Tour: Froome unangreifbar - Quintana mit Schwächen

Die Schweiz ist für Zakarin ein gutes Pflaster

Von Daniel Brickwedde

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Ilnur Zakarin (Katusha) hat die erste Alpenetappe der Tour de France 2016 gewonnen. | Foto: Cor Vos

20.07.2016  |  (rsn) Die erste Alpenetappe der 103. Tour de France ging an Ilnur Zakarin (Katusha). Der Russe setzte sich auf der 17. Etappe aus einer Fluchtgruppe nach 184,5 Kilometern von Bern zur Bergankunft nach Finhaut-Emosson als Solist durch. Platz zwei sicherte sich Jarlinson Pantano (IAM/+0:55) vor Rafal Majka (Tinkoff,+1:16). Unter den Favoriten entbrannte der Kampf erst auf den letzten zwei Kilometern des zehn Kilometer langen Schlussanstiegs – mit Gewinnern und Verlieren. Chris Froome (Sky) baute seinen Vorsprung an der Spitze weiter aus.

Die Schweiz entpuppt sich für den 26-jährigen Zakarin als ein ausgesprochen gutes Pflaster. Im Vorjahr gewann er bereits Tour de Romandie, in Finhaut-Emosson holte sich der Russe in den Schweizer Alpen seinen ersten Tour-Etappenerfolg.

"Ich bin wirklich glücklich. Ich möchte meinen Teamkollegen danken. Ich habe heute wirklich alles gegeben. Für mich ist dieses Resultat großartig. Es ist keine Überraschung, ich habe es schon in der ersten Woche versucht. Nach meinem Sturz beim Giro hab ich mich auf den Abfahrten ein wenig zurückgehalten, aber heute ging es eigentlich sehr gut“, berichtete Zakarin im Ziel. Es war der erste russische Tour-Etappenerfolg seit 2009 durch Sergei Iwanow.

Zakarin gehörte zu einer elfköpfigen Spitzengruppe um Peter Sagan, Rafal Majka (beide Tinkoff), Steve Morabito (FDJ), Tony Gallopin (Lotto Soudal) und Jarlinson Pantano (IAM) an, die vom Feld zwischenzeitlich über elf Minuten an Vorsprung gewährt bekam. Später konnten noch Greg Van Avermaet (BMC), Thomas Voeckler (Direct Energie) und Alexei Lutsenko (Astana) aufschließen.

Die Gruppe fand sich jedoch erst nach 71 Kilometern. Angesichts der guten Aussichten auf einen Etappensieg waren die Plätze in der Gruppe des Tages umkämpft - die erste Rennstunde wurde mit einem Schnitt von 51,8 km/h zurückgelegt. Mit der Bildung der Spitzengruppe kehrte jedoch endlich Ruhe ins Peloton ein. Mit dem Col de la Forclaz (1.Kategorie) und der Bergankunft am Finhaut-Emosson (HC-Kategorie) innerhalb der letzten 36 Kilometer war die Etappe ohnehin fordernd genug.

Allerdings dauerte es bis zur Abfahrt des Col de la Forclaz, bis die Spitze auseinanderfiel. Zuvor hatte sich Majka besonders an den Bergwertungen hervorgetan und seinen Vorsprung in der Bergwertung auf 83 Punkte gegenüber Thomas De Gendt (Lotto Soudal, 90 Punkte) ausgebaut. Im 10,4 Kilometer langen Schlussanstieg musste er jedoch seine beiden letzten Begleiter Pantano und Zakarin 6,5 Kilometer vor dem Ziel ziehen lassen. Wenige hundert Meter später ließ Zakarin mit seiner zweiten Attacke auch Pantano stehen und fuhr dem Etappensieg entgegen.

Mit einem Rückstand von 7:59 Minuten hinter dem Katusha-Profi - der seinem Team den ersten Tour-Erfolg 2016 bescherte - erreichten Richie Porte (BMC) und Chris Froome (Sky) als erste Fahrer der Favoritengruppe den Zielstrich. Zuvor hatte Sky mit von Sergio Henao, Mikel Nieve und einem erneut überragenden Wout Poels die Tempoarbeit am Anstieg übernommen und sämtliche Angriffe neutralisiert, unter anderem von Fabio Aru (Astana), Alejandro Valverde (Movistar) und Daniel Martin (Etixx-Quick-Step).

Zwei Kilometer vor dem Ziel eröffnete Porte den finalen Schlagabtausch – wenig später folgte Froome. "Eine sehr harte Etappe, auch wegen der Hitze. Unsere Mannschaft ist unglaublich, die haben heute wieder eine tolle Arbeit gemacht. Es ist niemals leicht für mich, vielleicht fühle ich mich dieses Mal in der dritten Woche besser als letztes Jahr", fasste der Träger des Gelben Trikots die Etappe zusammen.

Während Froome schnell zu seinem ehemaligen Teamkollegen aufschloss, konnten andere dem Tempo nicht folgen. Adam Yates (Orica-BikeExchange, +0:08 auf Froome), Romain Bardet (Ag2r, +0:11) und Fabio Aru (Astana, +0:19) konnten ihren Rückstand noch in Grenzen halten, doch Nairo Quintana (Movistar) musste mit 28 Sekunden einen überraschend deutlichen Zeitverlust hinnehmen. Den enttäuschenden Tag für Movistar machte sein Teamkollege Valverde "perfekt", der sogar 2:02 Minuten auf Froome verlor.

Auch Bauke Mollema büßte Zeit ein. Der Niederländer überquerte 41 Sekunden nach Froome den Zielstrich, verteidigte aber seinen zweiten Platz in der Gesamtwertung. Sein Rückstand wuchs aber auf 2:27 Minuten gegenüber Froome an. Der 29-Jährige muss eher nach hinten orientieren, denn Adam Yates liegt nur noch 36 Sekunden hinter ihm. Platz vier belegt weiter Quintana (+3:27), dahinter verbesserten sich Bardet (+4:15) und Porte (+4:27) jeweils um einen Platz vorbei an Valverde (+5:19) auf die Positionen fünf und sechs.

Aus den Top Ten musste sich Tejay van Garderen (BMC) verabschieden. Als Gesamtachter in die Etappe gestartet, verlor der US-Amerikaner bereits am Col de la Forclaz den Anschluss und erreichte das Tagesziel mit einem Rückstand von 26:15 Minuten. Nicht ganz so schlimm erging es Emanuel Buchmann (Bora-Argon18), der ebenfalls in diesem Anstieg den Anschluss verlor und 15:20 Minuten nach Froome die Bergankunft in 1.960 Metern Höhe erreichte. Im Gesamtklassement fiel der Ravensburger um eine Position auf Rang 22 zurück.

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