Lippert wird starke Achte

Van Vleuten mit zwei Attacken zum zweiten Lüttich-Sieg

Von Felix Mattis aus Lüttich

Foto zu dem Text "Van Vleuten mit zwei Attacken zum zweiten Lüttich-Sieg"
Drei Jahre nach ihrem ersten Sieg hat Annemiek van Vleuten (Movistar) beim Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen (1.UWT) erneut triumphiert. | Foto: Cor Vos

24.04.2022  |  (rsn) – Annemiek van Vleuten (Movistar) hat drei Jahre nach ihrem ersten Triumph an selber Stelle zum zweiten Mal Lüttich-Bastogne-Lüttich gewonnen. Damit krönte die Niederländerin eine bärenstarke Klassikerkampagne, in der es bislang nur am ganz großen Sieg gemagelt hatte, endlich mit dem Sprung auf die oberste Stufe des Podiums. Nach zweiten Plätzen bei Strade Bianche, der Flandern-Rundfahrt und dem Fleche Wallonne sowie einem vierten Platz beim Amstel Gold Race war van Vleuten in Lüttich diesmal die mit Abstand Stärkste bergauf und setzte sich als Solistin durch.

Platz zwei ersprintete aus einer fünfköpfigen Verfolgerinnengruppe die Australierin Grace Brown (FDJ Nouvelle Aquitaine Futuroscope) vor Titelverteidigerin Demi Vollering (SD Worx) und deren Teamkollegin Ashleigh Moolman. Vollering hatte auch 2019 bei Van Vleutens erstem Sieg in Lüttich bereits als Dritte auf dem Podium gestanden.

"Das ist mein bestes Frühjahr überhaupt", sagte Van Vleuten mit Blick auf ihrer Leistungsdaten. Sie habe in den vergangenen Rennen immer wieder Bestwerte produziert, doch aufgrund des stark gestiegenen Niveaus im Peloton sei es 2022 so schwer wie nie zuvor, sich auch durchzusetzen. "Deshalb ist jeder Sieg jetzt besonders schön", so die 39-Jährige, die ihre Gegnerinnen gleich zweimal hatte stehen lassen: erst an La Redoute, dann auch an der Cote de la Roche-aux-Faucons erneut.

"Ich habe schon an der Redoute attackiert, um das Rennen schwerer zu machen", erklärte sie. Denn aufgrund der größeren Leistungsdichte fürchtete Van Vleuten, sonst in einer größeren Gruppe im Ziel anzukommen. Tatsächlich waren die Favoritinnen 15 Kilometer vor Schluss am Fuß des letzten Anstiegs von Roche-aux-Faucons sogar nochmal in einer 15-köpfige Gruppe zusammengerollt, bevor Van Vleuten dann ihre zweite und entscheidende Attacke lancierte.

Lippert in Lüttich diesmal Achte

"Annemiek war heute beeindruckend, einfach die Stärkste. Wenn sie antrat, konnte ich nicht folgen", musste daher auch Titelverteidigerin Vollering anerkennen, die ihre Nachfolgerin also gleich zweimal ziehen lassen musste. Vollering, die bei den Ardennen-Klassikern nicht ganz so stark wirkte wie noch im vergangenen Jahr, erklärte außerdem, ihre Periode habe sie etwas eingebremst. "Sie sollte eigentlich schon vor zwei Wochen kommen. Das wäre perfekt gewesen", meinte sie. "Kurz vor der Regel habe ich nicht so gute Beine. Aber damit müssen alle Frauen kämpfen."

Liane Lippert (Team DSM) sprintete als beste deutschsprachige Fahrerin in der zweiten Verfolgerinnengruppe hinter Arlenis Sierra (Movistar) auf den achten Platz. Die Friedrichshafenerin hatte an den schwersten Anstiegen La Redoute und Roche-aux-Faucons nicht mit den allerbesten fünf bis sechs Frauen mithalten können und fand sich jeweils in der Verfolgerinnenrolle wieder.

