Nach Platz neun im Zeitfahren der Tour

Martin: "Ich gebe mich auf keinen Fall auf"

Von Joachim Logisch aus Bourg-Saint-Andeol

Foto zu dem Text "Martin:
Tony Marin (Etixx-Quick-Step) | Foto: Cor Vos

16.07.2016  |  (rsn) - Tony Martin am Scheideweg? Dem nicht berauschenden Frühjahr folgte die große Enttäuschung bei der Tour de France: nur Neunter im großen Zeitfahren. Da hatte sich der dreimalige Zeitfahr-Weltmeister deutlich mehr ausgerechnet.

"Ich bin natürlich sehr enttäuscht. Ich habe ja nicht in Sekunden verloren, sondern um zwei Minuten. Das ist eine andere Welt, das muss ich erst einmal verdauen“, erklärte Martin gegenüber der ARD. 2:05 Minuten hinter Tom Dumoulin (Giant-Alpecin), der in einer anderen Welt fuhr. Martin: "Das muss ich neidlos anerkennen.“

Viel schwerer wiegt, dass der Spezialist im Kampf gegen die Uhr auch von Chris Froome (+1:03 Min./2. Platz), Nelson Oliviera (+1:31/3.) und Jerome Coppel (+1:35) deutlich geschlagen wurde. Und dass auch Fahrer wie Bauke Mollema (+1:54/6.), Geraint Thomas (+2:00/7.) und Ion Izaguirre (+2:02/8.) schneller waren. Was ihm schwer zu denken geben dürfte. "Ich muss jetzt erst einmal die Daten überprüfen. Ich bin zwar sehr müde am Ende der zweiten Tour-Woche; aber es war kein schlechtes Zeitfahren von mir", sagte der 31-Jährige.

Das Zeitfahren der Tour war für Martin ähnlich wichtig wie das bei den Olympischen Spielen in Rio nächsten Monat. Dafür hat er extra einige Kilo verloren und seine Sitzposition im Windkanal verändert. Nach seinem Sieg im Zeitfahren bei den Deutschen Meisterschaften wähnte er sich auf dem richtigen Weg. Jetzt der Rückschlag! Ist der Weg mit Klassikern im Frühjahr und weniger Gewicht vielleicht falsch?

Eine Erklärung hatte Martin so schnell nach dem Rennen noch nicht parat. Auch, dass die Strecke ihm nicht entgegengekommen wäre, will er nicht gelten lassen. Obwohl es direkt nach dem Start hinauf zur Cote de Bourg-Saint-Andéol (6,9 km à 4,9 Prozent) ging. "Das war sicherlich nicht so gut für mich. Man musste von der Startrampe runter und gleich bergauf. Da ist der Motor noch einigermaßen kalt, trotz Warmfahren. Für mich ist es etwas kritisch, dass ich überpace. Aber generell war es ein Berg, der mir liegen sollte, ein Kraftberg. Da will ich keine Entschuldigung suchen", sagte er zu radsport-news.com

Nach der ersten Zwischenzeit bei Kilometer sieben hatte er als Sechzehnter schon 44 Sekunden Verspätung auf Dumoulin und 27 auf Froome. War er zu vorsichtig angegangen, weil er sich nicht verausgaben wollte?

Oder war er einfach platt, weil er sich als Diener der beiden Herren Marcel Kittel (für den Sprint) und Daniel Martin (Gesamtwertung) in den ersten zwölf Etappen aufgeopfert hatte? Auch am Tag der sturmumtosten Mont-Ventoux-Etappe fuhr Martin den ganzen Tag im Wind, um den Iren auf Podiums-Kurs zu halten.

"Was ich sagen kann, ist, dass ich relative müde war. Ich habe meine Beine gestern nach der Etappe zum ersten Mal gespürt. Vielleicht habe ich mich etwas leer gefahren. Das ist eine erste Analyse. Aber was sollen die anderen wie Christopher Froome sagen. Die fahren sich jeden Tag lee", erklärte er.

Ohne seinen sechsten Etappensieg bei einer Tour will sich Matin nicht verabschieden. Der eine oder andere Tagesabschnitt, der für ihn geeignet wäre, könnte noch kommen - wenn er nicht weiterhin so oft für Kittel und seinen Namensvetter die Lokomotive spielen muss.

Martin jedenfalls betonte: "Ich gebe mich auf keinen Fall auf!"

Mehr Informationen zu diesem Thema

14.07.2020Video-Rückblick: Froome joggt 2016 den Ventoux hinauf

(rsn) – Heute vor vier Jahren erlaubten staunende Zuschauer am Mont Ventoux das Finale eines denkwürdigen Tour-Tages. Nach einem Sturz im Schlussanstieg der 12. Etappe rannte Chris Froome am Franz

27.07.2016Nibali hatte bei der Tour schon Rio im Blick

(rsn) – Vincenzo Nibali hat verärgert auf die Kritik an seinen Leistungen bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Tour de France reagiert. Der Italiener und sein Astana-Team waren ohne Etappensieg ge

26.07.2016Erneuter Tour-Ausstieg der ARD darf kein Thema sein

(rsn) - Drei Wochen Tour de France. Ein paar Tage "als Fan" selbst dabei. Den großen Rest aber am Bildschirm. Bis zum grandiosen Schlussakkord auf den Champs Elysees, gesetzt im "Sprint des Jahres" v

26.07.2016Quintana will weiter für seinen Gelben Traum kämpfen

(rsn) – Kolumbien muss weiter auf seinen ersten Tour-de-France-Sieger warten. Auch im dritten Anlauf hat es Nairo Quintana nicht geschafft – doch noch nie war der Movistar-Kapitän weiter vom Gelb

26.07.2016Künftig ein britisches Duell um das Gelbe Trikot?

(rsn) – Wie sein berühmter Landsmann Bradley Wiggins wird auch Adam Yates in die Geschichtsbücher des Radsports eingehen. War der mittlerweile 36-jährige Stundenweltrekordler vor vier Jahren der

26.07.2016Kittel kam bei der Tour in keinen "richtigen Flow"

(rsn) – Bei André Greipel (Lotto Soudal) lief am Sonntag auf den Champs-Élysées alles nach Wunsch. Wie bereits 2104 gewann der Deutsche Meister die prestigeträchtige Abschlussetappe der 103. Tou

26.07.2016Hektische Sprints und Cavendish machten Greipel das Leben schwer

(rsn) – Nach drei teils frustrierenden Wochen schien für André Greipel (Lotto Soudal) doch noch die Sonne. Am Sonntagabend holte sich der Deutsche Meister in Paris auf den Champs-Élysées den so

25.07.2016Bardet zum dritten Mal in Folge in Paris auf dem Tour-Podium

(rsn) – Romain Bardet hat den heimischen Fans die Tour de France gerettet. Der 25 Jahre alte Kapitän der Ag2R-Equipe legte auf den letzten drei Tagen ein Finale sondergleichen hin, sicherte sich au

25.07.2016Kittel: Erst durch Defekte gestoppt, dann im Finale kraftlos

(rsn) – Zum großen Finale der 103. Tour de France wollten Marcel Kittel und sein Etixx-Quick-Step-Team nochmals zuschlagen. Der Erfurter, der bereits 2013 und 2014 jeweils den Schlussakkord auf den

25.07.2016Jogging-Einlage in Gelb und ein machtloser Herausforderer

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

25.07.2016Dominator in Grün und Schweizer Coup durch einen Kolumbianer

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

25.07.2016Kollision mit dem Teufelslappen und ein fataler Entschluss

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

Weitere Radsportnachrichten

03.07.2025“Misserfolge schärfen dich“: Roglic lacht seine Dämonen an

(rsn) – Zum siebten Mal in seiner beeindruckenden Karriere geht Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) bei der Tour de France an den Start. Die einzige deutsche Équipe im Peloton will von

03.07.2025Van der Poel sieht Chancen für eine erfolgreiche Tour

(rsn) – Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) gehört einmal mehr zu den Top-Stars, die bei der Tour de France an den Start gehen. Wirklich in Erscheinung treten konnte er in den letzten dre

03.07.2025Arndt hofft nach Wirbelbruch auf Comeback noch 2025

(rsn) – Nikias Arndt (Bahrain Victorious) wird am Samstag in Lille zwar nicht am Start der Tour de France stehen, doch einige Tage vor der Frankreich-Rundfahrt gibt es dennoch gute Neuigkeiten vom 3

03.07.2025Auch bei der 112. Tour wird die 3-Kilometer-Regel ausgeweitet

(rsn) - Die ASO wird auch bei der kommenden Tour de France die 3-Kilometer-Regel auf weitere ausgewählte Etappen ausdehnen. Dann werden die Fahrer bereits vier oder sogar fünf Kilometer vor dem Ziel

03.07.2025Teams packen zur Tour wieder Sondertrikots aus

(rsn) – Es ist inzwischen ein jährlich wiederkehrendes Ritual: Kurz vor der Tour de France präsentieren einige Mannschaften Sondertrikots für die drei Wochen in Frankreich. Den Anfang machte

03.07.2025Neue GPS-Technologie wird auch bei Rad-WM in Ruanda eingesetzt

(rsn) – Nachdem sich erst wieder kürzlich einige Radprofis zu mangelnden Sicherheitsvorkehrungen beim erstmals ausgetragenen Copenhagen Sprint (1.UWT/1.WWT) kritisch geäußert hatten, dürfte eine

03.07.2025Tudor erweitert Partner-Portfolio prominent

(rsn) - Mit der Kreuzfahrtreederei MSC Cruises, einem der weltweit größten Anbieter für Vergnügungsreisen auf dem Meer, steigt kurz vor dem Start der Tour de France ein weiterer potenter Geldgeber

03.07.2025Das Grüne Trikot der Tour de France

(rsn) – Was haben der Reifenhersteller Michelin, der Anbieter von Pferdewetten PMU, Mineralölkonzern BP oder Autohersteller Skoda gemeinsam? All die international tätigen Konzerne waren (oder sind

03.07.2025Nys: “Für einen Etappensieg muss ich mich selbst übertreffen“

(rsn) – Mit 29 Fahrern stellen die Belgier bei der am 5. Juli in Lille beginnenden 112. Tour de France nach den heimischen Profis das zweigrößte Kontingent. Alle Augen sind dabei natürlich auf Do

03.07.2025Das Gepunktete Trikot der Tour de France

(rsn) – Seit 1933 ermittelt die Tour de France neben dem Gesamtsieger auch den Bergkönig. Seit 1975 gibt es das Gepunktete Trikot, offiziell maillot à pois rouges, das “Trikot mit roten Erbsenâ€

03.07.2025Die Aufgebote für den 36. Giro d´Italia Women

(rsn) – Mit dem Giro d’Italia Women (6. – 13. Juli / 2.WWT) steht einen Tag nach dem Start der Tour de France der Männer die zweite Grand Tour der Frauen an. Die 36. Ausgabe der Italien-Rundfa

03.07.2025Märkl bei Tour-Debüt Anfahrer für gleich zwei Sprinter

(rsn) – Für Niklas Märkl (Picnic – PostNL) ist der Radsport-Sommer 2025 ein ganz besonderer: Erst stand die von seinem Heimatverein RSC Linden - mit seinem Vater Andreas Märkl an der Spitze - o

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Course de Solidarnosc (2.2, POL)
  • Sibiu Tour (2.1, ROU)