RSNplusRSN-Rangliste, Platz 66

Charrois: In zwei Jahren vom 30er Schnitt zum UCI-Podium

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Charrois: In zwei Jahren vom 30er Schnitt zum UCI-Podium"
Leo Charrois (Embrace The World) wird aus seinem Teamauto verpflegt. | Foto: Embrace The World

25.11.2023  |  (rsn) – Leo Charrois (Embrace The World) ist in Sachen Radsport ein Spätstarter. Erst seit Mitte 2022 betreibt der 25-Jährige ambitioniert Sport, knapp 18 Monate später fuhr er seine ersten UCI-Rennen und landete dabei direkt auf dem Podium.

Auch aufgrund seiner rasanten Entwicklung zog Charrois gegenüber radsport-news.com ein "doch ganz positives“ Saisonfazit. Vor allem machte ihn stolz, dass er beim marokkanischen Eintagesrennen Grand Prix Es-Semara (1.2) mit Platz zwei seine erste Podiumsplatzierung erzielen konnte. "Mein Ziel in diesem Jahr war es, in der Elite aufs Podium fahren zu können. Das habe ich geschafft“, sagte er.

___STEADY_PAYWALL___

Bis kurz vor Abflug nach Marokko war dabei noch nicht einmal klar, ob der Deutsche würde starten können. "Drei Tage vor dem geplanten Abflug habe ich aufgrund einer vermeintlichen Herzbeutelentzündung von einem Kardiologen ein dreimonatiges Sportverbot verordnet bekommen. Glücklicherweise konnte die falsche Diagnose einen Tag vor Abflug von einem anderen Kardiologen aufgedeckt werden, sodass ich doch fliegen konnte“, berichtete er. Und trotz "der Aufregung und der nicht optimalen Vorbereitung“ lief es in Marokko schließlich sehr gut.

Von Vorteil war für Charrois, dass die drei Eintagesrennen in Marokko erst im September stattfanden und er so zuvor bei seinen nationalen Renneinsätzen noch Erfahrungen sammeln konnte. "Dabei ging es vor allem darum, mich in größeren Fahrerfeldern zu bewegen und mich im Positionieren zu verbessern“, erklärte er.

Leo Charrois (Embrace The World, rechts) mit zwei seiner Teamkollegen in Marokko. | Foto: Embrace The World

Dies gelang dann in Marokko ganz gut, wobei dort die größte Umstellung war, dass bei den Rennen "deutlich körperbetonter und härter gefahren wurde, als ich das aus Deutschland kannte.“ Doch Charrois hielt dagegen und fuhr beim Grand Prix Es-Semara um den Sieg.

Dieser wäre sogar möglich gewesen, hätte er etwas "mehr Erfahrung und Coolness“ gehabt, um zu pokern. Denn Charrois fuhr gemeinsam mit dem Marokkaner Adil El Arbaoui an der Spitze, der die Mitarbeit allerdings verweigerte, da er in der Gruppe dahinter noch Landsleute sitzen hatte. Letztlich traf der ETW-Fahrer die Entscheidung, lieber den Podiumsplatz zu sichern und dafür die Siegchance zu opfern. Entsprechend übernahm er das Gros der Führungsarbeit und wurde so im Finale vom Marokkaner übersprintet. "Rein physisch hat also nicht unbedingt etwas zum Sieg gefehlt“, so die Einschätzung des Spätstarters.

Neben seiner Premiere in UCI-Rennen in Marokko bestritt Charrois mit dem Großen Preis der Südlichen Weinstraße und der Erzgebirgsrundfahrt auch seine ersten beiden Bundesligarennen. In der Südpfalz lief es für ihn noch ordentlich. "Nur mangels Erfahrung reichte es dann aber nicht für mehr als dem 27. Platz. Womit ich zum damaligen Zeitpunkt aber zufrieden war. Mein Ziel war es eigentlich nur gewesen, das Rennen zu finishen“, blickte Charrois zurück.

Dagegen war das DNF bei der Erzgebirgsrundfahrt die große Enttäuschung der Saison. "Ich war am Tag zuvor auf einer Hochzeit, was sicher nicht optimal war. Im Nachhinein hätte ich mich für eins von beidem entscheiden sollen. Ich war einfach mental nicht bereit, Rennen zu fahren an dem Tag und wurde abgehängt, ohne komplett am Limit gewesen zu sein. Nach dem Rennen war ich vor allem enttäuscht von mir, nicht alles gegeben zu haben“, gestand Charrois, bei dem dann auch noch am Abend eine bakterielle Atemwegsinfektion ausbrach, die ihn zu einer dreiwöchigen Trainingspause zwang. "Das war mental dann schon schwierig, vor allem weil ich es nicht direkt im nächsten Rennen wieder besser machen konnte“, bedauerte er.

