Zu Besuch beim ältesten Criterium in Quillan

Bouhanni siegt im französischen Wanderzirkus

Von David Geisbüsch aus Quillan

Foto zu dem Text "Bouhanni siegt im französischen Wanderzirkus"
Nacer Bouhanni (Cofidis) gewinnt das Criterium in Quillan | Foto: David Geisbüsch

14.08.2017  |   Einen Sommer in Frankreich zu verbringen und dabei nicht mit Radsport in Berührung zu kommen, das ist schlichtweg unmöglich. Drei Wochen liegen das Ende der Tour de France und die Ankunft auf der „Avenue des Champs-Élysées“ nun zurück, am Samstag startet in Nimes die Vuelta a Espana. In der Zwischenzeit reisten die französischen Profis wie ein Wanderzirkus durch ihr Land.

Vor allem im Süden der „Grande Nation“ reiht sich im Sommer ein „Critérium“ an das nächste. Am Sonntag siegte im beschaulichen Quillan im Département Aude Nacer Bouhanni (Cofidis) im Sprint vor Tour-Etappensieger Lilian Calmejane (Direct Energie) und dessen Teamkollegen Sylvain Chavanel. Vorjahressieger und AG2R-Profi Alexis Vuillermoz musste sich in diesem Jahr mit Platz vier zufrieden geben. Aber ehrlich: Das Ergebnis interessierte nur am Rande.

Vor der malerischen Kulisse Quillans, im Mittelalter eine herausragende Stadt an der Straße zwischen Carcassonne und Perpignan, jagten die Nachwuchsfahrer ihren Vorbildern hinterher. Ein Autogramm hier, ein Selfie dort - und wer schnell genug war, der konnte den Profis auch beim Aufwärmen auf der 1125 Meter langen Runde folgen. „Das ist eben Quillan. Wir leben hier die Tradition und den Radsport - und das sind keine Phrasen“, sagte Patrick Quinta, der Präsident des ausrichtenden AS Quillan.

Zum 74. Mal fand das älteste französische „Critérium“ statt. Der Italiener Antonio Bertola trug sich im Jahr 1938 als erster in die Siegerliste ein. Es folgten Größen wie Raphäel Geminiani, Jacques Anquetil, Raymond Poulidor, Lucien Aimar, Luis Ocana, Claudio Chiappucci, Tony Rominger und Richard Virenque. Als einziger deutscher Sieger ging Dietrich Thurau im Jahr 1979 hervor.

Lilian Calmejane und Perrig Quéméneur gönnten sich in der Bar „La Promenade“ noch einen Café, als die Musikkapelle „Les Hauts de l’Aude“ bereits lautstark aufspielte. Bürgermeister Pierre Castel schwang eine nicht enden wollende Rede - es war genau so, wie man es sich in Frankreich vorstellt. Gemütlich, ein wenig unkoordiniert und teils chaotisch - aber jederzeit herzlich.

„Es macht immer Spaß, ein Bad in der Menge zu genießen. Wir wollen uns nach der Tour de France den Menschen zeigen. Ich habe mich zwar in Narbonne-Plage einige Tage erholt und Urlaub gemacht, aber jetzt muss es weitergehen“, meinte Lilian Calmejane, während Maxime Bouet (Fortuneo-Oscaro) bereits die kommende Saison im Fokus hat: „Wir freuen uns auf Warren Barguil. Das wird die gesamte Mannschaft pushen. Wir werden durch ihn wachsen und jeder Fahrer wird sich durch ihn und für ihn verbessern.“

Barguil selbst und Romain Bardet (AG2R), die beiden neuen Aushängeschilder des französischen Radsports, fehlten in diesem Jahr, sie werden bereits am Mittwoch in Nimes eintreffen und wollten im Vorfeld der Vuelta Kräfte für die letzte dreiwöchige Rundfahrt des Jahres sammeln.

