Tour: Froome stürzt, behauptet aber Gelb

Bardet erlöst die Franzosen am Fuße des Mont Blanc

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Bardet erlöst die Franzosen am Fuße des Mont Blanc"
Romain Bardet (Ag2R) gewinnt die 19. Tour-Etappe. | Foto: Cor Vos

22.07.2016  |  (rsn) - Das lange Warten hat ein Ende. Mit Romain Bardet (ag2r) konnte die Gastgebernation endlich den ersten französischen Tagessieg bei dieser Tour de France bejubeln. Der 25-Jährige gewann das 19. Teilstück über 146 Kilometern von Albertville zur Bergankunft zum Saint-Gervais Mont Blanc als Solist und verbesserte sich auf Platz zwei im Gesamtklassement.

23 Sekunden hinter Bardet sicherte sich der Spanier Joaquim Rodriguez (Katusha) Rang zwei vor seinem Landsmann Alejandro Valverde (Movistar). Chris Froome (Sky) verteidigte sein Gelbes Trikot, verlor aber erstmals Zeit gegenüber den meisten seiner Konkurrenten.

Am Ende stand die letzte Abfahrt von der Cote de Domancy zum Saint-Gervais Mont Blanc mehr im Fokus als der Schlussanstieg selber. Die Straßen waren vom einsetzenden Regen nass und rutschig und so erwischte es von den Favoriten neben Richie Porte (BMC) vor allem Bauke Mollema (Trek-Segafredo), der sich in einer Kurve versteuerte und seinen zweiten Platz im Gesamtklassement verlor. Wenig später lag auch das Gelbe Trikot von Chris Froome am Boden, der sich dabei Schürfwunden am Rücken und am Arm zuzog. .

"Ich denke, dass ich auf eine der weißen Straßenmarkierungen gekommen und dann weggerutscht bin. Ich bin okay und glücklich, dass ich nicht ernsthaft verletzt bin", erklärte Froome später. Mit Schürfwunden und dem Ersatzrad von Geraint Thomas (Sky) setze er seine Fahrt jedoch schnell fort. Kurz zuvor war Bardet der Gruppe mit einem Antritt entwischt.

"Das war Rennfahrerinstinkt und nicht geplant", beschrieb Bardet im Ziel seine entscheidende Attacke auf der Abfahrt. "Das Team war unglaublich. Cherel hat wirklich tolle Arbeit geleistet. Zunächst dachte ich nur an die Gesamtwertung, aber als ich Costa einholte, wusste ich, es geht um den Etappensieg", berichtete der Franzose weiter.

Bardet schloss zunächst zu seinem Teamkollegen Mikael Cherel auf und konnte durch die Stürze und die Verwirrung danach seinen Vorsprung vor dem letzten Berg schnell entscheidend auf über eine Minute ausbauen. Im 9,8 Kilometer langen Anstieg zum Saint-Gervais Mont Blanc stellte er schließlich mit Rui Costa (Lampre-Merida) den letzten Ausreißer und fuhr dem Tagessieg und dem zweiten Gesamtrang entgegen.

Rui Costa gehörte zu einer 20 Fahrer großen Spitzengruppe, die sich mit Start der Etappe durch den ersten Angriff von Thomas De Gendt (Lotto Soudal) gebildet hatte. Mit Namen wie Tony Martin (Etixx-QuickStep), Rafal Majka (Tinkoff), Marcus Burghardt (BMC), Jarlinson Pantano (IAM), Pierre Rolland (Cannondale-Draapac), Daniel Navarro (Cofidis) oder Emanuel Buchmann (Bora-Argon 18) war die Gruppe prominent besetzt, bekam aber vom Hauptfeld unter der Tempoarbeit von Astana nie mehr als vier Minuten zugebilligt.

Nach der schwersten Hürde des Tages, dem 1.724 Meter hohen Montée de Bisanne (HC-Kategorie), zerfiel die Gruppe schließlich. Zuvor hatte sich noch Majka die 25 Bergpunkte am Gipfel gesichert und sich zum Bergkönig dieser Tour gekürt. Seinen Vorsprung von 104 Punkten gegenüber De Gendt ist auf der letzten verbliebenen Alpenetappe nicht mehr aufzuholen. In der Abfahrt von Montée de Bisanne konnten sich Costa und Rolland 46 Kilometer vor dem Ziel absetzen, ehe der Franzose auf regennasser Straße ebenfalls wegrutschte. Costa setzte seine Flucht als Solist fort, die schließlich 7,7 Kilometer vor dem Ziel durch Bardet beendet wurde.

