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18.07.2016 | Langsam wird es eng für die Gastgeber. Die Grande Nation wartet immer noch vergeblich auf den ersten französischen Tagessieger bei dieser Tour de France. Kolumbianer, Deutsche, Belgier, Slowaken, Niederländer, Australier und gleich drei britische Profis konnten sich in die Siegerlisten eintragen – ein französischer Beitrag wird dagegen bislang vergeblich gesucht. Letztmalig ging 1999 eine Tour de France ohne einen heimischen Etappensieg zu Ende. Ein Desaster, das sich nicht wiederholen sollte. Allerdings werden die Chancen weniger – und auch die Kandidaten dafür.
"Ich bin sehr enttäuscht. Ich war noch nie so nah am Sieg, aber im Sprint gibt es keine Fehler, der Stärkste gewinnt", ärgerte sich Bryan Coquard (Direct Energie) im Ziel der 4. Etappe. Der kleine Sprinter war nahe dran, frühzeitig das ungeduldige Warten seiner Landsleute auf den ersten französischen Tagessieg zu beenden. Im Zielsprint in Limoges musste der 24-Jährige sich allerdings im Foto-Finish um Millimeter Marcel Kittel (Etixx-Quick-Step) geschlagen geben. "Ich bin noch jung, aber ich bin ein Siegertyp, ich habe das Temperament und ich will dieses Jahr bei der Tour gewinnen“, ließ Coquard hinterher ausgesprochen selbstbewusst verlauten.
Seine Landsleute wird es freuen: Coquard ist einer der wenigen Hoffnungsträger, um noch den sehnsüchtigen und wichtigen französischen Tageserfolg bei dieser Tour zu erzielen. Die 16. Etappe nach Bern und die Schlussetappe in Paris dürften Coquard noch die Möglichkeit zu einer späten Erlösung der Franzosen geben.
Der weitere Kandidatenkreis ist allerdings recht überschaubar. Romain Bardet (Ag2r) könnte, darf aber aller Voraussicht nach nicht. Der 25-Jährige ist als Sechster der Gesamtwertung (+4:04) zu gut platziert, als das ihn die Sky-Armada oder andere Kontrahenten für einen Tagessieg ziehen lassen würden. Für Thibaut Pinot (FDJ) wären die Erfolgsaussichten weitaus besser gewesen. Im Klassement war der Französische Zeitfahrmeister schon früh aussichtlos zurückgefallen und hatte daraufhin die Jagd nach Tagessiegen zu seinem Ziel erklärt. In den Pyrenäen war Pinot mehrfach in den Spitzengruppen unterwegs, eine Bronchitis warf den 26-Jährigen jedoch nach der 12. Etappe aus dem Rennen.
Nach dem Vorbild von Pinot bleibt für die Franzosen nur das Heil in der Flucht. Allerdings liegen die schweren Alpen-Hürden vor dem Peloton. Ein Großteil der französischen Fahrer wäre damit um seine Chancen gebracht. Auf dem Papier kommen noch auf fünf Namen für einen Coup in Frage.
Drei davon zeigten sich bereits auf der schweren 15. Etappe durch das Jura-Gebirge in der Spitzengruppe aktiv. Für Alexis Vuillermoz (Ag2r), der im Vorjahr an der Mur-de-Bretagne eine Etappe gewann, sprang am Ende zumindest noch der dritte Platz hinaus. "Ich bin ein wenig desillusioniert von meinem Ergebnis. Wir haben am Ende nur um wenige Sekunden verloren, was wirklich frustrierend ist. Aber ich verbessere mich jeden Tag", so der Franzose, der um sechs Sekunden geschlagen wurde.
Ebenso enttäuschend war der Ausgang für Julian Alaphilippe (Etixx-Quick- Step). Der 24-Jährige gehörte im Finale zur späteren Siegergruppe um Jarlinson Pantano (IAM) und Rafal Majka (Tinkoff), ehe ihn ein Defekt stoppte. Alaphilippe kämpfe um den Anschluss, wurde aber schließlich nur Etappenfünfter. Der Teamkollege von Tony Martin, der zwischenzeitlich Gesamtzweiter war und das Weiße Trikot des besten Jungprofis trug, scheint aber noch nicht fertig mit seiner Tour: "Ich bin enttäuscht, aber das Einzige, was ich tun kann, ist mich zu erholen und dann auf die kommenden Tage zu fokussieren."
Dagegen verläuft das Rennen für Pierre Rolland (Cannondale-Drapac) bislang glücklos. In der Spitzengruppe konnte er im Finale nicht mithalten und wurde Siebter. Den 29-Jährigen plagt allerdings auch eine Handverletzung. Seine beiden Tagessiege in den Jahren 2011 und 2012 holte Rolland allerdings in den Alpen. Abschreiben sollte man ihn deshalb nicht.
Bleiben noch Warren Barguil (Giant-Alpecin) und Tony Gallopin (Lotto Soudal). Barguil ist mittlerweile in der Gesamtwertung auf Platz 18 durchgereicht worden (+19:05), so dass er in Fluchtgruppen keine Gefahr mehr darstellen würde. Allerdings zeugt sein Einbruch auch nicht gerade von großen Kraftreserven für fordernde Alpenpässe. Für Gallopin könnten dagegen seine Etappen bereits vorüber sein – die Alpen sollten aber eine Spur zu schwer werden für den 28-Jährigen.
Allerdings ist auch schon so mancher Franzosen während der Tour de France unter den Anfeuerungen seiner Landsleute über sich hinausgewachsen. Mit 38 Fahrern stellte Frankreich vor zwei Wochen in Mont-Saint-Michel das größte Kontingent dieser Tour. Sechs Etappen bleiben Bardet & Co noch, um die französische Ehre zu retten. Vive la chance!
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