RSNplusPogacar bei der Tour zurück in Gelb

Dank der Traumarbeit des Traumteams zum Traumsieg

Von Peter Maurer

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Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat sich auf der 4. Touretappe das Gelbe Trikot zurückgeholt. | Foto: Cor Vos

02.07.2024  |  (rsn) – Es scheint, als hätte Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) seine schier überirdische Form, die er vor etwas mehr als einem Monat mit dem Gesamtsieg beim Giro d'Italia unter Beweis stellte, perfekt konserviert. Zwischen der Schlussetappe in Rom und dem Grand Départ von Florenz hatte er keinen einzigen Renntag mehr absolviert. Bei der 111. Tour de France scheint Pogacar nun genau dort weiterzumachen, wo er vor über einem Monat aufgehört hatte!

Denn als es auf der 4. Etappe die letzten Kilometer des Col du Galibier hinauf ging, hatte der Slowene noch drei Helfer an seiner Seite, die in fast jedem anderem Team wohl in der Kapitänsrolle zu sehen wären. Den ganzen Tag über verfolgte UAE Emirates nur ein Ziel, nämlich den Etappensieg. "Wir wollten hart zuschlagen", bestätigte der zweimalige Toursieger im ersten Interview. Ganz aus den Schuhen konnte er seine Kontrahenten am ersten und einzigen Bergtag der ersten Tourwoche zwar nicht fahren, allerdings nahm das Klassement dank Pogacars überragender Vorstellung nun schon erste Formen an. ___STEADY_PAYWALL___

Denn lediglich Remco Evenepoel (Soudal – Quick Step) und Jonas Vingegaard (Visma – Lease A Bike) liegen noch weniger als eine Minute hinter dem Träger des Gelben Trikots: Der Rückstand des Gesamtzweiten aus Belgien beträgt 45, der des Titelverteidigers aus Dänemark 50 Sekunden. Gerade einmal fünf weitere Fahrer weisen weniger als 1:32 Minuten Rückstand auf, zum Gesamtneunten Giulio Ciccone (Lidl – Trek) dagegen klafft nach der ersten Alpenetappe schon eine Lücke von 3:20 Minuten.

UAE Team Emirates schraubte auf der 4. Tour-Etappe am Col du Galibier das Tempo hoch und bereitete so Kapitän Tadej Pogacar die entscheidende Attacke mustergültig vor. | Foto: Cor Vos

"Es war der perfekte Job. Tadej hat es nicht nur geschafft, Zeit gutzumachen, sondern er konnte auch die Etappe gewinnen", erklärte Pogacars Teamkollege Juan Ayuso gegenüber Eurosport. Der Spanier, nach Etappenplatz drei nun Vierter in der Gesamtwertung, wusste aber auch, dass diesmal nicht der Anstieg zum Col du Galibier, sondern die Abfahrt den Unterschied ausmachen würde.

"Die war wichtig für uns. Natürlich war es voll am Limit, aber das gehört halt auch dazu zum Radsport", analysierte der erst 21-Jährige die halsbrecherische Abfahrt ins Ziel. Gemeinsam mit dem Portugiesen Joao Almeida hatte Ayuso bis zur entscheidenden Attacke 800 Meter vor dem Gipfel für Pogacar Tempo gebolzt.

Pogacars Helfer hielten ihn am Galibier aus dem Wind

"So hart zu arbeiten und dann immer noch bei den Besten dabei zu sein, das ist schon ein großartiges Gefühl", grinste Ayuso. Wie wichtig die Unterstützung am Alpenriesen war, unterstrich sein Kapitän: "Es war viel Gegenwind am Galibier, aber am Hinterrad ist es nicht so hart. Deswegen konnte ich auch nicht früher attackieren, musste den Unterschied auf die Konkurrenz erst am letzten Kilometer machen“, betonte Pogacar.

