Interview mit Teamchef Rassinger

Elk-Haus will die Österreich-Rundfahrt gewinnen

Von Christoph Adamietz

10.11.2006  |  Das österreichische Professional Continental Team Elk-Haus sorgte im Jahr 2006 vor allem bei der Österreich Rundfahrt für Furore. Radsport aktiv sprach mit Teamchef Bernhard Rassinger über die abgelaufene Saison, die Ziele für 2007 und Jan Ullrich.

Herr Rassinger, der Radsport hat ein sehr turbulentes Jahr hinter sich. Wie fällt das Fazit für das Team Elk-Haus aus?

Rassinger: Zunächst einmal hatten wir ja mit dem Doping-Skandal nichts zu tun. Sportlich gesehen lief es in unserem ersten Jahr als Professional Continental Team sehr gut für uns. Die Veranstalter waren mit unseren Auftritten bei den Rennen sehr zufrieden und wollen uns auch nächstes Jahr wieder dabei haben. Wir stehen sogar in Verhandlungen mit der Deutschland Tour.

Was waren ihre persönlichen Highlights?

Rassinger: Das war natürlich die Österreich-Rundfahrt. Bei unserem Heimrennen haben wir durch Christian Pfannberger die Königsetappe gewonnen und Thomas Rohregger konnte sich das Bergtrikot sichern. Dazu wurden die beiden noch Dritter und Vierter in der Gesamtwertung. Der Gesamtsieg war in greifbarer Nähe. Aber auch bei der Portugal- Rundfahrt, der Luxemburg-Rundfahrt und der Drei Länder-Tour haben wir sehr starke Rennen abgeliefert. Nicht umsonst waren Christian Pfannberger und Thomas Rohregger für die WM nominiert. Das ist für ein solch kleines Team, wie wir es sind, eine tolle Ausbeute und Bestätigung zugleich.

Hätten Sie Thomas Rohregger und Christian Pfannberger, die beide im Jahr 2005 keine Wettkämpfe bestritten hatten, die starken Leistungen bei der Österreich Rundfahrt zugetraut?

Rassinger:Ehrlich gesagt nicht. Das hat uns schon etwas überrascht. Bei Pfannberger wussten wir aber, dass er viel trainiert hatte und bereits bei den österreichischen Meisterschaften in guter Form war.

Christian Pfannberger hat eine zweijährige Dopingsperre hinter sich. Ist es nicht problematisch für die Glaubwürdigkeit eines Teams, einen bereits vorbelasteten Fahrer zu verpflichten?

Rassinger: Christian hat seine Sperre abgesessen und hat daraus einiges gelernt. Warum sollten wir einen freien Fahrer nicht unter Vertrag nehmen? Das sehe ich nicht so eng. Ein David Millar fährt ja auch wieder. Christian weiß, dass er durch seine Sperre zwei Jahre verloren hat. Er hat jetzt nichts mehr herzuschenken und will sportlich überzeugen. Die Dopingdiskussion im Radsport kann ich im Moment ehrlich gesagt nicht nachvollziehen. Da werden Fahrer wie Ullrich oder Basso suspendiert, obwohl es keine positive Dopingprobe gibt. Wenn ein Fahrer erwischt wird, soll er meinetwegen 10 Jahre gesperrt werden. Wenn man aber keine Beweise hat, dann sollte man die Fahrer anders behandeln.

Mit Thomas Rohregger und Christian Pfannberger haben Sie die beiden stärksten Fahrer des Teams halten können. Waren nicht auch ProTour-Teams an den beiden interessiert?

Rassinger; Ja, es gab bei beiden Fahrern Kontakte zu ProTour-Teams. Nur haben diese Mannschaften meinen Jungs keine konkreten Zusagen gegeben. So sind die beiden auf Nummer sicher gegangen. Ich habe ihnen dazu geraten, noch ein Jahr bei uns zu fahren und im Gegenzug werde ich ihnen persönlich helfen, 2008 ein ProTour Team zu finden.

Mit Tomas Konecny und Jan Valach hat man zwei sehr erfahrene Leute verpflichtet. Was erhoffen Sie sich von diesen beiden Fahrern und wie sind die Zielsetzungen für 2007??

Rassinger: Konecny und Valach sollen vor allem bei der Österreich-Rundfahrt wichtige Helfer am Berg sein. Dort hat es uns in diesem Jahr gefehlt. Um die Österreich-Rundfahrt gewinnen zu können, brauchen wir starke Bergfahrer, die Pfannberger und Rohregger unterstützen können. Außerdem sollen uns die Neuzugänge bei den internationalen Rennen verstärken. Bei diesen Wettbewerben muss man konkurrenzfähig sein, denn wir wollen schließlich durch gute Leistungen und Ergebnisse die Ausrichter dazu bewegen, uns wieder einzuladen.

Gibt es weitere Neuzugänge? Wer muss das Team verlassen?

Rassinger: Ein paar Verhandlungen laufen noch. So gibt es beispielsweise Gespräche mit dem 19jährigen Stefan Denifl, der eventuell von Volksbank zu uns kommt. Außerdem konnten wir mit Markus Eibegger den stärksten österreichischen Nachwuchsfahrer unter Vertrag nehmen. Es gab zwar während der WM einiges an Theater um ihn, da er einen Dopingtest verpasste, aber das ist mir egal. Es gibt ja keinen positiven Dopingtest. Wieso sollte man dann die Finger von einem solchen Fahrer lassen? Er hat in der abgelaufen Saison, wo er unter anderem den GP Tell gewinnen konnte, sein großes Potential angedeutet. Wir freuen uns auf ihn. Ansonsten wird das Team unverändert bleiben. Die Planungen sind so gut wie abgeschlossen.

Von welchem Ihrer Fahrer erwarten Sie sich in der kommenden Saison den größten Leistungssprung?

Rassinger: Da gibt es einige Kandidaten. Von Harald Starzengruber erwarte ich einiges. Er hat 2006 bei den Eintagesrennen sein Können schon angedeutet. Natürlich hoffen wir auch auf eine Weiterentwicklung bei Pfannberger und Rohregger. Schließlich wollen wir im nächsten Jahr mit den beiden die Österreich-Rundfahrt gewinnen. Bei Konecny muss man abwarten, wie er nach einem schlechteren Jahr wieder auf die Beine kommt.

Trauen Sie dem Bergspezialisten Thomas Rohregger eine ähnliche Entwicklung zu, wie sie zuletzt bei Bernhard Kohl zu sehen war?

Rassinger:Das ist schwer zu sagen. Man muss erst einmal die weitere Entwicklung von Rohregger abwarten. Es wird darauf ankommen, wie er sich bei den internationalen Rennen schlägt.

Wo sehen Sie das Team langfristig – in einer Rolle als Talentschuppen oder als ProTour-Team?

Rassinger:Wir sehen uns eindeutig als Talentschuppen. Die ProTour ist momentan für uns unrealistisch. Nur mit dem Sponsor Elk-Haus wird das nicht möglich sein. Wenn ein österreichisches Team in die ProTour möchte, dann muss es zum Zusammenschluss der nationalen Mannschaften kommen, wenn beispielsweise ein Sponsor sich zurückzieht.

Wie beurteilen Sie den Trubel um Jan Ullrich und einen möglichen Wechsel zur nationalen Konkurrenz Volksbank?

Rassinger:Ja, diese Meldung ging einige Tage durch die Medien, aber in den letzten Tagen hat man nichts mehr gehört. Ich kann mir das nur schwer vorstellen. Das wird für Volksbank nicht zu realisieren sein. Ullrich braucht schließlich auch sein Umfeld, bringt Mechaniker und Helfer mit. Wenn man nur Ullrich ins Boot holen würde und man eine Wildcard für den Giro hätte, dann wären nach zehn Tagen neben Ullrich wohl nur noch zwei oder drei weitere Volksbankfahrer im Rennen. Wir vom Team Elk-Haus wären dem Ganzen sicherlich nicht gewachsen.

