Women´s WorldTour verliert Traditionsevent

Vargarda-Rennen verschwinden aus dem UCI-Kalender

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Vargarda-Rennen verschwinden aus dem UCI-Kalender"
Das Teamzeitfahren von Vargarda war eines der letzten Rennen in dieser Disziplin im UCI-Kalender der Frauen. | Foto: Cor Vos

26.01.2023  |  (rsn) – Der schwedische Radsportverein Vargarda CK hat seine beiden Women's WorldTour-Rennen für den kommenden August abgesagt. Aufgrund der wirtschaftlichen Lage, aber auch wegen steigender Anforderungen durch den Radsportweltverband UCI sowie die schwedischen Behörden sei man nicht länger in der Lage, das traditionsreiche Teamzeitfahren und das daran anschließende Eintagesrennen in der Provinz Västra Götaland eine knappe Autostunde östlich von Göteborg auszutragen. Das teilte Organisationsleiterin und Vereinsvorstand Helen Henriksson am Mittwoch auf der Website des Vereins mit.

"Nachdem wir 25 Jahre lang Wettkämpfe auf Elite-Niveau organisiert haben, ist der Verein jetzt gezwungen, als Schwedens einziger WorldTour-Veranstalter aufzuhören", heißt es in der Meldung. Es sei eine sehr schwere Entscheidung, so Henriksson weiter. Doch der Aufwand, vor allem finanzieller Art, sei für den Verein nicht mehr zu stemmen.

Im Jahr 2019 war der Mit-Organisator Hans Jönsson verstorben. Anschließend kam es coronabedingt zu einer zweijährigen Zwangspause des Events. 2022 kehrte Vargarda in den Rennkalender zurück, doch schon während des Renn-Wochenendes im vergangenen August deutete Henriksson an, dass es nicht gut um die Zukunft des Events stehe. Vargarda war seit 2006 Teil des Weltcups sowie später der Women's WorldTour und zählte in der Frauen-Radsportszene dank der familiären Atmosphäre zu den beliebtesten Wettbewerben.

Henriksson: "Keine Chance, die steigenden Anforderungen zu schultern"

"Wir haben 2022 noch einmal ein fantastisches Event erlebt. Aber unterm Strich blieb der Organisation genau genommen kein einziger Penny übrig für all die Stunden an Arbeit, die hineingesteckt wurden", so Henriksson, die von über vier Millionen Schwedischen Kronen – umgerechnet knapp 400.000 Euro – an Kosten sprach.

"Wir sehen uns stetig steigenden Anforderungen von der UCI, sowohl organisatorisch als auch finanziell, gegenüber. Außerdem führen die Schwedischen Verkehrsbehörden 2023 neue Regelungen für Veranstaltungen auf den Straßen ein, die unsere Kosten noch einmal bedeutend erhöhen würden", erklärte Henriksson und bilanzierte schließlich: "Wir waren auf viele Arten an der Entwicklung des Frauenradsports beteiligt. Hans kämpfte um TV-Übertragungen und bessere Bedingungen für die Frauen, seitdem wir 2006 in den Weltcup einstiegen. Der Frauenradsport ist jetzt wirklich auf dem richtigen Weg, aber wir sehen keine Chance mehr, die steigenden Anforderungen zu schultern und mit einer Non-Profit-Organisation Wettkämpfe auf dem absolut höchsten Level auszurichten."

Bis zuletzt Top-Besetzungen in Schweden

Die Rennen in Vargarda waren bis zuletzt gut besetzt. 2022 setzte sich Marianne Vos (Jumbo – Visma) im Sprint einer kleinen Spitzengruppe durch, wurde dann aber wegen verbotener Fahrweise – sie hatte ihre Unterarme für zwei Sekunden auf den Lenker gelegt – von der UCI-Jury disqualifiziert, so dass Audrey Cordon-Ragot (Trek – Segafredo) zur Gewinnerin erklärt wurde. In der Siegerliste des Klassikers stehen neben Vos und Cordon-Ragot unter anderem auch Marta Bastianelli, Jolien D'Hoore, Chantal van den Broek-Blaak, Annemiek van Vleuten und Kirsten Wild.

Besonders beliebt war lange Zeit auch das Teamzeitfahren von Vargarda, das vor allem von 2012 bis 2018 große Bedeutung hatte, als die Disziplin auch Teil der Weltmeisterschaften war. Die Frauenteams nutzten Vargarda meist als wichtige Trainings-Woche dafür. Das Rennen galt mangels weiterer Mannschaftszeitfahren im Frauen-Kalender als die große WM-Generalprobe.

Nach dem Wegfall der Disziplin aus dem WM-Programm ging allerdings auch das Interesse an dem Teamzeitfahren in Vargarda zurück und die Teams starteten oft nicht mehr in Top-Besetzung. 2022 beispielsweise gewann Trek – Segafredo, obwohl man nur mit vier Frauen angetreten war.

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