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20.06.2022 | (rsn) - Nur drei Fahrer von Bora – hansgrohe erreichten das Ziel der Tour de Suisse in Vaduz. Trotzdem gewannen die Raublinger die Mannschaftswertung und belegten mit Sergio Higuita Platz zwei auf dem Podium. Zudem fuhren Felix Großschartner (7.) und Max Schachmann (10.) in die Top Ten der Gesamtwertung. Ein überragendes Ergebnis, wenn man die emotionale Achterbahnfahrt bedenkt, die das Trio durchleben musste!
"Du gehst morgens zum Frühstück und bekommst von Doktor die Nachricht, dass wieder einer wegen Corona aussteigen musste. Jeden Tag wurden wir weniger“, erzählte der Sportliche Leiter Jens Zemke, den radsport-news.com kurz vor dem Heimflug telefonisch am Flughafen von Zürich erreichte.
Nur leichte Corona-Symptome
Zum Glück erkrankten die Betroffenen nicht schwer. Zemke: "Einige hatten keine Symptome, andere nur ein leichtes Kratzen im Hals, wie es auch von einer Klimaanlage ausgelöst werden kann. Woher die Infektionen kamen, können wir uns auch nicht erklären. Nachdem sie aufflammten, waren wir wieder supervorsichtig mit Maske, Abstand und Einzelzimmer. Aber wenn man es eingefangen hat, ist es zu spät. Für die Tour könnte das zum Problem werden.“
Das Podium der Tour de Suisse: Sieger Geraint Thomas (Ineos Grenadiers), der Zweitplatzierte Higuita (rechts) und Jakob Fuglsang (Israel - Premier tech) | Foto: Cor Vos
___STEADY_PAYWALL___Doch nicht nur Corona setzte Bora- hansgrohe während der heißen Woche in Ausnahmezustände, die mit 40 Grad im abschließenden Zeitfahren kulminierten. Mit einer bärenstarken Leistung hatte sich Max Schachmann nach zwei Etappen auf Platz zwei der Gesamtwertung vorgearbeitet, als ihn am dritten Tag ein Sturz vier Kilometer vor dem Ziel aus dem Rennen ums Gelbe Trikot warf. Zudem musste mit dem ebenfalls zu Fall gekommenen Frederik Wandahl der erste Bora-Profi die Schweiz-Rundfahrt verlassen.
Vlasov fuhr ins Gelbe Trikot und muss aussteigen
Doch das Team steckte den Rückschlag weg und statt Schachmann eroberte Alexandr Vlasov am fünften Tag das Führungsleibchen. Es folgte der nächste Tiefschlag. "Vlasov holt das Trikot und kann es nicht verteidigen, weil er am nächsten Morgen positiv getestet wird“, schilderte Zemke die Schocknachricht vor der 6. Etappe. Der Russe musste wie der ebenso infizierte Anton Palzer das Rennen verlassen. Vor dem siebten Teilstück musste auch noch Marco Haller aufgeben.
Max Schachmann war auf einem guten Weg, das Gelbe Trikot zu erobern. Doch er wurde von einem Sturz aufgehalten. Trotz zahlreicher Prellungen und Schürfwunden bewies er im weitern Verlauf, dass er in Tourform ist | Foto: Cor Vos
Aber auch davon ließen sich die Bayern nicht stoppen. Zemke: "Wir haben die dritte Karte gezogen, Higuita!“ Der Kolumbianer eroberte am Ende der 7. Etappe das Gelbe Trikot zurück. Zemke: "Sergio ist super gefahren, weil wir Zeit für das Zeitfahren gegen Powless und Fuglsang gutmachen wollten. Dabei hat er Gelb geholt.“
"Da hatten wir wenigstens etwas Glück“, erzählte Zemke weiter, "denn Sergios Reisegepäck kam nie in der Schweiz an. Weil er Gelb innehatte, bekam er vom Veranstalter einen einteiligen Rennanzug gestellt. Andernfalls hätte er er in Trikot und Hose antreten müssen. Man bedenke, wir machen Tests im Windkanal und dann hätte er im Zweiteiler rangemusst.“
Dem Sportlichen Leiter war klar, dass der Kolumbianer die Gesamtführung im Zeitfahren nicht würde verteidigen können. Doch der Gewinner der Katalonien-Rundfahrt fuhr die elftbeste Zeit, belegte am Ende den zweiten Platz in der Gesamtwertung und trug mit dazu bei, die am Tag zuvor an Groupama – FDJ verlorene Mannschaftswertung zurückzuholen. Zudem verteidigte er das Weiße Trikot des besten Jungprofis.
Alexandre Vlasov fuhr am 5. Tag ins Gelbe Trikot, bevor er wegen Corona aussteigen musste. | Foto: Cor Vos
Higuita erobert Gelb zurück
"Unser Ziel war das Podium“, verriet Zemke die ursprüngliche Hoffnung. "Aber Higuita legte das beste Zeitfahren seines Lebens hin. Das stimmt doch, Sergio?“, fragte Zemke während des Telefonats mit radsport-news.com den neben ihm stehenden Profi, der das bejahte. "Als dann im Tourfunk gesagt wurde, 'Thomas Erster, Higuita Zweiter‘, sind wir im Begleitfahrzeug ausgeflippt, so haben wir uns gefreut“, schilderte Zemke die Überraschung auch bei der Sportlichen Leitung über die unverhofft gute Platzierung.
"Wir wussten, dass es bei dem flachen Zeitfahren schwer werden würde. Wenn es ein Bergzeitfahren gewesen wäre, hatte Higuita Gelb mit nach Haus genommen“, ist sich Zemke sicher, der trotz aller Rückschläge ein positives Fazit der Schweiz-Rundfahrt zog: "So gut waren wir bei der Tour de Suisse noch nie. Wir hatten das Trikot mit zwei unterschiedlichen Fahrern und gewinnen die Mannschaftswertung, obwohl wir nur noch mit drei Profis im Rennen waren.“
Higuita eroberte am 7. Tag die Führung der Schweiz-Rundfahrt zurück. | Foto: Cor Vos
Die neue Corona-Welle wird große Auswirkungen auf die Tour de France haben. Eines beruhigte Zemke aber: "Bei denen, die es jetzt hatten (wie Tour-Kapitän Vlasov, d. Red.), ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass sie es gleich wieder kriegen.“
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