Romandie-Favoriten zu passiv

Nys krönt ersten Ausreißversuch der Karriere, Lipowitz Vierter

Von Sebastian Lindner

Foto zu dem Text "Nys krönt ersten Ausreißversuch der Karriere, Lipowitz Vierter"
Thibau Nys (Lidl – Trek) hat die 2. Etappe der Tour de Romandie (2.UWT) gewonnen. | Foto: Cor Vos

25.04.2024  |  (rsn) – Ein 21-Jähriger Crossspezialist aus Belgien hat bei der Tour de Romandie (2.UWT) für die nächste Überraschung gesorgt. Thibau Nys (Lidl - Trek) entschied auf der 2. Etappe die erste Bergankunft der Rundfahrt nach 171 Kilometern in Les Marecottes für sich. Nys war Teil der Ausreißergruppe des Tages, die ihren Fluchtversuch schon wenige Kilometer nach dem Start einleitete und schließlich auch erfolgreich zu Ende bringen konnte.

Zweiter wurde Andrea Vendrame (Decathlon – AG2R La Mondiale), der sich Nys im Zweiersprint geschlagen geben musste. Schon am Vortag hatte der Italiener Rang zwei belegt, konnte dort hinter seinem Teamkollegen Dorian Godon aber wesentlich besser mit dem Resultat leben als heute. Den dritten Platz sicherte sich Luke Plapp (Jayco – AlUla), vier Sekunden hinter dem Spitzenduo. Der Australische Meister hatte die letzten verbliebenen Ausreißer der ehemals siebenköpfigen Gruppe gemeinsam mit Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe), der letztlich Vierter wurde, erst anderthalb Kilometer vor dem Ziel eingeholt.

Das Hauptfeld war mit zweieinhalb Minuten Rückstand in den 7,5 Kilometer langen Schlussanstieg gegangen und drauf und dran, die Ausreißer dennoch rechtzeitig zu stellen. Abgesehen vom späten Angriff von Plapp und Lipowitz blieben Attacken in der sehr passiv agierenden Favoritengruppe allerdings aus, weshalb die Anwärter auf den Gesamtsieg um Adam Yates, Juan Ayuso (beide UAE Team Emirates), Aleksandr Vlasov (Bora – hansgrohe), Enric Mas (Movistar) & Co. doch erst 16 Sekunden nach dem Sieger über den Zielstrich fuhren.

Nys: “Diesen Tag werde ich nie vergessen“

Der feierte seinen dritten Sieg als Profi und seinen ersten auf der WorldTour. “Gestern war ich noch sehr enttäuscht, dass ich meine guten Beine am Ende nicht zeigen konnte“, sagte Nys im Siegerinterview. “Dann war es der Plan, heute in eine Gruppe zu gehen. Ich habe auf starke Mitfahrer gehofft und so gut es ging Energie gespart. Allerdings wusste ich nicht, was ich erwarten sollte, denn ich war zum ersten Mal in meiner Karriere in einer frühen Gruppe. Außerdem kannte ich den Berg nicht.“ Dass auf gut 1.000 Metern Höhe oben trotzdem als Sieger hervorging, habe er auch seinem Team im Auto zu verdanken. “Die haben mich perfekt nach oben geführt.“

Aus dem sichtlich glücklichen Sieger, der durch seinen Sieg auf ins Gelbe Trikot gefahren ist und die Gesamtwertung mit vier Sekunden vor Vendrame anführt, sprudelte es nur so heraus. “Für manche Leute sieht es vielleicht wie ein normaler Sieg aus. Aber ich wollte das hier unbedingt. Hier in Topform zu sein, war das erste große Ziel in meiner Saison. Und dann noch zu gewinnen – diesen Tag werde ich nie vergessen.“

Länger als einen Tag wird Nys das Trikot allerdings nicht verteidigen können. “Meine Qualitäten im Zeitfahren sind nicht gut genug. Aber ich werden den Tag morgen in Gelb genießen“, kündigte er vor dem 15,5 Kilometer langen Kampf gegen die Uhr auf der 3. Etappe bereits an. Plapp, der nun Dritter der Gesamtwertung ist und 22 Sekunden Rückstand auf Nys aufweist, schielte hingegen bereits auf die Übernahme des Trikots. “Zeitfahren ist meine Lieblingsdisziplin. Und die Form ist überraschend gut. Ich freue mich auf morgen“, so der 23-Jährige.

