Fuglsang bekommt Gelb vor und verteidigt es

Tour de Suisse: Denz gewinnt auf der Innenbahn

Von Kevin Kempf

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Nico Denz feiert seinen Sieg. | Foto: Cor Vos

17.06.2022  |  (rsn) – Nico Denz (DSM) hat die 6. Etappe der Tour de Suisse auf der Moosalp gewonnen. Im Sprint setzte er sich nach 177 Kilometern auf 2022 Metern Höhe gegen vier Ausreißer durch. Nach einer Auswertung des Zielfotos blieb Clément Champoussin (AG2R – Citroën) nur der zweite Platz. Dritter wurde José Herrada (Cofidis) vor Quinn Simmons (Trek – Segafredo) und Fausto Masnada (Quick-Step Alpha Vinyl).

30 Fahrer, darunter Aleksandr Vlasov (Bora - hansgrohe) und die gesamten Mannschaften von UAE Team Emirates, Alpecin – Fenix und Bahrain Victorious konnten, größtenteils wegen der neuen Corona-Welle, in Locarno nicht mehr am Start erscheinen. Jakob Fuglsang (Israel – Premier Tech) trug darum das Gelbe Trikot, das er als Tageszehnter verteidigte.

Zwölf Ausreißer bestimmten die Etappe und konnten den Schlussanstieg zur Moosalp hinauf mit 5:30 Minuten in Angriff nehmen. Dort zeigte Denz gleich auf den ersten Metern seine tollen Beine, in dem er die Gruppe sprengte. “Ich habe mich wirklich fantastisch gefühlt heute. Ein großer Dank geht raus an den Staff, der mich fitgehalten hat“, sagte er im Ziel-Interview. Bei hohen Temperaturen hatten die Betreuer mit Eis und Wasser immer wieder für Abkühlung gesorgt.

Aus dem Dutzend machte er mit seiner Attacke ein Quartett, doch Simmons und Quentin Pacher (Groupama – FDJ) konnten dem Tempo Masnadas nicht folgen. Der Italiener musste fast die gesamte Führungsarbeit allein verrichten. “Am letzten Anstieg hieß es dranbleiben, dranbleiben, dranbleiben an Masnada. Er hat mich fast kaputt gefahren“, gab der Tagessieger zu.

Doch die Taktik des DSM-Profis sorgte bei Masnada für Unmut. Er attackierte und gestikulierte – letztendlich drosselte er das Tempo, sodass ein Verfolgerduo zur Spitze aufschloss. Auf dem letzten Kilometer kam sogar noch Simmons zurück, der nicht lange fackelte und den Sprint eröffnete. Denz schien überrascht und folgte hinter Champoussin an dritter Position. “Am Ende dachte ich schon, ich habe die Etappe verloren, weil ich meinen Sprint zu spät gestartet habe“, erinnerte sich der 28-Jährige, der seinen dritten Profisieg feierte.

Doch Denz sprintete an der rechten Seite an Simmons vorbei, während Champoussin den US-Amerikaner links überholte. Eine schlechte Entscheidung, da das Ziel in einer Rechtskurve lag. So schien der Franzose gewonnen zu haben. Auch Denz sah sich zunächst als Verlierer, wurde nach einigen Minuten der Unsicherheit aber doch überrascht. “Endlich mal ein Erfolg für mich. Ich bin normalerweise nicht derjenige, der gewinnt. Aber heute ist mein Tag“, freute er sich.

Die Favoriten ließen sich lange nicht in die Karten schauen. Erst auf den letzten vier Kilometern wurde das Tempo angezogen. So konnte Stefan Küng (Groupama – FDJ) als 19. seinen Zeitverlust auf 39 Sekunden auf Geraint Thomas (Ineos Grenadiers), der die Favoritengruppe ins Ziel führte, beschränken. Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) wagte rund sieben Kilometer vor dem Ziel einen Angriff, dem nur Fuglsang folgte und der schnell vereitelt wurde. Im Ziel büßte der Deutsche Meister 52 Sekunden auf die besten Klassementfahrer ein.

In der Gesamtwertung tat sich aufgrund der passiven Fahrweise wenig. Fuglsang liegt weiterhin eine Sekunde vor Thomas. Neuer Dritter ist Sergio Higuita (Bora – hansgrohe), der mit seinen zehn Sekunden Rückstand im Klassement die Führung in der Nachwuchswertung übernahm. Simmons gewann 26 Bergpunkte und bleibt im Roten Trikot. Sechs Zähler hinter dem 21-Jährigen liegt Denz auf Position zwei. Michael Matthews (BikeExchange – Jayco) gewann als Teil der Gruppe des Tages beide Zwischensprints und schob sich dank dieser acht Punkte an Andreas Leknessund vorbei an die Spitze des Punkteklassements.

So lief das Rennen:

Nach 14 Kilometern setzten sich Pacher, Nelson Oliveira (Movistar) und Masnada vom Feld ab. Nach und nach kamen neun weitere Fahrer, unter ihnen Denz, Champoussin, Herrada, Matthews und Roland Thalmann (Schweiz) hinzu. Masnada war mit 8:58 Minuten Rückstand auf Fuglsang der bestplatzierte Fahrer im Klassement.

Im Nufenenpass (HC) fiel Dion Smith (BikeExchange – Jayco) aus der Spitzengruppe zurück. Simmons sicherte sich oben 5:30 Minuten vor dem Feld die 20 Bergpunkte. Während Astana Qazaqstan im Anstieg für Tempo gesorgt hatte, übernahm Israel - PremierTech nach der Abfahrt im Tal wieder das Kommando. Gemeinsam drückten sie den zwischenzeitlich auf sieben Minuten angewachsenen Rückstand der Meute bis zum Schlussanstieg wieder auf 5:45 Minuten. Zuvor hatte allerdings Matthews noch bei Zwischensprints gewonnen und somit Leknessund überholt.

Die Moosalp

Zu Beginn des Schlussanstieges griffen Denz und Pacher an. Simmons und Masnada konnten wenig später den Kontakt zum Spitzenduo wiederherstellen. Bei noch 14,5 zu fahrenden Kilometern musste Pacher passen.

Masnada machte vorn den besten Eindruck und schüttelte mit einer Attacke 11,5 Kilometer vor dem Ziel Simmons ab. Im Feld griff der im Klassement weit zurückliegende Alexey Lutsenko (Astana Qazaqstan) circa zehn Kilometer vor dem Ziel an.

Da Denz vorn kaum mitfuhr, gab es Unstimmigkeiten zwischen dem Deutschen und dem Italiener. So konnten 3,9 Kilometer vor dem Ziel Champoussin und Herrada wieder vorn aufschließen. Eine mächtige Attacke Masnadas 900 Meter später verpuffte. Rund vier Kilometer vor dem Ziel wurde Lutsenko wieder eingeholt.

Das Spitzenquartett unternahm auf den letzten Kilometern einige Stehversuche. So konnte 500 Meter vor dem Ziel Simmons vorn aufschließen. Der US-Amerikaner zog kurz danach den Sprint an. Denz und Champoussin setzten nach, der Deutsche konnte auf der Innenbahn den auf der Außenbahn sprintenden Franzosen knapp schlagen. Herrada wurde Dritter.

Im Feld wurde erst auf den letzten vier Kilometer eine Selektion durchgeführt. Zehn Fahrer sprinteten um Platz acht und eventuelle Sekunden; Thomas war der Schnellste der Favoriten.

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