Tour-Debüt als Sportdirektor von MTN-Qhubeka

Zemke: „Prudhomme muss mich für verrückt gehalten haben"

Foto zu dem Text "Zemke: „Prudhomme muss mich für verrückt gehalten haben
MTN-Sportdirektor Jens Zemke gibt mit 48 Jahren sein Tour-Debüt mit 48 Jahren. | Foto: Cor Vos

02.07.2015  |  (rsn) - Jens Zemke ist im vierten Jahr Sportdirektor beim MTN-Qhubeka-Team. Der 48-jährige Hesse wird erstmals in seiner Karriere bei der Tour de France dabei sein, ebenso wie der südafrikanische Zweitdivisionär, der als erste Mannschaft vom afrikanischen Kontinent überhaupt eine Einladung zur Frankreich-Rundfahrt erhielt. Im Interview mit radsport-news.com spricht Zemke über den Traum, der für ihn in diesen Tagen in Erfüllung geht, und äußert sich zu den Zielen seines Teams.

Herr Zemke, Sie sind in diesem Jahr erstmals bei einer Tour dabei - wie fühlen Sie sich als Debütant?
Jens Zemke: Ich habe als zehn-jähriger Steppke angefangen, Radrennen zu fahren, weil Didi Thurau aus Frankfurt 15 Tage lang das Gelbe Trikot der Tour de France trug und ganz Deutschland damals (1977, d. Red.)im Radsportfieber war. Unzählige Male habe ich die Tour als Tourist besucht und hunderte von Stunden vor dem Fernseher verfolgt. Selber gefahren bin ich sie nie, umso aufregender ist es jetzt, dass ich eine neue aufstrebende Mannschaft zur Tour begleiten darf.

Auch Ihr Team MTN-Qhubeka ist ja erstmals dabei, als erste afrikanische Mannschaft überhaupt. Wie wichtig ist das Datum 4. Juli, wenn die Tour in Utrecht beginnt, für den Rennstall und den Radsport in (Süd)-Afrika?

Zemke: Wir sind schon am Montag als erste Mannschaft angereist, um dem Team die Bedeutung des Rennens klarzumachen. Team MTN wurde von Douglas Ryder (Generalmanager) vor zehn Jahren ins Leben gerufen und fing als kleines Familienteam an. Die Entwicklung war enorm und Douglas hat viele Probleme meistern müssen, um sich seinen Traum zu erfüllen.

Welche Ziele verfolgt Ihr Team beim Tour-Debüt?
Zemke: Unser großes Ziel, es zur Tour de France zu schaffen, haben wir erreicht! Unser nächstes Ziel ist es, 5000 Schulkinder in Afrika die Möglichkeit zu bieten, mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren, da die Laufwege teilweise mehrere Stunden betragen und wir Spendengelder dafür einsammeln möchten. Ach ja, und dann wollen wir natürlich auch noch schnell unterwegs sein….ein Etappensieg wäre klasse.

Welche sportlichen Spuren kann MTN-Qhubeka bei dieser Tour hinterlassen?
Zemke: Das ist schwer zu sagen, aber wir haben uns akribisch vorbereitet und die Mannschaft brennt, dass es endlich losgeht. Mein Wunsch ist es, alle neun Fahrer nach Paris zu bringen und dort sagen zu können, dass wir eine super Leistung abgeliefert haben. Und, wie bereits gesagt, wir träumen von einem Etappensieg.

MTN-Qhubeka startet mit einer bunten Mischung aus afrikanischen und europäischen Fahrern sowie einem US-Amerikaner– wie bringt man all diese unterschiedlichen Kulturen und Temperamente unter einen Hut?
Zemke: Da hat sich der Radsport sehr gewandelt. Mittlerweile haben etliche Teams eine internationale Mischung von Athleten und Betreuern. Wenn man sich auf eine einheitliche Sprache einigt, wie bei uns Englisch, dann ist die größte Hürde überwunden. Zudem erweitert es den Horizont, sich mit anderen Menschen und Kulturen auseinanderzusetzen, wir bereisen ja auch fast alle Länder.

Wie sieht die Rollenverteilung im Team aus?
Zemke: Wir haben drei Sprinter mit Edvald Boasson Hagen, unserem „Hauptdarsteller“, Tyler Farrar als Teamkapitän und Reinardt Janse van Rensburg als Anfahrer. Die anderen sechs sollen sich in Ausreißergruppen und in den Bergen beweisen.

