Roglic Dritter im Zeitfahren der 7. Etappe

Evenepoel kommt mit erstem Tour-Etappensieg Pogacar näher

Von Sebastian Lindner

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Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) das erste Zeitfahren der 111. Tour de France für sich entschieden. | Foto: Cor Vos

05.07.2024  |  (rsn) – Das erste Zeitfahren der 111. Tour de France hat den erwartet spannenden Kampf um die Sekunden geliefert. Weltmeister Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step), der als Favorit in die 25,3 Kilometer der 7. Etappe zwischen Nuits-Saint-Georges und Gevrey-Chambertin, feierte nach einer starken Vorstellung seinen ersten Etappensieg bei der Tour.

Der Belgier absolvierte den Kurs in 28:52 Minuten mit einem Schnitt von 52,6 km/h und war damit zwölf Sekunden schneller als Tadej Pogacar (UAE Team Emirates), der als Tageszweiter seine Führung in der Gesamtwertung verteidigte, nun aber nur noch 33 Sekunden vor Evenepoel liegt.

Hinter dem Gelben und dem Weißen Trikot entwickelte sich ein Duell um Rang drei, dass letztlich Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) für sich entschied. Nachdem der 34-jährige Slowene bis zur letzten Zwischenzeit jeweils hinter Jonas Vingegaard (Visma- Lease a Bike) gelegen hatte, hatte er im Ziel drei Sekunden Vorsprung auf den Titelverteidiger – allerdings 34 Sekunden Rückstand auf Evenepoel.

Damit verdrängte Roglic in der Gesamtwertung Pogacars Teamkollegen Juan Ayuso vom vierten Platz. Der Spanier kam im Zeitfahren nicht über Platz 15 hinaus und liegt als Gesamtfünfter auch nur noch eine Sekunde vor Joao Almeida, dem dritten UAE-Profi in den Top 6.

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Hinter den “Großen Vier“ wurde Victor Campenaerts (Lotto – Dstny) Fünfter. Der ehemalige Stundenweltrekordler hielt lange Zeit die Bestmarke, doch gegen die besten Rundfahrer war er chancenlos. Der Schweizer Stefan Küng (Groupama – FDJ), der bis zum ersten Messpunkt ähnlich schnell wie Roglic unterwegs war, musste sich nach Defekt aus dem Kampf um den Tagessieg verabschieden und sich mit Rang zehn begnügen.

Für Evenepoel, das machte er im Zielinterview klar, ging es nur um den Tagessieg. “Wir haben uns nicht auf die Zeitabstände konzentriert. Wir wollten einfach den Etappensieg. Das haben wir geschafft. Es war ein perfekter Tag für mein Team und mich. Wir haben auch Zeit auf die anderen gewonnen. Mission erfolgreich abgeschlossen“, sagte er.

Evenepoel mit Blick auf Gelb: “Tadej wohl unerreichbar"

Seine Ambitionen auf den Gesamtsieg seien eher geringer Natur. “Tadej ist wohl ziemlich unerreichbar. Aber es ist Radsport und man weiß nie, was passiert. Je weiter das Rennen voranschreitet, desto besser werde ich mich fühlen. Wir konzentrieren uns wohl eher aufs Podium. Dafür habe ich die Beine. Wir müssen so weitermachen und diese Tour genießen“, so Evenepoel.

Für einen Moment schien sogar der Tagessieg außer Reichweite zu rücken. “Ich war mit eigentlich sicher, einen Platten zu haben“, sagte der 24-Jährige. Nach der dritten Zwischenzeit machte er einen Schlenker und signalisierte seinem Teamfahrzeug einen Defekt. “Aber vielleicht hat jemand aus dem Publikum ein Glas fallen lassen oder gegen einen Zaun getreten; es war das gleiche Geräusch wie bei einem Platten. Ich hatte kurz Angst. Aber nach ein paar hundert Metern wusste ich, dass alles in Ordnung ist.“

Der ein Jahr ältere Pogacar zeigte sich auf der Pressekonferenz nach dem Rennen “zufrieden mit meinen Beinen und meiner Form.“ Allerdings habe das Zeitfahren keine Rückschlüsse auf den weiteren Verlauf der Rundfahrt liefern können. “Remco hat sich als bester Zeitfahrer bewiesen, Primoz und Jonas waren auch gut. Es ist weiterhin eng, also müssen wir die nächsten schweren Bergetappen abwarten“, sagte Pogacar

Roglic mit seiner Leistung und Rang drei zufrieden

Zufrieden war auch Roglic mit seinem Auftritt. Der 34-Jährige, der von einigen Beobachtern schon aus dem Kampf um das Podium verabschiedet wurde, konnte aber ein vitales Zeichen senden. “Ich habe getan, was ich konnte. Ich kann optimistisch sein. Es ist lange her, dass ich so eine schwere 7. Etappe bei der Tour gefahren bin. Die anderen Favoriten haben etwas besser abgeschnitten, aber ich bin optimistisch, froh und schaue voraus“, sagte Roglic mit einem Lächeln.

Im Gesamtklassement kam es unter den besten Drei zu keinen Veränderungen. Allerdings beträgt Vingegaards Rückstand auf Pogacar nun bereits 1:15 Minuten, weitere 21 Sekunden dahinter folgt Roglic (+1:36) vor Ayuso (+2:16) und Almeida (+2:17). Roglics Teamkollege Aleksandr Vlasov verbesserte sich als Elfter des Zeitfahrens auf Rang zehn (+4:36).

Punkte fürs Bergtrikot wurden im Zeitfahren keine vergeben, deswegen behält Jonas Abrahamsen (Uno-X Mobility) sein Gepunktetes Trikot. Auch Biniam Girmay (Intermarché – Wanty) verteidigte seine Führung in der Punktewertung. Evenepoel beaute seine Führung in der Nachwuchswertung aus, UAE Emirates bleibt an der Spitze der Teamwertung.

Bester Deutscher in der Tageswertung war Nils Politt (UAE Team Emirates). Der Deutsche Meister hielt zwar zwischenzeitlich die Bestzeit, kassierte allerdings fast zwei Minuten Rückstand auf Evenepoel und belegte Platz 29.

So lief die 7. Etappe der Tour de France:

Bei Sonnenschein, 23 Grad und kaum Wind ging Mark Cavendish (Astana Qazaqstan) als Erster der noch 174 Tour-Starter von der Rampe. Der Brite war nach 33:21 Minuten auch der Erste im Ziel. Fünf der ersten sieben Starter waren Astana-Profis, die sich gegenseitig unterboten. Dann kam Lenny Martinez (Groupama – FDJ), dessen Zeit von 31:41 Minuten die erste war, die eine Weile Bestand hatte.

Luke Durbridge (Jayco – AlUla), als 45. Fahrer gestartet, löste den französischen Kletterer ab, 26 Sekunden war der Australier schneller. Durbridge wiederum wurde von Nils Politt (UAE Team Emirates) von der Spitze verdrängt. Doch der Kölner hatte noch nicht mal auf dem Hot Seat Platz genommen, als Stefan Bissegger (EF Education – EasyPost) nur eine Minute nach ihm ins Ziel kam und mit 30:06 Minuten die neue Bestmarke setzte.

Der Schweizer konnte etwas länger sitzen bleiben – nämlich bis Kevin Vauquelin (Arkéa – B&B Hotels) ins Ziel kam. Der Gewinner der 2. Etappe in Bologna fuhr überraschend zur Zwischenbestzeit und war mit 29:45 Minuten der Erste unter 30 Minuten. Bitter für ihn: Ex-Stundenweltrekordler Victor Campenaerts (Lotto Dstny) war 76 Hundertstel schneller und verdrängte den jungen Franzosen von der Spitze.

Das Streckenprofil der 7. Etappe der Tour de France | Foto: Veranstalter

Der nächste mit diesem Ziel war Stefan Küng (Groupama – FDJ). Und bis zur ersten Zwischenzeit war der Schweizer Meister auch deutlich auf Kurs Bestzeit. Glatte zehn Minuten benötigte er 8,6 Kilometer. Auf dem zweiten, hügeligen Abschnitt sprang Küng dann aber die Kette ab. Den Zeitverlust konnte er auf den letzten Kilometern nicht mehr aufholen.

Und es schaffte auch sonst niemand, Campenaerts zu gefährden, bis die Top 5 starteten. Roglic war bereits am ersten Messpunkt eine Sekunde schneller als Küng, Vingegaard drückte kurz darauf den Wert um weitere zehn Sekunden. Diese Marke verbesserte Evenepoel dann um weitere zehn Sekunden – es war der Bestwert, denn der als Letzter gestartete Pogacar war zwei Sekunden langsamer.

Am zweiten Messpunkt setzte sich diese Entwicklung fort. Mit dem 1600 Meter langen und sechs Prozent steilen Anstieg mit im Schnitt war es der anspruchsvollste Abschnitt. Evenepoel setzte den Bestwert zehn Sekunden vor Pogacar, 23 Sekunden vor Vingegaard und derer 38 vor Roglic.

Späte Schrecksekunde für Evenepoel

Doch am dritten änderte sich die Situation. Denn Vingegaard hatte offenbar überpowert – oder Roglic sein Tempo sehr gut eingeteilt beziehungsweise mehr Risiko in der Abfahrt genommen. Denn der Däne hatte dort nur noch vier Sekunden Vorsprung auf den Kapitän von Red Bull – Bora - hansgrohe. Pogacar hingegen konnte seinen Rückstand auf Evenepoel auf sechs Sekunden reduzieren.

Doch trotz einer kurzen Schrecksekunde – Evenepoel hatte für einen Moment technische Schwierigkeiten signalisiert, konnte aber dann ungehindert weiterfahren – reichte es für Pogacar nicht mehr, das Duell mit dem Zeitfahr-Weltmeister noch umzubiegen. Im Gegenteil: Evenepoel machte bis ins Ziel sogar noch weitere zwölf Sekunden gut. Vingegaard hingegen musste sich um drei Sekunden Roglic geschlagen geben.

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