SD Worx bei Paris-Roubaix auseinandergenommen

Mountainbike-Queen Ferrand-Prevot gewinnt die Königin der Klassiker

Von Marc Zeiringer

Foto zu dem Text "Mountainbike-Queen Ferrand-Prevot gewinnt die Königin der Klassiker"
Pauline Ferrand-Prevot (Lease a Bike) gewinnt Paris-Roubaix Femmes. | Foto: Cor Vos

12.04.2025  |  (rsn) – Pauline Ferrand-Prevot hat drei Jahre nach ihrem Partner Dylan van Baarle (beide Visma – Lease a Bike) Paris-Roubaix gewonnen. Die Weltmeisterin von 2014 setzte sich 25 Kilometer vor dem Ziel aus der umfangreichen Gruppe der Favoritinnen ab, holte Spitzenreiterin Emma Norsgaard (Lidl – Trek) ein und ließ diese mit noch 19 zu fahrenden Kilometern hinter sich. Die Dänin wurde später wieder von den Verfolgerinnen geschluckt.

Im Vélodrome André Petrieux kam es zwischen acht Fahrerinnen zum Sprint um Platz drei, da Letizia Borghesi (EF Education – Oatly) sich kurz zuvor abgesetzt hatte und sich so den zweiten Platz sicherte. Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) hatte im Spurt die schnellsten Beine und komplettierte das Podium vor Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) und Alison Jackson (EF Education - Oatly).

“Es ist das erste und vielleicht auch das letzte Mal, dass ich hier gewonnen habe. Es war so brutal hart. Nach meiner Krankheit in den letzten Tagen bin ich hier eigentlich angetreten, um Marianne (Vos) zu helfen. Als dann zum Schluss wieder alles zusammenlief und ich mich gut fühlte, hat das Team nur gesagt: Dann fahr!“, erklärte die frischgebackene Siegerin im Eurosport-Interview.

Für die Französin war der Triumph in der Hölle des Nordens auf einem äußerst anspruchsvollen Parcours über 148,5 Kilometer mit 17 Kopfsteinpflasterpassagen von Denain nach Roubaix ihr erster Straßensieg nach fast zehnjähriger Pause. Die zwölfmalige Weltmeisterin in verschiedenen Disziplinen des Mountainbikesports war nach längerer Abstinenz erst dieses Jahr wieder auf die Straße zurückgekehrt. Der letzte Sieg datiert vom 08. Juni 2015, als sie die 5. Etappe des Giro d’Italia für sich entschied.

Für Lotte Kopecky (SD Worx – Protime) war es am Ende ein Tag zum Vergessen. Die haushohe Favoritin und Siegerin des Vorjahres musste sich mit Platz zwölf (+2:04) zufriedengeben, obwohl sie lange stark ausgesehen hatte und das Rennen mitdiktierte. Im Finale opferte sie sich für ihre Teamkollegin Wiebes auf. “Es war heute logisch, dass alle auf mich schauen. Die anderen Mannschaften haben aber auch für sich selbst ein Podium verloren, wenn sie Pauline nicht hinterherfahren“, bemängelte Kopecky die Taktik der anderen Teams im Interview bei Eurosport.

Aus deutschsprachiger Sicht konnte die Schweizerin Elise Chabbey (FDJ – SUEZ) (+1:04) mit einem siebten Platz glänzen. Auch die beste Deutsche Romy Kasper (Human Powered Health) konnte mit Rang 16 (+2:50) zufrieden sein. Weniger gut lief es für die Österreicherin Christina Schweinberger (Fenix – Deceuninck). Sie belegte am Ende Rang 28 (+6:38).

So lief Paris-Roubaix Femmes:

Die Startphase war geprägt von einigen Attacken, die aber nicht von Erfolg gekrönt waren. Erst nach 30 Kilometern konnten sich mit Quinty Ton (Liv – AlUla – Jayco) und Aurela Nerlo (Winspace – Orange Seal) zwei Fahrerinnen entscheidend absetzen. Nach 50 Kilometern hatten sie einen Vorsprung von etwa zweieinhalb Minuten auf das Peloton herausgefahren.

Die erste ernste Attacke des Tages setzte Ellen Van Dijk (Lidl – Trek) 71 Kilometer vor dem Ziel zwischen Kopfsteinpflastersektor 16 und 15. Zehn Kilometer später konnte sie zum Spitzenduo aufschließen. Ein ausgedünntes Peloton mit circa 40 Fahrerinnen lag zu diesem Zeitpunkt aber nur eine halbe Minute dahinter. Wenige Kilometer später mussten Nerlo und Ton abreißen lassen.

Die Sektoren von Paris-Roubaix Femmes | Foto: Veranstalter

In der Einfahrt zum Kopfsteinpflastersektor 12 stürzten fünf Fahrerinnen. Darunter Linda Riedmann (Visma – Lease a Bike) auch eine Deutsche. Diesen Zwischenfall nutzte Kopecky aus und lancierte eine Attacke. Zunächst konnten nur ihre Teamkollegin Wiebes und Vos folgen. Als das Trio zu van Dijk auffuhr, gesellte sich auch noch eine weitere Viergruppe mit Chloé Dygert (Canyon - Sram - zondacrypto), Jackson, Jelena Eric (Movistar) und der Deutschen Romy Kasper (Human Powered Health) hinzu.