Boasson Hagen, der prominenteste Neuzugang, gilt als einer der komplettesten Fahrer überhaupt, hatte 2014 aber ein erfolgloses Jahr bei Sky und war nach seinem Wechsel zu MTN-Qhubeka auch verletzt. Zuletzt lief es aber wieder besser. Sehen wir bei der Tour wieder den „alten“ Boasson Hagen?
Zemke: Das wäre natürlich schön. Nach einer schwierigen Zeit, als er im Frühjahr wegen eines komplizierten Schlüsselbeinbruchs zehn Wochen außer Gefecht war, ist Eddy beeindruckend zurückgekehrt und hat sich beide nationale Meistertrikots geholt, was nicht einfach ist in Norwegen.

Wäre Boasson Hagen aufgrund seiner Fähigkeiten nicht auch ein Kandidat für das Grüne Trikot?
Zemke: Das halte ich derzeit eher für unrealistisch, da wir uns als Team auf Etappen konzentrieren wollen.

Tritt MTN mit seinem stärksten Aufgebot an? Man vermisst zumindest zwei große Namen wie Ciolek oder Goss….
Zemke: Ja, aber dafür bringen wir mit Merhawi Kudus – mit 21 Jahren der jüngste Tour-Starter überhaupt - und Louis Meintjes zwei junge Afrikaner an den Start. Wir haben es uns mit dieser Entscheidung nicht leicht gemacht, uns aber letztendlich für die jungen Rennfahrer aus Afrika entschieden.

Welcher von den MTN-Fahrern könnte für eine Überraschung sorgen?
Zemke: Ich meine: Alle!

Sie sind jetzt im vierten Jahr Sportlicher Leiter bei MTN – sind Sie mit den Ergebnissen Ihrer Arbeit zufrieden?
Zemke: Für mich geht mit der Tour-Teilnahme gerade ein Traum in Erfüllung, und natürlich bin ich mit der Entwicklung zufrieden. Als wir vor vier Jahren die Tour de Bretagne gewonnen haben und Tour-Direktor Christian Prudhomme und Bernhard Hinault uns gefragt haben, welche Ambitionen unser afrikanisches Continental-Team habe, sagte ich ihnen, dass wir in drei Jahren die Tour fahren wollen. Die beiden müssen gedacht haben, der Kerl ist verrückt. Aber dass es jetzt genauso eintrifft, verdanken wir sowohl unseren Partnern als auch dem gesamten Team.

Mehr Informationen zu diesem Thema

05.11.2015Prudhomme: "Forderung absurd hoch und unbegründet"

(rsn) –Tour-Direktor Christian Prudhomme bestreitet die Rechtmäßigkeit der Forderung des Niederländischen Radsportverbands (KNWU), der von der ASO 140.000 Euro für den Grand Départ der Frankrei

03.11.2015Niederländischer Verband wartet auf Geld von der ASO

(rsn) - Der Niederländische Radsportverband KNWU hat sich an die UCI gewendet, weil er seit vier Monaten auf eine Zahlung der ASO in Höhe von 140.000 Euro wartet. Das berichtet das niederländische

16.08.2015Dopingproben der Tour sollen erneut getestet werden

(rsn) - Keiner soll sich sicher fühlen! Auch nicht, wenn die Rennen rum sind. Deshalb sollen die Dopingproben der gerade beendeten Tour de France nachträglich auf das neue Epo-Stimulanzmittel 

30.07.2015Bahamontes traut Valverde den Tour-Sieg zu

(rsn) – Federico Bahamontes traut Alejandro Valverde (Movistar) den Tour-Sieg zu und hat seinen Landsmann aufgefordert, im kommenden Jahr das Gelbe Trikot ins Visier zu nehmen. „Wenn er Dritter ge

28.07.2015Voß war zu früh in Topform

(rsn) – Auf die Frage, wie die am Sonntag zu Ende gegangene Tour de France für ihn verlaufen sei, fand Paul Voß gegenüber radsport-news.com nur zwei Worte: „Nicht zufriedenstellend.“ Nach seh

27.07.2015Wie kommt der „Engel" ins Tour-Finale?

(rsn) - Wir trauten unseren Augen nicht, als wir das von Philousport bei Twitter eingestellte Video (siehe die beiden Links unten) betrachteten. Es sah aus, als stünde ein „Engel" mit flatternden F

27.07.2015Jugendlicher Schwarzfahrer soll Absperrung durchbrochen haben

Paris (dpa) - Ein Jugendlicher ohne Führerschein ist wohl für den Zwischenfall vor dem Finale der Tour de France am Sonntag verantwortlich, bei dem die Pariser Polizei Schusswaffen einsetzte.

