Schlechter Umgang bei Verbänden mit positivem Test

14 Jahre alter Dopingtest von Blaak wirft Fragen auf

Foto zu dem Text "14 Jahre alter Dopingtest von Blaak wirft Fragen auf"
Chantal van den Broek-Blaak (SD Worx) | Foto: Cor Vos

20.12.2022  |  (rsn) – Chantal van den Broek-Blaak pausiert derzeit. Während ihre Teamkolleginnen von SD Worx für die neue Saison trainieren, bereitet sich die Weltmeisterin von 2017 langsam darauf vor, im kommenden Mai erstmals Mutter zu werden. Ihre Karriere hat die 33-Jährige noch nicht beendet. 2024 soll van den Broek-Blaak voraussichtlich ins Peloton zurückkehren und danach Sportliche Leiterin bei ihrem aktuellen Team werden.

Doch anstatt nun ruhige Weihnachten zu verleben, muss sich die Niederländerin aufgrund kritikwürdigem Umgang von Dopingbehörden und Verbänden mit einem 14 Jahre alten Dopingtest noch einmal mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen. Denn durch einen Bericht des Algemeen Dagblad (AD) ist Wirbel um einen Dopingtest entstanden, den van den Broek-Blaak im Jahr 2008 bei den Studenten-Weltmeisterschaften abgegeben hat. 

Die damals noch unverheiratete Blaak ist im Anschluss an den Gewinn der Silbermedaille positiv auf das Diuretikum Furosemid getestet worden. Das ist ein harntreibendes Medikament, das unter anderem bei Nierenversagen und Herzödemen eingesetzt wird und auf der Dopingliste steht, weil es als Maskierungsmittel für andere verbotene Substanzen verwendet werden kann.

Fall wirft schlechtes Licht eher auf Strukturen als auf eine 19-Jährige

Laut Welt-Anti-Doping-Code hätte sie damals für zwei Jahre gesperrt werden sollen, wenn sie nicht hätte nachweisen können, auf welche Art und Weise das Mittel ohne ihr Wissen in ihren Körper gelangt sei. Doch die 19-jährige Blaak, damals Neuprofi beim Team AA Drink, aus dem später das Team Boels-Dolmans (heute SD Worx) hervorgegangen ist, musste lediglich ihre Silbermedaille zurückgeben und Annemiek van Vleuten rückte vom dritten auf den zweiten Rang vor.

Der Fall an sich ist in der Szene daher nicht unbekannt und die Niederländerin selbst äußerte sich sogar schriftlich gegenüber dem Algemeen Dagblad (AD) dazu: "Ich habe meine Geschichte den damals beteiligten Parteien und Behörden erklärt. Sie haben dann beschlossen, mir keine Sperre aufzuerlegen." Mit wem genau sie darüber aber gesprochen habe, das erklärte van den Broek-Blaak aber  nicht. Sie wolle nicht mehr auf einen Fall eingehen, "der vor 14 Jahren passiert ist und der nichts mit Doping zu tun hatte. Ich möchte noch einmal betonten, dass ich während meiner gesamten Karriere niemals Doping eingesetzt habe. Ich kann mich im Spiegel anschauen."

Sportrechtlich ist der Fall seit 2016 verjährt und strafrechtlich ist er wegen damals noch nicht existierender staatlicher Anti-Doping-Gesetze ohnehin irrelevant. Man könnte daher meinen: Ist doch egal. Doch die Tatsache, dass es keine Aufzeichnungen gibt, was mit dem positiven Test von damals passiert ist, wirft Fragen auf.

Wo verschwand der Fall in der Versenkung?

Denn dass es den Test gegeben hat, bestreitet niemand. Blaaks damaliger Teamchef vom Rennstall AA Drink, Michael Zijlaard, und auch der damalige Nationaltrainer der Niederländerinnen, Johan Lammerts, bestätigen das. Und auch die Fahrerin selbst hat in ihrem Statement gegenüber AD nicht widersprochen. Der Jahresbericht der niederländischen Anti-Dopingbehörde Doping Autoriteit von 2008 beinhaltet einen Furosemid-Fall im Radsport. Laut Doping Autoriteit sei der positive Test damals an den Studentensport-Weltverband FISU weitergegeben worden, der die Studenten-Weltmeisterschaften ausrichtet.

Dort aber verläuft die Spur im Sand. Bei der FISU ist man sich auf Nachfrage des AD nicht mehr sicher, was mit der Dopingprobe anschließend geschehen ist – im Archiv sei nichts zu finden, erklärte FISU-Pressesprecher Olivier Van Bogaert. Der Test hätte von der FISU an die UCI weitergeleitet werden müssen, die aber erklärt laut AD nun, nie etwas bekommen zu haben.

Deshalb kam es wohl auch nie zu einer Sperre durch den Weltverband und Blaak fuhr weiter Radrennen, wurde 2009 U23-Europameisterin und entwickelte sich später zum Weltklasse-Profi, mit dem WM-Titel 2017 in Bergen und Siegen bei Flandern-Rundfahrt, Amstel Gold Race und Strade Bianche als Krönung.

Nationaltrainer stellte keine weiteren Fragen

Von einer anonymen Quelle erfuhr AD, dass Blaak einigen Fahrerinnen später erzählt habe, sie habe das Diuretikum damals genommen, um Gewicht zu verlieren, was im Team AA Drink laut mehreren Ex-Fahrerinnen besonders wichtig gewesen sei. Die Teamleitung habe die Fahrerinnen immer wieder gewogen und auf Gewichtsreduzierung gedrängt. Der damalige AA-Sportdirektor Zijlaard bestätigt, dass das Thema Gewicht für ihn und sein Team von Bedeutung gewesen sei, weil gute Ernährung bei den Fahrerinnen damals noch nicht verbreitet gewesen sei.

Besonders interessant ist: Der damalige Nationaltrainer Lammerts bestätigt, von dem positiven Test gehört, später aber nicht mehr nachgefragt zu haben. "Ich war kein Mitglied des Disziplinarausschusses und bin davon ausgegangen, dass der Fall erledigt ist. Ich habe nie danach gefragt und für mich war es kein Grund, sie nicht mehr für Meisterschaften zu nominieren", zitierte ihn AD.

Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Verfolgung von Dopingfällen stellt man sich wohl anders vor, als das 2008 rund um den Fall Blaak auf Seite sämtlicher beteiligter Verbände und auch ihres Teams der Fall gewesen ist. 14 Jahre später leidet nun vor allem die damals erst 19-jährige Fahrerin darunter.

Mehr Informationen zu diesem Thema

18.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

18.04.2024Hartmann: Aus “nur durchkommen“ wurden 74 km an der Spitze

(rsn) – Elena Hartmann bekam ihre völlig durchnässten Handschuhe kaum mehr von ihren frierenden Fingern. Als die 33-Jährige vom Team Roland oben auf der Mur de Huy 5:41 Minuten nach Siegerin Kata

17.04.2024Highlight-Video des 27. Flèche Wallonne Femmes

(rsn) – Nach einem dritten (2017) und einem zweiten Platz (2021) hat Kasia Niewiadoma (Canyon – SRAM) erstmals in ihrer Karriere den Flèche Wallonne Femmes gewonnen. Bei der 27. Ausgabe des Arden

17.04.2024Nach fast fünf Jahren bricht Niewiadoma an der ´Mur´ den Bann

(rsn) – Fast fünf Jahre musste Kasia Niewiadoma (Canyon – SRAM) auf den 19. Sieg ihrer Profikarriere warten. Bei der 27. Ausgabe des Flèche Wallonne Femmes war es soweit. Nach 146 Kilometern mit

17.04.2024Ludwig: “Vielleicht wird der Wind einer Gruppe in die Karten spielen“

(rsn) – Erstmals in der Geschichte des Flèche Wallonne starten die Frauen nach den Männern. Auf den 146 Kilometern rund um Huy müssen sieben kategorisierte Anstiege bewältigt werden, die berühm

16.04.2024Es gilt nur eins: Wer erklimmt die Mur de Huy am schnellsten?

(rsn) – Sieben Mal Anna van der Breggen, fünf Mal Marianne Vos, fünf Mal Alejandro Valverde und drei Mal Julian Alaphilippe: Kein Rennen wurde in den letzten 20 Jahren so oft von denselben Fahreri

16.04.2024Eine Mur mehr als bisher: Strecken des Flèche Wallonne im Detail

(rsn) – Wenn am Mittwoch zum 30. Mal in Charleroi der Flèche Wallonne der Männer beginnt, gibt es ein Novum: Bei der 88. Austragung des ´Wallonischen Pfeils´ wird die Mur de Huy erstmals vier Ma

16.04.2024Shackley muss ihre Karriere mit nur 22 Jahren beenden

(rsn) – Anna Shackley (SD Worx – Protime) muss ihre Profikarriere im Alter von nur 22 Jahren beenden. Die Britin, die im vergangenen Jahr in der U23 EM-Zweite und WM-Dritte sowie Zweite der Tour d

14.04.2024Fast wie bei der Tour? Bauernfeind prägt Amstel als Ausreißerin

(rsn) – Lediglich drei Deutsche standen am Sonntag beim Amstel Gold Race der Frauen am Start. Eine davon aber prägte das um 56 auf 101,4 Kilometer verkürzte und zweigeteilte Rennen durch die Hüge

14.04.2024Motorrad-Polizist bricht sich bei schwerem Amstel-Unfall fünf Rippen

(rsn) – Der Polizist, der im Rahmen des Amstel Gold Race der Frauen beim Vorausfahren vor dem Peloton zur Streckensicherung mit einem wendenden Auto kollidiert ist und dabei schwer stürzte, ist ver

14.04.2024Wiebes jubelt, aber Vos gewinnt ihr zweites Amstel Gold Race

(rsn) – Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) hat zum zweiten Mal nach 2021 beim Amstel Gold Race (1.WWT) triumphiert und ihrer Landsfrau Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) kurz vor der Ziellinie n

14.04.2024Amstel der Frauen wegen Verkehrsunfall um 56 km verkürzt

(rsn) – Das Amstel Gold Race der Frauen ist durch einen Unfall außerhalb des Rennens um rund 56 auf 101 Kilometer verkürzt worden. Nach Informationen von radsport-news.com ist ein Polizei-Motorrad

Weitere Radsportnachrichten

18.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

18.04.2024TotA-Sturz: Harper kommt mit leichter Gehirnerschütterung davon

(rsn) – Entwarnung für Chris Harper: Der Australier von Jayco – AlUla ist bei seinem Sturz rund 25 Kilometer vor dem Ziel der Königsetappe der Tour of the Alps ohne schlimmeren Verletzungen dav

18.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

18.04.2024Die Aufgebote für das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum krönenden Abschluss der sogenannten steht am 21. April die 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich an. La Doyenne, wie das 1892 erstmals ausgetragene und damit älteste Eintagesrenn

18.04.2024Steinhauser: Giro-Test mit Prädikat sehr gut

(rsn) – Den Feinschliff für sein Grand-Tour-Debüt holt sich Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) derzeit bei der 47. Tour of the Alps (2.Pro). In wenigen Wochen geht es für den Allgäue

18.04.2024Belgrade Banjaluka: Ausreißer Albrecht zum Auftakt Zweiter

(rsn) – Zum Auftakt von Belgrade Banjaluka (2.2) hat das Team P&S Metalltechnik – Benotti einen starken Auftritt hingelegt. Auf der 140 Kilometer langen 1. Etappe zwischen Belgrad und Bijeljina b

18.04.2024Auf der Königsetappe macht Carr die schwachen Tage vergessen

(rsn) – Mit einem Soloritt über rund 30 Kilometer hat sich Simon Carr (EF Education – EasyPost) die Königsetappe der 47. Tour of the Alps (2.Pro) gesichert. Der 25-jährige Brite setzte sich üb

18.04.2024Hartmann: Aus “nur durchkommen“ wurden 74 km an der Spitze

(rsn) – Elena Hartmann bekam ihre völlig durchnässten Handschuhe kaum mehr von ihren frierenden Fingern. Als die 33-Jährige vom Team Roland oben auf der Mur de Huy 5:41 Minuten nach Siegerin Kata

18.04.2024Extrembedingungen beim Flèche, aber kein Schlechtwetterprotokoll

(rsn) – Zwei Rennen unter Extrembedingungen hart an der Grenze des Schlechtwetterprotokolls der UCI bot der Flèche Wallonne am Mittwoch: Nachdem beim Start der Männer um 11:15 Uhr in Chareleroi no

18.04.2024Trotz wenig Schlaf: Benoot holt ein “exzellentes Ergebnis“

(rsn) – Vor dem Start des 88. Flèche Wallonne in Charleroi hatte Tiesj Benoot (Visma – Lease a Bike) noch mehr über die Geburt von Töchterchen Loes gesprochen, die am Abend zuvor zur Welt gekom

18.04.2024Lüttich-Bastogne-Lüttich im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. La Doyenne, das älteste Eintagesrennen der Welt, ist mit seinen kurzen, teils extrem steilen Anst

18.04.2024Lopez: “Einer der härtesten Tage meines Lebens“

(rsn) – Die 3. Etappe der Tour of the Alps 2024 wird den Teilnehmern lange in Erinnerung bleiben. Zwar hatte der 124,8 Kilometer lange Abschnitt rund um Schwaz in Tirol nur wenig an Spektakel zu bie

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Belgrade Banjaluka (2.2, BIH)