Kräfte hat auch Sylvain Chavanel wieder gesammelt. Der 38-Jährige wird noch eine Saison dranhängen und schielt bereits auf die Tour de France 2018: „Die Tour bleibt das Event des Jahres. Wir haben vereinbart, Jahr für Jahr zu schauen, ob wir den Vertrag verlängern. Ich komme aber gerade wieder in Form und hoffe noch auf gute Ergebnisse.“ In Quillan führte Chavanel lange als Solist und fegte in Zeitfahrmanier um den Kurs. Erst in der letzten Runde wurde er gestellt. „Im Sprint hatten wir dann gegen Nacer natürlich nicht den Hauch einer Chance“, so Chavanel augenzwinkernd.

Und was meinte der Sieger? Bouhanni, zuletzt auch bei der Tour de l’Ain mit einem Etappensieg erfolgreich, hat in den kommenden Wochen noch einiges vor: „Bei der Tour hatte ich in diesem Jahr nicht die Beine. Das Saisonende ist nicht mehr fern, aber in Hamburg bei den Cyclassics und beim GP Plouay habe ich noch gute Chancen, mich zu zeigen.“

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Weitere Radsportnachrichten

22.05.2024Power to the Peloton: Mit Einigkeit bekommen Fahrer ihren Willen

(rsn) – Der Radsport hat sich am Dienstag auf der 16. Etappe des Giro d´Italia einmal mehr nicht mit Ruhm bekleckert. Und das lag nicht am nächsten überlegenen Sieg von Tadej Pogacar (UAE Team Em

21.05.2024Defekt bremste Arensman nicht, dafür aber sein Kapitän

(rsn) – Er schaute sich um. Er schaute sich nochmal um. Und nochmal. Aber sein Kapitän kam einfach nicht. Thymen Arensman (Ineos Grenadiers) fuhr also mit gebremstem Schaum auf den letzten Kilomete

21.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die

21.05.2024Nach Rückkehr auf Rang zwei Optimismus bei Martinez und Bora

(rsn) – Noch ist nichts in Sack und Tüten. Aber der nächste Schritt ist gemacht. Der nächste Schritt für Daniel Martinez und Bora – hansgrohe, den Giro d’Italia 2024 mit der maximalen Ausbeu

21.05.2024Zum Abschluss der Kletter-Trilogie zweimal Passo Brocon

(rsn / ProCycling) – Die Kletter-Trilogie bei diesem 107. Giro d'Italia endet mit einer klassischen Etappe durch die Dolomiten: relativ kurz, aber dennoch intensiv, mit 4.200 Höhenmetern auf 159 Ki

21.05.2024Majka: “Ich habe Tadej gesagt, dass er fahren soll“

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat seinen fünften Tagessieg beim diesjährigen Giro d’Italia 2024 (2.UWT) eingefahren. Allerdings musste die 16. Etappe wurde wegen Schneefall und extre

21.05.2024Highlight-Video der 16. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat beim 107. Giro d’Italia die Konkurrenten zum wiederholten Mal stehenlassen und seinen fünften Tagessieg eingefahren. Der 25-jährige Slowene entschie

21.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 16. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

21.05.2024Pogacar bleibt auch in der dritten Woche eiskalt

(rsn) – So wie die zweite geendet hatte, begann auch die finale Woche des 107. Giro d´Italia: mit einem weiteren Triumph von Tadej Pogacar (UAE Team Emirates). Der Slowene holte sich im Dauerregen

21.05.2024O´Connor: “Eines der am schlechtest organisierten Rennen“

(rsn) – Nach heftigen Protesten von Teams und Fahrern haben die Organisatoren des 107. Giro d’Italia in letzter Minute den Start der 16. Etappe von Livigno auf 1.915 Metern nach Prato (Prad) am En

21.05.2024Aldag: “Ich bin kein Freund davon, dass 22 Teams abstimmen“

(rsn) - Quälend lange, über fast 24 Stunden, zog sich die Entscheidung hin, wo das Peloton die 16. Etappe des Giro d’Italia von Livigno nach Santa Christina Val Gardena in Angriff nehmen wird. Ers

21.05.202416. Etappe startet in Laas und ist auf 118,4 Kilometer verkürzt

(rsn) – Die 16. Etappe des 107. Giro d´Italia wird nicht wie geplant in Livigno beginnen und über den Passo di Foscagno sowie den Umbrailpass führen. Nach vehementen Protesten der Fahrer und Team

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)