Bora am Ruhetag: Buchmann und das Eis

Hindley wünscht sich Kelderman zurück

Von Sebastian Lindner

Foto zu dem Text "Hindley wünscht sich Kelderman zurück"
Emanuel Buchmann (r.) und Jai Hindley halten die Bora-Fahne bei der Tour de France 2023 hoch. | Foto: Cor Vos

10.07.2023  |  (rsn) – Die Skeptiker waren im Vorfeld in der Überzahl, doch nach der ersten Woche der Tour de France lässt sich behaupten: Jai Hindley (Bora – hansgrohe) hat realistische Chancen, die Rundfahrt hinter den Überfliegern Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) und Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) als “Best of the Rest“ auf dem Podium zu beenden.

Genau jener dritte Platz steht für den Australier aktuell zu Buche. 1:42 Minuten hat Hindley Vorsprung auf Platz vier und Carlos Rodriguez (Ineos Grenadiers), nochmal rund 20 Sekunden mehr auf die Yates-Brüder Adam (UAE Team Emirates) und Simon (Jayco – AlUla) dahinter. Ein solides Polster, auch, wenn noch nicht mal ganz die Hälfte der Tour absolviert ist und die schweren Alpen-Etappen sowie der Abschluss in den Vogesen noch bevorsteht.

Hindley “nicht allzu besorgt“

Oder gerade, weil das so ist. Denn Hindley wird nicht müde, zu sagen, dass ihm die dritte Woche der Rundfahrt am besten liegt, er hintenraus seine Stärken hat. Vor allem im Vergleich zur Konkurrenz. Und deshalb “bin ich recht happy damit, wie es bisher gelaufen ist“, sagte der Bora-Kapitän am Ruhetag in der digitalen Pressekonferenz, die sein Team organisiert hat. “Es ist meine erste Tour und ich wusste nicht, was mich erwartet. Jetzt schon eine Etappe gewonnen zu haben und das Gelbe Trikot getragen zu haben, ist ziemlich unglaublich.“


Der kleine Zeitverlust am Puy de Dome auf Rodriguez und die Yates-Brüder auf der letzten Etappe vor dem Ruhetag beunruhigt Boras GC-Hoffnung genauso wenig wie das Team selbst. “Ich bin nicht allzu besorgt. Ich genieße das Rennen.“ Vor allem dann, wenn es so läuft wie auf dem Weg nach Laruns, als er die 5. Etappe aus einer Spitzengruppe heraus für sich entschied. Doch der 27-Jährige weiß selbst, dass es wohl kaum noch einmal dazu kommen wird: "Ich würde sicher die Chance auf noch eine Gruppe nutzen, wenn sie sich bietet. Aber ich denke, als Gesamtdritter habe ich nicht viel Freiheit und das dürfte sehr hart werden."

Völlig entspannt, ließ sich Hindley während der Runde sogar dazu hinreißen, ein bisschen Wunschkonzert zu spielen und die Frage nach einem Helfer seiner Wahl zu beantworten. “Wenn ich mir einen aussuchen könnte, vielleicht Wilco Kelderman.“ Von ungefähr kommt das nicht. Der Niederländer fährt seit diesem Jahr für Jumbo-Visma, war aber 2022 noch an Hindleys Seite, als er den Giro d'Italia gewann. “Aber auch Dylan van Baarle ist superstark, auch im Flachen."

Buchmann hat “keine schlaflosen Nächte“

Mit Emanuel Buchmann, der aktuell an Hindleys Seite fährt, kann der Australier aber ebenfalls zufrieden sein. Genauso, wie es der Deutsche mit seiner Helferrolle ist. “Jai ist der stärkere Fahrer“, sagte der Ravensburger in seiner eigenen Medienrunde klipp und klar. “Wäre ich stärker, wäre es auch eine komische Situation, wenn er für mich fahren würde.“ Die eigene Rechnung hat Buchmann derweil abgehakt. Er fahre nicht um den zehnten Platz, so der Deutsche Meister. “Da helfe ich lieber Jai.“

Zumindest, wenn es ums Gesamtklassement geht. Die Hoffnung auf freie Fahrt bei einer Etappe hat er noch nicht ganz ad acta gelegt. “Vielleicht ergibt sich ja nochmal eine Gelegenheit wie auf der 5. Etappe. Und dann gönnt sich Buchmann vielleicht auch wieder ein Eis. Ohne dabei schlecht zu schlafen, wie er sagte. Als der Tour-Vierte von 2019 damals ums Podium kämpfte, lobte ihn sein Teamchef Ralph Denk, stellte dessen Disziplin heraus und sprach von schlaflosen Nächten, sollte er sich mal an einer Kaltspeise vergreifen. “Eis esse ich sehr gerne, da kennt mich der Ralph aber nicht so gut“, sagte Buchmann gewohnt nüchtern. “Ich hätte sonst viele schlaflose Nächte, wenn es so wäre.“

Einen Ausblick nach vorne wagten Hindley und Buchmann am Ruhetag dann auch noch. Der Deutsche geht davon aus, dass eine Vorentscheidung bereits in den Alpen fallen wird, auch wenn am vorletzten Tag noch die schwierige Etappe durch die Vogesen nach Le Markstein ansteht. Hindley sieht das ähnlich, stellt aber vor allem das Zeitfahren auf der 16. Etappe und das darauf folgende Teilstück nach Courchevel heraus. “Das ist vielleicht das härteste Finish hier, ein Monster-Tag, auch weil wir im Hochgebirge sind. Da kann man viel Zeit verlieren."

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