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08.07.2024 | (rsn) - Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) wirkte sehr aufgeräumt an diesem ersten Ruhetag der 111. Tour de France. Er war sogar – große Seltenheit für einen Mann im Gelben Trikot – erfreut über die Pressekonferenz. “Es ist schön, jetzt hier zu sein. So komme ich wenigstens aus meinem kleinen Hotelzimmer heraus“, meinte er. Das zeigt, auch Millionäre logieren nicht immer in Suiten.
Mit dem Verlauf der ersten Woche war Pogacar ebenfalls recht zufrieden. “Ich habe das Gelbe Trikot, das fühlt sich gut an für mich. Ich mache mein eigenes Rennen. Und wenn alles gut geht, dann sollte ich auch in der zweiten und dritten Woche gute Beine haben“, sagte der Slowene.
___STEADY_PAYWALL___ Zuversichtlich am ersten Ruhetag der 111. Tour de France: Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) in Orleans. | Foto: Cor Vos
Noch besser fühlte er sich natürlich beim Rückblick auf das letzte Jahr. Da lag er nach neun Etappen hinter Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) zurück, 17 Sekunden nur, aber das schmerzte ihn schon. “Jetzt ist es andersherum. Meine Führung ist auch komfortabler. Das ist nicht wahnsinnig viel, vor allem, wenn man auf die nur 33 Sekunden zu Remco (Evenepoel) schaut. Aber es verleiht mir Sicherheit und Selbstvertrauen. Und ich denke, wir werden in den nächsten Tagen noch tolle Kämpfe sehen“, sagte Pogacar voraus.
Einen neuen Lieblingsgegner hat er auch gefunden, eben den Gesamtzweiten Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step): “Es ist unsere erste Grand Tour, die wir gegeneinander fahren. Und Hut ab vor ihm, er macht das gut. Es macht auch richtig Spaß, gegen ihn zu fahren, denn er ist super aggressiv, wie man gestern gesehen hat. Er ist ein richtiger Herausforderer. Und es ist einfach schön zu sehen, dass er Vollgas gibt, wenn er kann, um einen Unterschied zu machen. Das gefällt mir. Und er scheint super gut in Form“, lobte Pogacar den 24-jährigen Belgier.
Das konnte man geradezu als Liebeserklärung an Evenepoel lesen, vor allem im Unterschied zu den eher kühlen Worten über Vingegaard. Klar, der Pogacar respektiert seinen Rivalen, dem er in den beiden vergangenen Jahren bei der Tour jeweils unterlegen war. Aber er ist immer noch ein bisschen enttäuscht von dessen eher defensiver Fahrweise. Und er findet auch keinen Gefallen am Herunterspielen der Stärke von Vingegaard, die Visma - Lease a Bike immer wieder als rhetorische Strategie einsetzt.
“Sie haben leider nicht mitgearbeitet, als wir die Etappe hätten gewinnen können. Wir hätten auch Zeit auf die anderen Klassementfahrer herausholen können. Aber sie wollten einfach nicht. Sie konzentrieren sich nur auf mich“, blickte er noch einmal auf die Schotteretappe rund um Troyes zurück. Und auch dem Gerede, dass Vingegaard nicht in Bestform sei, konnte er wenig abgewinnen. “Sie sind gut darin, seine Stärke herunterzuspielen. Aber man hat schon auf der 2. Etappe gesehen, wie stark er in Form ist, so wie wir da nach San Luca heraufgeflogen sind.“
Angst vor dem Titelverteidiger verspüre er aber nicht. “Gestern auf dem Gravel hatte ich eher Angst vor Remco“, sagte Pogacar lachend. Vielmehr wertet er die Konzentration von Visma – Lease a Bike allein auf ihn als Beleg dafür, wie groß die Angst in Vingegaards Lager vor ihm sei.
Auf der Schotter-Etappe rund um Troyes klebte Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) an Pogacars Hinterrad, zeigte aber selber keine Initiative. | Foto: Cor Vos
Den Giro d’Italia habe er gut weggesteckt, erklärte Pogacar auf RSN-Nachfrage noch. “Da lief es richtig gut für mich, weil bereits die 2. Etappe so schwer war und ich einiges an Zeit gewinnen konnte. Hier bei der Tour sind die physischen Anforderungen ähnlich. Es kommt aber noch mehr Stress hinzu. Man wird dadurch stärker herausgefordert. Auch die Menge de Jungs, die in Top-Form sind, ist größer. Die Tour ist eben die Tour“, fügte er an.
Respekt hat Pogacar vor der hügeligen 11. Etappe am Mittwoch. Entscheidende Dinge für das Klassement erwartet er aber eher am Wochenende in den Pyrenäen. “Vor allem der Sonntag wird sehr hart“, blickte der 25-Jährige voraus.
Besser gefiel Pogacar da schon die aggressive Fahrweise von Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) auf der 9. Tour-Etappe. | Foto: Cor Vos
Angeschaut hat er sich diese Etappen nicht. “Aber ich kenne einige der Anstiege von früher. Für das Plateau de Beille haben wir Pavel Sivakov als heimischen Jungen. Er kennt sich da gut aus und ist voller Vorfreude. Die Strecke am Samstag ist vor allem Adam Yates vertraut, und die ersten beiden Anstiege kenne auch ich. Ich bin also voller Zuversicht“, meinte er.
Pogacar wirkte gelöst wie immer. Ein wenig Sorgen scheinen ihm allein die taktischen Spielchen von Visma zu machen, die volle Konzentration nur auf ihn. In Evenepoel immerhin könnte er einen Bruder im Geiste finden, mit dem er sich gemeinsam aus den kollektiven Fesseln von Vingegaards Team befreit, um dann gegen den Belgier die Tour im 1:1-Duell auszufechten.
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