RSNplusAuch 13. Tour-Etappe wurde hart ausgetragen

Nach drei Highspeed-Tagen in Folge warten die Pyrenäen

Von Jan Zesewitz

Foto zu dem Text "Nach drei Highspeed-Tagen in Folge warten die Pyrenäen"
48,8 km/h betrug die Durchschnittsgeschwindigkeit der 13. Etappe von Aurillac nach Pau. | Foto: Cor Vos

12.07.2024  |  (rsn) – Es gibt zwei “Schuldige“ dafür, dass diese vermeintlich einfache Überführungsetappe von fast allen Fahrern im Ziel als einer der bisher härtesten Tage der 111. Tour de France (2. UWT) bezeichnet wurde: Der Wind und Adam Yates (UAE Team Emirates).

Dass es zu Windkanten kommen könnte, war zumindest bei einigen Teams ein Teil der Überlegungen vor dem Start. Das bestätigte auch Christoph Roodhoft, der Sportliche Leiter von Alpecin – Deceuninck. Prompt waren mit den beiden Weltmeistern Mathieu van der Poel (Elite) und Axel Laurance (U23) gleich zwei Fahrer des belgischen Rennstalls in der großen Spitzengruppe der 13. Etappe dabei.

___STEADY_PAYWALL___

Zu den insgesamt 21 Ausreißern gehörte aber auch Adam Yates (UAE Team Emirates). Der hat im Gesamtklassement zwar jeweils sechs Minuten Rückstand auf Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) und Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike), doch dies ist keine Tour, bei der die Führenden der Gesamtwertung Risiken eingehen wollen. Der Brite wird im Hochgebirge gemeinsam mit Joao Almeida der wichtigste Helfer von Tadej Pogacar sein. Dennoch war er auch eine Gefahr im Gesamtklassement.

So jagten Visma – Lease a Bike und Soudal – Quick-Step der Gruppe erbarmungslos hinterher, unterstützt von Ineos Grenadiers, dem Team von Carlos Rodriguez, dem Fünften der Gesamtwertung. Es entwickelte sich eine Kettenreaktion, die fast die gesamten 160 Kilometer von Aurillac nach Pau anhielt.

"Es sah erst so aus, als würde die Gruppe durchkommen, aber weil Adam Yates drin war, sind die GC-Teams nachgefahren und dann war es einfach ein sehr schnelles, nervöses, hartes Rennen mit viel Seitenwind“, sagte Nikias Arndt (Bahrain Victorious) im Etappenziel in Pau. Er selber kam damit gut zurecht und wurde als “Ersatzsprinter“ für den abgehängten Phil Bauhaus Etappenfünfter.

“Degenkolb: “Das war kein leichtes Einrollen vor den Pyrenäen“

Das Peloton riss zwischenzeitlich auseinander, das zweite Feld war aber prominent genug besetzt, um alles für den erneuten Anschluss zu geben. Die Gruppe um van der Poel und Yates hatte vom Start weg keine Chance. Doch das Kind war in den Brunnen gefallen. Die Nervosität war da, das Tempo von Anfang an hoch. Und es ließ bis ins Ziel in Pau nicht mehr nach.

“Es war den ganzen Tag Vollgas“, sagte Degenkolb im Ziel gegenüber RSN. “Wir hatten heute einen 48er-Schnitt und ich hatte über 300 Watt im Schnitt – das war kein Tag zum locker werden für die Berge.“

John Degenkolb (dsm-firmenich - PostNL) erlebte wie der Rest des Pelotons einen Hochgeschwindigkeitstag. | Foto: Cor Vos

 

Damit bestätigte sich ein Trend dieser Frankreich-Rundfahrt – bei zehn der bisher 13 Etappen gab es keine “Erholungsphasen“ in der Rennmitte. Die Etappe durch das Zentralmassiv etwa entwickelte sich zum erbitterten Kampf der Klassementfahrer. Die Durchschnittsgeschwindigkeit des Siegers Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) nach 211 Kilometern mit über 4000 Höhenmetern: 42,5 km/h. Der folgende Tag sah eine wellige Überführungsetappe in Richtung Pyrenäen vor – und die wurde über 204 hügelige Kilometern mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 47,5 km/h ausgetragen.

Die heutige Etappe an den Fuß der Pyrenäen war nun das dritte Teilstück in Folge, das mit dem wieder extrem hohen Tempo von 48 km/h gefahren wurde.

“Weiter Vollgas in den Pyrenäen?“

Von der hohen Geschwindigkeit konnten einige Teams und Fahrer profitieren. Das von bereits zwei Ausfällen geschwächte Alpecin-Deceuninck-Team spielte seine Karten perfekt. Van der Poel kam nicht durch, doch für Jasper Philipsen ist ein Sprint nach einem anspruchsvollen Tag kein Nachteil.

“Heute war es Vollgas vom Start weg und wurde nie langsamer“, sagte der Sieger im Interview. “Es gab eine Windkante und eine große Gruppe mit zwei Leuten von uns vorne. Sie hätten es schaffen können, aber das Peloton hat nie aufgegeben. Ich habe immer dran geglaubt, denn ich habe mich viel besser gefühlt als die letzten Wochen. Ich bin voller Selbstvertrauen in den Sprint gegangen und zum Glück kam keiner vorbei.“

Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) gewann die Etappe in Pau nach einem chaotischen Sprint vor Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) | Foto: Cor Vos

 

Auch Visma – Lease a Bike hatte an allen Tagen einen Anteil an den Tempofahrten. Das kommt Wout van Aert entgegen, der in Pau Zweiter wurde und wie Vingegaard auf dem Weg zu seiner besten Form scheint.

“Unser Plan war, dass wir die Windkannten-Situationen mit Jonas gut überstehen und das ist uns gelungen“, sagte Teamkollege Matteo Jorgenson im Ziel. Der US-Amerikaner fand den Tag anspruchsvoll, aber nicht so schwer wie viele andere Fahrer. “Da es so ein harter Tag war, hat sich Wout (van Aert) sehr gut gefühlt. Also haben wir uns entschieden, auf Etappensieg zu gehen. Es hat nicht ganz gereicht. Durch den Wind wurde es auf jeden Fall ein harter Tag, egal ob man es versucht oder nicht. Also dachten wir, wir können es probieren. Es ist sehr wichtig, dass Wout sein Selbstvertrauen zurückbekommt und Jonas vorne dabei ist.“

Für die Pyrenäen dürfen die Fans vermutlich ähnliche Szenarien erwarten. Und wieder einmal könnte ein Hauptbeteiligter Adam Yates sein. Denn UAE Team Emirates ist trotz des Ausfalls von Ayuso so stark, dass es den Rennverlauf gerade auf den Bergetappen bestimmen kann. Und Kapitän Pogacar ist nicht als Freund eines passiven Rennstils bekannt. Für die müden Beine im Peloton ist das sicher keine gute Nachricht.

Mehr Informationen zu diesem Thema

10.11.2024Cavendish gewinnt in Singapur den letzten Sprint seiner Karriere

(rsn) – Mark Cavendish (Astana Qazaqstan) hat das letzte Rennen seiner Karriere standesgemäß beendet. Der 39-jährige Brite ließ in Singapur beim von der ASO organisierten Prudential Critérium i

24.07.2024Geschke würde “gerne nochmal zur WM fahren“

(rsn) – Simon Geschke hat seine letzte Tour de France beendet. Bei zwölf Teilnahmen gelang ihm 2015 in Pra-Loup einer seiner drei Profisiege der Karriere, die zum im Oktober ihr Ende finden wird. V

24.07.2024Wirbelfraktur bei Roglic

(rsn) – Die 12. Etappe der Tour de France 2024 wird Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) noch länger in Erinnerung bleiben. Nicht nur, dass sein Sturz weniger Kilometer vor dem Ziel in V

23.07.2024Nach Tour-Aus noch Fragezeichen hinter Roglics Vuelta-Start

(rsn) – Nachdem er die Tour de France in Folge von zwei Stürzen binnen 24 Stunden vorzeitig verlassen musste, befindet sich Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) noch in der Erholungsphas

23.07.2024Tour-Dritter Evenepoel: “Noch etwas größer als der Vuelta-Sieg“

(rsn) – Nach seinem erfolgreichen Tour-de-France-Debüt blickt Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) zuversichtlich nach vorn. “Ich denke, dieser Podestplatz bedeutet für meine Zukunftspläne,

22.07.2024Titelverteidiger bezwungen, zwei Topteams gehen leer aus

(rsn) – In Nizza endete am Sonntag die 111. Austragung der Tour de France. Das Rennen rund um Frankreich, welches heuer erstmals in Italien begann, sorgte für viel Action, Dramatik, Freude und Trä

22.07.2024Pogacar: “Superdumm, etwas zu nehmen, was Dich gefährdet“

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat nicht nur den Giro d’Italia, sondern auch die Tour de France fast nach Belieben dominiert. Der Slowene gewann beide Rundfahrten dank jeweils sechs Et

22.07.2024Pogacar und UAE auch im Preisgeld-Ranking der Tour Nummer 1

(rsn) – UAE Team Emirates hat bei der 111. Tour de France dank Tadej Pogacar auch beim Preisgeld groß abgesahnt. Dagegen ist das deutsche Team Red Bull – Bora – hansgrohe das Schlusslicht des

