98. Tour de France: Andy Schleck verliert acht Sekunden

Evans sprintet Contador nieder

Foto zu dem Text "Evans sprintet Contador nieder"
Alberto Contador (Saxo Bank-SunGard) jubelt, aber Cadel Evans (BMC) siegt - Zieleinlauf der 4. Etappe der 98. Tour de France | Foto: ROTH

05.07.2011  |  (rsn) – Topfavort Philippe Gilbert (Omega Pharma-Lotto) konnte auf der 4. Etappe der Tour de France die hohen Erwartungen nicht erfüllen. An seinem 29. Geburtstag musste sich der Belgier an der Mûr-de-Bretagne mit dem fünften Platz zufrieden geben. Dagegen krönte Cadel Evans (BMC) seinen starken Tour-Auftakt mit dem Tagessieg.

Der Australier entschied das 172,5 Kilometer lange Teilstück von Lorient zur Mûr-de-Bretagne nach einem packenden Finale ganz knapp vor Titelverteidiger Alberto Contador (Saxo Bank-SunGard) für sich. Vor Gilbert kamen im Sprint einer zehn Fahrer starken Spitzengruppe auch noch der Kasache Alexander Winokurow (Astana) und der Kolumbianer Rigoberto Uran (Movistar) ins Ziel.

Contador musste sich zwar Evans geschlagen geben, konnte allerdings im zwei Kilometer langen und fast sieben Prozent steilen Schlussanstieg seinem großen Rivalen Andy Schleck (Leopard-Trek) acht Sekunden abknöpfen. Der 26 Jahre alte Luxemburger konnte nicht mithalten, als Contador mit seiner Attacke 1,3 Kilometer vor dem Ziel die Spitzengruppe auseinander fuhr.

Als Tagessechster verteidigte der Norweger Thor Hushovd (Garmin-Cervélo) sein Gelbes Trikot. Platz sieben belegte der Luxemburgische Meister Fränk Schleck (Leopard-Trek) vor dem Spanier Samuel Sanchez (Euakeltel) und Gilberts belgischem Teamkollegen Jurgen van den Broeck. Bester Deutscher war als Zehnter Andreas Klöden (RadioShack), der auf den letzten Metern noch stark aufkam und die Lücke zur Spitzengruppe schließen konnte.

„Es war so knapp. Ich habe es selber gar nicht richtig sehen können. Es war wahnsinnig hektisch, 15 Kilometer vor dem Ziel musste ich mein Rad wechseln. Mein Held des Tages ist Marcus Burghardt, der mich danach von ganz hinten wieder nach vorn gefahren hat. Auch George Hincapie hat hervorragend gearbeitet“, kommentierte Evans seinen zweiten Tour-Etappensieg nach 2007. Den hatte er allerdings am grünen Tisch errungen, nachdem Winokurow wegen Dopings der Sieg aberkannt worden war. Im Hinblick auf das Gesamtklassement fügte Evans an: „Dass ich das Gelbe Trikot nicht habe, ist kein Problem. Ich kann noch warten.“

Evans hat im Gesamtklassement als neuer Zweiter weiterhin eine Sekunde Rückstand auf Hushovd. Dahinter verbesserte sich Fränk Schleck auf Rang drei mit vier Sekunden Rückstand. Klöden ist mit zehn Sekunden Rückstand neuer Fünfter und löst damit Linus Gerdemann (Leopard-Trek) als bestplatzierten deutschen Fahrer ab. Vor ihm rangiert noch der Schotte David Millar (Garmin-Cervelo), der acht Sekunden hinter Teamkollege Hushovd liegt.

Bei anfangs strömendem Regen und Temperaturen deutlich unter 20 Grad setzten sich wie gestern schon fünf Fahrer frühzeitig ab. Die Franzosen Jeremy Roy (FDJ) – bereits auf der 1. Etappe als Ausreißer aktiv – und Biel Kadri (Ag2r), die beiden Spanier Imanol Erviti (Movistar) und Gorka Izagirre (Euskaltel) sowie der Niederländer Johnny Hoogerland (Vacansoleil-DCM) bildeten die Ausreißergruppe des Tages, die vom aufmerksamen Feld aber an der kurzen Leine gehalten wurden.

Bei ständigem Auf und Ab durch die wellige Landschaft der Bretagne schwankte der Abstand zwischen Spitze und Feld meist zwischen zwei und vier Minuten. Vor allem Gilberts Team spannte sich immer wieder vor das Feld und sorgte dafür, dass der Rückstand zehn Kilometer vor dem Ziel auf unter eine Minute geschrumpft war.