Während Vendrame die Spitzenposition in der Punktewertung von seinem Teamkollegen Godon, der früh im Schlussanstieg abgehängt wurde und auch die Gesamtführung nicht verteidigen konnte, bleibt Juri Hollmann (Alpecin – Deceuninck) im Bergtrikot. Die Nachwuchswertung wird ebenfalls von Nys angeführt.

So lief die 2. Etappe der Tour de Romandie:

Nachdem kurz nach dem Start mehrere Attacken erfolglos blieben, löste sich die Gruppe des Tages nach etwa 20 Kilometern vom Feld. Mit dabei: Nys, Vendrame, Bora-Mann Roger Adria, Nikias Arndt (Bahrain Victorious), Xandro Meurisse (Alpecin – Deceuninck), Sean Flynn (dsm-firmenich – PostNL) und Xabier Mikel Azparren (Q36.5). Schnell betrug der Vorsprung der Sieben fast sechs Minuten.

Am Zwischensprint nach 83 Kilometern, den Vendrame für sich entschied, waren zwei Minuten davon bereits wieder vom Feld kassiert. Nach der Zwischenwertung begann langsam aber sicher der Anstieg zum ersten Bergwertung des Tages (2. Kategorie), die in der Gemeinde Les Mosses abgenommen wurde. Mit Adria als einzigem ausgewiesenen Kletterer in der Gruppe schrumpfte der Abstand weiter zusammen.

Auf dem Weg nach oben verloren Arndt und Flynn den Anschluss an die Spitze. Rainer Kepplinger, Arndts Teamkollege, hingegen griff aus dem Feld heraus an. Auf dem Gipfel, der abgesehen von der Straße noch komplett mit Schnee bedeckt war, sicherte sich Vendrame auch die Bergpunkte – und später auch den zweiten Zwischensprint. Zweieinhalb Minuten nahmen er und seine vier verbliebenen Kollegen mit in die Abfahrt. Unten angekommen hatte sich, 36 Kilometer vor dem Ziel, daran nichts geändert.

In der Ebene endete dann der schwer nachvollziehbare Ausreißversuch von Kepplinger wieder. Auch Arndt und Flynn wurden gestellt. Doch ansonsten konnte das Feld bis zum Fuß des Schlussanstieges kaum Zeit gutmachen. Auf die letzten 7,5 Kilometer ging die Spitzengruppe mit zweieinhalb Minuten Vorsprung.

Das Streckenprofil der 2. Etappe der Tour de Romandie | Foto: Veranstalter

Dennoch sah es so aus, als würde die Gruppe, die dann zerfiel, nicht durchkommen. Das Tempo im Feld war zwar hoch, der Vorsprung schrumpfte auf den letzten zweieinhalb Kilometern bis auf 30 Sekunden zusammen. Doch die Favoriten auf die Gesamtwertung verzichteten allesamt auf Attacken.

Erst Plapp setzte kurz vor der 2-Kilometer-Marke zu einem Angriff an, dem nur Lipowitz folgte. 1500 Meter vor dem Ziel hatte das Duo zu Meurisse, Nys und Vendrame, die als letzte Verbliebene an der Spitze fuhren, aufgeschlossen. Plapp hielt sich nicht lange auf und zog durch, konnte aber Nys und Vendrame nicht abschütteln. Die Bergwertung 500 Meter vor dem Ziel überquerte er als Erster.

Danach wurde es flacher, was Nys und Vendrame in der letzten Kurve nutzen, um ihrerseits den Australischen Meister stehen zu lassen. Das Duo sprintete der Ziellinie entgegen, wobei Nys noch etwas mehr Tank hatte als sein Kontrahent.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

30.04.2024“Hat Spaß gemacht“: Hollmann Bergkönig der Tour de Romandie

(rsn) – Bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Tour de Romandie (2.UWT) hat Juri Hollman (Alpecin – Deceuninck) sein erstes Bergtrikot als Berufsradfahrer gewonnen. Den Grundstein dazu hatte der K

29.04.2024Lipowitz voller Selbstbewusstsein zum Giro-Debüt

(rsn) – Das Gelbe Trikot von Carlos Rodriguez (Ineos Grenadiers) konnten Aleksandr Vlasov und Florian Lipowitz auf der Schlussetappe der Tour de Romandie nicht mehr gefährden. Doch das Duo von Bora

28.04.2024Highlight-Video der 5. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Dorian Godon (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat zum Abschluss der 77. Tour de Romandie (2.UWT) seinen zweiten Tagessieg eingefahren. Der Franzose entschied bei regnerischem Wetter die 5. E

28.04.2024Carlos Rodriguez feiert Gesamtsieg vor Vlasov und Lipowitz

(rsn) – Beinahe noch eine Spur deutlicher als auf der 1. Etappe ging es im Sprint der Schlussetappe der Tour de Romandie (2.UWT) zu. Der Sieger war dabei derselbe: Dorian Godon (Decathlon – AG2R L

28.04.2024Lipowitz mit seiner Giro-Generalprobe mehr als happy

(rsn) – Auch wenn er im Vorjahr bei der Czech Tour die Gesamtwertung gewann, so ist die diesjährige Tour de Romandie als Durchbruch in der Karriere von Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) zu bewe

27.04.2024Highlight-Video der Königsetappe der Tour de Romandie

(rsn) - Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) hat eine glänzende Vorstellung auf der Königsetappe der Tour de Romandie abgeliefert. Der 23-jährige Deutsche attackierte im Schlussanstieg hinauf nach

27.04.2024Lipowitz kommt in Leysin nicht mehr an Carapaz vorbei

(rsn) – Lange blieb es auf der Königsetappe der Tour de Romandie (2.UWT) ruhig, doch das letzte Drittel des Schlussanstieges reichte aus, um die Gesamtwertung nochmal ordentlich durchzuwirbeln. Und

26.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Brandon McNulty (UAE Team Emirates) hat das Einzelzeitfahren der 77. Tour de Romandie gewonnen. Der US-Meister in dieser Disziplin benötigte für den 15,5 Kilometer langen Parcours rund um

26.04.2024McNulty gewinnt Zeitfahren, Teamkollege Ayuso holt Gelb

(rsn) – 142 Fahrer lang musste Brandon McNulty (UAE Team Emirates) warten, ehe er endgültige Gewissheit darüber hatte, dass ihm seine 20:06 Minuten für das 15,5 Kilometer lange Zeitfahren auf der

26.04.2024Die Startliste des Einzelzeitfahrens der Tour de Romandie

(rsn) – Der Belgier Stan Van Tricht (Alpecin – Deceuninck) eröffnet um 14.24 Uhr das Einzelzeitfahren der 77. Tour de Romandie, bei dem rund um Oron 15,5 Kilometer auf dem Programm stehen. Die S

25.04.2024Highlight-Video der 2. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Thibau Nys (Lidl – Trek) hat auf der 2. Etappe der Tour de Romandie (2.UWT) seinen bisher größten Sieg auf der Straße gefeiert. Der 21-jährige Belgier setzte sich über 171 Kilometer

25.04.2024Romandie-Prologsieger Zijlaard bricht sich Ellenbogen

(rsn) – Nur zwei Tage nach seinem Triumph im Prolog der Tour de Romandie (2.UWT) hat Maikel Zijlaard (Tudor) einen heftigen Rückschlag hinnehmen müssen. Wie der 24-jährige Niederländer gegenüb

Weitere Radsportnachrichten

23.10.2025Die Strecke der Tour de France 2026

(rsn) – Die Tour de France 2026 wird vom 4. bis 26. Juli ausgetragen und von Barcelona nach Paris führen. Während das über die 113. Ausgabe der Frankreich-Rundfahrt bereits bekannt war, stellten

23.10.2025Die Strecke der Tour de France Femmes 2026

(rsn) – Die 5. Tour de France Femmes avec Zwift (2.WWT) wird nach ihrem Start in Lausanne für drei Tage durch die Schweiz führen und sich anschließend nach Süden wenden, in der Provence erstmal

23.10.2025Zwift bleibt Titelsponsor der Tour de France Femmes

(rsn) - Die Tour de France Femmes kann langfristig auf die Unterstützung der Online-Plattform Zwift bauen. Die seit der Premiere der Frankreich-Rundfahrt der Frauen 2022 bestehende Partnerschaft wur

23.10.2025Luis-Joe Lührs beendet Karriere, Mulubrhan bleibt bei Astana

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

23.10.2025Deutscher Männervierer verpasst Kleines Finale um 17 Tausendstel

(rsn) - Der Eröffnungstag der 122. Bahn-Weltmeisterschaften im Velodromo Penalolen in Santiago de Chiles stand im Zeichen der niederländischen Equipe, die in allen drei Medaillenentscheidungen Gold

23.10.2025Das Programm der UCI-Bahn-WM von Santiago de Chile

(rsn) – Bei den UCI-Bahn-Weltmeisterschaften in Santiago de Chile (21. – 26. Oktober) werden Medaillen in insgesamt 22 Disziplinen vergeben - jeweils elf bei Männern und Frauen. Den Anfang mache

22.10.2025Lappartient mit Solidaritätsadresse an “meinen Freund Sarkozy“

(rsn) – Immer wieder beschwört der organisierte Sport die Trennung von der Politik. Das geschieht meistens dann, wenn staatliche Stellen regulierend einzugreifen drohen oder allgemeine Kritik geüb

22.10.2025UAE bestätigt: Del Toro am Start der Mexikanischen Meisterschaften

(rsn) – Mit bisher 16 Saisonsiegen hat Isaac Del Toro (UAE – Team Emirates – XRG) nur vier weniger auf seinem Konto als sein Teamkollege Tadej Pogacar. Den Rückstand auf den Welt- und Europamei

22.10.2025Unibet künftig mit deutschem Co-Sponsor

(rsn) – Bas Tietema wird in der kommenden Saison nicht mehr im Namen seiner Mannschaft auftauchen. Der in Frankreich lizensierte Rennstall, der gute Chancen hat, 2026 sein Debüt bei der Tour de Fra

22.10.2025Späte Standortbestimmung für German Cycling

(rsn) – Vor allem für die deutschen Sprinterinnen stellen die am Mittwoch in Santiago de Chile beginnenden UCI-Bahn-Weltmeisterschaften (22. – 26. Oktober) die erste echte Standortbestimmung nach

21.10.2025Vingegaard erwägt Giro-Tour-Double 2026

(rsn) – Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) hat in einem Interview mit L’Equipe Einblicke in seinen zukünftigen Rennkalender gegeben. Gegenüber der französischen Sportzeitung sagte der

21.10.2025Juni-Start für Tour de France 2028 – in Luxemburg?

(rsn) – Die Tour de France 2028 soll Medienberichten zufolge bereits am 23. Juni beginnen – eine Woche früher als normalerweise. Damit könnte man einer Terminkollision mit den Olympischen Spiel

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine