Ludewig legt los - 4. Etappe

Das war richtige Kinderkacke

Von Jörg Ludewig

19.05.2007  |  Die heutige vierte Etappe der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt von Mainz nach Bad Marienberg war wieder richtig schwer. Es ging wieder nur rauf und runter. Im Vergleich zu gestern hat unser Team allerdings eine starke Leistung gebracht - auch wenn am Ende wieder andere jubeln durften.

Ich war von Beginn an sehr motiviert. Es war klar, dass das italienische LPR-Team um den Gesamtführenden Celli heute eine gute Gruppe gehen lassen würde, damit Ciolek nicht die nötigen Bonussekunden für die Gesamtwertung bekommen würde. Da mein italienisch noch nicht ganz eingerostet ist, habe ich einen kurzen Plausch mit den Jungs aus Italien gehabt. Mir wurde dann angedeutet, dass man mich nicht an einer Flucht hindern würde.

Also habe ich von Kilometer 1 an attackiert und war dann auch mit zwei weiteren Fahrern vorne raus. Ich fühlte mich gut und habe auch die erste Bergwertung des Tages gewonnen. Da kann ich mir zwar nur ein Ei drauf braten - wenigstens hat es etwas Geld in die Mannschaftskasse gespült.

Alles lief soweit bestens, wir hatten schon gehofft, dass man hinten langsam eine Pinkelpause einlegen würde und man uns endgültig ziehen lassen würde - aber Pustekuchen. Auf einmal waren Paul Martens und ein Fahrer von OTC von hinten herangefahren. Alles eigentlich kein Problem. Aber die beiden Jungs haben in der Gesamtwertung nur wenige Sekunden Rückstand auf den Mann in Gelb. Da war also klar, dass man uns nicht fahren lassen würde.

Eigentlich gibt es an so Tagen das ungeschriebene Gesetz, dass man eine kleine Gruppe ohne Ambitionen für die Gesamtwertung fahren lässt. Heute war es jedoch anders. Wir vorne hatten einen richtigen Hals und haben versucht, die beiden ambitionierten Fahrer wieder loszuwerden, aber die haben dann mit einer weiteren Attacke wieder drübergebügelt. Da haben wir uns gegenseitig geärgert - das war richtige Kinderkacke.

Als wir dann eingeholt wurden, ging eine Gruppe mit Björn Glasner. Auch hier waren wir durch Robert Retschke vertreten. Bis 4000 Meter vor dem Ziel lag die Gruppe dann auch vorne, doch T-Mobile wollte unbedingt den Massensprint für Ciolek. Kurz vor dem Ziel waren alle Fahrer eingeholt - aber Glasner konnte sich mit einer Attacke kurz vor dem Ziel noch einmal absetzen und holte sich den Sieg - Von mir aus Glückwunsch an Glasi. Er hat heute richtig Auge bewiesen.

Der zweite Platz im Sprint ging aber nicht an Gerald Ciolek sondern an Paul Martens - und das obwohl er so früh im Rennen mit mir vorne war. Ich muss sagen: Der Junge hat richtig Zug drauf. Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, ob Paul mitbekommen hat, dass Glasner noch vorne raus wahr. Er fuhr nämlich jubelnd über den Zielstrich.

Morgen steht die letzte Etappe auf dem Programm, wo es wahrscheinlich einen Massensprint geben wird. Da wollen wir natürlich auf Steffen Radochla setzen. Vielleicht schafft er einen weiteren Sieg. Ich selbst bin etwas traurig, dass meine offensive Fahrweise noch nicht belohnt wurde. Ich stecke den Kopf aber nicht in den Sand und werde weiter attackieren.

Bis morgen

Euer Jörg

Jörg Ludewig fährt seit diesem Jahr beim deutschen ProContinental Team Wiesenhof-Felt. Im Frühjahr lieferte der Allrounder wertvolle Helferdienste für seine Kapitäne. Jetzt möchte der Steinhagener selbst in Erscheinung treten. Bei der Rheinland-Pfalz Rundfahrt (16. bis 20. Mai) führt der 31-Jährige für Radsport aktiv Tagebuch,

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