Die kommende Saison wird Charrois erneut für Embrace The World bestreiten, in der Hoffnung, dann auch seine ersten UCI-Wettkämpfe in Europa absolvieren zu können. "Da wäre ich auf jeden Fall gerne dabei“, kündigte er an. Gerade bei diesen Rennen wäre der einstige Hobbysportler gespannt, wie konkurrenzfähig er wäre. "Früher war es für mich schon etwas Besonderes, in einer Gruppe mal einen 30er Schnitt zu fahren. Von daher ist es für mich einfach spannend zu sehen, wie der eigene Körper sich durch viel Training weiterentwickelt. Überhaupt mal ein Lizenzrennen mit 40+ km/h im Schnitt mitfahren zu können, wäre vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen“, so Charrois.

Leo Charrois (Embrace The World, rechts) mit zwei seiner Teamkollegen in Marokko. | Foto: Embrace The World

Die Hoffnung, künftig noch in den KT-Bereich aufzusteigen, hat er indes weitestgehend aufgegeben. "Ich denke, in meinem Alter ist es relativ schwer, noch im KT-Bereich Fuß zu fassen. Dafür müsste ich schon Spitzenleistungen zeigen. Sollte mir das gelingen, wäre der KT-Bereich aber sicherlich auch eine spannende Herausforderung. Aber aktuell freue ich mich erst mal auf die neue Saison mit ETW und einem spannenden Rennkalender“, fügte er an.

Data powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

06.01.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2023 im Überblick

(rsn) – Auch in diesem Jahr haben wir wieder mit Hilfe eines eigens dafür erstellten Punkteschlüssels den besten Fahrer des deutschsprachigen Raums ermittelt. In unserer Rangliste finden Sie die P

06.01.2024Hirschi: Trotz Handgelenksbruch reihenweise Top-Ergebnisse

(rsn) – Ein Etappensieg bei einer Grand Tour oder ein Erfolg bei einem großen Klassiker ist Marc Hirschi (UAE Team Emirates) in der vergangenen Saison verwehrt geblieben. In der gesamten WorldTour-

05.01.2024Küng: Achterbahnfahrt knapp unter den eigenen Ansprüchen

(rsn) – Auf Gran Canaria ist Stefan Küng ins neue Jahr gestartet. Der 30-Jährige verbringt, bevor in der kommenden Woche die Teampräsentation von Groupama – FDJ für die neue Saison ansteht, no

04.01.2024Gall: “Spätzünder“ mit steiler Entwicklungskurve

(rsn) – Als erst vierter Straßenradfahrer wurde Felix Gall (AG2R - Citroën) in Österreich als Sportler des Jahres ausgezeichnet. Maßgeblich dafür war seine herausragende Leistung bei der Tour d

03.01.2024Großschartner: Begeistert von erster Saison an Pogacars Seite

(rsn) – Im vergangenen Winter zog es Felix Großschartner in die Vereinigten Arabischen Emirate. Nach dem Wechsel von Bora – hansgrohe zu UAE Team Emirates wurde “Edelhelfer mit Freiheiten“ zu

02.01.2024Schmid: Die starken Leistungen des Vorjahrs bestätigt

(rsn) – Als Fünfter der Rangliste 2023 hat Mauro Schmid (Soudal – Quick-Step) sein starkes Ergebnis aus dem Vorjahr, als er sogar den dritten Platz belegt hatte, eindrucksvoll bestätigt. Der Sch

01.01.2024Kämna: Richtig guten Sport geboten

(rsn) - Lennard Kämna (Bora - hansgrohe) kann auf eine starke Saison zurückblicken und wurde im rsn-Ranking folgerichtig bester Deutscher. Der Schlüssel zum Erfolg für den 27-Jährigen war, dass

31.12.2023Politt: Mit langem Anlauf zum ersten Zeitfahrtitel

(rsn) - Seit 2016 landete Nils Politt (Bora - hansgrohe) bei den Deutschen Zeitfahrmeisterschaften immer unter den besten Fünf. Nur ein Sieg war ihm bisher nicht vergönnt gewesen. Dies änderte sic

30.12.2023Engelhardt: Riesenschritte in der ersten Profisaison

(rsn) – Sein großes Talent zeigte Felix Engelhardt bereits 2022, als er in Portugal Straßen-Europameister wurde. Noch besser lief es in seiner ersten Saison bei den Profis: Mit zwei UCI-Siegen un

29.12.2023Zwiehoff: Aus dem Experiment wurde ein voller Erfolg

(rsn) – Die Geschichte von Ben Zwiehoff ist inzwischen hinlänglich bekannt. Der gehobene Mittelklassemountainbiker – sein bestes Ergebnis im Weltcup war Platz 23 in Nove Mesto – und Gelegenheit

28.12.2023Zimmermann: Perfekter Dauphiné-Tag macht Lust auf mehr

(rsn) – Georg Zimmermann (Intermarché - Circus - Wanty) hat auch 2023 bewiesen, dass er zu Deutschlands besten Radprofis zählt. Der Augsburger feierte einen Etappensieg beim Critérium du DauphinÃ

28.12.2023Konrad: Viele Helferaufgaben im finalen Bora-Jahr

(rsn) – Es war für Patrick Konrad (Bora – hansgrohe) eine lange Saison, die vor allem eine große Veränderung mit sich brachte. Denn nach zehn Jahren verlässt der Niederösterreicher die Raubli

Weitere Radsportnachrichten

04.07.2025Aldag: “Wir haben alles gemacht, um die Tour zu gewinnen“

(rsn) - Red Bull – Bora – hansgrohe nimmt den zweiten Anlauf, um mit Primoz Roglic die Tour de France zu gewinnen. Darauf hat sich das einzige deutsche WorldTour-Team vorbereitet. Was die Raublin

04.07.2025Wechselt Groenewegen zu Unibet - Tietema Rockets?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

04.07.2025Statt dem Duell gegen Vingegaard erneut eine Pogacar-Show?

(rsn) – Im Grunde ist die Geschichte schnell erzählt: Seit 2021, also seit Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) und Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) gemeinsam die Tour de France bestri

04.07.2025Bauhaus will im ´Freestyle´ an die richtigen Hinterräder

(rsn) – Fünf Top-5-Platzierungen hat Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) bei seinen zwei Tour-de-France-Teilnahmen bislang ersprintet – drei 2023, zwei 2024. Im dritten Anlauf sollen noch ein paar

04.07.2025Teams packen zur Tour wieder Sondertrikots aus

(rsn) – Es ist inzwischen ein jährlich wiederkehrendes Ritual: Kurz vor der Tour de France präsentieren einige Mannschaften Sondertrikots für die drei Wochen in Frankreich. Weil zum Saison-Highli

04.07.2025Brilliert Milan bei seiner Tour-Premiere?

(rsn) – Der diesjährige Grand Départ bietet erstmals seit 2020 wieder den Sprintern die Chance, das Gelbe Trikot zu erobern, denn gleich in Lille stehen die Zeichen am Ende der 1. Etappe auf Masse

04.07.2025Die Aufgebote für den 36. Giro d´Italia Women

(rsn) – Mit dem Giro d’Italia Women (6. – 13. Juli / 2.WWT) steht einen Tag nach dem Start der Tour de France der Männer die zweite Grand Tour der Frauen an. Die 36. Ausgabe der Italien-Rundfa

03.07.2025Die zehn deutschen Starter bei der 112. Tour de France

(rsn) – Zehn deutsche Radprofis und damit so viele wie zuletzt 2021, als noch Tony Martin oder André Greipel am Start waren, werden am 5. Juli in Lille die Tour de France 2025 in Angriff nehmen. Im

03.07.2025“Misserfolge schärfen dich“: Roglic lacht seine Dämonen an

(rsn) – Zum siebten Mal in seiner beeindruckenden Karriere geht Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) bei der Tour de France an den Start. Die einzige deutsche Équipe im Peloton will von

03.07.2025Van der Poel sieht Chancen für eine erfolgreiche Tour

(rsn) – Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) gehört einmal mehr zu den Top-Stars, die bei der Tour de France an den Start gehen. Wirklich in Erscheinung treten konnte er in den letzten dre

03.07.2025Arndt hofft nach Wirbelbruch auf Comeback noch 2025

(rsn) – Nikias Arndt (Bahrain Victorious) wird am Samstag in Lille zwar nicht am Start der Tour de France stehen, doch einige Tage vor der Frankreich-Rundfahrt gibt es dennoch gute Neuigkeiten vom 3

03.07.2025Auch bei der 112. Tour wird die 3-Kilometer-Regel ausgeweitet

(rsn) - Die ASO wird auch bei der kommenden Tour de France die 3-Kilometer-Regel auf weitere ausgewählte Etappen ausdehnen. Dann werden die Fahrer bereits vier oder sogar fünf Kilometer vor dem Ziel

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Course de Solidarnosc (2.2, POL)
  • Sibiu Tour (2.1, ROU)