RSNplusEmotionaler Abschied in Wales

Thomas rundete in seiner Heimat eine glänzende Karriere ab

Von Jens Claussen

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Geraint Thomas (Ineoas Grenadiers) verabschiedete sich in seiner Heimatstadt Cardiff aus dem Peloton. | Foto: Cor Vos

08.09.2025  |  (rsn) – Könnte es ein besseres Drehbuch für das Ende einer herausragenden Karriere geben, als die letzten Meter auf seinem Arbeitsgerät in der Heimatstadt zu absolvieren? Das dachte sich Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) wohl auch, als er im Februar sein offizielles Karriereende bekanntgab und dabei schon im Hinterkopf gehabt haben dürfte, dass ein Rennen in seinem Heimatland die geeignete Bühne dafür bieten könnte.

Und so kam es nun auch, als Thomas um 15:37 Uhr als 62. der 6. Etappe der Tour of Britain in Cardiff über die Ziellinie rollte. In sportlicher Hinsicht waren die letzten sechs Tage der Profikarriere des mittlerweile 39-Jährigen keiner Erwähnung wert. Auch ein Gentlemen‘s Agreement, dass man Thomas bei seinem letzten Rennen als Sieger über die Ziellinie rollen lassen würde, gab es im hart umkämpften Profiradsport nicht. Darum ging es aber offensichtlich dem Waliser auch gar nicht.

Wie auch schon beim Abschied von Romain Bardet stand das gesamte Peloton am Morgen im verregneten Newport Spalier für den Tour Sieger von 2018. Thomas konnte kurz vor dem Etappenstart seine Gefühle noch nicht so recht einordnen.

In Newport wurde Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) von seinen Kollegen mit einem Spalier geehrt. | Foto: Cor Vos

Die Aufmerksamkeit auf ihn fühle sich irgendwie seltsam an, so Thomas laut cyclingnews.com. "Es ist einfach so surreal. Wie bei den meisten Etappen in dieser Woche habe ich irgendwie vergessen, dass ich ein Radrennen fahren muss, weil es fast wie eine Feier vor dem Start ist. Und wenn man losfährt, denkt man sich: “Oh je, ich habe jetzt tatsächlich dieses Rennen zu fahren“ fügte er an.

Gründe, sich nochmals hinreichend feiern zu lassen, hatte Thomas dem Publikum in den vergangenen 19 Profijahren in Hülle und Fülle gegeben. Wie sein einstiger Teamkollege Chris Froome (Israel – Premier Tech) wurde er 2007 beim damaligen Team Barloword Profi; 2010, im Trikot des damals neu gegründeten Team Sky, gelang ihm bei den Britischen Meisterschaften sein erster Sieg bei den Berufsradfahrern. 

25 Profisiege - die meisten davon mit besonderem Gütesiegel

Es folgten weitere 24, keine besonders große Zahl in fast zwei Jahrzehnten als Berufsradfahrer. Doch die meisten davon trugen ein besonderes Gütesiegel, darunter als größter Triumph der Gewinn der Tour de France 2018. Im Jahr darauf bestätigte er diese Leistung durch Rang zwei, ehe er 2022 nochmals Dritter wurde. Bei den Monumenten musste Thomas sich mit einem siebten Platz bei Paris-Roubaix (2014) und Rang acht bei der Flandern-Rundfahrt (ebenfalls 2014) begnügen. Auch in Deutschland war er erfolgeich: 2011 und 2014 entschied er jeweils die Bayern-Rundfahrt für sich, über Jahre hin das bedeutendste deutsche Etappenrennen, zu dem sein Team immer wieder in erstklassiger Besetzung antrat.

Thomas mit seiner Frau Sara Elen und Sohn Macsen am letzten Tag seiner Profikarriere. | Foto: Cor Vos

Thomas war aber nicht nur einer der besten Straßenprofis des vergangenen  Jahrzehnts, auch auf der Bahn sammelte er große Erfolge ein. An erster Stelle stehen Olympische Goldmedaillen in der Mannschaftsverfolgung 2008 und 2012 sowie in derselben Disziplin Weltmeistertitel 2007, 20008 und 2012.

___STEADY_PAYWALL___ Sein letzter Profisieg datiert aus dem Jahr 2022, als Thomas die 8. Etappe der Tour de Suisse (2.UWT) für sich entscheiden konnte. In der Spätphase seiner Karriere gelangen Thomas noch einige herausragende Ergebnisse (Gesamtzweiter Giro d’Italia 2023 und -dritte Giro d‘Italia 2024), mehr und mehr aber verlegte er sich auf die Helferrolle bei großen Rundfahrten unterstützen, ehe er nun am 7. September 2025 zum letzten Mal die Ziellinie in einem Profirennen überquerte.

Thomas war immer ein begehrter Gesprächspartner. In Wales gab er ein letztes Interview als Radprofi | Foto: Cor Vos

Bei der Tour of Britain schloss sich zudem ein Kreis für Thomas. Denn Jahr 2005 hatte er erstmals, damals noch als Stagaire beim deutschen Team Wiesenhof, an der Großbritannien-Rundfahrt teilgenommen. "Ich möchte Rod Ellingworth (Renndirektor) und den Organisatoren wirklich dafür danken, dass sie das möglich gemacht haben, weil sie es nicht hätten tun müssen. Dieses Wochenende war eine großartige Möglichkeit, das Ganze abzurunden“, fand er abschließende warme Worte für diejenigen, die ihm diesen emotionalen Schlusspunkt ermöglichten.

Für die kommende Saison will Thomas die Seite wechseln und mit seinen Erfahrungen den Ineos Stab verstärken. “Ich möchte diese Mannschaft wieder dorthin bringen, wo sie hingehört“, kündigte er selbstbewusst an.

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