Lippert war am Ende mit vier Top-Ten-Platzierungen bei vier Ardennenklassikern – darunter zwei dritte Plätze beim Amstel Gold Race und dem Pfeil von Brabant - trotzdem sehr zufrieden. "Es ist schöner, um den Sieg mitzufahren. Aber ich habe es schon bei La Redoute gemerkt, dass ich Probleme habe. Ich kam aber wieder zurück. Und am Roche-aux-Faucons da war es einfach wieder zuschnell. Ich habe alles gegeben, aber es hat einfach nicht gereicht", sagte Lippert in Lüttich zu ihrem Auftritt.

So lief das Rennen:

In der ersten Rennstunde ließ das Peloton kaum eine Angreiferin um mehr als zehn Sekunden entwischen. Es dauerte daher bis nach 40 Kilometern, dass sich ein erstes Ausreißer-Quartett bildete, das dann aber schnell auf 1:30 Minuten enteilte. Quinty Ton (Liv Racing Xstra) war dort am Berg die Stärkste und sicherte sich auch die ersten beiden Bergpreise, bevor die Gruppe zur Rennhalbzeit an der Cote de la Haute-Levée, dem dritten von sieben kategorisierten Anstiegen, wieder gestellt wurde.

SD Worx hatte im Hauptfeld das Tempo angezogen und für den Zusammenschluss gesorgt, bevor dann auf dem Weg zum Col du Rosier rund 60 Kilometer vor dem Ziel um Marlen Reußer (SD Worx) die nächste Spitzengruppe entstand – mit acht sehr starken Frauen. Diese Gruppe fuhr ebenfalls schnell mehr als eine Minute und sogar bis zu 1:45 Minuten heraus. Doch im Hauptfeld gab das UAE Team ADQ um die spanische Meisterin Mavi Garcia alles, um den Abstand bis zum Fuß der berüchtigten La Redoute-Steigung 31 Kilometer vor Schluss auf eine Minute zu verringern.

Dort attackierte im steilsten Abschnitt dann erstmals van Vleuten, nachdem SD Worx mit Ashleigh Moolman in den Anstieg hinein Tempo gemacht und das Hauptfeld zum Explodieren gebracht hatte. Van Vleuten ließ all ihre Kontrahentinnen stehen und marschierte auch an der Spitzengruppe vorbei, aus der einzig Reußer es schaffte, sich über die Kuppe hinweg noch festzubeißen.

Mit der Schweizer Meisterin am Hinterrad gab van Vleuten weiter Vollgas, doch die hinter ihr anwachsende Verfolgerinnengruppe arbeitete gut zusammen und holte das Duo auf dem Weg in Richtung des letzten Anstiegs, der Cote de la Roche-aux-Faucons, wieder zurück. Es entstand ein kurzer Moment des Zögerns im Feld, den Grace Brown (FDJ Nouvelle Aquitaine Futuroscope) nutzte, um sich allein abzusetzen.

Brown nutzt Moment der Ruhe zum Solo

Die Australierin fuhr 25 Sekunden an Vorsprung heraus, was SD Worx dazu verleitete, mit Reußer nachzuführen. So konnte das Team den Abstand bis zur Roche-aux-Faucons-Steigung in Grenzen halten. Dort aber waren es dann nicht Moolman und Vollering, die attackierten und an Brown vorbeimarschierten, sondern erneut van Vleuten. Die Niederländerin bewies, dass sie an diesem Tag bergauf die mit Abstand stärkste war und startete ein 14-Kilometer-Solo zum Sieg mit an der Bergwertung acht Sekunden Vorsprung auf die Verfolgerinnen.

Hinter ihr rettete sich Brown gerade noch mit ihrer Teamkollegin Marta Cavalli sowie Moolman, Vollering und Trek – Segafredo-Kapitänin Elisa Longo Borghini über den Anstieg. Dieses Quintett arbeitete dann auf den letzten 13 Kilometern gut zusammen, konnte Van Vleuten aber nicht mehr einholen und kämpfte in Lüttich letztlich um Rang zwei. Amstel- und Fleche-Siegerin Cavalli zog den Sprint dabei an und Brown vollendete, um FDJ den zweiten Platz zu sichern, während Vollering vor Moolman Dritte wurde.