22.07.2024Pogacar kehrt auf den Thron zurück, Girmay Afrikas Radsportheld

(rsn) – Drei Wochen Tour de France sind am Sonntagabend in Nizza zu Ende gegangen. Erstmals fand das Finale des größten Radrennens der Welt nicht in der französischen Hauptstadt Paris statt, son

21.07.2024Auch ohne Etappensieg eine Tour-Bilanz mit Erfolgen

(rsn) – Acht deutsche Fahrer starteten vor drei Wochen in Florenz in die 111. Tour de France und sieben davon erreichten das Ziel in Nizza. Zwar müssen die deutschen Fans weiter auf den ersten Eta

21.07.2024Tadej, der Gnadenlose: Pogacar unterwirft sich die Tour

(rsn) - Die Geschichte kennt Iwan, den Schrecklichen, Vlad, den Pfähler und Eddy, den Kannibalen. Mit ersterem ist nicht der frühere Giro-Sieger Ivan Basso gemeint, sondern der grausame Zar, der sei

21.07.2024Vingegaard: “Unter normalen Umständen wäre ich enttäuscht“

(rsn) - Mit seinem sechsten Etappensieg vollendete Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) nicht nur das Double aus Giro d´Italia und der Tour de France, sondern stellte auch seine Anzahl an Tageserfolgen

Weitere Radsportnachrichten

18.09.2025Kockelmann kocht beim Heimspiel die WorldTour-Sprinter ab

(rsn) – Mathieu Kockelmann (Lotto Development) hat auf der 2. Etappe der Luxemburg-Rundfahrt (2.Pro) die Sprinter der WorldTour-Teams düpiert und die heimischen Fans jubeln lassen. Der 21-jährige

18.09.2025Pogacar will auch im WM-Zeitfahren der Beste sein

(rsn) – Tadej Pogacar will bei der Straßen-WM in Ruanda nicht nur seinen Titel im Straßenrennen verteidigen, sondern auch im Zeitfahren das Regenbogentrikot holen. Um gegen den zweimaligen Weltmei

18.09.2025Magnier jubelt in der Slowakei erneut - diesmal in Gelb

(rsn) – Der Franzose Paul Magnier (Soudal – Quick-Step) hat auch die 2. Etappe der 69. Slowakei-Rundfahrt (2.1) für sich entschieden. Der Auftaktsieger ließ über 169,4 Kilometer von Svidnik nac

18.09.2025Evenepoel vor WM-Duell mit Pogacar: “Ich bin bereit“

(rsn) – Nach dem enttäuschenden Aus bei der Tour de France reist Remco Evenepoel voller Selbstbewusstsein nach Ruanda, wo er am Sonntag zum Auftakt der Straßen-WM in Kigali seinen Titel im Zeitfah

18.09.2025Capiot soll Jaycos Klassikerteam verstärken

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

18.09.2025Die WM-Aufgebote aller Nationen für die Elite-Kategorien

(rsn) – Die Weltmeisterschaften in Ruandas Hauptstadt Kigali vom 21. bis 28. September umfassen 13 Wettkämpfe – je Einzelzeitfahren und Straßenrennen für männliche wie weibliche U19 und U23 so

18.09.2025Merlier will Pogacar im Herbst noch abfangen

(rsn) - Tim Merlier (Soudal – Quick-Step) will Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) in den letzten Wochen der Saison 2025 noch überflügeln – allerdings nicht in einem Rennen, sondern in der

18.09.2025Schweizer WM-Team ohne Hartmann und Häberlin

(rsn) – Nicht nur das deutsche Team muss für die Straßen-WM in Ruanda personelle Ausfälle verkraften. Auch die beiden Schweizerinnen Elena Hartmann und Steffi Häberlin fallen für die am 21. Se

18.09.2025Mayrhofer ersetzt Stork im deutschen WM-Kader

(rsn) – Nachdem Maximilian Schachmann (Soudal – Quick-Step) am Dienstagabend nicht in den Flieger nach Ruanda steigen konnte, weil er sich in der Schlusswoche der Vuelta a Espana erkältet hatte u

18.09.2025Die Zeitfahrstrecken bei den Weltmeisterschaften in Ruanda

(rsn) – Im hügelig-bergigen Kigali gibt es kaum flache Straßen. Und so sind auch die Einzelzeitfahren sowie die Mixed-Staffel bei den Weltmeisterschaften in Ruanda wirklich schwere Prüfungen. Wir

18.09.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

17.09.2025Top-Favoritinnen mit Fragezeichen, Niedermaier Medaillenhoffnung

(rsn) – Ohne Titelverteidigerin muss das diesjährige WM-Zeitfahren der Frauen in Kigali auskommen. Das liegt daran, dass sich Grace Brown partout nicht wollte umstimmen lassen und das Rennrad – z

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Serbie (2.2, SRB)
  • Tour de Slovaquie (2.1, SVK)
  • Skoda Tour de Luxembourg (2.Pro, LUX)