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25.07.2014 | (rsn) – Vier Etappensiege auf dem Konto, das Gelbe Trikot auf den Schultern und den Gesamtsieg vor Augen – kein Wunder dass Vincenzo Nibali „Spaß bei dieser Tour de France“ hat. Der 29 Jahre alte Italiener befindet sich ganz offensichtlich auf dem Zenit seines Leistungsvermögens und dominiert die 101. Frankreich-Rundfahrt nach Belieben.
Eine weitere Demonstration seines Könnens lieferte Nibali auf der gestrigen 18. Etappe ab, als er im Schlussanstieg nach Hautacam hinauf bereits zehn Kilometer vor dem Ziel einer Attacke von Chris Horner (Lampre-Merida) folgte, den US-Oldie ohne Mühen abhängte und einen Solosieg mit 1:10 Minuten Vorsprung auf den Franzosen Thibaut Pinot (FDJ.fr) einfuhrt – es war sein vierter im Verlauf dieser Tour.
„Ich wollte dem Rennen in den Pyrenäen meinen Stempel aufdrücken“, erklärte der Astana-Profi, dessen Team auch am letzten Tag in den Pyrenäen wieder solide Arbeit leistete. Mehr war angesichts der Stärke des Kapitäns auch nicht nötig. „Mehr noch als zu zeigen, dass ich der Stärkste bin, wollte ich vor allem diese Etappe nach Hautacam gewinnen“, so Nibali.
Das gelang Nibali, auch wenn er im Gegensatz zu seinen früheren Attacken bei dieser Tour de France schon überraschend früh antrat. „Vielleicht habe ich etwas früh attackiert, aber Chris Horner hat das Tempo angezogen, und ich hatte Angst, den Etappensieg ziehen zu lassen… wobei Horner und ich auch noch eine Rechnung offen hatten“, spielte der Italienische Meister auf die letztjährige Vuelta an, die der US-Amerikaner überraschend für sich entscheiden konnte, während sich Nibali mit dem zweiten Platz begnügen musste.
Bei der Tour wird es am Sonntag in Paris – vorausgesetzt, Nibali scheidet nach einem Sturz nicht noch aus – der oberste Platz auf dem Podium sein, und zwar mit einem so großen Vorsprung, wie ihn zuletzt Lance Armstrong 2002 herausgefahren hat. Mit dem US-Amerikaner will der Sizilianer aus Messina aus nachvollziehbaren Gründen aber nicht verglichen werden.
„Ich bin kein Boss, wie es Armstrong einmal war. Die Vergangenheit sollte man ruhen lassen. Bei Fragen, die mich betreffen, nehme ich kein Blatt vor den Mund“, sagte Nibali nach der gestrigen Etappe hinsichtlich des Themas Doping. Zudem hat er die Zahlen auf seiner Seite: Für den 13,6 Kilometer langen Schlussanstieg benötigte er immerhin 2:40 Minuten mehr als 1996 der damals gedopte Bjarne Riis bei seinem Sieg auf der 17. Tour-Etappe.
„Wenn ich sieben Minuten Vorsprung habe, dann liegt das nicht alleine an einer einzigen Tagesleistung. Vielmehr handelt es sich um Sekunden, die ich hier und da auf meine Widersacher gewinnen konnte“, betonte der Träger des Gelben Trikots, der tatsächlich schon auf der 2. Etappe, die er in Sheffield gewann, und auf der 5. „Kopfsteinpflaster“-Etappe, wo er in Arenberg Dritter wurde, in die Offensive ging und jeweils Zeit auf seine Kontrahenten gut machte.
„Der Vorsprung ist auch deshalb so groß, weil mein erster Plan, Zeit auf den Pflastersteinpassagen zu gewinnen, aufgegangen ist. Und es war nicht einfach, in der Hölle des Nordens 2:30 Minuten zu gewinnen“, so Nibali, der auch das frühe Ausscheiden von Titelverteidiger Chris Froome nicht als Relativierung seines Vorsprungs gelten lassen wollte: „Auch wenn er auf den Pflastersteinen dabei gewesen wäre, hätte er einen schwierigen Tag erlebt.“
Schließlich sah er sich in seiner Vorbereitung bestätigt, in der er fast ohne Ergebnisse geblieben war. Erst Ende Juni hatte Nibali bei den Italienischen Meisterschaften im Straßenrennen seinen ersten Saisonsieg gefeiert. Froome und Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) hatten zu diesem Zeitpunkt schon zahlreiche Siege auf ihrem Konto. „Ich habe meine ganze Saison auf die Tour de France ausgerichtet, während die anderen bei den übrigen Rennen Vollgas gegeben haben: Froome bei der Tour de Romandie, Froome und Contador beim Dauphiné… Das ist wie beim Giro, den ich letztes Jahr gewonnen habe, wo mein Vorsprung auf Rigoberto Uran fast fünf Minuten betrug“, meinte Nibali, dessen erster Spitzname nach eigenen Worten übrigens „Floh der Pyrenäen“ lautete.
„Ein Freund meines Vaters hatte mich so genannt, als ich klein war, weil ich nicht viel wog und in den Anstiegen alle abschüttelte. Außerdem war es schon der Beiname von Vincente Trueba (Gewinner des ersten Bergtrikots der Tour de France 1933, d. Red.)“, sagte Nibali, aus dem mittlerweile aber längste der „Hai von Messina“ geworden ist – wegen seiner aggressiven Fahrweise. Bei dieser Tour de France hat er beiden Beinamen alle Ehre gemacht.
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