die Goldmedaille verdient und nicht Titelverteidiger Peter Sagan. F

25.09.2017Cassani: "Ich habe Moscon ins Schlepptau genommen"

(rsn) - Davide Cassani hat die Verantwortung für die Disqualifikation von Gianni Moscon nach dem WM-Straßenrennen von Bergen auf sich genommen. Der Italienische Zeitfahrmeister war auf der vorletzte

25.09.2017Das "fehlende" Finale des WM-Straßenrennens im Video

(rsn) - Die letzten vier Kilometer des WM-Straßenrennens, die gestern wegen eines Übertragunsproblems im TV nicht zu sehen waren, aus der Helikopterperspektive: Erst 500 Meter vor dem Ziel stellt di

25.09.2017Matthews: Am Salmon Hill zuviel Energie verschwendet

(rsn) - Vor sieben Jahren wurde Michael Matthews bei der Heim-WM in Geelong U23-Weltmeister. Gestern nun holte sich der Australier im Straßenrennen von Bergen seine bereits zweite Einzelmedaille bei

25.09.2017Kwiatkowski: "Habe bis zuletzt an das Regenbogentrikot geglaubt"

Als einer der Mitfavoriten auf den Straßenweltmeistertitel gestartet, musste sich Michal Kwiatkowski im norwegischen Bergen letztendlich mit Platz elf zufrieden geben. Die Enttäuschung ließ sich im

Weitere Radsportnachrichten

18.11.2025Almeida: Bester Saison der Karriere soll weitere Steigerung folgen

(rsn) – UAE – Team Emirates – XRG hat den noch bis Ende 2026 laufenden Vertrag mit Joao Almeida vorzeitig um weitere zwei Jahre verlängert. Das teilte der Rennstall von Toursieger und Weltmeist

18.11.2025Jayco verlängert mit Engelhardt, O’Brien und De Pretto

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

18.11.2025Aussie-Duo für Decathlon: Haussler und Renshaw neue Sportdirektoren

(rsn) – Nach seinem Abschied bei Red Bull – Bora – hansgrohe hat Heinrich Haussler eine neue Aufgabe auf WorldTour-Niveau gefunden. Der 41–jährige Australier wird künftig als Sportdirektor b

18.11.2025Widar gibt 2026 Debüt bei zwei Monumenten und der Vuelta

(rsn) – Jarno Widar wird gleich in seinem ersten Profijahr ein anspruchsvolles Programm absolvieren. Wie der 20-jährige Belgier in einem Interview mit der Zeitung Het Laatste Nieuws ankündigte, ge

18.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

18.11.2025Zwischen Abitur, DM-Medaillen und WorldTour-Einsätzen

(rsn) - In der Juniorenklasse gehörte Paul Fietzke zu den weltweit besten Fahrern. Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften, der Deutsche Meistertitel auf der Straße sowie Siege bei internati

17.11.2025Lipowitz will nicht zum Giro und hofft auf Tour-Doppelspitze

(rsn) – Mit Blick auf ihre Meriten bei der Tour de France befinden sich Florian Lipowitz und Remco Evenepoel in ähnlichen Sphären. Doch was ihren Charakter angeht, könnte das Duo, das im Sommer n

17.11.2025Nach Platz 1 und 3 im Prolog gibt´s schon den ersten Ruhetag

(rsn) - Robert Müller ist wieder auf Achse. Wer seine Berichte aus den unterschiedlichsten Ecken der Radsport-Welt – von Südamerika bis Asien – kennt, weiß: Wenn "Radbert" unterwegs ist, wird e

17.11.2025ASO spricht sich gegen Ticket-Einnahmen aus

(rsn) – In der Debatte um die zukünftige Finanzierung des Radsports hat die Großmacht ASO, die neben der Tour de France weitere entscheidende Rennen im WorldTour-Kalender und den ebenen darunter o

17.11.2025Road Captain will auch “persönliche Freiheiten“

(rsn) – Von den noch aktiven Profis ist Kim Heiduk der letzte Deutsche, der aus einem einheimischen KT-Team, nämlich Lotto – Kern Haus, den Wechsel ins Lager der Berufsradfahrer geschafft hat. Ei

17.11.2025Ferrand-Prévot plant zwei Saisonhöhepunkte

(rsn) – Mit dem Tour-de-France-Sieg in der Tasche und einer Knöchel-OP, die noch ein paar Wochen Pause mit sich bringen wird, geht Pauline Ferrand-Prévot in den Winter und ins neue Jahr. Und damit

17.11.2025Chancen genutzt, doch für den Sieg hat es nicht gereicht

(rsn) – Vor seinem letzten U23-Jahr entschied sich der junge Österreicher Sebastian Putz für einen Wechsel. Er schloss sich dem Team Red Bull - Bora – hansgrohe Rookies an, um sich dort für zuk

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)