Mit Bernhard Rassinger sprach Christoph Adamietz

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.08.2009Rapp: 2010 wohl keine Deutschland Tour

(rsn) - Nachdem ARD und ZDF in diesem Jahr doch von der Tour de France berichtet hatten, war auch die für 2009 abgesagte Deutschland Tour wieder in den Mittelpunkt von Spekulationen gerückt. Im Inte

20.08.2009"Für ganz vorne fehlte noch ein bisschen was"

(rsn) – Nach schwachem Saisonstart hat Gerald Ciolek (Milram) in den vergangenen Monaten beständig gute Leistungen gezeigt, auch wenn es bisher erst zu einem Sieg reichte. Im Interview mit Radsport

20.04.2009"Ich bin froh, dass im Radsport soviel kontrolliert wird"

(sid) - Linus Gerdemann gehört zu den deutschen Hoffnungsträgern bei der diesjährigen Tour de France. Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) spricht der Milram-Kapitän über seine F

19.03.2009"Wir sind als böse Ketzer dargestellt worden"

(sid) - Der wochenlangen Schlammschlacht folgt der Showdown im Nobelhotel: BDR-Präsident Rudolf Scharping stellt sich am Samstag auf der Bundesversammlung des Bundes Deutscher Radfahrer zur Wiederwah

17.03.2009Claußmeyer: "Wir leben von unserer Stärke als Team"

(rsn) - Aus dem Continental-Team Sparkasse wurde zur neuen Saison das Team Nutrixxion Sparkasse. In Gespräch mit Radsport News erklärte Teamchef Mark Claußmeyer die Zusammensetzung des Teams, die S

04.03.2009„Letztendlich geht es immer um den Erfolg“

(rsn) – Mit neuem Hauptsponsor und einigen namhaften Neuzugängen wie Sebastian Sielder und René Haselbacher ist das österreichische Team Vorarlberg-Corratec in die neue Saison gegangen. Im Interv

26.02.2009„Kein Sieg im letzten Jahr – das hat mich gewurmt“

(rsn) – Paul Martens steht in seiner zweiten Saison beim niederländischen Rabobank-Team. Im letzten Jahr gelang dem 25-Jährigen trotz guter Leistungen kein Sieg. Das soll in dieser Saison anders w

24.02.2009„Ich habe mich als Co-Kapitän sehr wohl gefühlt“

(rsn) – Als Vierter der Andalusien-Rundfahrt zeigte Martin Velits (Milram) schon früh in der Saison sein großes Potenzial. Im Interview mit Radsport News sprach der 24-jährige Slowake über seine

13.02.2009"Schlimmer kann es nicht mehr kommen"

(rsn) - Der Australier William Walker, 2005 Vize-Weltmeister in der U23-Klasse, zählt zu den großen Talenten des Radsports. Das konnte der 23-Jährige in den letzten beiden Jahren im Rabobank-Trikot

11.02.2009"Ich will mich 2009 für höhere Weihen empfehlen"

(rsn) - Christian Müller (26) galt in seiner U23-Zeit als eines der größten deutschen Zeitfahrtalente. Nach einer guten Neo-Profi-Saison 2005 bei CSC lief in den folgenden drei Jahren nur wenig zus

07.02.2009"Wir sind eines der jüngsten Continental-Teams"

(rsn) - Das Bochumer Continental-Team Vlassenroot startet 2009 unter dem Namen Seven Stones. Im Gespräch mit Radsport News erklärt der Sportliche Leiter Lars Diemer, was hinter der Namensänderung s

05.02.2009"In Topform zu den Ardennenklassikern"

(rsn) - Robert Gesink ist das größte niederländische (Kletter-)Talent seit vielen Jahren. 2008 machte der 22-jährige Rabobank- Profi in mehreren großen Rennen mit Spitzenplatzierungen bereits von

Weitere Radsportnachrichten

04.07.2025Statt dem Duell gegen Vingegaard erneut eine Pogacar-Show?

(rsn) – Im Grunde ist die Geschichte schnell erzählt: Seit 2021, also seit Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) und Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) gemeinsam die Tour de France bestri

04.07.2025Bauhaus will im ´Freestyle´ an die richtigen Hinterräder

(rsn) – Fünf Top-5-Platzierungen hat Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) bei seinen zwei Tour-de-France-Teilnahmen bislang ersprintet – drei 2023, zwei 2024. Im dritten Anlauf sollen noch ein paar

04.07.2025Teams packen zur Tour wieder Sondertrikots aus

(rsn) – Es ist inzwischen ein jährlich wiederkehrendes Ritual: Kurz vor der Tour de France präsentieren einige Mannschaften Sondertrikots für die drei Wochen in Frankreich. Weil zum Saison-Highli

04.07.2025Brilliert Milan bei seiner Premiere?

(rsn) – Der diesjährige Grand Départ bietet erstmals seit 2020 wieder den Sprintern die Chance, das Gelbe Trikot zu erobern, denn gleich in Lille stehen die Zeichen am Ende der 1. Etappe auf Masse

04.07.2025Die Aufgebote für den 36. Giro d´Italia Women

(rsn) – Mit dem Giro d’Italia Women (6. – 13. Juli / 2.WWT) steht einen Tag nach dem Start der Tour de France der Männer die zweite Grand Tour der Frauen an. Die 36. Ausgabe der Italien-Rundfa

03.07.2025“Misserfolge schärfen dich“: Roglic lacht seine Dämonen an

(rsn) – Zum siebten Mal in seiner beeindruckenden Karriere geht Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) bei der Tour de France an den Start. Die einzige deutsche Équipe im Peloton will von

03.07.2025Van der Poel sieht Chancen für eine erfolgreiche Tour

(rsn) – Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) gehört einmal mehr zu den Top-Stars, die bei der Tour de France an den Start gehen. Wirklich in Erscheinung treten konnte er in den letzten dre

03.07.2025Arndt hofft nach Wirbelbruch auf Comeback noch 2025

(rsn) – Nikias Arndt (Bahrain Victorious) wird am Samstag in Lille zwar nicht am Start der Tour de France stehen, doch einige Tage vor der Frankreich-Rundfahrt gibt es dennoch gute Neuigkeiten vom 3

03.07.2025Auch bei der 112. Tour wird die 3-Kilometer-Regel ausgeweitet

(rsn) - Die ASO wird auch bei der kommenden Tour de France die 3-Kilometer-Regel auf weitere ausgewählte Etappen ausdehnen. Dann werden die Fahrer bereits vier oder sogar fünf Kilometer vor dem Ziel

03.07.2025Neue GPS-Technologie wird auch bei Rad-WM in Ruanda eingesetzt

(rsn) – Nachdem sich erst wieder kürzlich einige Radprofis zu mangelnden Sicherheitsvorkehrungen beim erstmals ausgetragenen Copenhagen Sprint (1.UWT/1.WWT) kritisch geäußert hatten, dürfte eine

03.07.2025Tudor erweitert Partner-Portfolio prominent

(rsn) - Mit der Kreuzfahrtreederei MSC Cruises, einem der weltweit größten Anbieter für Vergnügungsreisen auf dem Meer, steigt kurz vor dem Start der Tour de France ein weiterer potenter Geldgeber

03.07.2025Das Grüne Trikot der Tour de France

(rsn) – Was haben der Reifenhersteller Michelin, der Anbieter von Pferdewetten PMU, Mineralölkonzern BP oder Autohersteller Skoda gemeinsam? All die international tätigen Konzerne waren (oder sind

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Course de Solidarnosc (2.2, POL)
  • Sibiu Tour (2.1, ROU)