Hinter dem Ag2R-Kapitän nahm die Favoritengruppe im Schlussanstieg die Verfolgung auf, doch der Franzose war nicht mehr einzuholen. Zu diesem Zeitpunkt nicht mehr vorne vertreten war Bauke Mollema. Nach seinem Missgeschick in der Abfahrt kämpfte der Niederländer vergebens um den Anschluss. Im Schlussanstieg war es jedoch vorbei mit seinen Kräften: Anstatt den Rückstand zu verringern, wurde die Lücke zu den Konkurrenten immer größer. Mollema erreichte das Ziel schließlich 4:26 Minuten hinter Bardet – das Ende seiner Podiumsträume. In der Gesamtwertung fiel er auf Platz zehn zurück.

Die anderen Favoriten attackierten sich erst auf den letzten drei Kilometern. Zunächst ging Daniel Martin (Etixx-Quick-Step), kurz darauf Fabio Aru (Astana) und Porte in die Offensive, woraufhin die Gruppe auseinanderfiel. Joaquim Rodriguez (Katusha) führte eine Gruppe um Alejandro Valverde (Movistar) und Louis Meintjes (Lampre-Merida) 23 Sekunden nach Bardet ins Ziel.

Drei Sekunden nach den beiden Spaniern folgte Quintana; Froome, in Begleitschutz seines Teamkollegen Wout Poels (Sky), erreichte mit 36 Sekunden Rückstand als Neunter das Ziel.

Der 31-Jährige bleibt trotz des Schreckmoments ungefährdet an der Spitze der Gesamtwertung. Hinter ihm folgen nun Bardet (+4:11) und  Quintana (+4:27). Neben Mollema verlor auch Adam Yates (Orica-BikeExchange) seinen Podiumsplatz.

Der junge Brite fuhr bereits am Montée de Bisanne am Ende der Gruppe, hielt sich im Schlussanstieg allerdings lange bravourös mit, bevor er auf dem letzten Kilometer noch 56 Sekunden Rückstand hinnehmen musste. Yates fiel auf Platz vier zurück (+4:46), vor Porte (+5:17), der nach seinen starken Auftritten in den vergangenen Tagen ebenfalls 53 Sekunden Rückstand auf den letzten Metern einbüßte.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

14.07.2020Video-Rückblick: Froome joggt 2016 den Ventoux hinauf

(rsn) – Heute vor vier Jahren erlaubten staunende Zuschauer am Mont Ventoux das Finale eines denkwürdigen Tour-Tages. Nach einem Sturz im Schlussanstieg der 12. Etappe rannte Chris Froome am Franz

27.07.2016Nibali hatte bei der Tour schon Rio im Blick

(rsn) – Vincenzo Nibali hat verärgert auf die Kritik an seinen Leistungen bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Tour de France reagiert. Der Italiener und sein Astana-Team waren ohne Etappensieg ge

26.07.2016Erneuter Tour-Ausstieg der ARD darf kein Thema sein

(rsn) - Drei Wochen Tour de France. Ein paar Tage "als Fan" selbst dabei. Den großen Rest aber am Bildschirm. Bis zum grandiosen Schlussakkord auf den Champs Elysees, gesetzt im "Sprint des Jahres" v

26.07.2016Quintana will weiter für seinen Gelben Traum kämpfen

(rsn) – Kolumbien muss weiter auf seinen ersten Tour-de-France-Sieger warten. Auch im dritten Anlauf hat es Nairo Quintana nicht geschafft – doch noch nie war der Movistar-Kapitän weiter vom Gelb

26.07.2016Künftig ein britisches Duell um das Gelbe Trikot?

(rsn) – Wie sein berühmter Landsmann Bradley Wiggins wird auch Adam Yates in die Geschichtsbücher des Radsports eingehen. War der mittlerweile 36-jährige Stundenweltrekordler vor vier Jahren der

26.07.2016Kittel kam bei der Tour in keinen "richtigen Flow"

(rsn) – Bei André Greipel (Lotto Soudal) lief am Sonntag auf den Champs-Élysées alles nach Wunsch. Wie bereits 2104 gewann der Deutsche Meister die prestigeträchtige Abschlussetappe der 103. Tou

26.07.2016Hektische Sprints und Cavendish machten Greipel das Leben schwer

(rsn) – Nach drei teils frustrierenden Wochen schien für André Greipel (Lotto Soudal) doch noch die Sonne. Am Sonntagabend holte sich der Deutsche Meister in Paris auf den Champs-Élysées den so

