RSNplusRSN-Rangliste, Platz 66: Fabian Lienhard

Leadout-Lienhard erfüllte sich 2025 zwei Träume auf einmal

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Leadout-Lienhard erfüllte sich 2025 zwei Träume auf einmal"
Die Klassiker mag Tudor-Profi Fabian Lienhard - hier im Ziel von Paris-Roubaix. | Foto: Cor Vos

13.11.2025  |  (rsn) – Nach fünf Jahren beim französischen Team Groupama – FDJ hat sich Fabian Lienhard in der Saison 2025 gleich zwei Träume auf einmal erfüllt: Der Schweizer wechselte zu Tudor und fuhr damit für ein Schweizer Profiteam. Und er machte sich mit diesem Transfer auch den Weg frei, um erstmals in seiner Karriere bei der Tour de France am Start stehen zu können.

"Das war natürlich das absolute Highlight der Saison", erklärte der inzwischen 32-jährige Lienhard radsport-news.com nun im Rückblick. "Die Tour de France zu fahren, das war in einem französischen Team fast nicht möglich. Wenn es da hart auf hart kommt, wird der Franzose dann schon bevorzugt mitgenommen. Deshalb hatte ich bei dem Teamwechsel sicher auch die Tour de France im Hinterkopf."

Der Plan ging auf: Lienhard zeigte in der ersten Saisonhälfte die entsprechenden Leistungen und wurde im Juli dann auch mit nach Lille genommen, um dort sein Tour-Debüt zu geben. In Frankreich sprang für ihn zwar kein zählbares Ergebnis heraus, doch das war auch kaum der Arbeitsauftrag. Lienhard fuhr die drei Wochen durch, kam in Paris an und verrichtete seine Helferdienste – wie über die gesamte Saison hinweg. ___STEADY_PAYWALL___

Der Schweizer mit den meisten Renntagen 2025

Ein fleißiger Arbeiter war Lienhard, der erst mit 26 Jahren Profi wurde und vorher eine Ausbildung zum Landmaschinenmechaniker absolviert hatte, während der er aber immer auch Cross- und Straßenrennen bestritt, auch im Jahr 2025 nämlich durchweg: 77 Renntage absolvierte Lienhard. Kein Schweizer Profi war so viel unterwegs wie er, und bis auf die Schweizer Meisterschaften fuhr er alle Rennen auch zu Ende.

Im Juli gab Fabian Lienhard sein Tour-de-France-Debüt und schon auf der 2. Etappe trugen er und seine Teamkollegen gelbe Helme – weil Tudor die beste Mannschaft auf Etappe 1 war. | Foto: Cor Vos

"Gesundheitlich war alles bestens. Ich war selten krank und hatte dadurch auch viele Renntage – weil das auch eine Qualität von mir ist, dass ich zwar nicht superschnell bin, aber übers ganze Jahr relativ stabil", erzählte er RSN. "Die vielen Renntage machen mir nichts aus, weil ich gerne Rennen fahre. Deshalb hat es bis zuletzt Spaß gemacht."

Insgesamt sei seine Saisonbilanz "eigentlich ganz gut", so der 32-Jährige. "Bei den Klassikern habe ich mir persönlich ein bisschen mehr erhofft, aber als Team sind wir eigentlich richtig gut gefahren und in den Sprints, in den Leadouts habe ich, glaube ich, auch Fortschritte gemacht. Das hat leider nicht zu so vielen Siegen gereicht, aber ich bin eigentlich zufrieden, wie das Jahr gelaufen ist."

In Almeria im Februar als Anfahrer zu Platz 6

Seinen Platz in der RSN-Jahresrangliste verdiente sich Lienhard schon früh im Jahr. Bei der Clasica de Almeria (1.Pro) fuhr der Schweizer am 16. Februar im Sprint als Sechster über den Zielstrich – kurz vor Alberto Dainese, dem Mann, den er dort zum Podiumsplatz lotsen wollte. Doch im Finale des Rennens verlor der Italiener das Hinterrad seines Anfahrers und so musste schnell umdisponiert werden.

Fleißiger Arbeiter: Fabian Lienhard, hier bei Paris-Nizza an der Spitze des Feldes. | Foto: Cor Vos

"Es war ein bisschen ein hektisches Finale, das wusste ich. Und deshalb habe ich dann noch selbst durchgezogen, auch für die Punkte fürs Team. Die tun zu Jahresbeginn immer gut, und auch für das eigene Gefühl ist es mal gut, auch im Sprint durchzuziehen. Wenn man nur immer Leadouts fährt, dann verliert man ein bisschen das Feingefühl für die letzten Meter", erzählte er und befand: "Ich bin sehr stark in die Saison gestartet, fast ein bisschen zu gut für meine Verhältnisse. Deshalb war ich bei den Klassikern formmäßig wahrscheinlich schon etwas über dem Limit."