Nach seinem Angriff setzte sich Pogacar schnell von seinen Konkurrenten ab – vor allem dank einer wagemutigen Abfahrt. | Foto: Cor Vos

Als wäre es die leichteste Aufgabe der Welt, schüttelte der Giro-Sieger nach der harten Tempoarbeit seiner Mannschaft die wenigen verbliebenen Gegner ab. Ähnlich wie an den Bergen der Italien-Rundfahrt konnte ihm keiner bis zum Gipfel folgen - und in der Abfahrt noch weniger, obwohl diese Pogacar etwas Kopfzerbrechen bereitete. "Ich war überrascht von den vielen nassen Stellen", merkte er an.

Doch große Probleme hatte er damit nicht, was sicher auch der guten Streckenkenntnis geschuldet war. "Ich trainiere hier oft und kenne die Strecke. Es fühlt sich fast wie eine Heimetappe an", schmunzelte der neue Träger des Gelben Trikots. Aussagen wie diese lassen sich auch als Vorwarnung deuten, wenn man bedenkt, dass am Ende der Tour noch weitere, dem Wahl-Monegassen aus dem Training gut bekannte Strecken warten.

UAE-Teamleistung ein Fingerzeig auf das, was noch kommen kann

Sicherlich hat nicht nur sein souveräner Auftritt, sondern auch der seiner Mannschaft tiefen Eindruck bei den Sportlichen Leitern der Konkurrenz hinterlassen. "Es war eine großartige Arbeit vom Team, speziell von Juan und Joao", sagte Team-Manager Mauro Gianetti. Nur einen Moment lang wirkte seine Equipe etwas desorientiert, als Almeida seinen Teamkollegen Ayuso am Galibier etwas hektisch zum Tempomachen an die Rennspitze beorderte.

Bis zur Ziellinie kämpfte Pogacar um jede Sekunde – letztlich lag er 35 Sekunden vor seinen nächsten Verfolgern. | Foto: Cor Vos

"Ich glaube nicht, dass es Uneinigkeiten gab", erklärte Pogacar in der Pressekonferenz und schildete das Geschehene: "Wenn du Vollgas gibst, dann musst du manchmal auch schreien, sonst hören dich die Teamkollegen nicht. Das wirkt vielleicht so, als würde man verärgert sein. Wir sind ein richtig gutes Rennen gefahren, da kann Joao nicht verärgert sein."

Die erste Bergetappe brachte auch die ersten Abstände im Klassement, dem wollte Pogacar aber noch keine große Bedeutung beimessen: "Ich denke nicht, dass das heute schon gezeigt hat, wer wo steht. Natürlich siehst du das Niveau ein bisschen, aber in drei Wochen kann jeder mal einen besseren, aber auch einen schlechteren Tag haben und vielleicht war das bei einigen heute der Fall. Das kann sich noch ändern."

Kapitäne gefordert, um die Helfer anzutesten

Vor allem der Titelverteidiger aus Dänemark beeindruckte den Slowenen. Vingegaard konnte als einziger Pogacars Attacke zunächst noch folgen, was man dem im April so schwer gestürzten Visma-Kapitän in Woche eins kaum schon zugetraut hätte. "Ich sehe, dass er richtig gut fährt und in einer Top-Form ist. Wir werden auf den nächsten Etappen sehen, wie sich das so weiterentwickelt", erklärte Pogacar.

Im Sprint der Verfolger wurde Juan Ayuso noch Dritter und damit zweitbester UAE-Fahrer des Tages. | Foto: Cor Vos

UAE-Boss Gianetti war es im Übrigen gar nicht so wichtig, mit der totalen Offensive die direkten Gegner zu betrachten. Vielmehr wollte sein Team herausfinden, wie stark die Helfer der Kontrahenten seien. Und mit Ausnahme von Mikel Landa (Soudal – Quick Step) waren fast alle Kapitäne schon auf sich allein gestellt, während Pogacar noch drei Teamkollegen hatte, die das Tempo hoch schraubten. "Es war heute ein Versuch, die Teamstärke auszuloten und nicht den Formzustand der Leader. Da wissen wir, dass die stark sind", so Gianetti, dessen Mannschaft auf der ersten richtig schweren Tour-Etappe einen echten Traumtag erwischte.

Was auch sein Kapitän und Topfavorit auf das Gelbe Trikot unterstrich: "Ich kann mich an alle meine Siege erinnern, aber dieser zählte sicher zu den besten Fünf“, sagte Pogacar.

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