Ladies Tour of Norway: Aktive Becker Siebte

Guarnier räumt trotz Fehlleitung in Halden fast alles ab

Von Felix Mattis aus Halden

Foto zu dem Text "Guarnier räumt trotz Fehlleitung in Halden fast alles ab"
Küsschen für die Siegerin: Megan Guarnier (Boels-Dolmans) hat die 1. Etappe der Ladies Tour of Norway gewonnen. | Foto: Cor Vos

15.08.2015  |  (rsn) - Es gab einiges einzusammeln, als Maciek Kowalewski den Weg vom Siegerpodest zum Teamhotel antrat. Der Soigneur von Boels-Dolmans packte sämtliche Blumensträuße, Schecks, Trikots, Vasen und andere Sachpreise in einen großen Pappkarton und erntete großes Gelächter, als er sich auf den Weg machte - ausgerechnet von der Frau, die für die schwere Last verantwortlich war: Megan Guarnier.

Die US-Meisterin hat auf der 1. Etappe der Ladies Tour of Norway nicht nur den Tagessieg und das damit verbundene Lila Trikot der Gesamtführenden abgeräumt, sondern auch das Bergtrikot und die Führung in der Punktewertung mitgenommen. Und weil die 30-jährige Guarnier dafür zu alt war, sprang Teamkollegin Amalie Dideriksen, die zweifache Junioren-Weltmeisterin, auf Tagesrang zehn ein, als es um die Vergabe des Weißen Nachwuchstrikots ging - noch mehr Gepäck für Maciek Kowalewski.

In einem von Beginn an sehr aggressiven Rennen über 112 Kilometer vom schwedischen Strömstad auf einem ständig auf und ab führenden Kurs über die Grenze nach Halden gehörte Guarniers Team gleichermaßen wie die australische Orica-AIS-Mannschaft zu den Aktivposten im Peloton. So war es folgerichtig, dass mit Guarnier und der Australierin Amanda Spratt (Orica-AIS) schließlich zwei Fahrerinnen dieser Mannschaften das Ausreißerduo des Tages bildeten und den Sieg unter sich ausmachten. Allerdings dauerte es fast 50 Kilometer, bis sich die beiden absetzen konnten.

"Ich war ungefähr einen Kilometer alleine, aber dann kam Amanda Spratt von hinten. Ich dachte zwar, dass noch mehr kommen würden, aber wir haben auch so gut zusammengearbeitet", freute sich Guarnier im Gespräch mit radsport-news.com, dass sie zu zweit bis ins Ziel durchgehalten hatten. Das Duo fuhr zwischenzeitlich mehr als drei Minuten Vorsprung heraus und kam mit noch immer fast zwei Minuten in den Zielort Halden, wo noch vier knapp fünf Kilometer lange Schlussrunden zu absolvieren waren.

"Man kann sich nie sicher sein, aber als wir mit einem ordentlichen Vorsprung auf die Schlussrunden kamen, hatten wir schon gute Chancen", sagte Guarnier später. Trotzdem geriet der Erfolg der beiden Ausreißerinnen noch einmal gehörig in Gefahr, denn sie wurden in Halden fehlgeleitet: "Es war etwas verwirrend mit vielen Rechts- und Linksabzweigen, und an einer Stelle war nicht ganz klar, wo es lang geht. Wir sind geradeaus gefahren, und in dem Moment wo wir auf der Kreuzung waren, habe ich rechts die Absperrung gesehen. Da wusste ich sofort, dass wir umdrehen müssen."

Einige Sekunden kostete der Vorfall, und beinahe hätte das sogar das Rennen entschieden. Denn als Guarnier vor Spratt auf die Zielgerade einbog und der Australierin davon spurtete, war das Feld sehr nahe. Nur acht Sekunden nach der Siegerin sprintete schließlich die Italienerin Valentina Scandolara (Orica-AIS) auf Rang drei.

Charlotte Becker (Hitec Products), die im Verlauf der Etappe zunächst in einer elfköpfigen Spitzengruppe saß und später noch mehrfach in diverse Verfolgergruppen sprang, wurde als beste Deutsche Siebte, Romy Kasper (Boels-Dolmans) kam ebenfalls acht Sekunden nach ihrer Teamkollegin Guarnier auf den 17. Platz.

Neben Becker machte auch Beate Zanner (Maxx-Solar) früh im Rennen auf sich aufmerksam. Die Gesamtzweite der Lila Logistik Rad-Bundesliga bildete gemeinsam mit Chloe McConville (Orica-AIS) das erste Ausreißerduo des Tages. Das Ziel erreichte Zanner als zweitbeste Fahrerin eines Nicht-UCI-Teams 3:04 Minuten nach Guarnier auf Rang 22 in einer Gruppe mit ihrer britischen Teamkollegin Lucy Coldwell.

Am Sonntag startet die 2. und letzte Etappe der 2. Ladies Tour of Norway direkt an der schwedisch-norwegischen Grenze auf der sogenannten "Alten Brücke von Svinesund" und führt auf einem erneut sehr welligen Kurs, dessen Anstiege diesmal aber kürzer sind, über 109,2 Kilometer durch Schweden und Norwegen ins nur 15 Kilometer vom Startort entfernte Halden.

"Ich denke, es wird wieder sehr aggressiv gefahren werden, und wir wollen eine aus dem Team nach oben aufs Podest bringen - wer das ist, ist eigentlich egal", deutete Guarnier an, dass Boels-Dolmans nicht voll auf Defensive setzen wird. "Mein Vorsprung ist nicht wirklich groß."

Megan Guarnier im Sieger-Interview (Englisch):

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Weitere Radsportnachrichten

18.09.2025Magnier jubelt in der Slowakei erneut - diesmal in Gelb

(rsn) – Der Franzose Paul Magnier (Soudal – Quick-Step) hat auch die 2. Etappe der 69. Slowakei-Rundfahrt (2.1) für sich entschieden. Der Auftaktsieger ließ über 169,4 Kilometer von Svidnik nac

18.09.2025Evenepoel vor WM-Duell mit Pogacar: “Ich bin bereit“

(rsn) – Nach dem enttäuschenden Aus bei der Tour de France reist Remco Evenepoel voller Selbstbewusstsein nach Ruanda, wo er am Sonntag zum Auftakt der Straßen-WM in Kigali seinen Titel im Zeitfah

18.09.2025Capiot soll Jaycos Klassikerteam verstärken

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

18.09.2025Die WM-Aufgebote aller Nationen für die Elite-Kategorien

(rsn) – Die Weltmeisterschaften in Ruandas Hauptstadt Kigali vom 21. bis 28. September umfassen 13 Wettkämpfe – je Einzelzeitfahren und Straßenrennen für männliche wie weibliche U19 und U23 so

18.09.2025Merlier will Pogacar im Herbst noch abfangen

(rsn) - Tim Merlier (Soudal – Quick-Step) will Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) in den letzten Wochen der Saison 2025 noch überflügeln – allerdings nicht in einem Rennen, sondern in der

18.09.2025Schweizer WM-Team ohne Hartmann und Häberlin

(rsn) – Nicht nur das deutsche Team muss für die Straßen-WM in Ruanda personelle Ausfälle verkraften. Auch die beiden Schweizerinnen Elena Hartmann und Steffi Häberlin fallen für die am 21. Se

18.09.2025Mayrhofer ersetzt Stork im deutschen WM-Kader

(rsn) – Nachdem Maximilian Schachmann (Soudal – Quick-Step) am Dienstagabend nicht in den Flieger nach Ruanda steigen konnte, weil er sich in der Schlusswoche der Vuelta a Espana erkältet hatte u

18.09.2025Die Zeitfahrstrecken bei den Weltmeisterschaften in Ruanda

(rsn) – Im hügelig-bergigen Kigali gibt es kaum flache Straßen. Und so sind auch die Einzelzeitfahren sowie die Mixed-Staffel bei den Weltmeisterschaften in Ruanda wirklich schwere Prüfungen. Wir

18.09.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

17.09.2025Top-Favoritinnen mit Fragezeichen, Niedermaier Medaillenhoffnung

(rsn) – Ohne Titelverteidigerin muss das diesjährige WM-Zeitfahren der Frauen in Kigali auskommen. Das liegt daran, dass sich Grace Brown partout nicht wollte umstimmen lassen und das Rennrad – z

17.09.2025Grégoire bezwingt im Bergaufsprint van den Berg und Hirschi

(rsn) – Romain Grégoire (Groupama – FDJ) hat seine bestechende Herbstform auch zum Auftakt der 85. Skoda Tour de Luxembourg (2.Pro) eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Der 22-jährige Franzose,

17.09.2025De Lie sprintet an der Zitadelle von Namur über 300 Meter zum Sieg

(rsn) – An der Zitadelle van Namur hat Arnaud De Lie (Lotto) den 65. GP de Wallonie (1.Pro) für sich entschieden. Nach 187 Kilometern war der Belgier im Sprint eines dezimierten Feldes schneller al

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Serbie (2.2, SRB)
  • Tour de Slovaquie (2.1, SVK)
  • Skoda Tour de Luxembourg (2.Pro, LUX)