--> -->
06.07.2011 | Kann das sein? Wir mussten zweimal genau hinsehen: Erst, ob Cadel Evans wirklich die Ziellinie an der Mûr de Bretagne vor Alberto Contador überquert hatte. Und dann gleich nochmal, als uns in der Kommentatoren-Kabine die Tragweite des Ereignisses schwante.
Doch, es war tatsächlich der erste Etappensieg bei der Tour für den Australier! Dabei ist er für mich gefühlt schon immer dabei gewesen und dazu noch so oft ganz vorne: Da wird er doch sicher schon etwas auf der Habenseite vorweisen können?! Von wegen. Zwei Plätze auf dem Podium in Paris bedeuten eben noch lange nicht automatisch eine Handvoll Tagessiege.
Ok, genau genommen hatte Evans schon einen Etappenerfolg zu Buche stehen. Doch der erste Platz im Tour-Zeitfahren von Albi 2007 wurde ihm erst nachträglich zugesprochen, nachdem Alexander Winokurow als Blutdoper überführt worden war. Ein solcher Sieg hat nicht den gleichen Wert - ohne Podium, ohne Glücksmomente, ohne Jubelszenen in Ziel, Teambus, Mannschaftshotel.
Deshalb war es irgendwie typisch, dass diesmal erst einmal ein anderer die Faust noch oben riss. Doch das Warten wurde belohnt, Alberto Contador hatte sich zu früh gefreut und Evans wurde tatsächlich aufs Podium gebeten.
"Ich weiß gar nicht, wie oft ich bei der Tour schon Zweiter oder Dritter war", so der BMC-Kapitän. "Es ist schwierig, gegen Kletterer wie Contador oder Michael Rasmussen am Berg oder Fabian Cancellara im Zeitfahren Etappen zu gewinnen. Ich bin wirklich lange hinter einem solchen Sieg hergejagt."
Podium statt Pechsträhne
Evans war in den ersten Tagen dieser Tour der heimliche Sieger mit seinen Leistungen am Mont des Alouettes und dem Top-Auftritt von BMC im Teamzeitfahren. Nun ist er sozusagen aus dem Schatten von Gilbert & Garmin ins Rampenlicht getreten. Doch da gefällt es ihm nicht besonders. Dass er erneut das Gelbe Trikot verpasste, dürfte ihm bestens in den Kram passen. "Etappensieg und kein maillot jaune - mir ist's lieber so", verkündete seine Frau Chiara, die das manchmal ein wenig fragile Nervenkostüm ihres Mannes bestens kennt.
Und sein fast schon legendäres Pech schien ihm ja auch auf dieser 4. Etappe treu zu bleiben. Der 34-Jährige hat eine fast schon unglaubliche Liste an Tiefschlägen verkraftet. Angefangen von seinem fürchterlichen Einbruch als Gesamtführender beim Giro 2002 über seine Schlüsselbeinbrüche im Monatsrhythmus bei Telekom bis zur Tour im Vorjahr, wo er zwar in Morzine Gelb übernahm, aber sich dieses Trikot schon mit einem gebrochenen Arm anziehen musste und es nicht verteidigen konnte.
Nicht zu vergessen die Tour 2008, als ihn ein Sturz wohl den Gesamtsieg kostete, die Vuelta 2009, wo er durch einen Defekt zur Unzeit höchstwahrscheinlich um den Platz ganz oben auf dem Podest gebracht wurde sowie den Giro 2010, als er zur Halbzeit des Rennens erkrankte und den greifbaren Platz auf dem Podium knapp verpasste.
Diesmal aber wendete sich im hektischen Finale der noch alles zum Guten: Der Defekt 15 Kilometer vor Schluss warf den einstigen Mountainbike-Champion zwar ans Ende des Feldes zurück. Doch sein "Held des Tages" Marcus Burghardt brachte ihn rechtzeitig wieder zurück an die Spitze, wo Evans "nur noch die Arbeit der Teamkollegen vollenden musste".
Wendepunkt der Wahrnehmung?
Dieser Erfolg markiert vielleicht den endgültigen Wendepunkt in der Wahrnehmung des Wahlschweizers. Denn seit dem WM-Coup 2009 unweit seines Wohnortes, ergänzt durch den Teamwechsel zu BMC, blüht Evans auf. Mit dem Triumph beim Klassiker Flèche Wallonne, dem Sieg auf der epischen Giro-Etappe über die "strade bianche" und den jüngsten Erfolgen bei Tirreno-Adriatico und Tour de Romandie baute er seinen Palmares gehörig aus.