25.07.2016Bardet zum dritten Mal in Folge in Paris auf dem Tour-Podium

(rsn) – Romain Bardet hat den heimischen Fans die Tour de France gerettet. Der 25 Jahre alte Kapitän der Ag2R-Equipe legte auf den letzten drei Tagen ein Finale sondergleichen hin, sicherte sich au

25.07.2016Kittel: Erst durch Defekte gestoppt, dann im Finale kraftlos

(rsn) – Zum großen Finale der 103. Tour de France wollten Marcel Kittel und sein Etixx-Quick-Step-Team nochmals zuschlagen. Der Erfurter, der bereits 2013 und 2014 jeweils den Schlussakkord auf den

25.07.2016Jogging-Einlage in Gelb und ein machtloser Herausforderer

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

25.07.2016Dominator in Grün und Schweizer Coup durch einen Kolumbianer

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

25.07.2016Kollision mit dem Teufelslappen und ein fataler Entschluss

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

Weitere Radsportnachrichten

04.05.2024Nur Narvaez zum Giro-Auftakt schneller als Schachmann

(rsn) – Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hat denkbar knapp einen perfekten Einstieg in den 107. Giro d’Italia verpasst. Der zweimalige Deutsche Meister belegte auf der 1. Etappe über 14

04.05.2024Bénin: Zeitbonifikation kostet Bike Aid den Gesamtsieg

(rsn) - Große Enttäuschung beim Team Bike Aid zum Finale der Tour du Bénin (2.2). Der marokkanische Nationalfahrer Achraf Ed Doghmy gewann die 154 Kilometer lange Schlussetappe nach Cotonou im Spr

04.05.2024Vos vollendet auf Windkantenetappe die Vorarbeit ihres Teams

(rsn) – Marianne Vos (Jumbo – Visma) hat sich bei der 10. Vuelta Femenina ihren zweiten Tagessieg gesichert. Die 36-jährige Niederländerin entschied die 7. Etappe über 138,6 Kilometer von San E

04.05.2024Tiberi verlängert bei Bahrain Victorious

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

04.05.2024Bardet will jeden Giro-Tag wie einen Klassiker angehen

(rsn) – Romain Bardet (dsm-firmenich – PostNL) kommt in Top-Form zum 107. Giro d´Italia. Daran besteht spätestens seit seinem zweiten Platz hinter Überflieger Tadej Pogacar (UAE Team Emirates)

04.05.2024Giro d`Italia: Die letzten zehn Jahre im Ãœberblick

(rsn) - Der Giro d`Italia ist traditionell die erste dreiwöchige Landesrundfahrt im Rennkalender, bei der sich immer wieder auch die Deutschen als Etappenjäger hervortaten. Im Jahr 2022 konnte das

04.05.2024Großes Vorschau-Paket: Die Strecke des Giro d´Italia 2024

(rsn) – Sechs Bergankünfte, zwei Einzelzeitfahren, toskanischer Schotter, der Mortirolo, der Stelvio und zum krönenden Abschluss zwei Mal der Monte Grappa – das ist der 107. Giro d´Italia (4. -

04.05.2024Uijtdebroeks: Jetzt muss er sich beweisen, oder doch nicht?

(rsn) – Selten dürfte der Auftritt eines jungen Belgiers bei seinem Giro-Debüt von den deutschen Fans so interessiert verfolgt werden, wie in diesem Jahr der  von Cian Uijtdebroeks. Klar, als Rem

04.05.2024Rund 260.000 Euro fehlen: Tour of Scandinavia abgesagt

(rsn) – Die Women´s WorldTour-Rundfahrt Tour of Scandinavia wird in diesem Jahr nicht stattfinden. Das gaben die Veranstalter des für 27. August bis 1. September geplanten Rennens am Freitag via P

04.05.2024Alfonsina Strada: Die erste Frau beim Giro

(rsn) – Wenn am Samstag in Venaria Reale der 107. Giro d´Italia der Männer beginnt, ist das auch für den Frauen-Radsport ein wichtiger Termin. Denn noch bevor im Juli der nächste Giro der Frauen

04.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

03.05.2024Anspruchsvoller Auftakt im Piemont

(rsn / ProCycling) – 13 Jahre nach ihrer Premiere ist die Stadt Venaria Reale erneut Schauplatz des Grande Partenza. Als Ouvertüre gibt es eine anspruchsvolle Etappe, die nördlich von Turin starte

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)