Weltmeisterin fährt bei der Tour hinterher

Kopecky: “Es läuft einfach nicht“

Von Jens Claussen

Foto zu dem Text "Kopecky: “Es läuft einfach nicht“"
Das Team SD Worx - Protime wollte ursprünglich mit Lotte Kopecky um den Toursieg mitfahren. | Foto: Cor Vos

27.07.2025  |  (rsn) – Die ersten beiden Tage der Tour de France Femmes (2.WWT) hatte sich Danny Stam, der Teammanager der niederländischen Equipe SD Worx – Protime, sicherlich ganz anders vorgestellt. Und auch sein Star-Ensemble mit der zweifmaligen Weltmeisterin Lotte Kopecky, der Europameisterin und Top-Sprinterin Lorena Wiebes sowie der Giro-Sechste Anna van der Breggen reisten mit weitaus höheren Erwartungen in die Bretagne, als es der Blick auf die bisherigen Ergebnisse und das Gesamttableau widerspiegelt.

Keine Top-Ten Platzierung für Kopecky auf den ersten beiden Etappen, die hinsichtlich des Profils den Qualitäten der Belgierin durchaus entgegenkamen. Mit einem 38. Platz und einem Rückstand von 2:50 Minuten auf das Gelbe Trikot von Kim Le Court rangiert Kopecky irgendwo im Nirgendwo der Gesamtwertung.

Dabei hatte die diesjährige Flandern-Rundfahrt-Siegerin die Tour doch zu ihrem Saisonhighlight auserkoren und wollte ambitioniert zumindest aufs Podium fahren. Indes kam alles anders: vorzeitiger Ausstieg aus dem Giro d’Italia wegen Rückenschmerzen, die zu allem Überfluss auch noch von Kniebeschwerden begleitet wurden.

Entsprechend desillusioniert gab Kopecky nach der heutigen Etappe, die sie auf Platz 48 abschloss, Sporza gegenüber Einblicke in ihre Gefühlswelt. “Ich habe heute Nacht nicht viel geschlafen“, verriet sie. “Und, ich hatte wieder Probleme im Anstieg. Aber mir wurde über Funk gesagt: ‘Lotte, wir brauchen dich später noch.‘ So habe ich noch probiert, wieder ans Feld heranzukommen und in diesem Moment habe ich nochmal alles gegeben. Leider haben wir es nicht ganz geschafft. Ich bin trotzdem zufrieden, dass ich zumindest noch etwas geholfen habe, auch wenn es nur für 100 Meter war.“

Solch eine Aussage klingt nach heruntergeschraubten Ansprüchen und Kopecky bestätigte das: “Meine Beine fühlen sich nicht super an – und das ist ziemlich frustrierend. Ich bin niemand, die Entschuldigungen sucht. Es läuft einfach nicht. Ich hatte eine lange Vorbereitung und bin lange nicht zu Hause gewesen. Ich wollte hier in Topform am Start stehen, aber das ist komplett schiefgelaufen“, beschrieb sie weiter die Gründe für ihr aktuelles Hinterherfahren bei der Tour.

 

Deutlich positiver war da Teamkollegin Wiebes im Zielinterview mit Eurosport gestimmt – auch wenn zwei verpasste Tagessiege auf Abschnitten, die der besten Sprinterin der Welt faktisch gelegen haben sollten, nicht den Erwartungen der erfolgsverwöhnten Niederländerin gerecht werden dürften. “Wir waren nahe dran, aber nicht nahe genug. Ich glaube, wir haben es heute als Team sehr gut gemacht. Wir waren nicht 100 Prozent sicher, ob es auf dieser Zielankunft funktioniert“, relativierte Wiebes ein klein wenig die Ambitionen ihres Teams für die heutige Etappe, die sie immerhin noch auf Platz zwei beendete.

Die Strategie von SD Worx – Protime auf den finalen Kilometern beschrieb sie dann so: “Es war also nicht nur unsere Aufgabe, die Nachführarbeit zu übernehmen. Das ist halt das Risiko, das man eingehen muss. Ich glaube, alle haben auf den letzten Kilometer auch ein bisschen zu viel gezweifelt. Es wurde attackiert, dann war wieder Stillstand, aber ich bin glücklich mit dem Sprint und auch damit, wie sich die Beine fühlen“, blickte sie abschließend optimistisch auf den weiteren Rennverlauf, bei dem sie schon auf der morgigen Flachetappe die nächste Möglichkeit für ihren ersten Sieg bei der Tour 2025 bekommen kann.

Von Freude, oder gar Glück war in der Stimme von Kopecky hingegen nichts zu vernehmen. “Der Fun-Factor ist für mich sehr wichtig – und momentan fehlt er etwas. Die letzten zwei oder drei Jahre hatte ich schöne Saisons. Und dann jetzt in diesem Trikot so herumzufahren ist mental schwer“, beschrieb sie ihre aktuell schwierige Phase. “Am liebsten hätte ich, dass es so schnell wie möglich nächste Woche Sonntag ist. Hoffentlich haben wir dann mit der Mannschaft etwas Schönes hinbekommen bei dieser Tour. Meine persönlichen Ambitionen stelle ich aber in den Hintergrund“, kündigte sie an.

Die großen Ambitionen, mit denen SD Worx nach Frankreich gereist war, verlagern sich nun noch mehr in Richtung Wiebes und van der Breggen, die als Gesamtsiebte und zwei Sekunden Rückstand auf Demi Vollering (FDJ – Suez) respektive fünf Sekunden auf Kasia Niewiadoma (Canyon – SRAM – zondacrypto) noch m Soll liegt. 

Schließlich will die Serie verteidigt werden – seit der Wiederbelebung der Tour de France Femmes im Jahr 2022 gab es noch keine Austragung, in der nicht mindestens eine Fahrerin von SD Worx – Protime auf dem Schlusspodium stand.

Mehr Informationen zu diesem Thema

10.08.2025Koppenburg stimmt in Gewichtsdebatte ein

(rsn) - Die Rechnung ist eigentlich einfach. Je weniger Gewicht die Schwerkraft nach unten zieht, desto weniger Kraft braucht man, um es nach oben zu bewegen. Bleibt die Kraft gleich, geht es eben sch

06.08.2025Ferrand-Prévots Toursieg löst Gewichtsdiskussion aus

(rsn) – Nach dem Toursieg von Pauline Ferrand-Prévot (Visma – Lease a Bike) wurde viel über das Gewicht der Französin gesprochen. Sie habe nach ihrem Triumph bei Paris-Roubaix (1.WWT) vier bis

05.08.2025Visma an der Spitze der Preisgeldliste der Tour de France Femmes

(rsn) – Visma - Lease a Bike um Gesamtsiegerin Pauline Ferrand-Prévot hat bei der Tour de France Femmes das meiste Preisgeld kassiert. Das niederländische Team sammelte an den neun Tagen 76.190 Eu

04.08.2025Vollering: “Will nicht nur Haut und Knochen sein“

(rsn) – Quasi federleicht stürmte Pauline Ferrand-Prévot (Visma – Lease a Bike) bei der Tour de France Femmes (2.WWT) mit zwei Etappensiegen zum Gelben Trikot. Wie die 33-jährige Französin ang

04.08.2025Kopecky: “Muss in Ruanda bei 110 Prozent sein“

(rsn) – Am Ende der 4. Tour de France Femmes konnte Lotte Kopecky (SD Worx - Protime) doch lächeln – und das, obwohl die mit großen Ambitionen gestartete Weltmeisterin im Verlauf der neun Tage k

04.08.2025“Super happy“: Niewiadoma schafft es noch aufs Tour-Podium

(rsn) – Im vergangenen Jahr sorgte Kasia Niewiadoma bei ihrem Team Canyon – SRAM – zondacrypto für grenzenlosen Jubel, als sie am Schlusstag der Tour de France Femmes Demi Vollerings Großangri

03.08.2025Highlight-Video der 9. Etappe der Tour de France Femmes

(rsn) – Pauline Ferrand-Prévot (Visma – Lease a Bike) hat auch auf der Schlussetappe der Tour de France Femmes die Konkurrenz dominiert und mit ihrem zweiten Tagessieg in Folge das Gelbe Trikot u

03.08.2025Gigante: “Es wurde ein superschwerer und einsamer Tag“

(rsn) – Pauline Ferrand-Prevot (Visma – Lease a Bike) hat die Schlussetappe und die Tour de France Femmes 2025 gewonnen. Die Roubaix-Siegerin verwies gleich zweimal Demi Vollering (FDJ – Suez) a

03.08.2025Ferrand-Prévot gewinnt Finaletappe und macht Tour-Sieg perfekt

(rsn) – Die Tränen liefen ihr schon auf den letzten Metern vor der Zielline unter der Brille hervor. Als sie den Strich überquert hatte, gab es kein Halten. Es waren Freudentränen, denn Pauline F

03.08.202511 Sekunden vor Zeitlimit: Dygert durchnässt von Schweiß und Tränen

(rsn) – Pauline Ferrand-Prevot (Visma – Lease a Bike) brauchte für die 112 Kilometer der 8. Etappe der Tour de France Femmes von Chambéry hinauf zum Col de la Madeleine 3:47:24 Stunden. 126 weit

03.08.2025Visma kann vor dem Schlusstag noch nicht feiern

(rsn) – Die Tour de France Femmes scheint entschieden. Zu dominant war der Auftritt von Pauline Ferrand-Prevot (Visma - Lease a Bike) am Col de la Madeleine während der vorletzten Etappe. 2:37 Min

02.08.2025Aufgelöste Gigante bekam “eine Menge gemeiner Nachrichten“

(rsn) – Sie war enttäuscht, sie aber überglücklich. Sarah Gigante (AG Insurance – Soudal) war nach dem Zieleinlauf der 8. Etappe der Tour de France Femmes völlig durcheinander. Sie lachte, sie

Weitere Radsportnachrichten

19.11.2025Kehrt Træen zu Uno - X Mobility zurück?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

18.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

18.11.2025Sieg, Sturz, Comeback: Im Achterbahnjahr war alles dabei

(rsn) - Wer im vierten U23-Jahr das Team wechselt, der sucht meistens nicht nur neue Trikotfarben, sondern den entscheidenden Impuls für den Sprung zu den Profis. Silas Koech hat diesen Schritt gewag

18.11.2025Premier Tech neuer Hauptsponsor von St. Michel - Preference Home

(rsn) – Nach dem vorzeitigen Ausstieg beim israelischen Zweitdivisionär wird Premier Tech neuer Hauptsponsor des französischen Rennstalls St. Michel - Preference Home - Auber 93. Wie das auf den

18.11.2025Aserischer Nachwuchsfahrer positiv auf “Crystal Meth“

(rsn) – Der Radsportweltverband UCI hat Nachwuchsfahrer Artyom Proskuryakov vorläufig suspendiert. Grund ist nach Angaben der UCI eine positive Dopingprobe, die der 18-jährige Aserbaidschaner bei

18.11.2025Espargaró: “In beiden Welten aktiv? Hat nicht geklappt“

(rsn) – Es war ein kurzes Radsport-Gastspiel: Nach wenigen Monaten als Fahrer bei Lidl - Trek Future Racing fokussiert sich MotoGP-Fahrer Aleix Espargaró künftig wieder ganz auf den Motorradsport.

18.11.2025Almeida: Bester Saison der Karriere soll weitere Steigerung folgen

(rsn) – UAE – Team Emirates – XRG hat den noch bis Ende 2026 laufenden Vertrag mit Joao Almeida vorzeitig um weitere zwei Jahre verlängert. Das teilte der Rennstall von Toursieger und Weltmeist

18.11.2025Aussie-Duo für Decathlon: Haussler und Renshaw neue Sportdirektoren

(rsn) – Nach seinem Abschied bei Red Bull – Bora – hansgrohe hat Heinrich Haussler eine neue Aufgabe auf WorldTour-Niveau gefunden. Der 41–jährige Australier wird künftig als Sportdirektor b

18.11.2025Widar gibt 2026 Debüt bei zwei Monumenten und der Vuelta

(rsn) – Jarno Widar wird gleich in seinem ersten Profijahr ein anspruchsvolles Programm absolvieren. Wie der 20-jährige Belgier in einem Interview mit der Zeitung Het Laatste Nieuws ankündigte, ge

18.11.2025Zwischen Abitur, DM-Medaillen und WorldTour-Einsätzen

(rsn) - In der Juniorenklasse gehörte Paul Fietzke zu den weltweit besten Fahrern. Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften, der Deutsche Meistertitel auf der Straße sowie Siege bei internati

17.11.2025Lipowitz will nicht zum Giro und hofft auf Tour-Doppelspitze

(rsn) – Mit Blick auf ihre Meriten bei der Tour de France befinden sich Florian Lipowitz und Remco Evenepoel in ähnlichen Sphären. Doch was ihren Charakter angeht, könnte das Duo, das im Sommer n

17.11.2025Nach Platz 1 und 3 im Prolog gibt´s schon den ersten Ruhetag

(rsn) - Robert Müller ist wieder auf Achse. Wer seine Berichte aus den unterschiedlichsten Ecken der Radsport-Welt – von Südamerika bis Asien – kennt, weiß: Wenn "Radbert" unterwegs ist, wird e

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)