Tour-Etappensieg nach 36-km-Solo

Bauernfeind überstrahlt in Albi alle ihre Gegnerinnen

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Bauernfeind überstrahlt in Albi alle ihre Gegnerinnen"
Ricarda Bauernfeind (Canyon – SRAM) kann es nicht fassen: Sie hat die 5. Etappe der 2. Tour de France Femmes gewonnen. | Foto: Cor Vos

27.07.2023  |  (rsn) – Nur zwei Tage nach Liane Lippert (Movistar) darf sich die nächste deutsche Starterin im Feld der Tour de France Femmes über einen Etappensieg freuen. Ricarda Bauernfeind (Canyon - SRAM) triumphierte als Solistin auf dem 126,1 Kilometer langen Teilstück von Onet-le-Chateau nach Albi. 36 Kilometer vor dem Ziel attackierte sie und nutzte die fehlende Zusammenarbeit im klein gewordenen Peloton zu ihren Gunsten.

“Um ehrlich zu sein, kann ich das nicht glauben. Es ist fantastisch. Wir haben jetzt so lange auf den Sieg gewartet, nun ist er da“, erzählte Bauernfeind im ersten Ziel-Interview. Wie ihre Landsfrau und Teamkollegin Antonia Niedermaier, die zuletzt eine Giro-Etappe gewonnen hatte, konnte sich die 23-Jährige nun auch mit einem Sieg in den Geschichtsbüchern der Women’s WorldTour verewigen. Die Ingolstädterin ist dabei die jüngste Etappengewinnerin in der zweijährigen Geschichte des Rennens, unterbot die bisherige Marke von Sprinterin Lorena Wiebes (SD Worx) um wenige Tage.

Dabei hatte der Tag für Bauernfeinds Team alles andere als ideal angefangen. Denn zuerst verpasste die von Ronny Lauke und Magnus Backstedt geleitete Equipe den Postabgang und musste der ersten Spitzengruppe lange nachjagen. Als das Feld kleiner wurde, setzte Canyon - SRAM voll auf die Karte Bauernfeind, welche ihre Soloaktion erfolgreich abschließen konnte.

“Wir mussten die erste Gruppe verfolgen, weil wir sie nicht besetzt hatten. Am Ende lag es an mir, ich habe attackiert und es ist aufgegangen“, strahlte die junge Bayerin. In der letzten Abfahrt lösten sich auch Lippert und die Schweizerin Marlen Reusser (SD Worx) noch aus dem Feld. Doch die Bernerin wusste die Gesamtführende Lotte Kopecky (SD Worx) noch im Feld hinter sich und stellte ihre Mitarbeit ein, weswegen das Duo Bauernfeind nicht mehr erreichen konnte.

Im Schlusssprint zog dann Reusser noch an Lippert vorbei und verhinderte 22 Sekunden nach der Zieldurchfahrt von Bauernfeind so einen möglichen deutschen Doppelsieg. Zehn Sekunden hinter den beiden sprintete Kopecky im Gelben Trikot über den Zielstrich in Albi. Die Belgierin behielt ihre Führung in der Gesamtwertung.

Nichts zu lachen hatte die Niederländerin Demi Vollering (SD Worx), die eine 20-sekündige Zeitstrafe aufgebrummt bekam, weil sie nach einem Defekt von ihrem Teamfahrzeug wieder ins Feld zurückgefahren wurde. Anstatt die Topfavoritin auf den Gesamtsieg an den Konvoi wieder ranzubringen, entschied sich die Sportliche Leitung, sie gleich auch noch an den anderen Autos vorbeizulotsen, was den Rennkommissären zu viel war.

Vollering verlor damit gleich sechs Positionen in der Gesamtwertung und ist nun Siebte. Neue Zweitplatzierte ist die Südafrikanerin Ashleigh Moolman-Pasio (AG Insurance – Soudal – Quick-Step / + 0:49) vor Elisa Longo Borghini (Lidl – Trek / + 0:51). Lippert (+ 1:25) und Bauernfeind (+ 1:38) folgen auf den Rängen acht und neun.

In der Bergwertung übernahm Yara Kastelijn (Fenix – Deceuninck) das Führungstrikot nachdem die bisher führende Anouska Koster (Uno-X) schon vor dem ersten Anstieg die Segel an der Spitze streichen musste. In der Sprintwertung führt weiter Kopecky und auch die Französin Cedrine Kerbaol (Ceratizit - WNT) verteidigte das Trikot der besten Nachwuchsfahrerin. Als kämpferischste Fahrerin des Tages wurde Bauernfeind ausgezeichnet.

So lief die 5. Etappe der Tour de France Femmes:

Schon vor dem Start gab es die erste große Überraschung: Wiebes verließ die Rundfahrt mit Magenproblemen. Nach gut zehn gefahrenen Kilometern auf dem fünften Tagesabschnitt von Onet-le-Chateau nach Albi löste sich dann eine größere Gruppe, in der sich auch Clara Koppenburg (Cofidis) sowie Hannah Ludwig (Uno-X) aus Deutschland befanden. Die Britin Claire Steels (Israel - Premier Tech - Roland) war die bestplatzierte Fahrerin unter den Ausreißerinnen, mit einem Rückstand von 2:44 Minuten auf das Gelbe Trikot. Da einige Teams wie Canyon - SRAM aber nicht vorne vertreten waren, wurde den elf Fahrerinnen kein großer Vorsprung zugesprochen.

Im Feld dahinter hatte Vollering einen Defekt. Der wurde zwar schnell behoben, aber dann agierten die Sportlichen Leiter der Niederländerin im Begleitfahrzeug zu offensiv. Anstatt sie ans Ende des Konvois zu bringen, überholten sie mit Vollering im Schlepptau noch zahlreiche Fahrzeuge, wurden von den Kommissären zuerst verwarnt und Vollering wurde schließlich, nachdem sie keine Reaktion darauf zeigten, eine Zeitstrafe aufgebrummt.

Das Profil der 5. Etappe der Tour de France Femmes | Foto: ASO

Nachdem die Spitzengruppe eingeholt war, wartete noch der hügelige Teil des Rennens mit den drei Bergwertungen. Schon an der ersten wurde das Peloton immer kleiner, bestand oben nur noch aus gut 35 Fahrerinnen. Kastelijn holte sich den Bergpreis und wiederholte das Ganze auch an der zweiten Bergwertung. Dort angekommen, startete dann Bauernfeind ihre Attacke. Zuerst hatte sie noch Begleitung von der Britin Steels, doch diese ließ sie nur einen Kilometer später stehen.

Nachdem sich das Feld nicht über die Nachführarbeit einigen konnte, wuchs der Vorsprung der jungen Deutschen bis auf 1:30 Minuten an. Diesen verteidigte sie bis ins Finale hinein. Nach der letzten Abfahrt lösten sich dann Lippert und Reusser und starteten die Verfolgungsjagd. Die Schweizerin, die zuvor schon lange im Feld das Tempo gemacht hatte, stellte ihre Arbeit ein, blieb am Hinterrad der Deutschen, womit die Chance, Bauernfeind noch aufzuhalten, vertan war.

Diese siegte als Solistin, während dahinter Reusser noch Lippert im Kampf um das Podium absprintete. Zehn Sekunden dahinter führte Kopecky das Feld über den Zielstrich.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

02.08.2023Lippert dämpft WM-Hoffnungen: Kurs zu leicht

(rsn) – Zwei von acht Etappen sind bei der 2. Tour de France Femmes an Fahrerinnen aus Deutschland gegangen: Liane Lippert (Movistar) triumphierte bereits am zweiten Tag in Mauriac, Ricarda Bauernfe

01.08.2023Kopecky: Die Tour als Ausrufezeichen in Richtung WM

(rsn) – Dass Demi Vollering (SD Worx) die Tour de France Femmes gewonnen hatte, überraschte am Sonntag in Pau wohl niemanden. Die 26-jährige Niederländerin befindet sich schon die gesamte Saison

31.07.2023Diese Niederlage brauchte van Vleuten, um ein Champion zu sein

(rsn) - Als Annemiek van Vleuten (Movistar) den Zielstrich in Pau erreichte, stand es quasi fest: Die Titelverteidigerin würde diesmal nicht auf dem Podium der Tour de France landen. Lotte Kopecky (S

31.07.2023SD Worx räumt auch bei den Tour-Preisgeldern ab

(rsn) – SD Worx hat bei der 2. Tour de France Femmes nicht nur sportlich groß abgeräumt, sondern mit großem Abstand auch das meiste Preisgeld kassiert. Das niederländische Team um die Tour-Sieg

30.07.2023Video-Interviews & Reaktionen zur 8. Etappe der Tour Femmes

(rsn) – Die 2. Austragung der Tour de France Femmes ist Geschichte. Mit vier Siegen in acht Etappen war die Mannschaft von SD Worx das erfolgreichste Team und unterstrich das auch mit den Plätzen e

30.07.2023Liste der ausgeschiedenen Fahrerinnen / 8. Etappe

(rsn) - 154 Profis aus 22 Teams sind am 23. Juli in Clermont-Ferrand zur 2.Tour de France Femmes angetreten, darunter auch sechs Deutsche, drei Schweizerinnen sowie je zwei Österreicherinnen und Luxe

30.07.2023Reusser holt Etappe, Vollering und Kopecky mit Doppelsieg im GC

(rsn) – Mit einem 22,6 Kilometer langen Einzelzeitfahren rund um Pau endete die 2. Austragung der Tour de France Femmes. Der Schlusstag stand klar im Zeichen der niederländischen Equipe SD Worx, d

30.07.2023Highlight-Video der 8. Etappe der Tour de France Femmes

(rsn) - Die 2. Tour de France Femmes endete mit einem Schweizer Etappensieg. Marlen Reusser (SD Worx) ist ihrer Favoritenrolle auf der 8. Etappe gerecht geworden und hat das Zeitfahren über 22,6 Kilo

29.07.2023Video-Interviews & Reaktionen zur 7. Etappe der Tour Femmes

(rsn) - Auf der Königsetappe der Tour de France Femmes hat Demi Vollering (SD Worx) zugeschlagen. Mit einer Attacke 5,6 Kilometer vor dem Ziel am Col du Tourmalet schüttelte die Niederländerin all

29.07.2023Vollering strahlt im Nebel des Tourmalet

(rsn) – 2.116 Meter über dem Meeresspiegel lag das Ziel der 7. Etappe der Tour de France Femmes, das Demi Vollering (SD Worx) als Erste erreichte. Die 26-jährige Niederländerin fuhr im 17 Kilome

29.07.2023Highlight-Video der 7. Etappe der Tour de France Femmes

(rsn) – Mit einer unwiderstehlichen Attacke am Tourmalet hat Demi Vollering (SD Worx) die 7. Etappe der Tour de France Femmes gewonnen und das Gelbe Trikot erobert. Die Niederländerin erreichte das

29.07.2023Longo Borghini und Balsamo müssen die Tour beenden

(rsn) – Ohne Sprinterin Elisa Balsamo und Klassementfahrerin Elisa Longo Borghini wird Lidl – Trek die heutige Königsetappe der Tour de France Femmes in Angriff nehmen. Wie das US-Team am Morgen

Weitere Radsportnachrichten

25.11.2025Dreijährige Durststrecke mit kleiner Revanche beendet

(rsn) - Die Marschroute für das neue Kapitel gab Bob Jungels bereits kurz vor seinem ersten Saisonrennen vor. "Dieses Jahr werde ich … hoffentlich meine Arme in die Luft strecken", war Anfang Febru

25.11.2025Van Aerts Crossdebüt 2025/26 wohl erst kurz vor Weihnachten

(rsn) – Nach wie vor darf gerätselt werden, wann Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) sein Crossdebüt 2025/26 geben wird. Zwar hatte der Belgier erklärt, dass er diesmal etwas früher in die Sa

25.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

25.11.2025Van Aert & Co: Materialtest auf Carrefour de l´Arbre

(rsn) – Erst kürzlich hatte Wout van Aert betont, wie wichtig ihm ein Sieg bei der Flandern-Rundfahrt oder Paris-Roubaix sei. Bereits fünf Monate vor der kommenden Ausgabe der “Königin der Klas

25.11.2025Petition fordert Änderung der Tour-Königsetappe 2026

(rsn) – Die 20. Etappe der kommenden Tour de France verspricht ein Spektakel zu werden. Am vorletzten Tag der 113. Frankreich-Rundfahrt stehen fünf schwere Berge im Programm, darunter mit dem 2.642

25.11.2025Van Gils freut sich auf gemeinsame Rennen mit Evenepoel

(rsn) - Maxim Van Gils gelangen in seiner ersten Saison bei Red Bull – Bora – hansgrohe zwar zwei Siege und einige weitere Spitzenergebnisse wie Rang drei bei der Clasica San Sebastian. Die ganz g

25.11.2025Dempster: “Passt perfekt zu unserer langfristigen Vision“

(rsn) - Mit Haimar Etxeberria hat Red Bull – Bora – hansgrohe seinen achten Neuzugang präsentiert, das Aufgebot für 2026 umfasst nunmehr 29 Fahrer. Der 22-jährige Spanier wechselt vom Zweitdivi

25.11.2025Niederlage gegen Roglic, dafür Zwergstaaten-Olympiasieger

(rsn) – Nachdem er Ende 2024 der U23-Kategorie entwachsen, von Lidl – Trek aber nicht ins WorldTour-Team hochgezogen worden war, versuchte sich Mats Wenzel in einem spanischen Abenteuer. Der Luxe

25.11.2025Bouchard macht Rückzieher vom Rücktritt

(rsn) - Im Oktober hatte er noch seinen Rücktritt angekündigt, doch nun hat Geoffrey Bouchard seine Entscheidung revidiert und einen Einjahresvertrag bei TotalEnergies unterschrieben. “Mir wurde s

25.11.2025Gaviria sprintet künftig für Caja Rural

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

24.11.2025Die Tour hat es geschafft, mich zu brechen

(rsn) - Robert Müller ist wieder auf Achse. Wer seine Berichte aus den unterschiedlichsten Ecken der Radsport-Welt – von Südamerika bis Asien – kennt, weiß: Wenn "Radbert" unterwegs ist, wird e

24.11.2025Ex-Profis Bettini und Pozzato sprechen sich für Ticket-System aus

(rsn) – Die mögliche Einführung von bezahlpflichtigen Zonen für Zuschauer am Streckenrand von Radrennen, vor allem an Schlüsselstellen im Streckenverlauf, hat in den letzten Tagen neue Für- und

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)