Vuelta-Kolumne - Das Graue Trikot

Der Silberpfeil jetzt in Grau

Von Guido Scholl

Foto zu dem Text "Der Silberpfeil jetzt in Grau"

Davide Rebellin (Gerolsteiner)

Foto: ROTH

01.09.2008  |  Die Vuelta-Oldies haben auf der 2. Etappe einen blitzsauberen Auftritt hingelegt. Gemessen an rund neun Jahren Altersunterschied waren die zwei Sekunden, die Alejandro Valverde (28) zwischen sich und den Zweitplatzierten, Davide Rebellin (37), gelegt hat, ein Wimpernschlag. Und auf Platz sieben folgte mit Erik Zabel schon der nächste Ü35-Fahrer. Das macht Lust auf mehr.

Selbstredend streift sich Davide Rebellin mit dem famosen Auftritt im Finale des zweiten Abschnitts auch das Graue Trikot über. Dazu kommt der Tagessieg in der Ü35-Wertung. Zeitgleich mit Rebellin kamen Inigo Cuesta, Chechu Rubiera, Ete Zabel, Bingen Fernandez und Jose Luis Arrieta ins Ziel. Diese sechs liegen in der "Senioren-Wertung" noch dicht beisammen. Dahinter, um mal eine Formulierung Klaus Angermanns zu bemühen, metert es schon gewaltig.

Für Michael Blaudzun war das Finale etwas zu schwer, er büßte runde zwei Minuten ein. Txente Garcia Acosta bekam sogar drei Minuten aufgebrummt. Und für Gorazd Stangelj ist die Vuelta eigentlich schon gelaufen. Zumindest wird er das Graue Trikot wohl nur noch aus der Ferne betrachten. Fast zehn Minuten liegt er bereits zurück.

So richtig viel hat der neue Spitzenreiter der Wertung Grau in diesem Jahr noch nicht gewonnen. Stünden nicht zumindest Platz eins bei Paris-Nizza und der Tour du Haut Var zubuche, könnte man meinen, der Davide habe nur noch ein Jahr drangehängt, um mal günstig nach Peking zu kommen. Dafür hat er da noch mal ordentlich abgeräumt - die Silbermedaille glänzt aber nur rein optisch heller als das Graue Trikot, dass er sich gestern erspurtet hat.

Überhaupt ist Rebellin ein Phänomen. Seine Karriere ist nicht nur unfassbar lang (er bestreitet gerade seine 14. Profisaison), sondern auch stetig erfolgreich. Und abwechslungsreich. Erinnert sich eigentlich noch jemand daran, dass Rebellin mal Sechster des Giro d'Italia war? Sollte er vorhaben, ein solches Resultat zu wiederholen, dann könnte es zu einem einsamen Rennen an der Spitze der Ü35-Wertung kommen. Und noch was zum Thema "Abwechslung": Böse Zungen behaupten, Rebellin konnte das Rad zeitweise einfach nicht in die Ecke stellen, weil er so lange fahren wollte, bis er endlich den Spitznamen "Tintin" los würde.

Das hat er nun geschafft. Obwohl er ja immer noch so aussieht wie diese französische Zeichentrickfigur mit den Hochwasser-Hosen. Da kann er sich die Haare so kurz rasieren, wie er will. Was dem Beobachter Angst machen sollte, ist, dass Rebellins Erfolg im Kampf gegen den "Tintin"-Terror auf andere abfärben könnte. Man muss sich mal vorstellen, auch Zabel macht so lange weiter, bis ihn keiner mehr Ete schimpft. Dann sprintet er wahrscheinlich in zwölf Jahren bei den Flachetappen der Bayern-Rundfahrt um Platz 137.

Um das tunlichst zu vermeiden, wird Davide Rebellin in der Ü35-Tabelle künftig als "Tintin" Rebellin geführt. Nur um möglichen Nachahmern zu signalisieren, dass man mit allzu dauerhafter Präsenz auch schlafende Hunde wecken kann.

SN-Wertung Graues Trikot: 1. Davide Rebellin 2. Inigo Cuesta + 0:05 3. Chechu Rubiera + 0:08 4. Ete Zabel + 0:09 5. Bingen Fernandez + 0:14 6. Jose-Luis Arrieta + 0:14 7. Michael Blaudzun + 2:02 8. Txente Garcia Acosta + 3:24 9. Gorazd Stangelj + 9:57 Etappensiege "Grau": Davide Rebellin (1)

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