Vorschau 119. Paris-Roubaix

Van Aert vs. van der Poel? Ein Duell, das wohl keines wird

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Van Aert vs. van der Poel? Ein Duell, das wohl keines wird"
Mathieu van der Poel (Alpecin - Fenix, vorn) und Wout Van Aert (Jumbo - Visma) bei Mailand-Sanremo | Foto: Cor Vos

17.04.2022  |  (rsn) - Als Mathieu van der Poel (Alpecin - Fenix) bei Mailand-Sanremo nach langer Verletzungspause seinen Saisoneinstand gab, galt sein langjähriger Rivale Wout Van Aert (Jumbo - Visma) als Top-Favorit. Doch dann landete der Niederländer als Dritter auf der Via Roma gleich fünf Positionen vor dem Belgier, der allerdings mit Siegen beim Omloop Het Nieuwsblad und der E3 Classic ebenfalls überragende Vorstellungen ablieferte und auch bei der "Primavera" zu überzeugen wusste.

Danach erkrankte Van Aert jedoch an Corona und musste auf die Flandern-Rundfahrt und das Amstel Gold Race verzichten. Bis zuletzt war auch unsicher, ob er an der 119. Auflage von Paris-Roubaix würde teilnehmen können.

Zwar erhielt Van Aert von den Teamärzten schließlich Grünes Licht, doch sind die Rollen vertauscht. Der Belgische Meister trifft bei der "Königin der Klassiker" auf einen van der Poel in Topform, der Dwars door Vlaanderen und kurz darauf die Flandern-Rundfahrt gewann sowie Vierter beim Amstel Gold Race wurde.

Als Debütant belegte Mathieu van der Poel im vergangenen Herbst den dritten Platz im berühmten Velorome von Roubaix. | Foto: Cor Vos

Während van der Poel, der als Debütant im vergangenen Jahr auf Rang drei im Velodrome von Roubaix landete, aussichtsreicher Kandidat auf den Pflasterstein ist, scheint fraglich, ob Van Aert am Sonntag um den Sieg wird kämpfen können. Jumbo - Visma kündigte bereits an, dass der 27-Jährige, der am 3. Oktober 2021 bei der denkwürdigen Schlammschlacht in Roubaix Siebter geworden war, diesmal für den Franzosen Christophe Laporte Helferdienste verrichten werde.

Die Favoriten

So gilt der nur wenige Monate jüngere van der Poel wie schon beim Amstel Gold Race als großer Favorit. Bei seinem Heimrennen wurde der viermalige Crossweltmeister allerdings "geknackt". Mit Michal Kwiatkowski (Ineos Grenadiers) Kasper Asgreen (Quick-Step Alpha Vinyl), Stefan Küng (Groupama - FDJ) und Dylan Teuns (Bahrain Victorious) wird sich van der Poel auch im Norden Frankreichs mit vier seiner zehn Konkurrenten aus dem Amstel-Finale auseinandersetzen müssen.

In die Riege der chancenreichen Fahrer reihen sich einige Spezialisten ein. Alexander Kristoff (Intermarché - Wanty - Gobert), Jasper Stuyven und Mads Pedersen (beide Trek - Segafredo) hatten auf das Amstel verzichtet, Mailand-Sanremo-Gewinner Matej Mohoric (Bahrain Victorious) und Matteo Trentin (UAE Team Emirates) hatten die Spitzengruppe verpasst, wollen nun aber wieder voll angreifen.

Gespannt sein darf man auf Filippo Ganna (Ineos Grenadiers), der wie geschaffen ist für flache Kopfsteinpflasterrennen. Der Italiener ist aber nur eine Karte, die sein Team wird spielen können. Der 31-jährige Kwiatkowski gewann zuletzt zum zweiten Mal das Amstel Gold Race. Mit den jungen Magnus Sheffield und Ben Turner treten zwei der drei Fahrer an, die zur Wochenmitte den Pfeil von Brabant dominierten. Ihre Cross-Erfahrung kann auch in der "Hölle des Nordens" von Vorteil sein. Hinzu kommt Dylan van Baarle, der die Flandern-Rundfahrt als Zweiter beendete.

Damit gilt Ineos Grenadiers als das stärkste Team und löst sozusagen Quick-Step in dieser Rolle ab. Das belgische Team feierte bei der Paris-Roubaix nicht weniger als zwölf Siege in den vergangenen 30 Jahren, beim Triumph von Servais Knaven 2001 brachte man sogar vier Fahrer unter den besten Fünf. Zwar ließ diese Dominanz zuletzt etwas nach, dennoch stellten die Belgier regelmäßig die beste Mannschaft. Diesmal allerdings scheint nur Asgreen in der Lage, ganz vorn ein Wort mitzureden. Florian Senechal, Zdenek Stybar und Yves Lampaert dagegen haben nicht die nötige Formnachweise liefen können, um als Mitfavoriten gelten zu können.