Hätten etliche Beobachter seinen zweiten Gesamtrang bei der Dauphiné im Juni (sein bereits vierter dort!) früher als weiteren Beweis seiner begrenzen Möglichkeiten interpretiert, wird dies inzwischen eher als taktisch kluge Vorbereitung Richtung Tour gewertet.
Evans scheint mit sich und seinem Sport im Reinen zu sein wie nie zuvor. Entsprechend entspannt, aufgeräumt und auskunftsfreudig präsentierte er sich bei der Presserunde kurz vor dem Tour-Auftakt. "Einfach kein Pech", sei sein größter Wunsch für diese Tour. Kein Vergleich mehr zum verkniffenen Spitzenreiter der Tour 2008, der teilweise vor der Presse mehr Bauchgrimmen als vor den Rivalen auf dem Rad zu haben schien.
Klar, Evans ist noch immer alles andere als der strahlende Sunnyboy von "down under", dem Sympathien nur so zufliegen. Immer wieder schien er gefangen in einer Rolle des kauzigen Eigenbrötlers, mit dessen Vorliebe für Tim & Struppi und großem Engagement für Tibet die Szene lange fremdelte.
Aber er hat eine Grundeinstellung, die er einst knapp auf den Punkt brachte und mit der man tatsächlich als Richtschnur ganz gut fahren dürfte - nicht nur als Radprofi: "Man sollte nachts gut schlafen und tags seiner Frau ins Gesicht sehen können."
24.07.2011Teamwechsel, bitte!(rsn) - Eigentlich hatte Cadel Evans bereits im Herbst 2009, als er mit einem brillanten Auftritt die Straßenweltmeisterschaft gewann, den Ruf eines Mannes abgelegt, der einfach keine wichtigen Radre
24.07.2011Die Spezialisten profitierten von den Regeländerungen(rsn) – Mit neuen Punktesystemen für die Berg- und die Sprintwertung wartete die 98. Auflage der Tour de France auf. Für viele Fahrer, die sich in der Vergangenheit auf diese Sonderwertungen konze
23.07.2011Krönung oder drittes Drama?(rsn) - Und täglich grüßt das Murmeltier? Mit ein wenig Übung könnte Cadel Evans ganz gut den mürrisch-melancholischen Bill Murray aus dem Kultfilm geben. Zum Abschluss der Tour zumindest könn
22.07.2011Comeback der „frischen Franzosen“(rsn) - Die meisten Franzosen lieben ihre Tour de France bedingungslos, aber diese Liebe war zuletzt auch ein gespanntes Verhältnis. Seit dem Festina-Skandal 1998 hatten es Profis aus dem Gastgeberla
20.07.2011Doping: Wandel oder Weichspüler?Wie geht´s uns denn heute? Zumindest einmal pro Tour muss die Gretchenfrage gestellt werden: Ist der Radsport auf dem Weg aus der Talsohle oder kurbelt er weiter eifrig auf die Klippe zu und stürzt
19.07.2011Ganz oder gar nicht!(rsn) - „Ganz oder gar nicht“, möchte man all den Medien zurufen, die sich wegen der Doping-Skandale vergangener Jahre immer mehr aus der Radsport-Berichterstattung zurückziehen. Und am liebsten
18.07.2011Warum nicht in den Hindukusch?Montpellier (rsn) - Die Tour de France hat nicht umsonst den Beinamen "Tour der Leiden weg". Jedes Jahr versuchen die Organisatoren, für Fahrer und Begleittross neue Schikanen einzubauen. Die erste
17.07.2011"It´s not a f...ing strip club"(rsn) - Fabian Cancellara war sauer. Und wenn jemand mit dem Spitznamen "Spartakus" sauer wird, duckt sich selbst die aufdringliche Journalistenmeute weg. Vor wenigen Minuten hatte der Schweizer erst
15.07.2011Klöden ist mein „härtester Tour-Profi"!(rsn) - Die Kollegen von der Zeitung mit den vier Buchstaben küren Johnny Hoogerland (Vacansoleil-DCM) heute zum härtesten Profi der Tour. Der Niederländer ist, im Gegensatz zu anderen Bild-Helden,
14.07.2011Sprinter-Rechenspiele(rsn) - Mann, Mann, Mann! Haben Sie das gestern gesehen? Da hat sich der Mark Cavendish nicht die Wurst vom Brot nehmen lassen. Da konnte Andre Greipel seinem Ex-Kollegen nicht den Schaum vom Guiness
13.07.2011Noch ein "beschissenes kleines Rennen"?(rsn) - „Greipel ziiiiiieht an Cavendish vorbei und gewinnt seine erste Tour-de-France Etappe!“ - ein schöner Ausruf, oder? Darauf haben deutsche Fans lange warten müssen. Man könnte sich glatt
(rsn) – Die Tour ist die Tour, das wichtigste Radrennen der Welt. Die Pedaleure riskieren bei der Grand Boucle Kopf und Kragen und das im wahrsten Sinne des Wortes. So viele Stürze wie in dieser er
17.11.2025Lipowitz will nicht zum Giro und hofft auf Tour-Doppelspitze (rsn) – Mit Blick auf ihre Meriten bei der Tour de France befinden sich Florian Lipowitz und Remco Evenepoel in ähnlichen Sphären. Doch was ihren Charakter angeht, könnte das Duo, das im Sommer n
17.11.2025Huens verstärkt Groupama, Verre findet neues Zuhause (rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr
17.11.2025Tour du Ghana: Müllers Team gewinnt Prolog – und hat morgen frei Robert Müller ist wieder auf Achse. Wer seine Berichte aus den unterschiedlichsten Ecken der Radsport-Welt – von Südamerika bis Asien – kennt, weiß: Wenn "Radbert" unterwegs ist, wird es selten
17.11.2025ASO spricht sich gegen Ticket-Einnahmen aus (rsn) – In der Debatte um die zukünftige Finanzierung des Radsports hat die Großmacht ASO, die neben der Tour de France weitere entscheidende Rennen im WorldTour-Kalender und den ebenen darunter o
17.11.2025Road Captain will auch “persönliche Freiheit“ (rsn) – Von den noch aktiven Profis ist Kim Heiduk der letzte Deutsche, der aus einem einheimischen KT-Team, nämlich Lotto – Kern Haus, den Wechsel ins Lager der Berufsradfahrer geschafft hat. Ei
17.11.2025Ferrand-Prévot plant zwei Saisonhöhepunkte (rsn) – Mit dem Tour-de-France-Sieg in der Tasche und einer Knöchel-OP, die noch ein paar Wochen Pause mit sich bringen wird, geht Pauline Ferrand-Prévot in den Winter und ins neue Jahr. Und damit
17.11.2025Eigene Chancen genutzt, doch für den Sieg hat es nicht gereicht (rsn) – Vor seinem letzten U23-Jahr entschied sich der junge Österreicher Sebastian Putz für einen Wechsel. Er schloss sich dem Team Red Bull - Bora – hansgrohe Rookies an, um sich dort für zuk
17.11.2025Prag buhlt um den Grand Depart (rsn) – Die Liste an kommenden potenziellen Tour-Starts in den kommenden Jahren wird immer länger. Auch Tschechien hat sich jetzt mit Prag in Stellung gebracht und ASO-Chef Christian Prudhomme bei
17.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025 (rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w
16.11.2025Kein Highlight, aber einige Male nah dran am Sieg (rsn) – Die erste Saison, in der sich Alexandre Balmer (Solution Tech – Vini Fantini) komplett auf die Straße fokussierte, begann für den 25-Jährigen denkbar unglücklich. Bei der Trofeo Laigue
16.11.2025Oertzen fährt bei Garneks Überraschungssieg nächstes Podium ein (rsn) – Einen Tag nach seinem zweiten Platz in Owocowy Przelaj (C2) hat Max Heiner Oertzen (Radsport Nagel) in Wladyslawowo-Cetniewo (C2) den nächsten Podiumplatz eingefahren. Beim Überraschungser
16.11.2025Nys nach packendem Finale in Hamme mit besserem Ende für sich (rsn) – Dramatischer hätte der dritte Lauf zur X20 Badkamers Trofee in Hamme nicht laufen können. Nachdem sich Thibau Nys (Baloise - Glowi Lions) und Cameron Mason (Seven) nahezu über den gesamt