Niemand wollte mit dem SD-Worx-Duo zusammenarbeiten und auf den nächsten Kilometern ging Kopecky einige Mal in die Offensive. Kasper und Van Dijk mussten dem Tribut zollen und fielen zurück. Auch Wiebes bekam zwischenzeitlich Probleme. Kopecky nahm das Tempo heraus. Die beiden sprachen miteinander und verhalfen so der zweiten Gruppe, den Anschluss wieder herzustellen. 20 Fahrerinnen lagen somit 35 Kilometer vor dem Ende zusammen an der Spitze.

Das Rennen entspannte sich weiter. Dies nutzte Emma Norsgaard (Lidl – Trek) und setzte sich mit noch 30 zu fahrenden Kilometern in einem pflastersteinfreien Streckenabschnitt schnell über eine halbe Minute ab.

Ferrand-Prevot greift an

Die nächste Attacke kam fünf Kilometer später von Ferrand-Prevot. Sie brauchte nicht lange, um Norsgaard einzuholen. Vor den letzten fünf Kopfsteinpflasterpassagen lag das neue Spitzenduo ca. 30 Sekunden vor den Verfolgerinnen. Die Französin setzte sich im Abschnitt Camphin-en-Pévèle von ihrer Fluchtgefährtin Norsgaard ab. Dahinter kam zunächst das Feld nicht näher heran, verlor sogar etwas an Boden und im Abschnitt Carrefour de l’Arbre ging es ähnlich weiter. Nach dem drittletzten Abschnitt hatte die Spitzenreiterin bereits eine Minute Vorsprung herausgefahren.

Auf den letzten sieben Kilometern schien alles klar zu sein. Dahinter hatte man sich entweder verpokert oder keine Fahrerin mehr die Körner, das Tempo anzuziehen. Ferrand-Prevot lag weiterhin eine Minute vor der großen Verfolgergruppe. Norsgaard wurde vor dem vorletzten Sektor eingeholt. Ferrand-Prevot fuhr dagegen ungefährdet dem Solosieg entgegen.

Dahinter setzte sich Borghesi kurz vor dem Velodrom von Roubaix von den Verfolgerinnen ab und wurde Zweite. Im Zielsprint setzte sich Wiebes gegen Vos durch und schnappte sich so noch den letzten Platz auf dem Treppchen.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

13.04.2025Borghesi und EF Education glänzen bei Paris-Roubaix

(rsn) – WorldTour-Rennen und der US-amerikanische Zweitdivisionär EF Education – Oatly: Das passt 2025 sehr gut zusammen. Nachdem die Schweizerin Noemi Rüegg die Tour Down Under zu Saisonbeginn

13.04.2025Ferrand-Prevot fuhr Pflasterklassiker nur zum Training

(rsn) – Auf dem Fahrrad ist Pauline Ferrand-Prevot eine Alleskönnerin. Sie gewann in ihrer Karriere schon Weltmeistertitel auf der Straße, beim Gravel, im Cyclocross und im Mountainbike. Vor acht

13.04.2025Wiebes: “Wir können nicht immer gewinnen“

(rsn) – Vier Eintagesrennen der Women’s World Tour in Folge konnte das Team SD Worx – Protime aus den Niederlanden dank ihrer Superstars Lorena Wiebes und Lotte Kopecky gewinnen. Bei Paris-Rouba

12.04.2025Highlight-Video des 5. Paris-Roubaix Femmes

(rsn) - Pauline Ferrand-Prevot (Visma – Lease a Bike) hat als erste Französin Paris-Roubaix gewonnen. Die Straße-Weltmeisterin von 2014 setzte sich 25 Kilometer vor dem Ziel aus der umfangreichen

12.04.2025Ferrand-Prevot: “Die fuhren so schnell, ich war fast abgehängt“

(rsn) – Damit hatte wohl kaum jemand gerechnet: Visma – Lease a Bike konnte dem mit Lorena Wiebes und Lotte Kopecky als Favoriten ins Rennen gegangenen Team SD Worx – Protime ein Schnippchen sch

11.04.2025Die Strecke des Paris-Roubaix Femmes 2025

(rsn) - Auch wenn die Frauen bei der erst 5. Austragung ihres Paris-Roubaix (1.WWT) sicherlich noch nicht jeden Pflasterstein des Klassikers kennen, wartet auf sie am Samstag doch ein bekannter Parcou

11.04.2025Die Aufgebote für das 5. Paris-Roubaix Femmes

(rsn) – Einen Tag vor dem Männerrennen starten die Frauen zum fünften Mal zu Paris-Roubaix Femmes (1.WWT). Der Startschuss fällt wieder in Denain, von wo aus insgesamt 23 Teams auf die 148,5 Kilo

11.04.2025Wer kann Titelverteidigerin Kopecky stoppen?