Wout Van Aert sicherte sich am 3. Oktober 2021 im Sprint der Verfolger den siebten Platz bei Paris-Roubaix. | Foto: Cor Vos

Die ehemaligen Sieger

Mit Niki Terpstra (TotalEnergies, 2014), John Degenkolb (DSM, 2015), Greg Van Avermaet (AG2R - Citroën, 2017) und Philippe Gilbert (Lotto Soudal, 2019) werden vier ehemalige Sieger in Compiègne am Start stehen. Keiner von ihnen dürfte eine Chance auf einen weiteren Pflasterstein haben. Titelverteidiger Sonny Colbrelli (Bahrain Victorious) befindet sich nach einem Herzstillstand, den er bei der Auftaktetappe der Katalonien-Rundfahrt erlitten hatte, derzeit in der Rehabilitation.

Die deutschsprachigen Fahrer

Obwohl Degenkolb zuletzt ansteigende Form zeigte und mit dem 18. Platz bei der Flandern-Rundfahrt sein bestes Saisonergebnis erzielte, ist der 33-jährige Oberurseler nur ein Außenseiter. Ähnliches gilt für Nils Politt (Bora - hansgrohe). Der Zweitplatzierte von 2019 fährt krankheitsbedingt seiner Topform hinterher und konnte bisher nur nach einer langen Flucht als Fünfter bei Dwars door Vlaanderen punkten. Die Gruppe des Tages wäre darum eine Option für den 28-Jährigen - ob Politt von den anderen Teams diese Freiheit bekommt, ist allerdings fraglich.

Der gleichaltrige Küng dagegen befindet sich in Hochform. Nach Top-6-Platzierungen bei der E3 Saxo Bank Classic, Dwars door Vlaanderen und der Flandern-Rundfahrt wurde der kräftige Schweizer vor einer Woche überraschend auch noch Achter beim Amstel Gold Race. In Roubaix sollte Küng seine Stärken voll ausspielen können.

Insgesamt werden am Sonntag zwölf Deutsche, acht Schweizer, zwei Luxemburger und mit Marco Haller (Bora - hansgrohe) ein Österreicher in Compieggne starten.

Die Strecke

Die Strecke dieses Jahres ist weitgehend identisch mit der aus dem vergangenen Herbst. Das Feld muss 257 Kilometer absolvierren, 54,8 davon führen auf insgesamt 30 Sektoren über Kopfsteinpflaster. In Folge einer Änderung bei Cambrésis sind das 300 Meter mehr als beim letzten Mal. Die erste Kopfsteinpflasterpassage steht nach rund 100 Kilometern an.

Bei der 119. Auflage des Frühjahrsklassikers müssen die Fahrer fast 55 Kilometer über Kopfsteinpflaster zurücklegen. | Foto: Cor Vos

Die bekanntesten Sektoren sind Trouée d’Arenberg, Mons-en-Pévèle und Carrefour de l’Arbre, die allesamt von der A.S.O. mit fünf Sternen ausgezeichnet sind. Die längsten Kopfsteinpfasterpassagen sind Quiévy à Saint-Python und Hornaing à Wandignies mit jeweils 3.700 Metern.

Die 30 Sektoren (in Klammern die Entfernung zum Ziel)

30. Troisvilles à Inchy (161km) - 2.200m - ***
29. Viesly à Quiévy (154km) - 1.800m - ***
28. Quiévy à Saint-Python - (152km) 3.700m - ****
27. Saint-Python (147km) - 1.500m - **
26. Haussy à Saint-Martin-sur-Écaillon (141km) - 800m - **
25. Saint-Martin-sur-Écaillon à Vertain (136km) - 2.300m - ***
24. Capelle à Ruesnes (130km) - 1.700m - ***
23. Artres à Quérénaing (121km) - 1.300m - **
22. Quérénaing à Maing (119km) - 2.500m - ***
21. Maing à Monchaux-sur-Écaillon (116km) - 1.600m - ***
20. Haveluy à Wallers (103km) - 2.500m - ****
19. Trouée d’Arenberg (95km) - 2.300m - *****
18. Wallers à Hélesmes (89km) - 1.600m - ***
17. Hornaing à Wandignies (82km) - 3.700m - ****
16. Warlaing à Brillon (75 km) - 2.400m - ***
15. Tilloy à Sars-et-Rosières (71km) - 2.400m - ****
14. Beuvry à Orchies (65km) - 1.400m - ***
13. Orchies (60km) - 1.700m - ***
12. Auchy à Bersée (54km) - 2.700m - ****
11. Mons-en-Pévèle (48km) - 3.000m - *****
10. Mérignies à Avelin (42km) - 700m - **
9. Pont-Thibault à Ennevelin (39km) - 1.400m - ***
8. Templeuve (L’Épinette) (33km) - 200m - *
8. Templeuve (Moulin-de-Vertain) (33km) - 500m - **
7. Cysoing à Bourghelles (26km) - 1.300m - ***
6. Bourghelles à Wannehain (24km) - 1.100m - ***
5. Camphin-en-Pévèle (19km) - 1.800m - ****
4. Carrefour de l’Arbre (17km) - 2.100m - *****
3. Gruson (14km) - 1.100m - **
2. Willems à Hem (8km) - 1.400m - ***
1. Espace Charles Crupelandt - (1km) 300m - *

Mehr Informationen zu diesem Thema

18.04.2022Groß: Kein Armbruch, aber eine schwere Schulterverletzung

(rsn) – Der von seinem Team schnell gemeldete Armbruch nach seinem Sturz bei Paris-Roubaix bewahrheitete sich für Felix Groß (UAE Team Emirates) glücklicherweise nicht. Doch auch die neue Diagnos

18.04.2022Ineos Grenadiers fuhr von vorne den Sieg in Roubaix ein

(rsn) - Vom ersten bis zum letzten Kilometer müssen die Leader der Mannschaften aufmerksam sein, wollen sie ein großes Rennen gewinnen. Dies verdeutlichte der Sieg von Dylan van Baarle beim 119. Par

18.04.2022Devriendt lieferte in Roubaix das Rennen seines Lebens ab

(rsn) – Auch wenn Ineos Grenadiers das dominante Team beim 119. Paris-Roubaix war und nach 257 Kilometern im Velodrom von Roubaix mit Dylan van Baarle den verdienten Sieger stellte: Besonders beein

18.04.2022Highlights des 119. Paris-Roubaix im Video

(rsn) - Dylan van Baarle hat dem britischen Team Ineos Grenadiers den ersten Sieg bei Paris-Roubaix (1.WT) beschert. Der 29-jährige Niederländer, zuletzt bereits Zweiter der Flandern-Rundfahrt, ents

18.04.2022Van der Poel: “Ich war am Ende wirklich kaputt“

(rsn) - Auch die 119. Ausgabe von Paris-Roubaix bot spektakulären Radsport. Bei bestem Frühlingswetter entwickelte sich nach einer Teilung im Feld schon früh ein spannendes Rennen, das nach einem S

17.04.2022Van Baarle hat bei Paris-Roubaix den größten Motor

(rsn) – Nach einem 19 Kilometer langen Solo konnte Dylan van Baarle (Ineos Grenadiers) bei der 119. Ausgabe von Paris-Roubaix seinen ersten Sieg in einem Monument feiern. Der Niederländer setzte si

17.04.2022Guilty76 motiviert Degenkolb vor seinem Sektor

(rsn) - Auch in diesem Jahr sind die Künstler von Guilty76 wieder bei Paris-Roubaix unterwegs. Direkt vor dem Sektor 17 in der Gemeinde Horaing, der nach John Degenkolb benannt ist, malten sie ihren

17.04.2022Degenkolb fuhr Paris-Roubaix ohne die neue “Luftpumpe“

(rsn) - Nicht wenige warteten gespannt darauf, wie sich die neue "Luftpumpe" von Scope Atmoz bei Paris-Roubaix bewähren würde. Doch das Team DSM verzichtete auf den Einsatz des Systems, das den Reif

17.04.2022Kasper und Jumbo - Visma bei Paris-Roubaix im Pech

(rsn) – Einen Tag zum Vergessen durchlebte das niederländische Team Jumbo – Visma beim 2. Paris-Roubaix der Frauen . Am Freitag noch war das Team um Marianne Vos hoch favorisiert. Doch am Samstag

17.04.2022Van der Poel: “Eine komplizierte Sache, hier zu gewinnen“

(rsn) - Der Frühjahrsklassiker Paris-Roubaix wird nach der Corona bedingten Verschiebung in den Herbst 2021 diesmal wieder im April stattfinden. Am Ostersonntag gilt Mathieu van der Poel (Alpecin - F

17.04.2022Vorschau auf die Rennen des Tages / 17. April

(rsn) - Welche UCI-Rennen stehen heute auf dem Programm, wie sieht die Streckenführung aus, welche Fahrer und Teams stehen am Start und wer sind die Favoriten? Wir geben Ihnen kompakt und übersichtl

17.04.2022Teutenberg nach Sticky Bottle: “Tut mir unendlich leid für Elisa“

(rsn) – Trek – Segafredo hat Paris-Roubaix auch bei der zweiten Auflage des Frauenrennens dominiert. Nach dem überragenden Solo-Sieg von Lizzie Deignan im vergangenen Oktober setzte sich diesmal

Weitere Radsportnachrichten

02.07.2025Evenepoel: “Auch bei dieser Tour geht es um Geduld“

(rsn) – Vor seiner zweiten Tour de France gibt sich Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) vorsichtig optimistisch. Nachdem er beim Critérium du Dauphiné gegen Tadej Pogacar (UAE – Emirates –

02.07.2025Thomas will bei seiner Abschieds-Tour nochmals alles geben

(rsn) – Als letztes der 23 Teams hat nun auch Ineos Grenadiers sein Aufgebot für die am 5. Juli in Lille beginnenden 112. Tour de France bekannt gegeben. Der britische Rennstall, der seit 2019, als

02.07.2025Die Teams für die 112. Tour de France

(rsn) – Nach drei Auslandsstarts in Folge (Kopenhagen, Bilbao, Florenz) beginnt die Tour de France erstmals seit dem Jahr 2021 wieder in ihrem Heimatland. Am 5. Juli werden im nordfranzösischen Lil

02.07.2025Giro-Zweiter Del Toro startet bei der Tour of Austria

(rsn) – Es hatte sich bereits angedeutet, aber jetzt wurde von den Organisatoren offiziell bestätigt: Auch der Giro-Zweite Isaac Del Toro (UAE – Emirates - XRG) wird am 9. Uli am Start der Tour o

02.07.2025Giro d`Italia Women im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Erstmals bereits 1988 ausgetragen, zählt der Giro d`Italia Women zu den traditionsreichsten Rennen im Frauenkalender. Radsport-news.com blickt auf die letzten zehn Austragungen der aktuell

02.07.2025Keine Bonussprints bei der Tour de France 2025

(rsn) – Bei den letzten Ausgaben der Tour de France konnten die Fahrer nicht nur im Ziel, sondern auch unterwegs an einigen ausgewählten Stellen Bonussekunden sammeln. Zur diesjährigen 112. Ausgab

02.07.2025Die fünf schweizerischen Starter bei der 112. Tour de France

(rsn) – Mehr als fünf Schweizer bei einer Tour de France gab es zuletzt 2021. Damals waren sechs Eidgenossen am Start des größten Radrennens der Welt. Das ist immer noch weit weg vom Rekordjahr 1

02.07.2025Die drei österreichischen Starter bei der 112. Tour de France

(rsn) – Vom kleinen Zwischenhoch, das 2022 und 2023 gleich sechs österreichische Tour-Starter lieferte – und damit fast so viele wie aus Deutschland – haben sich die Fahrer aus der Alpenrepubli

02.07.2025Das Reglement der Tour de France auf einen Blick

(rsn) – Jeder Radsportfan kennt die Wertungstrikots und weiß meist auch, was sie symbolisieren. Das Gelbe Trikot geht an den Zeitschnellsten, das Grüne an den Punktbesten, das Gepunktete an den F

02.07.2025Das Preisgeld: Wie viel gibt´s wofür bei der Tour de France 2025?

(rsn) - Von Lille nach Paris - über 21 Renntage, zwei Ruhetage und 3338 Kilometer - das ist die Tour de France 2025. Mehr als 80 Stunden Rennzeit werden die Fahrer auf ihrem Weg durch Frankreich im

02.07.2025Die Aufgebote für den 36. Giro d´Italia Women

(rsn) – Mit dem Giro d’Italia Women (6. – 13. Juli / 2.WWT) steht einen Tag nach dem Start der Tour de France der Männer die zweite Grand Tour der Frauen an. Die 36. Ausgabe der Italien-Rundfa

01.07.2025Red Bull - Bora - hansgrohe im Sondertrikot zur Tour de France

(rsn) - Das Team Red Bull - Bora - hansgrohe wird in einem Sondertrikot zur 112. Tour de France antreten. Zu Ehren der ´Grande Nation´ tauscht der deutsche WorldTour-Rennstall sein normales Trikot f

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Course de Solidarnosc (2.2, POL)
  • Sibiu Tour (2.1, ROU)