Niederländer peilt nun MTB-Gold an

Van der Poel will trotz Schürfwunden WM-Geschichte schreiben

Von Kevin Kempf

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Mathieu van der Poel strahlt in Glasgow im Regenbogentrikot des Weltmeisters. | Foto: Cor Vos

07.08.2023  |  (rsn) – Mit seinem Sieg im WM-Straßenrennen von Glasgow konnte sich Mathieu van der Poel bereits zum neunten Mal ein Regenbogentrikot sichern. Zweimal gewann der Niederländer im Verlauf seiner Karriere bei Weltmeisterschaften Cross-Gold bei den Junioren, 2013 holte er den Titel in dieser Altersklasse auch auf der Straße. Seinen fünf Regenbogentrikots bei Cross-Weltmeisterschaften fügte van der Poel nun das erste auf der Straße an. Zudem ist der 28-Jährige der erste Fahrer, der in einer Saison die Monumente Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix sowie die Straßen-WM gewonnen hat.

Dementsprechend glücklich zeigte sich van der Poel im Gespräch mit dem niederländischen Radsportportal Wielerflits. “Es war eines der Hauptziele in meiner Karriere, einmal Straßen-Weltmeister zu werden. Inzwischen habe ich so ziemlich alles auf meiner Liste abgehakt“, sagte van der Poel, der auch die Rückkehr seiner berühmten weißen Rennhose ankündigte: “Bei gutem Wetter vielleicht.“

Mit dem viel diskutierten und umstrittenen Kleidungsstück feierte der Alpecin-Profi als Niederländischer Meister beim Amstel Gold Race 2019 seinen vielleicht spektakulärsten Sieg. “Wir werden es sehen, vielleicht ist es (in Kombination mit dem Weltmeistertrikot, d. Red.) plötzlich sehr viel weiß, aber das ist schon etwas, auf das ich mich freue“, meinte van der Poel, der zudem mit einem weißen Canyon-Rad ausgestattet sein wird. Die Hose hat van der Poel inzwischen salonfähig gemacht. Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) etwa feierte seine Siege bei Lüttich-Bastogne-Lüttich und der Clasica San Sebastian ebenfalls in komplett weißem Outfit – nur unterbrochen durch den weltmeisterlichen Regenbogen.

Mal wieder: Van der Poel vor Van Aert

Wesentlich wichtiger als der optische Aspekt ist allerdings die Funktion der Ausstattung. Und die war im Finale des WM-Straßenrennens stark eingeschränkt. Nach seinem Sturz rund 16 Kilometer vor dem Ziel nämlich beendete van der Poel das Rennen mit einem stark lädierten Schuh. “Der Verschluss war kaputt. Damit konnte ich nicht so toll fahren, weil ich den Schuh nicht richtig festmachen konnte. Das größere Problem war aber die Platte. Da war die Unterkante auch halb weg. Ich war nur halb im Pedal und das war natürlich auch nicht ideal“, beschrieb der neue Weltmeister seine Materialprobleme.

Die hielten ihn aber nicht davon ab, seinen Vorsprung gegenüber Tadej Pogacar, Mads Pedersen und Wout Van Aert auf den letzten Kilometern sogar noch auszubauen. Nach einer Attacke im letzten Anstieg sicherte sich Van Aert 1:37 Minuten hinter seinem ewigen Konkurrenten zumindest noch die Silbermedaille – wie schon im Februar bei der Cross-WM in Hoogerheide und zum insgesamt neunten Mal bei Aufeinandertreffen im Rahmen von Weltmeisterschaften.

Während es in der Vergangenheit zwischen dem Belgier und dem Niederländer oft knapp zuging, war der Unterschied diesmal überdeutlich. “Ich war nicht so frisch wie bei den Frühjahrsklassikern. Aber nach heute verstehe ich, wenn gesagt wird, dass Fahrer, die aus der Tour kommen, noch einen Gang extra haben. Ich hatte fantastische Beine“, meinte van der Poel, der sich in der entscheidenden Phase nur mit Dylan van Baarle an seiner Seite einer belgischen Übermacht gegenübersah.

Mit fantastischer Form erneut in die Geschichtsbücher?

Die Hilfe seines Teams benötigte er nur einmal - nämlich relativ früh im Rennen nach der Neutralisation. “Mathieu hatte ein wenig Rückstand, aber kam mithilfe von Oscar (Riesebeek) und den anderen Jungs zurück“, sagte sein Mannschaftskollege Daan Hoole im Gespräch mit Eurosport. “Danach musste man auf diesem Kurs um jede Position kämpfen. Links, rechts, hoch, runter, es war wirklich hektisch. Ich habe alles gegeben, um Mathieu so viel wie möglich zu helfen, aber so wie er heute gefahren ist, hat er nicht viel Hilfe benötigt. Er war unglaublich stark!“, lobte Hoole seinen Kapitän überschwänglich. 

Nun will sich van der Poel ein weiteres Mal in die Geschichtsbücher eintragen – und zwar im Mountainbike-Wettbewerb, der am 12. August ansteht. Seine Blessuren sollten ihn dabei wohl nicht entscheidend behindern. ”Das Mountainbike-Rennen ist nicht in Gefahr. Ich habe vor allem Schürfwunden. Aber ich versuche, mich auf das Trikot und nicht auf die Wunden zu konzentrieren. Ich werde ein paar Tage etwas steif sein, aber das werde ich schon überleben“, zeigte sich der frisch gekürte Weltmeister mit Blick auf den Samstag optimistisch.

Sollte van der Poel das Kunststück gelingen, nach WM-Gold auf der Straße auch selbiges im Gelände zu holen, würde er es Pauline Ferrand-Prevot gleichtun, die in der Saison 2015 bei den Frauen die Titel auf der Straße, im Cross und im Mountainbike gewann.

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