Kurz darauf zogen Izagirre und Hoogerland ihren Begleitern davon, wurden aber wieder gestellt. Bei den Verfolgern hatte mittlerweile Leopard-Trek die Tempoarbeit übernommen, zunächst in Gestalt von Zeitfahrweltmeister Fabian Cancellara. Als der Vorsprung der Ausreißer nur noch wenige Sekunden betrug, versuchte es nochmals Izagirre mit einem Antritt, doch vier Kilometer vor dem Ziel war der lange Fluchtversuch des Quintetts endgültig beendet.

Als es in den Zielort Mûr-de-Bretagne hinein ging, schickte Evans, der nach einem Defekt 15 Kilometer vor dem Ziel von seinem Team mustergültig wieder ins Feld gebracht worden war, den erfahrenen George Hincapie nach vorn. Der 37 Jahre alte US-Amerikaner machte die Pace und hielt das Feld bis an den Fuß des Schlussanstiegs hinein zusammen.

Auf den letzten beiden Kilometern, die schnurstracks bis ins Ziel an der „Mauer der Bretagne“ (Bergwertung der 3. Kat.) verliefen, löste van den Broeck Hincapie an der Spitze ab. Der 28 Jahre alte Belgier sollte seinen Landsmann Gilbert in die optimale Position chauffieren. Der Plan des Omega-Teams schien auch aufzugehen, auch weil Contador, wie von Gilbert vor der Etappe erhofft, an der steilsten Stelle attackierte und das bereits deutlich kleiner gewordene Feld sprengte.

Gilbert konnte ebenso wie eine Handvoll weiterer Fahrer Contador folgen und den Titelverteidiger stellen. Danach griff van den Broeck an, doch es war Gilbert, der überraschenderweise seinem Teamkollegen nachjagte und dabei alle Kontrahenten nach sich zog. Evans eröffnete schließlich den Zielsprint, Contador konterte und ballte auf der Ziellinie mit weit aufgerissenem Mund schon die Faust, weil er sich als Sieger wähnte. Doch fehlte ihm letztlich eine Reifenstärke.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

05.11.2014Drei Jahre nach „Stacheldraht-Sturz": Entschädigung für Hoogerland

(rsn) – Mehr als drei Jahre nach seinem schweren Unfall bei der Tour de France hat Johnny Hoogerland eine Entschädigung von der Versicherung des Verursachers erhalten. „Es hat lange gedauert, abe

22.12.2011Voeckler: "Fehler kostete das Tour-Podium"

(rsn) - Thomas Voeckler (Europcar) ist der Auffassung, dass ihn ein schwerer taktischer Fehler auf der Alpe d’Huez-Etappe einen Podiumsplatz bei der vergangenen Tour de France gekostet hat. Im Gesp

30.08.2011Alle Doping-Tests der Tour negativ

(rsn) - Die letzten Dopingtests der Tour de France 2011 wurden ausgewertet - sie sind alle negativ. Damit bleibt der Russe Alexandr Kolobnev (Katjuscha) der einzige überführte Dopingsünder der dies

12.08.2011Zehntausende feiern Evans in Melbourne

Melbourne (dpa) - Cadel Evans auf Feier-Tour: In Melbourne haben Zehntausende dem Tour de France-Sieger bei der Rückkehr in die Heimat zugejubelt. "Ich könnte sagen, ich bin überwältigt. Aber das

11.08.2011Melbourne wird Evans mit einer Parade ehren

Melbourne (SID) - Zweieinhalb Wochen nach seinem Triumph bei der Tour de France ist Cadel Evans (BMC) in seine australische Heimat zurückgekehrt. "Es ist immer schön, nach Hause zu kommen und sich e

01.08.2011Horner hat ein Blutgerinnsel in der Lunge

(rsn) – Bei Chris Horner (RadioShack) ist gut drei Wochen nach seinem schweren Sturz auf der 7. Etappe der Tour de France ein Blutgerinnsel in der Lunge festgestellt worden. Das teilte der 39 Jahre

29.07.2011Contador: "Ich brauche ein stärkeres Team"

(rsn) – Ob das bei Bjarne Riis gut ankommt? Sein Star Alberto Contador fordert personelle Verstärkung. "Ich bräuchte ein besseres Team, um Giro und Tour in einem Jahr gewinnen zu können", ließ C

28.07.2011Zeckenbiss war die Ursache für Fedrigos Formschwäche

(rsn) – Ein Zeckenbiss scheint für die bisher eher schwachen Leistungen von Pierrick Fédrigo (FDJ) verantwortlich zu sein. Wie Teamarzt Gérard Guillaume gegenüber der L’Equipe erklärte, war d

