Es braucht eine Einigung

Uijtdebroeks: Die Samstags-Posse ist ein Weihnachts-Poker

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Uijtdebroeks: Die Samstags-Posse ist ein Weihnachts-Poker"
Bald ein Bild mit Erinnerungswert? Cian Uijtdebroeks (Bora - hansgrohe) bei der Muscat Classic Anfang 2023 | Foto: Cor Vos

12.12.2023  |  (rsn) – Cian Uijtdebroeks ist heute nicht etwa in Palma de Mallorca zu einer Trainingsfahrt mit dem Team Bora – hansgrohe aufgebrochen, sondern wohnt nun auf dem spanischen Festland in Denia dem Trainingslager-Auftakt von Visma – Lease a Bike für die Saison 2024 bei.

Der Belgier und sein vermeintlich neuer Arbeitgeber tun so, als wäre der am Samstag vermeldete Transfer, dem Uijtdebroeks' aktueller Arbeitgeber Bora – hansgrohe vehement widersprochen hat, in trockenen Tüchern. Und es scheint tatsächlich sehr wahrscheinlich, dass der 20-Jährige kein Rennen mehr für Bora – hansgrohe bestreiten wird, sondern früher oder später das Trikot der Niederländer überstreifen wird.

Die rechtliche Situation ist zwar in den Details extrem kompliziert – da spielen das Arbeitsrecht von Uijtdebroeks' Heimat Belgien und von Österreich, dem Sitz von Bora – hansgrohe, eine Rolle. Da geht es um mögliche Entschädigungszahlungen wegen Vertragsbruchs beziehungsweise einer außerordentlichen Kündigung. Da geht es um den Zeitpunkt der Kontaktaufnahme zwischen Uijtdebroeks und dem Visma-Team, und ob der von Bora – hansgrohe gestattet war. Und da hat letztendlich auch die UCI als Weltverband ein Wort mitzureden.

Unter dem Strich aber, so der Eindruck von radsport-news.com nach Gesprächen mit verschiedenen Fahreragenten und den Aussagen von Juristen, scheint klar, dass der Teamwechsel das Ergebnis sein wird.

Von der aktuellen Situation hat niemand etwas

Klar ist schließlich: Von der aktuellen Situation hat niemand etwas. Zwischen Uijtdebroeks und Bora – hansgrohe ist zu viel vorgefallen, als dass es eine gemeinsame Zukunft geben könne. Nach außen drang das vor allem rund um die Vuelta a Espana und dem Chrono des Nations durch Aussagen des 20-Jährigen.

Deshalb sind letztendlich alle beteiligten Parteien gleichermaßen an einem Transfer interessiert: Uijtdebroeks würde gerne im kommenden Jahr Rennen fahren, um seine Karriere weiter voranzutreiben. Visma-Team-Manager Richard Plugge hätte gerne, dass er das im Trikot seines Rennstalls tut. Und Ralph Denk als Team-Manager von Bora – hansgrohe hätte gerne Geld dafür, dass er das erlaubt. Das zu fordern, dazu hat Denk auch alles Recht, denn er hatte einen gültigen Vertrag mit Uijtdebroeks, an dessen Auflösung der Fahrer aufgrund seiner eigenen Karriereplanung mehr Interesse hat als das mit ihm im Streit liegende deutsche Team.

Uijtdebroeks, dessen Eltern Juristen sind, und seine neue Management-Agentur A&J All Sports von Alex Carera haben den bis Ende 2024 laufenden Vertrag des Fahrers bei Bora – hansgrohe deshalb zum 1. Dezember 2023 außerordentlich gekündigt. Das hat die Agentur am Samstag via Social Media mitgeteilt.

Per UCI-Reglement reicht das nicht für einen Transfer, so dass die Vollzugsmeldung von Richard Plugge und dem Team Visma – Lease a Bike am Samstag verfrüht kam. Denn dafür müsste es eine Einigung aller drei Parteien geben. Und dass es die nicht gibt, das stellte Bora – hansgrohe kurz darauf klar.

Die UCI hat mit einem Statement am Dienstag gegenüber mehreren Medien klargestellt, dass sie "die Situation beobachtet und betont, dass die geltenden Regeln durchgesetzt werden". Dementsprechend wird ein simpler Transfer, wie etwa bei Arnaud Démare (von Groupama – FDJ zu Arkéa – Samsic) im Laufe dieser Saison, nicht vonstatten gehen können.

Es geht um eine vorweihnachtliche Transfersumme

Zwar steht das UCI-Reglement nicht über dem geltenden Recht der beteiligten EU-Länder, wo Uijtdebroeks über das Arbeitsrecht und vor allem das EU-Recht der freien Beschäftigungswahl wohl schon außerordentlich kündigen könnte – wenn auch verbunden mit einer Schadensersatzzahlung an Bora – hansgrohe wohl in Höhe des restlichen Vertragswerts (also seiner verbleibenden 13 Monatsgehälter) und möglicherweise einem Wettbewerbsverbot.

Doch bis das gerichtlich geklärt wäre, würde vermutlich viel mehr Zeit vergehen, als es Uijtdebroeks recht sein kann – und auch den beteiligten Mannschaften, denn Plugge hätte den Youngster gern möglichst schnell bei sich und Denk läuft bei zu langem Hinauszögern der Situation auch das Transfer-Geld davon. Denn Ende 2024 könnte Uijtdebroeks ohnehin frei wechseln.

Deshalb sind die rein rechtlichen Dinge und auch etwaige Begründungen für die Kündigung, wie das vom niederländischen Journalisten Thijs Zonneveld aufgebrachte und von Bora – hansgrohe sofort zurückgewiesene Gerücht zweitrangig, es habe bei der Vuelta eine "Anti-Cian-WhatsApp-Gruppe" im Team gegeben, bei der Beantwortung der Frage, wann und wo Uijtdebroeks wieder Radrennen fahren wird.

Viel mehr braucht es für alle Parteien eine Einigung. Das, was am Samstagabend die Radsport-Fans auf der ganzen Welt als skurrile Posse mit sich widersprechenden Team-Mitteilungen aufgenommen haben und mit Popcorn-Emojis auf Social Media quittierten, ist letztlich ein großer Poker um eine vorweihnachtliche Transfersumme.

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