Exklusiv-Interview mit Kim Fournais

Saxo Bank glaubt an den Radsport

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Kim Fournais (Saxo Bank, links) und Bjarne Riis (Mitte) bei der Vertragsunterzeichnung Foto: Saxo Bank

16.06.2008  |  Nach zwei Jahren der Depression sieht der Radsport wieder Licht am Ende des Tunnels. Die dänische Saxo Bank steigt als erster neuer Geldgeber seit dem Fuentes-Skandal 2006 bei einem ProTour-Team ein und wird ab sofort Co-Sponsor der Mannschaft von Bjarne Riis. Ab 1. Januar übernimmt der Online-Investor das Profi-Team komplett. Exklusiv-Interview mit Kim Fournais, dem Vorstandsvorsitzenden der Saxo-Bank:

Ihre Saxo Bank ist der erste große Sponsor, der nach den Dopingskandalen wieder in den Radsport einsteigt. Was hat Ihr Unternehmen dazu bewogen?

Fournais:Das Team CSC-Saxo Bank ist die beste Radsportmannschaft in der Welt. Wir wollen durch unser Engagement einen höheren Bekanntheitsgrad erlangen, und das auf der ganzen Welt. Dafür bietet der Radsport eine gute Plattform. Zudem hat CSC das strengste Anti-Doping-Programm weltweit.

Hat die Doping-Problematik im Radsport bei Ihrer Entscheidung eine große Rolle gespielt?

Fournais:Zu diesem Thema gab es viele Überlegungen, viele Gespräche. Doping tut dem Sport sicherlich nicht gut. Der Radsport hat in letzter Zeit eine schwere Phase durchgemacht. Wir sehen aber Licht am Ende des Tunnels. Dazu hat die Mannschaft, wie bereits erwähnt, das schärfste Anti-Doping-Programm weltweit initiiert. Außerdem ist es aus wirtschaftlicher Sicht jetzt genau der richtige Moment, um in den Radsport zu investieren.

Wie kam der Kontakt mit Bjarne Riis zustande?

Fournais:Ich habe Bjarne Riis schon zuvor etwas gekannt. Wir sind dann vor knapp zwei Monaten auf ihn zugegangen, um Gespräche mit ihm zu führen.

Welcher Marketing-Gedanke steckt hinter Ihrem Sport-Sponsoring?

Fournais:Saxo-Bank ist eine globale Online Investment Bank. Wir haben Kunden in 182 Ländern, bei uns arbeiten 72 verschiedene Nationalitäten. Außerdem haben wir in der letzten Zeit in vielen Städten weitere Filialen eröffnet. Eine weltweite Marketing-Strategie ist für uns sehr wichtig. Durch unser Sponsoring werden viel mehr Leute auf Saxo-Bank aufmerksam, das ist zumindest, was wir uns von unserem Engagement versprechen. Der Teamname spiegelt zudem wieder, wofür der Sponsor steht. Bei uns erkennt man gleich, dass wir eine Bank sind. Wir haben einen globalen Marketing-Plan entwickelt, der uns helfen wird. Die Leute sollen sehen, dass wir nicht nur Namensgeber des besten Radsport-Teams der Welt sind, sondern auch die beste Online-Trading-Platform der Welt haben.

Was erwarten Sie in den nächsten drei Jahren vom Saxo-Team?

Fournais:Wenn man sich die UCI-Punkte anschaut, dann ist das Team seit gut drei Jahren die beste Mannschaft. Wir glauben fest daran, dass die Mannschaft dies fortsetzen wird. Es wäre sehr schön, wenn die Mannschaft weiterhin viele Siege einfahren könnte.

Gibt es vom Sponsor Druck, dass Siege eingefahren werden müssen?

Fournais:Wir sind als Sponsor eingestiegen, weil sie das beste Team sind. Sie wollen die Besten sein, auch wir von Saxo Bank wollen in unserem Business die Besten sein. Gewinnen ist deshalb ein wichtiger Teil dieser ganzen Idee.

Fürchten Sie durch das derzeit schlechte Image des Radsports keine negativen Auswirkungen auf Ihr Unternehmen?

Fournais:Jeder hat diese Angst. Angst sollte aber nicht das Leben bestimmen. An manche Dinge muss man ganz rational herangehen. Unser Einstieg in den Radsport basiert auf Vertrauen. Wir sind davon überzeugt, dass im Radsport keiner lang anhaltenden Erfolg haben wird, wenn er dopt. In der Vergangenheit wurden sicherlich Fehler gemacht. Diese wurden jedoch klar erkannt und das Team unternimmt dagegen auch sehr viel. Sie haben selbst das umfangreichste Anti-Doping-Programm geschaffen, das von einem der schärfsten Kritiker des Sports, aber zugleich auch einem der größten Fachmänner in diesem Gebiet, Rasmus Damsgaard, geleitet wird. Wir wollen einen sauberen Sport. Das, was das Riis-Team unternimmt, erfordert höchsten Respekt und deshalb vertrauen wir ihm auch. Außerdem haben wir als Online-Bank nicht so viel Angst, uns an eine Sache heranzuwagen, wo andere, zum Beispiel normale Banken, eher etwas von abrücken würden.

Was kann ein Sponsor tun, um Dopingfälle in einer Mannschaft zu verhindern?

Fournais:Wir als Sponsor können den Athleten die richten Werte vorleben. Wir wollen natürlich Siege feiern. Diese sollen aber auf eine ehrliche Art und Weise eingefahren werden. Wir haben auch großes Vertrauen in Bjarne Riis. Deshalb werden wir keinen Einfluss darauf nehmen, wie er das Team führt.

Was werden Sie tun, sollte ein Fahrer des von Ihnen gesponsorten Teams positiv getestet werden?

Fournais:Ich möchte nicht in die Vertragsdetails gehen. Für uns gibt es jedoch zwei Szenarien. Erstens: Es gibt es einen dummen Fahrer, der für sich selbst dopt; zweitens es wird im gesamten Team systematisch betrogen. Diese beiden Fälle müsste man auf jeden Fall voneinander trennen.

Wie viel wird Sie Ihr Engagement in den nächsten drei Jahren kosten?

Fournais:Auch hier möchte ich keine Details preisgeben. Ich kann jedoch sagen, dass wir den finanziellen Rahmen bereitstellen, dass die Mannschaft weiterhin das beste Team der Welt bleiben kann. Wenn wir nur das zweitbeste Team unterstützen wollten, hätten wir sicherlich günstigere Lösungen gefunden.

Wollten Sie unbedingt bei einem dänischen Team einsteigen oder wäre für Sie auch ein Engagement beispielsweise beim Team Gerolsteiner vorstellbar gewesen?

Fournais:Wir sind eine dänische Bank mit einer globalen Vorgehensweise. Da passt natürlich ein dänisches Team mit einer ebenfalls globalen Haltung sehr gut zu uns. Das wichtigste war für uns jedoch, dass wir beim besten Team einsteigen konnten und wir die gleichen Werte vertreten. Um ehrlich zu sein, wir haben uns auch gar nicht mit anderen Mannschaften auseinandergesetzt.

Haben Sie eine persönliche Beziehung zum Radsport, fahren Sie selbst Rad?

Fournais:Ich persönlich fahre sehr gerne Rad. Wir sind zudem alle sehr fasziniert von dieser Sportart. Zwischen dem Radsport und unserem Business gibt es meiner Meinung nach viele Parallelen. Bei beidem muss man hart arbeiten und ein gutes Team auf die Beine stellen. Außerdem braucht es aber auch starke Individualisten. Zudem muss man in beidem eine große Ausdauer, einen langen Atem besitzen.

Mit Kim Fournais sprach Christoph Adamietz.

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