27.07.2015Denk: „Das Glück war nicht auf unserer Seite"

(rsn) - Ein Etappenpodium, zwei weitere Platzierungen in den Top Ten, der 25. Platz in der Gesamtwertung sowie zwei Auszeichnungen als aktivster Fahrer sind die Bilanz des deutschen Bora-Argon 18-Team

27.07.2015Nun will Greipel auch in Hamburg seinen ersten Sieg

Paris (dpa/rsn)- Am Sonntag gewann André Greipel (Lotto Soudal) erstmals in seiner Karriere die letzte Tour-Etappe auf den Champs Élysées. Im Ziel wartete sein Jugendtrainer Peter Sager um mit dem

27.07.2015Brailsford: „Die Kritiker haben uns geholfen, die Tour zu gewinnen“

Paris (dpa/rsn) - Erst gab es Dosenbier, dann Champagner - und aus den Boxen dröhnte der bei solchen Gelegenheiten unvermeidliche Queen-Hit „We are the Champions“. Bevor Christopher Froome

27.07.2015Movistar die beste Mannschaft, aber Sky stellt den Sieger

(rsn) - Drei harte Wochen Tour de France liegen hinter den 21 Mannschaften. Zeit für radsport-news.com, eine Bilanz der 102. Tour de France zu ziehen. Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinte

27.07.2015Lotto Soudal dominiert die Sprints, IAM erreicht sein Ziel

(rsn) - Drei harte Wochen Tour de France liegen hinter den 21 Mannschaften. Zeit für radsport-news.com, eine Bilanz der 102. Tour de France zu ziehen. Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinte

Weitere Radsportnachrichten

03.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

03.05.2024Zeeman glaubt weiter an Tour-Start von Vingegaard

(rsn) – Nach seinem schweren Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt am 4. April ist Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) weiter auf dem Weg der Besserung. Sein Sportdirektor Merijn Zeeman glaubt so

03.05.2024Anspruchsvoller Auftakt im Piemont

(rsn / ProCycling) – 13 Jahre nach ihrer Premiere ist die Stadt Venaria Reale erneut Schauplatz des Grande Partenza. Als Ouvertüre gibt es eine anspruchsvolle Etappe, die nördlich von Turin starte

03.05.2024Lipowitz wäre schon glücklich, wenn er Rom erreichen würde

(rsn) - Der dritte Gesamtrang bei der Romandie-Rundfahrt vor einer Woche hat Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) viel Aufmerksamkeit eingebracht. Nun startet der 23-Jährige beim Giro d´Italia in d

03.05.2024Muzic schlägt Vollering! Erst festgebissen, dann abgesprintet

(rsn) – Évita Muzic (FDJ – Suez) hat an der Laguna Negra in 1.715 Metern Höhe die 6. Etappe der Vuelta Espana Femenina gewonnen. Die 24-jährige Französin setzte sich am Ende der 6,5 Kilometer

03.05.2024Blackmore nimmt bei Israel - Premier Tech Zabels Platz ein

(rsn) – Nach dem Karriereende von Rick Zabel wird Joseph Blackmore den frei werdenden Platz des Deutschen bei Israel – Premier Tech einnehmen. Wie der Zweitdivisionär meldete, wechselt der 21-jÃ

03.05.2024Was Selbstvertrauen alles ausmachen kann

(rsn) - Servus liebe Leserinnen und Leser, nach gut zwei Monaten voller Wettkämpfe melde ich mich mal wieder. Es ist viel passiert, worüber ich gerne berichten würde. Bereits zum zweiten Mal in d

03.05.2024Bénin: Lührs verpasst um Millimeter seinen ersten Saisonsieg

(rsn) – Auf der 4. Etappe der Tour du Bénin (2.2) hat das Team Bike Aid erneut einen Tagessieg knapp verpasst, konnte sich aber zumindest über die Verteidigung des Gelben Trikots von Yoel Habteab

03.05.2024Niewiadoma und Realini bei Vuelta Femenina ausgestiegen

(rsn) - Ohne zwei der Favoritinnen ist am Mittag die 6. Etappe der Vuelta Femenina gestartet worden. Wie ihr Team Canyon – SRAM auf X meldete, habe man beschlossen, dass Kasia Niewiadoma aus gesundh

03.05.2024Geschke von 2500 Metern in Freiburg zum Giro d´Italia

(rsn) – Vor dem letzten Giro d’Italia seiner Karriere strahlt Simon Geschke viel Optimismus aus. “Meine Form ist sehr gut, ich konnte mich so gut wie noch nie auf einen Giro vorbereiten“, sagt

03.05.2024Giro-Favorit Pogacar hält Fixierung auf seine Person für “Bullshit“

(rsn) – Am Samstag beginnt der 107. Giro d’Italia – mit Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) als haushohem Favoriten, der in der öffentlichen Wahrnehmung alle seine Konkurrenten in den Schatten st

03.05.2024HLN: Van Aert kehrt Ende Mai ins Feld zurück

(rsn) – Wout van Aert (Visma - Lease a Bike) nimmt nach seinem schweren Sturz Ende März bei Dwars Door Vlaanderen sein Comeback ins Visier. Wie die Zeitung Het Laatste Nieuws schreibt, plant der B

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)