(rsn) – Nach vier Ausgaben von Paris-Roubaix Femmes (1.WWT) könnte es erstmals zweifache Siegerin geben. Titelverteidigerin Lotte Kopecky (SD Worx – Protime) nämlich ist wegen ihres Erfolges bei

10.04.2025Paris-Roubaix Femmes: Die ersten vier Jahre

(ran) – Im Gegensatz zum Paris - Roubaix der Männer, das 1896 erstmals ausgetragen wurde, feierte die Frauen-Ausgabe der “Königin der Klassiker“ erst 2021 ihre Premiere. Das Rennen endet zwar

Weitere Radsportnachrichten

27.08.2025UAE rauscht zum Sieg im Teamzeitfahren der Vuelta

(rsn) – Das Team UAE – Emirates – XRG hat in Figueres das 24,1 Kilometer lange Mannschaftszeitfahren auf der 5. Etappe der Vuelta a Espana (2.UWT) gewonnen. Der Rennstall aus den Vereinigten Ara

27.08.2025Israel – Premier Tech bei Vuelta von Demonstranten aufgehalten

(rsn) – Das Team Israel – Premier Tech ist im Mannschaftszeitfahren auf der 5. Etappe der Vuelta a Espana (2.UWT) von Demonstranten aufgehalten worden. Bereits wenige Minuten nach dem Start der Ma

27.08.2025Abrahamsen setzt seinen Traum-Sommer in Geraardsbergen fort

(rsn) – Jonas Abrahamsen (Uno-X Mobility) hat in Geraardsbergen den Muur Classic (1.1) gewonnen. Der Norweger setzte sich nach 177,8 Kilometern rund um die berühmt-berüchtigte "Kapelmuur" als Soli

27.08.2025Spanische Partei fordert im Kongress Israels Vuelta-Ausschluss

(rsn) – Die spanische Partei Izquierda Unida (Vereinigte Linke) hat in einer Pressemitteilung die spanische Regierung dazu aufgefordert, den Ausschluss des Teams Israel – Premier Tech von der Vuel

27.08.2025Alpecin verliert Vermeersch und Hermans an Red Bull und Q36.5

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

27.08.2025Kockelmann beendet Luxemburgs Avenir-Durststrecke nach 27 Jahren

(rsn) – Mathieu Kockelmann hat in Val-Suran die 4. Etappe der Tour de l´Avenir (2.NCup) gewonnen und sich dabei im Massensprint eines noch mehr als 90 Mann umfassenden Hauptfeldes vor dem Mexikaner

27.08.2025Die Startzeiten aller Teams für das Vuelta-Mannschaftszeitfahren

(rsn) – Bei der 80. Vuelta a Espana (2.UWT) steht am Mittwochnachmittag nach einem langen Transfer aus Voiron in der Nähe von Lyon in Frankreich nach Figueres im Nordosten Spaniens ein 24,1 Kilomet

27.08.2025Gery nimmt mit drittem Etappensieg Riedmann Grün ab

(rsn) – Célia Gery hat in Val-Suran ihren dritten Etappensieg bei der Tour de l´Avenir Femmes (2.2U) gefeiert und damit auch der Deutschen Linda Riedmann das Grüne Trikot abgenommen. Gery setzte

27.08.2025Gänsehaut-Momente und Trikot-Träume

(rsn) - Für die deutschen Kontinental-Teams ist die Lidl Deutschland Tour (2.Pro) mehr als nur ein Rennen. Es ist die größte Bühne des Landes, ein Kräftemessen mit der Weltelite und oft ein emoti

27.08.2025Kehrt La Planche des Belles Filles 2026 ins Tour-Programm zurück?

(rsn) – Der Parcours der Tour de France 2026 (2.UWT) wird, wie gehabt, erst Ende Oktober vorgestellt – genauer am 23. Oktober in Paris. Trotzdem aber laufen nach und nach nun die ersten Gerüchte

27.08.2025Ferrand-Prévot will nun doch zur WM nach Ruanda reisen

(rsn) – Pauline Ferrand-Prévot (Visma – Lease a Bike) wird entgegen ihres bisherigen Plans nun doch an den Straßen-Weltmeisterschaften in Ruandas Hauptstadt Kigali an den Start gehen. Das teilte

27.08.2025Ceratizit Pro Cycling wird zum Jahresende aufgelöst

(rsn) – Bittere Neuigkeiten für den deutschen Frauen-Radsport: Das Women´s WorldTeam Ceratizit Pro Cycling wird im Jahr 2026 nicht mehr zum Profi-Peloton gehören. Wie der deutsche Rennstall am Di

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • La Vuelta Ciclista a Espana (2.UWT, ESP)
  • Radrennen Männer

  • Tour Poitou - Charentes (2.1, FRA)
  • Muur Classic Geraadsbergen (1.1, BEL)
  • Tour of Routhe Salvation (2.2, TUR)