RSNplusRSN-Rangliste, Platz 12: Valentina Cavallar

“Will mehr als nur einen Sieg”: Fortschritte auch ohne Topform

Von Christoph Matt

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Valentina Cavallar (SD Worx - Protime) | Foto: Peter Maurer

20.12.2025  |  (rsn) - Ein kritisches Fazit zieht Valentina Cavallar (SD Worx - Protime) von ihrer zweiten Profisaison. Die 24-Jährige feierte zwar im Juni ihren ersten Sieg und konnte auf schweren Bergetappen mit den besten Kletterinnen mithalten. Insgesamt fiel ihre Bilanz dennoch ernüchternd aus. "Für mich ist die Saison wirklich nicht gut verlaufen. Es gab deutlich mehr Tiefpunkte, als ich es gewohnt bin", resümierte Cavallar gegenüber RSN.

Bereits der Auftakt bei der Mallorca Challenge verlief nicht nach Plan. Eine Schleimbeutelentzündung und mehrere nachfolgende Infekte setzten der Österreicherin früh im Jahr zu. Nach diesen Rennen ging sie im Februar immer noch angeschlagen bei der Setmana Ciclista Volta Femenina de la Comunitat Valenciana (2.Pro) an den Start, musste die Rundfahrt jedoch auf der letzten Etappe aufgeben. Die anschließende Zwangspause war ein Rückschlag für die weitere Saisonplanung.

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Ende März fühlte sich Cavallar wieder bereit für den nächsten Renneinsatz. Nach Brugge-De Panne (1.WWT) folgten Starts bei den Ardennenklassikern La Flèche Wallonne Féminine (1.WWT) und Lüttich-Bastogne-Lüttich Femmes (1.WWT), doch erst danach war das Schleimbeutelproblem überwunden. Allerdings nur vorerst, wie sich später herausstellen sollte.

Hartnäckige Probleme mit dem Schleimbeutel

Auf die Vuelta España Femenina (2. WWT) konnte sie wie geplant vorbereiten, auch wenn die Form dann noch nicht ganz den eigenen Ansprüchen genügte: "Die Vuelta ist nicht so schlecht verlaufen. Ich war nicht besonders gut in Form und habe nicht die Leistungen gezeigt wie im Jahr davor. Aber es hat halt so gepasst, dass ich zwei halbwegs gute, solide Bergetappen hatte”, erklärte sie.

Nach der einwöchigen Rundfahrt meldete sich allerdings erneut der Schleimbeutel. Zwei Wochen später ging Cavallar ohne Vorbereitung bei der Vuelta a Burgos Feminas (2. WWT) an den Start. Trotz der schwierigen Ausgangslage zog sie von der schweren Rundfahrt ein positives Fazit. "Das ist erstaunlich gut gegangen, obwohl ich noch nicht so fit war. Ich habe mich in der Positionierung im Feld und technisch deutlich verbessert und die drei Tage gut gemeistert. Mit dem achten Platz in der Gesamtwertung war ich voll zufrieden", erklärte die ehemalige Ruder-Olympionikin.

Bergankünfte liegen Cavallar nach wie vor am besten. | Foto: Lisa Eder/Cycling Austria

Gerade diese Fortschritte bewertete sie rückblickend als besonders wichtig. Als noch vergleichsweise junge und unerfahrene Fahrerin waren Radbeherrschung und Rennübersicht entscheidende Entwicklungsschritte. "Ich hatte das erste Mal kaum Probleme mit der Positionierung im Feld und in den Abfahrten. Darauf war ich eigentlich am stolzesten. Das nehme ich als positives Erlebnis aus der Saison mit“, sagte Cavallar.

Das Highlight der Saison folgte schließlich beim Eintagesrennen Alpes Gresivaudan Classic (1.1), wo die Schleimbeutelprobleme im Knie erstmals völlig verschwunden waren. Schon im Jahr zuvor hatte sie mit einem vierten Platz gezeigt, dass ihr die Bergankunft in den französischen Alpen liegt, diesmal reichte es für den Sieg. “Ich wollte unbedingt mindestens ein Rennen in der Saison gewinnen. Auch wenn es kein WorldTour-Rennen war, bin ich froh, dass ich das zusammengebracht habe“, freute sie sich, betonte jedoch, dass dies nicht das Ende ihrer Ansprüche sei: “Ich meine, ich will Rennen gewinnen, und ich will auch mehr als ein Rennen gewinnen.”

Bei ihrem nächsten Einsatz, der Tour Féminin International des Pyrénées, fuhr die gebürtige Wienerin mit Rang drei in der Gesamtwertung nach dem letztjährigen zweiten Platz erneut aufs Podium. Ganz zufrieden war sie mit dem Ergebnis dennoch nicht. “Ein dritter Platz ist natürlich gut, nach dem letzten Jahr hätte ich das Rennen allerdings gewinnen sollen“, blickte sie zurück. Eine Woche später folgte dann noch der überlegene Sieg bei den Österreichischen Staatsmeisterschaften am Berg. Hier allerdings war die Konkurrenz deutlich schwächer als zuvor in Frankreich.

Glück im Unglück hatte Cavallar am Saisonende, als sie nach dem Aus von Arkéa Unterschlupf bei SD Worx fand. | Foto: Cor Vos

Nach diesen Highlights geriet sie in der restlichen Saison dann aber zunehmend aus dem Gleichgewicht. Persönliche familiäre Probleme überschatteten die Tour de France Femmes (2. WWT), wo Cavallar nach der 5. Etappe mit Fieber ausstieg. Nach einmonatiger Rennpause wollte sie ihrem Radsportjahr bei der Tour Cycliste Féminin International de l'Ardèche (2.1) noch einen guten Abschluss verpassen.

 

Arkéa-Aus: "Letzten Endes super für mich“

“Da war das dann mit dem Team aber schon richtig kacke. Die hatten gar kein Geld mehr und es gab nicht einmal mehr Geld", verhagelten die finanziellen Probleme ihres Team Arkéa - B&B Hotels, das zu diesem Zeitpunkt schon vor dem Aus stand, das Saisonende.

Obwohl der Fortbestand der Mannschaft schon länger sehr unwahrscheinlich war, entließ man sie erst spät aus dem Vertrag. Ende August erhielt sie endlich die Freigabe für einen Wechsel. Durch die weiteren Teamauflösungen bei Ceratizit und Roland - Le Dévoluy waren zu diesem Zeitpunkt viele Fahrerinnen auf dem Markt.

Trotzdem fand Cavallar einen Platz beim Top-Team SD Worx - Protime. "Letzten Endes war es super für mich. Wenn Arkéa jetzt noch Sponsoren hätte, hätte ich ja nicht bei dem Team mitfahren können, und ich wollte schon unbedingt in ein WorldTour-Team. Ich wusste zwar, dass ich eine potenziell gute, starke Bergfahrerin bin. Ich bin aber noch nicht lange dabei und ich muss noch extrem viel lernen“, kommentierte sie ihren Wechsel.

Am Ende einer schwierigen Saison erreichte Cavallar also doch noch ein großes Ziel.

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