Mehr Informationen zu diesem Thema

21.06.2022Alaphilippe gibt bei Französischen Meisterschaften Comeback

(rsn) – Julian Alaphilippe wird am Wochenende nach einer zweimonatigen Verletzungspause sein Comeback geben. Der zweimalige Weltmeister startet am Sonntag im Straßenrennen der französischen Meiste

28.04.2022Evenepoel läutet bei Norwegen-Rundfahrt zweite Saisonhälfte ein

(rsn) – Nach seinem Triumph bei Lüttich-Bastogne-Lüttich legt Remco Evenepoel (Quick-Step Alpha Vinyl) eine rund vierwöchige Rennpause ein, ehe er zur Norwegen-Rundfahrt (2.Pro / 24. – 29. Mai)

26.04.2022Evenepoels Trainer: Erfolg bei Lüttich hat sich abgezeichnet

(rsn) – Der bisher größte Sieg in der Karriere von Remco Evenepoel mit dem Erfolg bei Lüttich-Bastogne-Lüttich hat sich abgezeichnet. Das sagte zumindest Koen Pilgrim, einer der Trainer des jun

25.04.2022Hirschi: “Habe gesehen, dass ich auf dem richtigen Weg bin“

(rsn) – Er war einer der großen Stars des ersten Corona-Jahres: Marc Hirschi glänzte im Spätsommer und Herbst 2020 als Etappensieger und Dauer-Angreifer bei der Tour de France, wurde eine Woche d

25.04.2022Bardet: “Jeder hätte in dieser Situation dasselbe getan“

(rsn) – Vor vier Jahren belegte Romain Bardet (DSM) schon einmal den dritten Platz bei Lüttich-Bastogne-Lüttich. Nach seinem Gesamtsieg bei der Tour of the Alps gehörte der Franzose auch beim let

25.04.2022Die schlimme Bilanz des Massensturzes von Lüttich

(rsn) – Der Massensturz 62 Kilometer vor dem Ziel und einige weitere kleinere Crashs haben größere Breschen ins Feld von Lüttich-Bastogne-Lüttich geschlagen. Neben dem schwer verletzten Quick-St

25.04.2022Viermal Top 10: Lippert zufrieden mit Ardennen-Ausbeute

(rsn) – Mit einem achten Platz bei Lüttich-Bastogne-Lüttich ist die Klassiker-Kampagne von Liane Lippert (Team DSM) zu Ende gegangen. Bei allen vier Ardennenrennen kam die Friedrichshafenerin in d

25.04.2022Hinter Evenepoel kam es zum Sprint der “sterbenden Schwäne“

(rsn) – Seit dem Sieg von Philippe Gilbert (Lotto Soudal) 2011 schaffte es kein Belgier mehr aufs Podest von Lüttich-Bastogne-Lüttich, doch am Sonntag waren es bei der 108 Ausgabe gleich drei, den

24.04.2022Evenepoel zog Quick-Step-Plan auch ohne Alaphilippe durch

(rsn) – Remco Evenepoel (Quick-Step Alpha Vinyl) hat bei Lüttich-Bastogne-Lüttich auf beeindruckende Art und Weise nicht nur seinen ersten Sieg bei einem Monument eingefahren, sondern auch seinem

24.04.2022Auch in Lüttich zeigte die Bora-Kurve nach oben

(rsn) - Bora - hansgrohe arbeitete sich mit aktiver Renngestaltung bei den letzten Klassikern aus dem Krankheitstief des Frühjahrs heraus. Platz fünf für Sergio Higuita und eine dominante Vorstellu

24.04.2022Alaphilippe: Rippenbrüche, Schulterblattfraktur, Pneumothorax

(rsn) - Bei dem Massensturz 60 Kilometer vor dem Ziel des von seinem Teamkollegen Remco Evenepoel gewonnenen 108. Lüttich-Bastogne-Lüttich hat sich Weltmeister Julian Alaphilippe (Quick-Step Alpha V

24.04.2022Evenepoel jubelt nach seinem besten Tag auf dem Rad

(rsn) – Im zarten Alter von 22 Jahren hat sich Remco Evenepoel (Quick-Step Alpha Vinyl) vor seinen beiden Landsleuten Quinten Hermans (Intermarché – Wanty – Gobert) und Wout Van Aert (Jumbo –

Weitere Radsportnachrichten

31.03.2025“Großvater“ Kristoff landete fast nochmal auf dem Podium

(rsn) – Zwei Monumente konnte Alexander Kristoff (Uno-X Mobility) in seiner Karriere schon gewinnen, aber auch bei Gent-Wevelgem in Flanders Fields war der mittlerweile 37-jährige Norweger schon e

31.03.2025Jakobsen muss unters Messer und steht vor langer Zwangspause

(rsn) – Spätestens nach der Saison 2022 schien der Horror-Sturz von Fabio Jakobsen (Picnic - PoostNL) aus der Polen-Rundfahrt aus dem Jahr 2020 endgültig vergessen, der heute 28-Jährige fuhr mit

31.03.2025Tudor, TotalEnergies und Uno-X bekommen die Tour-Wildcards 2025

(rsn) – Kaum hat die UCI die Bestätigung einer möglichen dritten Wildcard für die Grand Tours im Jahr 2025 bekanntgegeben, ist auch die ASO als Veranstalterin der Tour de France nun bereits vorge

31.03.2025Wiebes‘ unglaubliche Statistiken: Die Zahlen hinter der “100“

(rsn) – Ihren ersten UCI-Sieg feierte Lorena Wiebes im Jahr 2018. Das war damals im Mai beim Dorpenomloop in Aalburg, einem Rennen, das heute nicht mehr ausgetragen wird. Damals war sie 19 Jahre alt

31.03.2025UCI bestätigt Erweiterung der Grand-Tour-Pelotons auf 23 Teams

(rsn) – Nachdem sich das Professional Cycling Council (PCC) bereits für ein zusätzliches 23. Team bei den Grand Tours ausgesprochen hatte, hat nun auch das UCI Management Komitee die Entscheidung

31.03.2025Kool schafft bei Gent-Wevelgem den Befreiungsschlag

(rsn) – Auch wenn die Weltklasse-Sprinterin Charlotte Kool (Picnic – PostNL) beim überlegenen Sieg von Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) bei Gent-Wevelgem (1.UWT) chancenlos aussah, war die 25-

31.03.2025Keßler holt dritten Platz auf Schlussetappe der Olympia´s Tour

(rsn) - Für die Teams Lotto – Kern Haus – PSD Bank und Rembe – rad-net ist mit unterschiedlichen Gefühlen eine insgesamt erfolgreiche Olympia´s Tour zu Ende gegangen und Run & Race - Wibatech

31.03.2025Kooij erleidet Schlüsselbeinbruch bei Gent-Wevelgem

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat sich bei seinem Sturz 72 Kilometer vor dem Ziel bei Gent-Wevelgem (1.UWT) das Schlüsselbein gebrochen. Das bestätigte das niederländische Team vi

31.03.2025Haller fehlte ein halbes PS bei Pedersens Attacke

(rsn) – Durch die immer früheren Attacken der Favoriten bei den belgischen Frühjahresklassikern hat sich die Taktik, über die frühe Ausreißergruppe vor das Rennen zu kommen, in den letzten Jah

31.03.2025Dwars door Vlaanderen im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Dwars door Vlaanderen (1.UWT) ist eines der kürzesten flämischen Eintagesrennen des Frühjahrs. Im vergangenen Jahr etwa betrug die Distanz "nur" 183,7 Kilometer. Für die Fahrer ist das

30.03.2025Pedersen: “Erwartet das nicht immer von mir“

(rsn) – Es war schon eine sehr eindrucksvolle Show, die Mads Pedersen (Lidl – Trek) mit seiner 56 Kilometer langen Soloflucht beim 87. Gent-Wevelgem in Flanders Fields bot. Als wäre nichts weiter

30.03.2025Degenkolb: “Als Mads losfuhr, hatte keiner die Beine“

(rsn) – John Degenkolb (Picnic – PostNL) hat beim 87. Gent-Wevelgem (1.UWT) eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er trotz seiner 36 Jahrebei harten, langen Eintagesrennen immer noch mit der

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine