Interview mit Lars Diemer

"Hier in Bochum könnte etwas heranwachsen"

23.03.2008  |  (rsn) – Das Bochumer Continental-Team Vlassenroot geht in sein zweites Jahr. Radsport news sprach mit dem neuen Sportlichen Leiter Lars Diemer über die kurz-und mittelfristigen Zielsetzungen und über die Stärken seines jungen Teams. Mit dem Stadtnachbarn Team Sparkasse will Diemer seinen von einer belgischen Stahlbaufirma gesponsorten Rennstall aber nicht vergleichen: „Team Sparkasse besteht bis auf einer Ausnahme aus erfahrenen, gestandenen Profis, unser Kader aus aufstrebenden U23 Nachwuchsfahrern.“

Wie lief das Trainingslager auf Mallorca?

Diemer: Das Trainingslager ist gut gelaufen. Abgesehen von zwei Regentagen konnten wir das geplante Training absolvieren. Alle sind gesund und verletzungsfrei zurück gekommen.

Mit welcher Zielsetzung geht ihr in die Saison?

Diemer: Sicherlich wollen wir uns in der U23 Bundesliga und bei DM-Elite in unserer Heimat Bochum gut präsentieren. Aber in erster Linie möchten wir den dem Juniorenalter entwachsenen Fahrern aus NRW eine Perspektive bieten. Das Team Vlassenroot stellt den Fahrern im Hinblick auf ihre sportliche Weiterentwicklung optimale Rahmenbedingungen, ob Training, Material, Wettkampfprogramm, usw. Nur dieser Ausblick rechtfertigt die jahrelange Jugendarbeit im eigenen Landesverband und ist Voraussetzung, um in Zukunft weiterhin die erfolgreiche Nachwuchsarbeit fortsetzen zu können. Die individuelle Entwicklung jedes Einzelnen steht im Vordergrund.

Bei welchen Rennen hat das Team die besten Aussichten?

Diemer: Unsere Stärken liegen bei hügeligen Rennen. Dort sehe ich für uns die besten Chancen. Wir haben zwei, drei Fahrer, die gut über Hügel kommen und schnell im Finale sind. Dies hat sich auch schon bei unseren ersten Einsätzen in Kroatien gezeigt. Hier konnte Thomas Bontenackels beim schweren Klassiker „Memorial Nevio Valcic“ den 11. Platz belegen und Robert Sydlik wurde bei der „Istrian Spring Trophy“ 3.Etappe Sechster im Massensprint.

Welche langfristigen Ziele hat das Team?

Diemer: Unser Ziel ist es, dem ein oder anderem den Weg in die erste Division des Radsports zu ebnen. In der jetzigen Situation im Radsport ist es natürlich schwer, von langfristigen Zielen zu sprechen, denn: „Ohne Moss nix los“. Der Aufwand, um ein Kontinental-Team vernünftig zu betreiben, ist schon sehr hoch. Hier leistet unser Teammanager Uwe Kappel super Arbeit.

Sehr Ihr Euch - ähnlich wie etwa Lamonta bzw. Team 3C-Gruppe – als Talentschmiede oder habt Ihr weiter gehende Ambitionen?

Diemer: Selbstverständlich würden wir auch gerne das Siegel „Talentschmiede“ tragen. Wir sind noch ein sehr junges Team, aber auf dem richtigen Weg. Unsere konsequente Arbeit der letzten Monate scheint langsam Früchte zu tragen. Ich glaube, hier in Bochum könnte etwas heranwachsen. Im Gegensatz zu den anderen deutschen Kontinental-Mannschaften konzentrieren wir uns aber ausschliesslich auf U23-Rennen.

Das Team hat ein Durchschnittsalter von etwas über 20 Jahren. Was erwartest Du von Deinen Fahrern in dieser Saison?

Diemer: Viele unserer Fahrer sind national und international noch recht unerfahren. Unsere Jungs müssen schnell lernen und sich dem höheren Leistungsniveau anpassen. Ich erwarte von jedem einzelnen 100% und vollen Teameinsatz

Was vermittelt die Teamleitung angesichts der Dopingproblematik den jungen Fahrern?

Diemer: Ich bekomme die Fragen und Sorgen der jungen Sportler hautnah mit. Ich hoffe, dass alle im Radsport an einem Strang ziehen und wir die Dopingproblematik in den Griff bekommen. Positiv bei uns im Team ist nur die Einstellung.

Johan Museeuw, der am Ende seiner erfolgreichen Karriere des Dopings überführt worden ist, war vor einigen Wochen zu Gast beim Team. Setzt Ihr damit nicht die falschen Signale?

Diemer: Der Kontakt kam durch unseren belgischen Sponsor, die Firma Vlassenroot zustande. Vlassenroot unterhält in Brüssel sowie in Bochum und Schwerte große Produktionsanlagen für den Bau von Stahlkomponenten. Über diese Schiene hat Vlassenroot einen Rahmenbauer in Belgien kennengelernt, eben Museeuw und seinen Partner. In erster Linie ging es um Fahrräder. Museeuw baut Räder aus Carbon/Flachs und war an einem Sponsoring in Deutschland interessiert. Dies war aber schon deshalb nicht möglich, weil wir uns bereits an die Firma Rose fest gebunden hatten und dort auch sehr gut bedient wurden. Aus diesem Grunde ist eine Zusammenarbeit in absehbarer Zeit auch nicht möglich.

Auch das Team Sparkasse ist in Bochum beheimatet. Gibt es da große Konkurrenz zwischen Euren beiden zwei Rennställen?

Diemer: Nein, im Gegenteil. Ich kenne die Leitung und die meisten Sportler gut. Zwischen uns besteht eine freundschaftliche Beziehung. Auch wenn wir zum Teil die gleichen Rennen bestreiten, fährt das Team Sparkasse doch auf einem höheren Level. Das Team Sparkasse besteht bis auf einer Ausnahme aus erfahrenen, gestandenen Profis, unser Kader aus aufstrebenden U23 Nachwuchsfahrern.

Künftig wird bei den U23 auf Funk verzichtet. Was halten Sie vond er Entscheidung der UCI, die auch bereits vom BDR übernommen wurdet?

Diemer: Diemer: Eine der Begründungen lautet ja, dass Funk das Sturzrisiko erhöhen soll. Meiner Meinung nach ist es genau umgekehrt, Funk erhöht die Sicherheit. Zum einen können Fahrer in Spitzengruppen über unerwartete Gefahrenstellen die Teammitglieder im Feld informieren, zum anderen kann der sportliche Leiter die Fahrer auf gefährliche Stellen aufmerksam machen. Weiterhin erleichtert der Funk die Abwicklung der Verpflegung und das schnelle Beheben von Defekten, unnötige Hektik wird vermieden. Nach der aktuellen Regelung sind die sportlichen Leiter nun gezwungen zwischen Spitzengruppen und Hauptfeld zu pendeln um die taktische Marschroute abzustimmen. Das mit Risiko verbundene überholen des Feldes ist unumgänglich, was in der Vergangenheit mit einem kurzen Funkspruch erledigt war. Gerade auf nationaler Ebene, und den zum Teil unerfahrenen Autofahrern habe ich hier meine Bedenken. Darüber hinaus unterstreicht der Funk den Mannschaftssport-Gedanken. So wie vieles andere auch, muss der Umgang mit dem Funk erlernt werden, und wir in der U23 müssen unsere Sportler auf höhere Aufgaben vorbereiten, was im Bereich Funk jetzt nur eingeschränkt möglich ist. Ob mit oder ohne Funk, das Rennergebnis wird sich meiner Meinung nach nicht ändern.

Mit Lars Diemer sprach Matthias Seng

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