Cottbuser gewinnt Olympisches Silber im Keirin

Levy brachte Hoy an den Rand einer Niederlage

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Levy gegen Hoy im Olympischen Keirin | Foto: ROTH

07.08.2012  |  London (dapd) - Der große Sir Chris Hoy wischte sich die dicken Tränen aus dem Gesicht, dann klopfte er Maximilian Levy mehrmals kräftig auf die Schulter. Es war die Anerkennung des nun erfolgreichsten Briten bei Olympischen Spielen an seinen deutschen Widersacher, der ihm im "Finale furioso" im Velodrome von London an den Rande einer Niederlage gebracht hatte.

Und als kurz darauf "Heroes" von David Bowie aus den Boxen dröhnte, durfte sich Levy wahrlich auch als Held fühlen. So glänzte die Silbermedaille im Keirin, die der Cottbuser stolz in die Kameras hielt, fast schon ein wenig golden.

"Ich kann stolz auf mich sein. Ich habe davon geträumt, mit zwei Medaillen nach Hause zu fahren. Dass ich das umgesetzt habe, ist enorm. Ich habe mich drei Jahre auf diese Rennen vorbereitet. Ich muss das nun erst einmal realisieren", sagte Levy und Bundestrainer Detlef Uibel, der seinen Star so oft kritisiert hatte, war begeistert: "Das war grandios. Schade, dass es nicht zum Sieg gereicht hat. Max war der Einzige, der Hoy angegriffen hatte. Die anderen sind nur im Windschatten gefahren."

So gingen die Bahn-Wettbewerbe doch noch mit einem deutschen Erfolgserlebnis zu Ende, nachdem zuvor die Erfurterin Kristina Vogel haarscharf an einer zweiten olympischen Medaille vorbeigefahren war. Vogel verlor das "kleine Finale" und belegte im Sprint den undankbaren vierten Platz. Doch vor den Augen der geballten Prominenz - die Prinzen William und Harry sowie Prinzessin Anne und OK-Chef Sebastian Coe saßen in der Loge - zauberten die Bahn-Asse aus Großbritannien ein wahres Feuerwerk auf die ultraschnelle Holzbahn im Velodrome von London. Zunächst holte sich Laura Trott die Goldmedaille im Omnium, ehe Hoy zu seiner sechsten Goldmedaille flog und damit zum britischen Rekord-Olympioniken vor Ruder-Legende Sir Steven Redgrave aufstieg.

Damit gewannen die Briten wie schon in Peking sieben von zehn Disziplinen auf der Bahn. Dass es nicht gar ein achtes Gold wurde, verhinderte die Australierin Anna Meares, die im Sprintfinale Victoria Pendleton besiegte. Für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) gingen die Wettbewerbe im Velodrome dagegen mit drei Medaillen, davon eine goldene im Teamsprint durch Vogel und Miriam Welte, zu Ende. Dazu kommen noch die zwei Silbermedaillen in den Zeitfahren auf der Straße durch Tony Martin und Judith Arndt.

Levy hatte im Herzschlag-Finale gegen Hoy alles gegeben, aber knapp verloren. Dafür wurde der frühere Junioren-Weltmeister, der zuvor Bronze im Teamsprint geholt hatte, mit der Silbermedaille ein wenig versöhnt. Dritte wurden gleichauf der Neuseeländer Simon van Velthooven und der Niederländer Teun Mulder.

"Ich habe alles gegeben und Hoy richtig herausgefordert. Heute ging es um Alles oder Nichts, aber Hoy war nicht zu halten. Das muss ich erst einmal sacken lassen", sagte Levy, der ausgangs der letzten Kurve noch gleichauf gelegen hatte, ehe Hoy das bessere Stehvermögen bewies.

Es ist bei Levy die Liebe auf den zweiten Blick mit einer Disziplin, die er jahrelang wenig ins Herz geschlossen hatte. Erst als er 2009 im polnischen Pruszkow überraschend Weltmeister wurde, hat er Gefallen an dem Sprintduell unter sechs Fahrern gefunden. Bei der WM in Melbourne im April dieses Jahres hatte er dies mit dem zweiten Platz bestätigt.

Mit Bronze wäre Vogel im Sprint schon zufrieden gewesen, doch gegen die Chinesin Shuang Guo verlor die 21-jährige Erfurterin in zwei Läufen. Damit nahm Guo Revanche, nachdem sie mit ihrer Teamkollegin Jijie Gong noch im Teamsprint-Finale gegen Vogel/Welte disqualifiziert worden war.

"Nach dem Rennen bin ich ein wenig enttäuscht, dafür bin ich zu sehr Leistungssportlerin, aber die Zukunft gehört mir. Ich bin mit 21 Olympiasiegerin geworden. Das ist doch toll", sagte Vogel.

So wird sie mit zwei lachenden Augen London verlassen. Denn das Nesthäkchen gehörte mit ihrer Unbekümmertheit nicht nur wegen ihrer Goldmedaille zweifelsohne zu den großen Gewinnern im deutschen Lager. Dabei hatte Vogel vor etwas mehr als drei Jahren nach einem schlimmen Trainingssturz im Koma gelegen.

In der ersten Entscheidung des Tages hatte die Britin Trott im Omnium mit 18 Punkten die Amerikanerin Sarah Hammer (19) und Annette Edmondson aus Australien (24) auf die Plätze zwei und drei verweisen. Der BDR hatte keine Teilnehmerin nominiert.

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