27.07.2011Tous Fous du Tour – auch nächstes Jahr

(rsn) - "Tous Fous Du Tour" lautet das Motto der Tour de France. Übersetzt: "Alle sind verrückt nach der Tour"! Warum das so ist, bewies die Ausgabe 2011 auf beeindruckende Weise. Das Rennen war dra

27.07.2011„Wir haben immer an den Tour-Sieg geglaubt“

(rsn) – Marcus Burghardt (BMC) war bei der 98. Tour de France einer der wichtigsten Helfer von Cadel Evans, der erstmals in seiner langen Karriere nach drei Wochen in Paris ganz oben auf dem Podium

27.07.2011Kreuziger fuhr Tour de France mit gebrochenem Handgelenk

Prag (dpa) - Roman Kreuziger (Astana) hat fast die ganze Tour de France mit gebrochenem Handgelenk absolviert. Er müsse nun für sechs Wochen einen Gips tragen, berichtete der 25 Jahre alte Tscheche

27.07.2011Gilbert: "Evans ist ein toller Sieger"

(rsn) – Philippe Gilbert (Omega Pharma-Lotto) kehrt mit einer eindrucksvollen Bilanz von der Tour de France zurück. „Ich habe eine Etappe gewonnen, das Gelbe Trikot getragen, das Grüne Trikot ge

Weitere Radsportnachrichten

21.11.2024Uijtdebroeks denkt über Rallye-Karriere nach

(rsn) – Seine Profikarriere als Radsportler hat kaum begonnen, da macht sich Cian Uijtdebroeks schon Gedanken über die Zeit danach. Der 21-Jährige hat jüngst in einem Interview mit Het Nieuwsblad

21.11.2024Pogacar schließt Start bei Paris-Roubaix nicht aus

(rsn) – Fährt er, oder fährt er nicht? Zuletzt schien es so, als wolle Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) für die nächsten Jahre noch einen Bogen um Paris-Roubaix machen. Doch neue Aussagen des 2

21.11.2024Nach Dopingsperre jetzt Haft auf Bewährung gefordert

(rsn) - Nach vier Jahren Dopingsperre aufgrund eines positiven Test auf Epo im Jahr 2019 droht der früheren französischen Radsportlerin Marion Sicot jetzt eine einjährige Haftstrafe auf Bewährung.

21.11.2024Amador beendet Karriere trotz Vertrag, Movistar macht Nägel mit Köpfen

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

20.11.2024Pieterse gibt ihr Cross-Programm bekannt

(rsn) – Mountainbikeweltmeisterin Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) hat auf ihren Social-Media-Kanälen ihr Programm für den Winter bekannt gegeben. Die 22-Jährige steigt erst Mitte Dezember be

20.11.2024Das Pech zog sich wie ein roter Faden durchs Jahr

(rsn) – Nach einer starken Saison 2023, als er Deutscher U23-Meister auf der Straße und im Zeitfahren wurde sowie einen sechsten Platz im WM-Straßenrennen der Espoirs einfuhr, ging Moritz Kretschy

20.11.2024Die negativen Erlebnisse übermalten die positiven

(rsn) - Eigentlich hatte sich Marco Schrettl (Tirol - KTM) 2024 vorgenommen mit tollen Leistungen eine starke Empfehlung an die besten Teams des Straßenradsports abzugeben, doch ganz klappte der ambi

20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

20.11.2024Drei Mal Gold zu holen bleibt ein Traum

(rsn) – Madison-Gold bei EM und WM, dazu zwei Podien in UCI-Rennen auf der Straße. Für Roger Kluge (rad-net – Oßwald) lief die Saison 2024 eigentlich perfekt, wäre da nicht die Enttäuschung b

20.11.2024Rundfahrtchefs Pupp, Senn und Wegmann heute im “Windschatten“

(rsn) – Zum fünfjährigen Bestehen der österreichischen Radsport-Initiative "Österreich dreht am Rad" finden in dieser Woche in der Medienhalle Hall in Tirol täglich Podiumsdiskussionen und Live

20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Frauen-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profiteam seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.com samme

20.11.2024Van Gils und Lotto - Dstny sprechen über Vertragsauflösung

(rsn) – Letzten Winter forcierte der Belgier Cian Uijtdebroeks seinen vorzeitigen Wechsel vom deutschen Bora - hansgrohe zu Visma - Lease a Bike. Eine ähnliche Geschichte könnte sich auch jetzt an

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine