Etappen- und Gesamtsieg bei TdU der Frauen

Brown schnappt Spratt auf letztem Kilometer alles weg

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Brown schnappt Spratt auf letztem Kilometer alles weg"
Grace Brown (FDJ - Suez) hat die Tour Down Under vor Amanda Spratt (Trek - Segafredo, rechts) gewonnen. | Foto: Cor Vos

17.01.2023  |  (rsn) – Mit einem extrem packenden Finale ist die Tour Down Under der Frauen (2.WWT) in Campbelltown im Osten von Adelaide zu Ende gegangen. Erst auf den letzten 1.000 Metern entschied sich sowohl der Kampf um den Etappen- als auch den Gesamtsieg. Dabei drehte Grace Brown (FDJ – Suez) den Spieß gegen Amanda Spratt (Trek – Segafredo) im direkten Duell doch noch einmal um.

Die Australische Zeitfahrmeisterin holte ihre neun Kilometer zuvor am schweren letzten "Corkscrew"-Anstieg ausgerissene Landsfrau gerade noch ein und schlug sie dann souverän im Sprint, um jene zehn Bonussekunden zu ergattern, mit denen sie sich auch den Rundfahrtsieg sicherte. Etappendritte wurde, 13 Sekunden hinter dem Duo, die Neuseeländerin Georgia Williams (EF Education – Tibco – SVB), die sich damit auch Gesamtrang drei mit 19 Sekunden Rückstand sicherte.

Die 35-jährige Spratt hatte in den bis zu 15 Prozent steilen Rampen des Corkscrew-Anstiegs die gesamte Konkurrenz abgeschüttelt und passierte die letzte Bergwertung der Rundfahrt sieben Kilometer vor dem Ziel mit 19 Sekunden Vorsprung auf Solistin Brown und knapp 30 Sekunden vor den nächsten zehn Verfolgerinnen. In der Abfahrt und auf den letzten flachen Metern zum Ziel aber war Brown schneller. Sie machte Sekunde um Sekunde gut, bevor sie Spratt knapp zwei Kilometer vor dem Ziel einholte und schließlich nach kurzem Belauern souverän im Sprint schlug.

Brown zog vor der Etappe noch ein größeres Kettenblatt auf

“In der Abfahrt musste ich weiter Druck machen, das war kein lockeres Rollen, klar. Ich habe heute Morgen tatsächlich ein größeres Kettenblatt aufgezogen, weil ich wusste, dass dies ein Szenario sein könnte “, kommentierte die 30-jährige Brown die erfolgreiche späte Aufholjagd, die sie mit ihrem ersten Gesamtsieg beim Heimspiel krönte. Bisher stand ein fünter Rang 2018 als bestes Ergebnis zu Buche.

"Ich bin sehr zufrieden. Das Team hat heute einen tollen Job gemacht, es hat mich in den letzten Anstieg geführt. Ich wusste, dass Amanda am Korkenzieher (Corkscrew) wirklich gut sein würde, aber ich blieb in Reichweite, weil ich wusste, dass ich sie möglicherweise in der Abfahrt zurückholen könnte, und das habe ich geschafft. Wirklich cool, diesen Sieg nach einer großartigen Arbeit meines Teams zu erringen“, fügte die große Gewinnerin des Tages an.

Die als Gesamtführende in die Schlussetappe gestartete Alexandra Manly (Jayco – AlUla), konnte den Besten im Corkscrew-Anstieg nicht mehr folgen und erreichte das Ziel 38 Sekunden nach Brown als 15. der Etappe. Dadurch fiel sie auch in der Gesamtwertung der ersten WorldTour-Rundfahrt der Saison aus den Top 10 heraus auf den elften Platz.

Die bisherige Spitzenreiterin Manly büßte auch das Punktetrikot noch ein

Abgeben musste Manly aber nicht nur die Gesamtführung, sondern auch jene in der Punktewertung – ebenfalls an Brown. Die Bergwertung gewann mit großem Vorsprung Spratt, die sowohl auf der 2. als auch der 3. Etappe die Kategorie-1-Berge jeweils als Erste überquerte und anschließend als Solistin dem Ziel entgegenfuhr, um an beiden Tagen erst innerhalb der letzten zwei Kilometer ein- und überholt zu werden.

Beste Nachwuchsfahrerin der Women's Tour Down Under wurde die 20-jährige Neuseeländerin Henrietta Christie (Human Powered Health). Die Teamwertung ging an EF Education – Tibco – SVB. Das US-Team brachte mit Williams sowie Krista Doebel-Hickok (5. / + 0:29) und Abi Smith (10. / + 0:38) gleich drei Fahrerinnen in die Top Ten.

Die einzige deutsche Starterin, Lisa Klein (Trek – Segafredo), kam 4:54 Minuten nach Brown als Etappen-54. in Campbelltown an und belegte mit exakt 13 Minuten Rückstand den 58. Rang in der Gesamtwertung. Die 26-jährige Saarländerin hatte Tag für Tag viel Arbeit im Dienst von Teamkollegin Spratt an der Spitze des Feldes verrichtet.

So lief das Rennen:

Nur 93 Kilometer lang war die Schlussetappe der Tour Down Under. Nach 13 neutralisierten Kilometern zum Auftakt dauerte es bei rund 30 Grad in den Adelaide Hills zunächst eine Weile, bis sich eine Spitzengruppe bildete. Nach 20 Kilometern setzten sich die Australierin Gina Ricardo (Team Bridgelane) und die Neuseeländerin Georgia Danford (Coop – Hitec Products) ab und 16 Kilometer später sprang auch die Australierin Lucinda Stewart (ARA Skip Capital Sunshine Coast) aus dem Hauptfeld noch nach vorne.