Dainese war auch im weiteren Saisonverlauf fast immer der Mann, für den Lienhard arbeitete. Gemeinsam bestritten sie die Algarve-Rundfahrt, Paris-Nizza, die Vier Tage von Dünkirchen, die Elfstedenronde in Brügge, die Baloise Belgium Tour, die Tour de France und die Tour of Britain, wobei de Italiener insgesamt 13 Top-Ten-Ergebnisse ersprintete, drei davon unter den Top 3 – nur leider keinen Sieg. Während Lienhard bei Tudor bleibt, wird Dainese das Team in Richtung Soudal – Quick-Step verlassen. Und so braucht der Schweizer einen neuen Sprint-Kapitän.

Ein Traum ist noch offen: das Meistertrikot

"2026 werde ich sicher wieder bei den Klassikern im Einsatz sein und probieren, mich in den Leadouts weiter zu verbessern", blickte er voraus. "Es ist noch nicht sicher, mit wem ich in den Sprints unterwegs sein werde nach dem Abgang von Alberto. Aber in Malaysia (Tour de Langkawi im Oktober, Anm. d. Red.) bin ich jetzt auch schon mit Arvid De Kleijn gefahren und das hat sehr gut funktioniert – wir haben zwei Etappen gewonnen." In den zwei Massenankünften, in denen der Niederländer dort fehlte, weil er zuvor am Berg abgehängt worden war, spurtete übrigens auch Lienhard jeweils in die Top 10.

Selbst zum Sprinter zu werden, das erwartet der Routinier aber nicht mehr. Er visiert für die kommende Saison eher die Klassiker an und will dann als Helfer und Leadout-Mann gerne wieder zu einer Gand Tour, erklärte er.

Auch Rick Pluimers (links) könnte künftig ein interessanter Sprint-Partner für Fabian Lienhard (rechts) werden. | Foto: Cor Vos

Und nachdem der Traum vom Platz im Schweizer Profiteam sowie der Traum vom Tour-de-France-Debüt 2025 in Erfüllung gegangen sind, gibt es da übrigens auch noch einen anderen Traum, von dem Lienhard mal gesprochen hat: das Schweizer Meistertrikot. "Diese Saison war die Strecke zu schwer, aber wenn in Zukunft mal ein eher flacherer Parcours kommt, rechne ich mir sicher Chancen aus, weil ich unter den Schweizern im Moment wahrscheinlich doch zu den Schnellsten gehöre", meinte er.

Einige Jahre Zeit hat Lienhard für die Jagd nach dem Meistertrikot noch, bevor seine Karriere enden wird. Auch danach will er dem Sport aber erhalten bleiben, und auch das habe beim Wechsel aus Frankreich zu Tudor bereits eine Rolle gespielt, erzählte Lienhard RSN: "Ich bin jetzt 32 und hoffe noch zwei, drei, vier Jahre zu fahren und würde danach aber auch gerne im Radsport bleiben – und das ist sicher in einem Schweizer Team eher möglich als in einem französischen Team."

Mehr Informationen zu diesem Thema

02.12.2025Extrem gut entwickelt und die Nische im Team gefunden

(rsn) – Wenige Monate vor seinem Profidebüt bei Bora – hansgrohe bestritt Ben Zwiehoff im Juli 2020 bei der polnischen Rundfahrt Dookola Mazowsza (2.2) sein erstes UCI-Rennen auf der Straße. F

02.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

01.12.2025Frühe Freiheiten und dann den Kapitänen ein verlässlicher Helfer

(rsn) – Sein zweites Dienstjahr bei Lidl – Trek begann für Patrick Konrad mit starken Ergebnissen bei den ersten Rennen sehr gut, ehe der Niederösterreicher in die Helferrolle wechselte und auc

01.12.2025Auch ohne Risiko eine Saison mit vielen positiven Momenten

(rsn) - Oliver Mattheis (Bike Aid) kann auf eine Saison zurückblicken, die für ihn viele positive Momente bereithielt. Von Ruanda im Februar bis zur Europameisterschaft im Oktober präsentierte er

30.11.2025Mit 25 aus der dritten Liga zum Profivertrag geklettert

(rsn) – Nach fünf Jahren in deutschen Kontinental-Teams wechselte Jannis Peter Anfang 2024 nach Österreich zum Team Vorarlberg. Es dauerte ein weiteres Jahr, ehe ihm der Durchbruch gelang. Mit ein

30.11.2025Im Meistertrikot als Helfer, sonst auf eigene Rechnung

(rsn) – “Es war ein weiterer Schritt in die richtige Richtung und die Fortsetzung meiner Entwicklung.“ Mit diesem Fazit hat Alexander Hajek seine zweite Saison im Trikot von Red Bull – Bora â€

29.11.2025Endlich UCI-Rennsieger: Der Knoten platzte in Frankreich

(rsn) – Satolas-et-Bonce und Saint-Maurice-L’Exil – zwei Gemeinden im Départmenet Isère in Frankreich mit zusammengenommen rund 9000 Einwohnern. Abgesehen von dieser überschaubaren Personenz

29.11.2025Ein Ausrufezeichen nach schwierigen Monaten

(rsn) – Auf das große Ausrufezeichen – beispielsweise in Form eines Gesamtsieges bei der Portugal-Rundfahrt wie vor zwei Jahren – musste Colin Stüssi (Team Vorarlberg) in der zurückliegenden

28.11.2025Die Theorie erfolgreich in die Praxis umgesetzt

(rsn) – Für Lennart Jasch stellte das Jahr 2025 nichts weniger als eine sportliche Zeitenwende dar. Die Saison war die erste, in der sich der seit kurzem 25-Jährige komplett dem Radsport widmen ko

28.11.2025Einer geschmeidigen Saison folgt nun die Masterarbeit

(rsn) - Neues Jahr, neues Team – das war in der Vergangenheit bei Miguel Heidemann nur allzu oft der Fall. Ungewollt, freilich. Und so auch im letzten Winter. Erst im Februar war er bei Rembe – ra

27.11.2025Mit guten Beinen in Kigali zu WM-Silber

(rsn) – Auf der Liste mit den großen Überraschungen des Jahres 2025 muss Jan Huber (Remax Racingteam) unbedingt vermerkt sein. Denn der 20-jährige Schweizer war vor der Saison ein unbeschriebenes

27.11.2025Auch ohne Top-Ergebnisse wieder mehr Spaß am Radsport

(rsn) – Nach zwei schwierigen Jahren bei Red Bull – Bora – hansgrohe wechselte Emanuel Buchmann ins Ausland und unterschrieb Ende 2024 bei der französischen Cofidis-Equipe. Sportlich lief es fÃ

Weitere Radsportnachrichten

03.12.2025Gibt Nys 2026 sein Giro-Debüt?

(rsn) – Nach seinem Debüt bei der Tour de France 2025 wird Thibau Nys (Lidl – Trek) laut einer Meldung der italienischen Gazzetta dello Sport im kommenden Jahr auch erstmals am Start des Giro dâ€

03.12.2025RED-S-Syndrom stoppt Ewers‘ Profikarriere

(rsn) - Veronica Ewers hat sich mit ihrem Team EF Education – Oatly auf eine Vertragsauflösung geeinigt und wird im Alter von 31 Jahren ihre Profikarriere beenden. Wie das US-Team mitteilte, leide

03.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

03.12.2025Neben dem Hauptberuf die belgische Szene aufgemischt

(rsn) – Nach sechs Jahren bei Maxx-Solar – Rose beziehungsweise dessen Vorgängerteams Gießen – Biehler und Maxx-Solar – Lindig hat sich Helena Bieber 2025 dem belgischen Club-Team Carbonbike

02.12.2025Trinca Colonel bleibt bei Liv - AlUla – Jayco

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

02.12.2025“Kaum Luft zum Ausruhen“: Eschborn-Frankfurt verschärft Profil

(rsn) – Ein neuer Anstieg, der gleich drei Mal bewältigt werden muss, und eine stark veränderte Taunus-Passage sollen den Profis das Leben bei Eschborn-Frankfurt (1.UWT) noch schwerer machen. Das

02.12.2025Tausch von Giro und Vuelta? RCS Sport lehnt Pogacars Idee ab

(rsn) – Giro-Veranstalter RCS Sport hält nichts von Tadej Pogacars jüngstem Vorschlag, die Termine von Italien- und Spanien-Rundfahrt zu tauschen. “Der Giro hat seinen traditionellen Termin, und

02.12.2025Kehren Strade und Sanremo in van Aerts Programm zurück?

(rsn) – Erstmals seit mehreren Jahren könnten die italienischen Klassiker Strade Bianche und Mailand-Sanremo wieder in Wout van Aerts Frühjahrsprogramm auftauchen. Der spektakuläre Rennen über d

02.12.2025Ganna bringt die Olympische Fackel nach Italien

(rsn) – Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) wird zu den Fackelträgern der Olympischen Winterspielen 2026 in Mailand-Cortina gehören. Der zweimalige Zeitfahrweltmeister wird gemeinsam mit der Tennissp

02.12.2025Extrem gut entwickelt und die Nische im Team gefunden

(rsn) – Wenige Monate vor seinem Profidebüt bei Bora – hansgrohe bestritt Ben Zwiehoff im Juli 2020 bei der polnischen Rundfahrt Dookola Mazowsza (2.2) sein erstes UCI-Rennen auf der Straße. F

02.12.2025Simon Yates würde gern Giro-Titelverteidigung in Angriff nehmen

(rsn) – Zwar steht auch bei Visma – Lease a Bike die Rollenverteilung für die drei großen Rundfahrten des kommenden Jahres noch nicht fest. Nach der Streckenpräsentation des Giro d’Italia 202

02.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)