Die Favoriten für die 79. Vuelta a Espana

Kann Roglic gegen starke Konkurrenz seine Saison retten?

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Kann Roglic gegen starke Konkurrenz seine Saison retten?"
Kann Primoz Roglic am Ende der 79. Vuelta a Espana genauso jubeln wie 2021, als ihm der letzte seiner bisher drei Gesamtsiege gelang? | Foto: Cor Vos

16.08.2024  |  (rsn) – Dreimal hat Primoz Roglic die Vuelta a Espana schon zu seinen Gunsten entschieden, hinzu kam ein dritter Platz im vergangenen Jahr. Wenn der Slowene seine erste Saison bei Red Bull – Bora – hansgrohe noch retten will, muss der vierte Gesamterfolg in Spanien her. 

Seit seinem vierten Rennen für die Raublinger, der Tour de France, die er vor der 13. Etappe verletzt aufgeben musste, hatte der 34-Jährige keinen Einsatz mehr. So sind die Vorzeichen für Roglic trotz einer sehr starken Helferriege nicht ideal und die in der Breite ausgezeichnete Konkurrenz um Titelverteidiger Sepp Kuss (Visma – Lease a Bike) und eine ganze UAE-Armada wittert die Chance, um den nominellen Favoriten angreifen zu können.

Sollte es für Roglic nicht nach Wunsch laufen, hat Red Bull mit dem Giro-Zweiten Daniel Felipe Martinez noch einen starken Joker im Aufgebot. Allerdings hat der Kolumbianer seit der Italien-Rundfahrt nur zwei Renntage in den Beinen. Ähnliches gilt für Aleksandr Vlasov: Den Russen ereilte bei der Tour das gleiche Schicksal wie Roglic, nach einem Knöchelbruch kehrt der 28-Jährige zur Vuelta ins Feld zurück. Zuletzt in guter Form zeigte sich Florian Lipowitz, der beim Giro bis zu seinem frühen Ausscheiden auf der 6. Etappe glänzte. Nominell hat Red Bull – Bora – hansgrohe sogar ein stärkeres Team am Start als bei der Frankreich-Rundfahrt, zumal mit Giovanni Aleotti und Roger Adria noch zwei weitere starke Kletterer dabei sind.

Ein in der Breite wohl noch besser ausgestelltes Aufgebot bringt UAE Team Emirates an den Start. Mit Adam Yates, Joao Almeida, Brandon McNulty, Jay Vine, Pavel Sivakov, Marc Soler und Neoprofi Isaac del Toro kommen theoretisch gleich sieben Fahrer für die Top Ten in Frage. Ohne Kapitän Tadej Pogacar ist die Taktik der Mannschaft aus den Emiraten oft vogelwild, was allerdings häufig zur Rennbelebung beiträgt.

Visma wird den Triumph von 2023 nicht wiederholen können

Visma – Lease a Bike war 2023 mit dem Dreifachsieg durch Kuss, Roglic und Jonas Vingegaard das alles überragende Team in Spanien. Von diesem Trio ist nur der US-Amerikaner übrig, an seiner Seite steht der Vorjahresachte Cian Uijtdebroeks. Und obwohl das Aufgebot mit weiteren Stars gespickt ist, gibt es keine weiteren Optionen für das Klassement. Auch Decathlon – AG2R – La Mondiale schickt zwei Kapitäne ins Rennen. Der Österreicher Felix Gall pausierte nach seinem 14. Rang bei der Tour, Ben O’Connor wurde Vierter beim Giro und hatte seitdem nur noch zwei Tage im Rennsattel. Nun bilden die beiden bei der Vuelta eine Doppelspitze.

Einen Platz hinter O’Connor kam bei der Italien-Rundfahrt Antonio Tiberi (Bahrain Victorious) ins Ziel. Seitdem lief beim Italiener allerdings wenig zusammen. Eine Position dahinter beendete Thymen Arensman den Giro als Sechster. Auch den Niederländer konnte man seitdem selten in Wettkämpfen erleben, aber als Zeitfahr-Sechster und mit Gesamtrang 20 bei der Burgos-Rundfahrt (2.Pro) scheint Arensman pünktlich zur Vuelta in Form zu kommen. Ineos Grenadiers vertraut zudem auch auf den Tour-Siebten Carlos Rodriguez.

Dessen spanischer Landsmann Enric Mas (Movistar) enttäuschte bei der Tour auf ganzer Linie und will beim Heimspiel seine Saison retten. Dem dreimaligen Vuelta-Zweiten steht der Gesamtsieger von 2016, Nairo Quintana, zur Seite. Wie Mas ist auch David Gaudu (Groupama – FDJ) nach missglückter Tour de France auf Wiedergutmachung aus. Der 27-jährige Franzose blieb die gesamte Saison hinter den Erwartungen zurück und es ist zweifelhaft, ob sich das bei der Spanien-Rundfahrt ändern wird.

Lidl – Trek mit starkem Dreizack

Für Tao Geoghegan Hart verläuft die erste Saison bei Lidl – Trek enttäuschend. Der Giro-Sieger von 2020 war für die Frankreich-Rundfahrt vorgesehen, wegen einer Corona-Erkrankung konnte er aber nicht starten. Die Vuelta-Vorbereitung bei der Burgos-Rundfahrt musste der Brite auf der 2. Etappe abbrechen. Trotz guter Leistungen verzichtete Mattias Skjelmose zugunsten der Spanien-Rundfahrt auf die Grande Boucle. Der Däne sollte also frisch und in Topform antritt. Dritter im Lidl-Bunde ist der Italiener Giulio Ciccone, der bei der Tour de France Elfter wurde.

Als Edelhelfer von Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) bestritt Mikel Landa die 111. Frankreich-Rundfahrt. Der Spanier wurde nach starken Vorstellungen Gesamtfünfter und darf nun in Abwesenheit des Doppel-Olympiasiegers in seiner Heimat drei Wochen die Kapitänsrolle ausfüllen. Und während Landa dem Publikum bestens bekannt ist, könnten zwei Youngster für den einen oder anderen Zuschauer zur Überraschung werden.

Können zwei Youngster überraschen?

Max Poole (dsm-firmenich – PostNL) zeigte zuletzt als Gesamtzweiter in Burgos, dass er bereit für einen großen Wurf ist. Der 21-jährige Brite kehrte bei der Vuelta-Generalprobe aus einer fünfmonatigen Verletzungspause zurück und machte gleich da weiter, wo er als Siebter der UAE Tour (2.UWT) im Februar aufgehört hatte. Bei der Vuelta gab Poole letztes Jahr als Neoprofi sein Debüt. Sein Team startete mit dem Sieg im Auftaktzeitfahren perfekt ins Rennen, danach wurde Poole noch Vierter einer Bergetappe – insgesamt aber hatte er damals mehr als Rang 49 im Schlussklassement erwartet.

Etwas besser verlief vor Jahresfrist das Grand-Tour-Debüt von Lennert van Eetvelt (Lotto – Dstny) – der Belgier kam immerhin viermal unter die besten Zehn des Tages. Nachdem ihm bei der UAE Tour (2.UWT) der endgültige Durchbruch gelang, lief es für van Eetvelt ausgezeichnet, bis er mit Knieproblemen mehrere Monate aussetzen musste. Kurz vor seinem Comeback wurde er auf Teneriffa dann auch noch von einem Auto angefahren. Als er schließlich in den Rennsattel zurückkehrte, knüpfte van Eetvelt aber sofort an seine Topleistungen an, unter anderem als Dritter der Clasica San Sebastian (1.UWT).

Die Favoriten:

***** Primoz Roglic
**** Sepp Kuss, Joao Almeida
*** Adam Yates, Alekdsandr Vlasov, Mattias Skjelmose
** Thymen Arensman, Carlos Rodriguez, Ben O’Connor, Mikel Landa
* Brandon McNulty, Antonio Tiberi, Isaac del Toro, Daniel Martinez, Cian Uijtdebroeks

Mehr Informationen zu diesem Thema

09.10.2024Simac-Leaderin Bäckstedt ohne Teamkolleginnen

(rsn) - Schlechte Nachrichten gab es schon vor dem Start der 2. Etappe der Simac Ladies Tour für Auftaktsiegerin Zoe Bäckstedt. Die 20-jährige Britin hatte mit Alex Morrice nur noch eine Teamkolleg

25.09.2024Lipowitz: “Hartes Rennen würde mir entgegenkommen“

(rsn) – Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe) hat die Vuelta a Espana vor knapp drei Wochen auf dem siebten Gesamtrang beendet. Der 24-Jährige glänzte dabei aber auch als Edelhelfer v

20.09.2024Uijtdebroeks beendet eine Saison mit vielen Problemen

(rsn) - Cian Uijtdebroeks wird in dieser Saison keine Rennen mehr bestreiten, wie der 21-jährige Belgier, der nach langem Hickhack im Winter von Bora – hansgrohe zu Visma – Lease a Bike wechselte

10.09.2024Maté radelt vom Vuelta-Finale 650 km nach Hause nach Marbella

(rsn) – Mit dem Ende der Vuelta a Espana am Sonntag sind auch die Profi-Karrieren von Robert Gesink (Visma – Lease a Bike) und Luis Angel Maté (Euskaltel – Euskadi) zu Ende gegangen. Beide best

10.09.2024Vuelta-Sieg Nr. 5? Roglic-Coach verrät zwei wichtigere Ziele

(rsn) – Nach seinem vierten Gesamtsieg bei der Vuelta a Espana, die gleichzeitig bedeutete, das Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) nun geteilter Rekordhalter der Spanien-Rundfahrt ist,

09.09.2024Roglic überpinselt den dunklen Juli mit strahlendem Rot

(rsn) – Vier Tage weniger als zwei Monate nach dem schmerzhaften Aus von Kapitän Primoz Roglic ist die verkorkste Tour de France für das Team Red Bull – Bora – hansgrohe endlich überpinselt.

09.09.2024Auf den Geschmack gekommen: O´Connor erfindet sich neu

(rsn) - Ben O'Connor hat einiges erlebt bei dieser Vuelta a Espana. Er war im siebten Himmel nach der 6. Etappe, als er als Ausreißer das Rote Trikot holte. Er behielt das 'Rojo' 13 Tage lang, viel l

09.09.2024Roglic rettet sich von der Toilette zum Vuelta-Sieg

(rsn) – 2:36 Minuten Vorsprung auf Ben O'Connor (Decathlon – AG2R) hat Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) am Ende der 79. Vuelta a Espana ins Ziel in Madrid gebracht. Der Slowene hatt

08.09.2024Endlich Küng!

(rsn) – Stefan Küng (Groupama – FDJ) hat zum Abschluss der 79. Vuelta a Espana seinen ersten Etappensieg bei einer Grand Tour gefeiert. Im Zeitfahren über 24,6 Kilometer in Madrid war er 31 Seku

07.09.2024Salmonellenvergiftung trifft Red Bull bei der Vuelta

(rsn) - Das Rote Trikot sitzt fest auf Primoz Roglics Schultern, obwohl der Kapitän von Red Bull - Bora - hansgrohe im Finale der 20. Vuelta-Etappe auf gleich drei seiner Helfer verzichten musste. Pa

07.09.2024Die Vuelta-Favoriten lauern, Dunbar profitiert

(rsn) – Eddie Dunbar (Jayco – AlUla) hat das 20. Teilstück der 79. Vuelta a Espana auf dem Picon Blanco gewonnen. Auf der letzten Bergetappe der Rundfahrt fuhr er den Favoriten, die vor sich gege

07.09.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 21. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 17. August in Lissabom zur 79. Vuelta a Espana (2.UWT) angetreten, darunter sieben Deutsche, vier Österreicher sowie je zwei Schweizer und Luxemburger. Hier

Weitere Radsportnachrichten

18.09.2025Kockelmann kocht beim Heimspiel die WorldTour-Sprinter ab

(rsn) – Mathieu Kockelmann (Lotto Development) hat auf der 2. Etappe der Luxemburg-Rundfahrt (2.Pro) die Sprinter der WorldTour-Teams düpiert und die heimischen Fans jubeln lassen. Der 21-jährige

18.09.2025Pogacar will auch im WM-Zeitfahren der Beste sein

(rsn) – Tadej Pogacar will bei der Straßen-WM in Ruanda nicht nur seinen Titel im Straßenrennen verteidigen, sondern auch im Zeitfahren das Regenbogentrikot holen. Um gegen den zweimaligen Weltmei

18.09.2025Magnier jubelt in der Slowakei erneut - diesmal in Gelb

(rsn) – Der Franzose Paul Magnier (Soudal – Quick-Step) hat auch die 2. Etappe der 69. Slowakei-Rundfahrt (2.1) für sich entschieden. Der Auftaktsieger ließ über 169,4 Kilometer von Svidnik nac

18.09.2025Evenepoel vor WM-Duell mit Pogacar: “Ich bin bereit“

(rsn) – Nach dem enttäuschenden Aus bei der Tour de France reist Remco Evenepoel voller Selbstbewusstsein nach Ruanda, wo er am Sonntag zum Auftakt der Straßen-WM in Kigali seinen Titel im Zeitfah

18.09.2025Capiot soll Jaycos Klassikerteam verstärken

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

18.09.2025Die WM-Aufgebote aller Nationen für die Elite-Kategorien

(rsn) – Die Weltmeisterschaften in Ruandas Hauptstadt Kigali vom 21. bis 28. September umfassen 13 Wettkämpfe – je Einzelzeitfahren und Straßenrennen für männliche wie weibliche U19 und U23 so

18.09.2025Merlier will Pogacar im Herbst noch abfangen

(rsn) - Tim Merlier (Soudal – Quick-Step) will Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) in den letzten Wochen der Saison 2025 noch überflügeln – allerdings nicht in einem Rennen, sondern in der

18.09.2025Schweizer WM-Team ohne Hartmann und Häberlin

(rsn) – Nicht nur das deutsche Team muss für die Straßen-WM in Ruanda personelle Ausfälle verkraften. Auch die beiden Schweizerinnen Elena Hartmann und Steffi Häberlin fallen für die am 21. Se

18.09.2025Mayrhofer ersetzt Stork im deutschen WM-Kader

(rsn) – Nachdem Maximilian Schachmann (Soudal – Quick-Step) am Dienstagabend nicht in den Flieger nach Ruanda steigen konnte, weil er sich in der Schlusswoche der Vuelta a Espana erkältet hatte u

18.09.2025Die Zeitfahrstrecken bei den Weltmeisterschaften in Ruanda

(rsn) – Im hügelig-bergigen Kigali gibt es kaum flache Straßen. Und so sind auch die Einzelzeitfahren sowie die Mixed-Staffel bei den Weltmeisterschaften in Ruanda wirklich schwere Prüfungen. Wir

18.09.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

17.09.2025Top-Favoritinnen mit Fragezeichen, Niedermaier Medaillenhoffnung

(rsn) – Ohne Titelverteidigerin muss das diesjährige WM-Zeitfahren der Frauen in Kigali auskommen. Das liegt daran, dass sich Grace Brown partout nicht wollte umstimmen lassen und das Rennrad – z

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Serbie (2.2, SRB)
  • Tour de Slovaquie (2.1, SVK)
  • Skoda Tour de Luxembourg (2.Pro, LUX)