Das Trio fuhr bis zu 2:30 Minuten an Vorsprung heraus und passierte beide Zwischensprints an der Spitze, so dass die Klassementfahrerinnen dort keine Bonifikationen sammeln konnten. 24 Kilometer vor dem Ziel musste dann zunächst Danford ihre beiden Begleiterinnen ziehen lassen, bevor Stewart durch einen Sturz zwei Kilometer später zurückfiel. Ricardo hatte da noch 1:15 Minuten Vorsprung, doch das Hauptfeld fuhr inzwischen Vollgas auf den Corkscrew-Anstieg zu und holte auch die letzte Ausreißerin 15,5 Kilometer vor Schluss bereits ein.

Trek – Segafredo zog das Hauptfeld mit Höllentempo in den steilen Anstieg hinein, wo die Australische Meisterin Brodie Chapman die Gruppe rasend schnell auf nur noch knapp 15 Frauen verkleinerte. Zehn Kilometer vor Schluss verlor dann Manly den Anschluss und im selben Moment scherte an der Spitze Chapman aus, um den Weg für Spratts Attacke frei zu machen. Einzig Brown konnte noch einige Meter auf Tuchfühlung mit der dreimaligen Tour-Down-Under-Siegerin bleiben, doch in den steilsten Rampen musste auch sie die Kletter-Spezialistin ziehen lassen.

An der Bergwertung lag Spratt schließlich 19 Sekunden vor ihrer Landsfrau, doch Brown gab nicht auf, ging in der Abfahrt volles Risiko und rauschte mit all ihren Zeitfahrqualitäten schließlich auf den flachen drei Schlusskilometern an Spratt heran, um sie schließlich im Sprint zu bezwingen.

Results powered by FirstCycling.com

Weitere Radsportnachrichten

21.12.2024Schöne Highlights und ein sehr starker August

(rsn) – 22 Jahre ist Fabio Christen (Q36.5 Pro Cycling) alt, und der Schweizer kommt aus einer wahren Radsportfamilie. Schon sein Großvater gehörte zu den besten Straßensportlern und auch sein Va

21.12.2024Red-Bull-Sportchef Aldag über die Transfers von Lazkano und Co.

(rsn) – Es war abzusehen, dass Red Bull – Bora – hansgrohe auch in diesem Winter wieder allerhand Veränderungen am Kader für die neue Saison vornehmen würde. Neun Profis stoßen 2025 zum Team

21.12.2024Vandeputte mit Start-Ziel-Sieg zum ersten Weltcuperfolg

(rsn) – Dank einer technischen Glanzleistung hat Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) in Hulst nicht nur einen Start-Ziel-Sieg, sondern auch seinen ersten Weltcup-Erfolg gefeiert. Der Belgier w

21.12.2024Schreiber startet am schnellsten und bleibt bis zum Schluss vorn

(rsn) – Schnellstarterin Marie Schreiber (SD Worx – Protime) hat den Cross-Weltcup in Hulst mit einem Start-Ziel-Sieg für sich entschieden. Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) baute als Zweite

21.12.2024Knolle, Groß, John und Zemke zu rad-net - Rembe - Sauerland

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

21.12.2024Vom Niemandsland nach Alpe d’Huez in wenigen Monaten

(rsn) – Als Ruderin stand Valentina Cavallar schon bei den Olympischen Spielen am Start und ihr Einstieg in den Radsport kam dann doch sehr überraschend. Erst im April fand sie einen Platz bei der

21.12.2024“Riesige Erleichterung“: Auf dem Weg zurück zu alter Stärke

(rsn) – Er war noch nicht ganz wieder der Alte, doch nach zwei krankheitsbedingt schwarzen Saisons hat Maximilian Schachmann 2024 endlich erneut aufblitzen lassen können, wozu er fähig ist. Das ge

21.12.2024Van Empel muss Cross-Wochenende auslassen

(rsn) - Wegen eines Trainingssturzes muss Weltmeisterin Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) die beiden Cross-Weltcups in Hulst und Zonhoven an diesem Wochenende auslassen. Wie die Niederländerin a

21.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

20.12.2024Meisterschaftsdoppel versöhnte nach Olympia-Enttäuschung

(rsn) – Die Olympischen Spiele in Paris hatten die Österreicherin Anna Kiesenhofer (Roland) wieder in den Fokus der medialen Aufmerksamkeit zurückgeholt. Immer wieder wurde ihre Sensationsfahrt v

20.12.2024Van Aert kehrt in Mol zu seiner ersten Liebe zurück

(rsn) - Viel Zeit zur Vorbereitung konnte sich Wout van Aert (30) nicht gönnen. Nach nur drei Tagen im Cross-Training will der Belgier am Montag beim Superprestige in Mol starten. Der Cross-Vizeweltm

20.12.2024Van Schip wegen Drohungen und Beleidigungen gesperrt

(rsn) - Wegen "Beleidigungen, Drohungen und unangemessenem Verhalten“ bei der Bahn-WM in Ballerup (Dänemark) hat die UCI den Niederländer Jan-Willem van Schip vom 27. Dezember 2024 bis zum 1. Febr

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine